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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1870
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1870-12-07
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1870
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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dieser Bezeichnung gar nicht mehr kennen. Unter den Gelehrten jener Zeit spielten die Disputationen und Dissertationen eine nicht geringe Rolle, und sic wurden im Buchhandel vielfach begehrt; in Leipzig war cs die Goethe'sche Buchhandlung, die diesen Zweig ganz besonders cultivirte und an die man sich in solchen Fällen wandte, wie heute an Calvary L Co. in Berlin. Der 3. Jahrgang ändert auf dem Titel den „Dispütenhändler" in „Disputationshändler". Nr. 1 des ersten Jahrganges bringt keinerlei Einleitung und enthält nur Bücheranzcigcn und Büchergesuche bunt durcheinander ohne jede Ordnung. In einer Nachschrift zeigt die Redaclion an, daß mehrere Gelehrte sich für das Blatt interessiren und abonnirt hätten. Dagegen scheine» Beschwerden cingelanfen zu sein, denn in Nr. 1l erklärt Krieger, daß das Blatt durch ihn in keine profanen Hände käme. In Nr. 3 beginnen die Klagen über Schleuderei, die sodann eine stehende Rubrik bleiben. In Nr. 6 spricht sich auch Horvath über dies Thema aus; worauf in Nr. 7 Krieger einen Anhang zu diesem Aussatze liefert, den man als ziemlich grob bezeichnen darf; er nennt die Schleudern ,,wanv»i8 snjot»" und unter diese rechnet er ferner Diejenigen, welche den Nachbarn die Kunden abzulaufen suchen. „Ich kenne dergleichen Spürhunde, die den Boten Packete von mir aus den Händen gerissen haben, nm Adressen zu erfahren." In Nr. 9 klagt Ragoczy in Prcnzlan über Spälhen in Berlin, der an Kunden 25 hh Rabatt gebe; in derselben Nummer wird erzählt, daß Sattler in Stuttgart den Privaten seinen Verlag billiger als dem Sortimenter liefere. In Nr. 15 wird von Reclam und Hart mann in Leipzig erzählt, daß sie ebenfalls an Private» ihren Verlag zum Nettopreise lieferten, wogegen sie sich in Nr. 18 verantworten. In Nr. 19 werden I. Palm in Erlangen und die Diekerichsche Buch handlung in Göttingen gleicher Schlcuderci bezichtiget; Palm weist diese Anklage zurück in Nr. 26, in Nr. 33 aber verspricht der Ankläger Beweise vorzulegen. In Nr. 24 klagen Kasseler Hand lungen über die Gleditsch'schc Buchhandlung in Leipzig, deren Reisende den Privaten 25 9b Rabatt versprechen, in dir. 25 Wird von weiterer Schleuderei dieser Handlung berichtet; in Nr. 28 verantwortet sich die Angeklagte, wird aber von Krieger widerlegt und zwar ziemlich grob; Gleditsck bietet 100 Ducaten an die Leipziger Armen zu zahlen, wenn ihm ein Fall von Schlcuderci nachgewicsen werden könne, Krieger behauptet es thun zu können und weist auf die Anklage in Nr. 25 hin. In Nr. 28 werden in einem anonymen Artikel Doll, Vcith Nieger, Bölling und Kranzfeldcr in Augsburg auch der Schleuderet mit ihrem Verlage bezichtiget, sie werden „General-Ruiniairs" genannt; die Redaetion macht dazu Anmerkungen, die heute nicht mehr in allen Thcilen ver ständlich sind; es scheint, als ob sich in der Ostermcssc 1818 ein kleiner Verein von Sortimentern gebildet habe, der der Schleuderet und dem Reiseunwescn der Verleger entgegentrcten wolle. In Nr. 33 bestätigt ein Artikel diese Vcrmuthung; ein Comitö von 16 Firmen ist beauftragt, um diesen Verein durch Statuten und Vor schläge zu consolidiren. Horvath in Potsdam aber klagt darüber, daß dies Comits bis jetzt noch nichts gcthan habe, was nutzbringend sei. In Nr. 39 ist ein Schreiben des N. Conrector Keßler zu Roßleben abgedruckt, nach welchem Reclam in Leipzig 6 Gr. Rabatt bewilligt, ebenso Cnobloch in Leipzig, beide Schreiben sind von Voigt in Il menau eingesandt. Voigt hatte sich an beide beschwerend gewandt; Reclam hatte nicht geantwortet, Cnobloch's Antwort, die abgedruckt ist, gesteht es zu, entschuldigt sich aber mit der allgemeinen Schleu deret, die in Leipzig zu Hause sei. In Nr. 45 bringt W. (Wcsener ?) in Paderborn eine Anklage, daß die Seidel'sche Buchhandlung in Sulzbach den Seminaristen in P. einen ihrer Verlagsartikcl mit sh Rabatt anbietc; Krieger berichtet in derselben Nummer, daß die Rittcr'sche Buchhandlung in Wiesbaden alles franco nach Dillen- burg mit 20 hg Rabatt liefere. Die Beschwerden, daß Private, namentlich damals Postsccrctärc, Buchhandel treiben, kommen auch vor; so erzählt ein Sortimenter von Frankfurt a/M. in Nr. 16, daß ein Postsccretär Schneider in Thal Ehrenbreitenstein ein Verzeichniß von Taschenbüchern vertheile, in dem die Preise billiger angesetzt seien; ferner, daß eine preußische Handlung einer Leihbibliothek von allen Schriften 30 hh Rabatt angeboten habe, und in Nr. 21 wird ein Postsecretär Stephan in Koblenz als Scitenstück zu Schneider genannt. In Nr. 31 klagt Cröker in Jena auch über die Winkclpraris der Postsccretäre. An Klagen über Schleuderet fehlte es also vor 50 Jahren auch nicht, ebenso wenig wie an solchen über überhandnchmende Concur- rcnz; während aber die erstcren schon gleich in den ersten Nummern anheben, finden wir über das letztere Thema in Nr. 38 die ersten Lamentoartikel; keine Woche verginge fast ohne ein neues Etablisse mentscircular*). Elberfeld habe lange nur eine Buchhandlung ge habt, jetzt drei; Aachen hätte früher nicht einen einzigen soliden Buch händler gehabt, bis Mayer sich zuerst einen Wirkungskreis dort ge schaffen hätte, nun habe sich noch ein zweiter etablirt — würde Mayer da mit Ehren weiter bestehen können? Schließlich werden die Ver leger gewarnt, solchen jungen Etablissements Credit zu geben. In Nr. 46 und 47 ist ein Aussatz: „Bemerkungen wie es war und jetzt ist", der in den Schlußzeilen des ersten Satzes sagt: „es wäre doch sehr wünschcnswerth, wenn die altenZeiten wieder hergezaubcrt werden könnten". Weiter wird nun über die große Menge, neuer Etablissements geklagt und die Meinung ausgesprochen, daß bald in kleinen Landstädtchcn, ja selbst inDörfern Buchhandlungen sein wür den, die öffentlichen Blätter und selbst politische Zeitungen würden sich nach Beilagen umschcn müssen, nm die Anzeigen von herabge setzten Büchern aufzunehmen. Es wird ferner geklagt, daß der Buch handel nur Kommissionshandel jetzt sei, „La kann nun freilich aus jedem Abdecker ein Buchhändler werden"! Weiter klagt der Ver fasser über das Unwesen, Reisende auszuschicken rc. Diesen Klagen gegenüber rechtfertigt in der im Ganzen sehr reichhaltigen Doppel- nummcr 48 und 49 Varnhagen in Schmalkalden, der gleichzeitig Apotheker daselbst war und sich durch dieselben wohl getroffen fühlte, sein Etablissement. „Der Hauptzweck meines Etablissements", heißt es, „war, mir auf eine angenehme und zugleich belehrende Art ge schäftslose Stunden abzukürzen. Diesen Zweck habe ich so ganz er reicht, daß mir nichts mehr zu wünschen übrig bleibt. Jede müßige Stunde widme ich auch jetzt diesem Geschäft, ich fördere dadurch manches Gute, und werde, was ich dankbar anerkenne, von vielen achtbaren Biedermännern großmüthig unterstützt." Weiter läßt er sich noch über Len Nachdrucksvertrieb aus, beklagt den selben sehr und meint, wenn jeder Buchhändler darüber so dächte wie er, würde bald kein Nachdruck mehr cristiren, und man brauche die Hilfe der Regierungen gar nicht. Es sei aber zu beklagen, daß gelernte Buchhändler, und sogar die Leipziger Handlungen, sich da mit befaßten. Krieger macht zu diesen Erpectorationen wieder seine Anmerkungen und nennt darin die Leute, die wie Varnhagen nicht gelernte Buchhändler, Stümper. Die Motive Varnhagen's zu seinem Etablissement sind so chrcnwerth, daß wir ihnen unsern Bei fall wohl kaum versagen können. Auch in Cottbus war in derselben Zeit der Apotheker Bertrand auf gleiche Ideen gekommen und hatte, da damals die ganze, jetzt mit Buchhändlern mehr als zu reichlich versehene Niedcr-Lausitz um zwei Buchhändler, in Lübben und Sorau, besaß, dort neben seiner Apotheke eine Buchhandlung ein gerichtet, die dann in die Hände von Ed. Meyer überging. In der selben Doppelnummer berichtet eine Mittheilung aus Leipzig, daß eine Anzahl dortiger Buchhändler zusammengetreten, um dem über- handnchmenden Schleudcrwescn der Leipziger ein Ziel zu setzen, und das betreffende Aktenstück, mit 53 Unterschriften versehen, wird mit- getheilt. Nach demselben verpflichten sich die Unterzeichner, nicht *) 1869 brachte ein Wochenbriefpacket 8, sage acht, dergleichen!
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