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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.10.1881
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1881-10-05
- Erscheinungsdatum
- 05.10.1881
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- Deutsch
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Gallerten wie Dresden, Hamburg, das Belvedäre in Wien, die Nationalgallerie in Berlin und viele städtische Sammlungen, wie Breslau, Königsberg :c. haben es sich in neuerer Zeit zur Aus gabe gemacht, wahrhaft gute und große Schöpfungen festzu halten, und wetteiferten in neuerer Zeit vielfach mit einander um Namen wie Makart, Max, Defregger, Fritz August Kaul- bach, Lenbach, Feucrbach, Grützner, Ernst Zimmcrmann, Piloth rc. Ueber die Preise im Handel mit Originalen ließe sich ein eigenes Opus schreiben, es soll hier nur auf die pecuniären Er folge hingedeutct werden, die von einzelnen Künstlern auch nach dem großen Krach errungen werden, Preise, über die Rubens, Rcmbrandt, van Dyck ihr Lockenhanpt schütteln würden, wen» sie heute wieder unter uns treten könnten. Freilich hatte das Geld damals ja einen weit höheren Werth und 1000 Gulden für ein Gemälde zu Rembrandt's Zeiten war eine große Summe, die aber doch nicht im Verhältniß steht zu heutigen Wcrthen. Ein gut gemalter Rubens kostete damals 5 bis 10,000 fl., heute haben wir es erleben müssen, daß sür einen stark angczwcifeltcn, höchst fragwürdigen und jedenfalls schlechten Rubens von der Berliner Gallerieverwaltung 200,000 M. gezahlt worden sind. Die jetzigen Helden des Tages werden einen solchen pecuniären Nachruhm nicht erringen, wir haben schon jetzt an Wilhelm von Kaulbach, Schwind, Cornelius, Rainbcrg re. erleben müssen, daß mit ihrem Tode die Nachfrage nach ihren Schöpfungen auf hörte, und auch von den lebenden Künstlern, die sich der liebens würdigsten Popularität erfreuen, darf man annehmen, daß sie nur ihrer Zeit, dieser aber ganz angehören. Es ist nämlich eine bcachtenswerthe Erscheinung, daß die meisten lebenden Künstler von Ruf sich mit einer pietätvollen Hingabe an die Vorbilder der alten Meister halten, sie belauschen dabei die Farbentechnik, studiren die Mache und Grundirung der Leinwand, athmen den Geist derselben mit anerkennenswerthcm Eifer und erreichen, ja übertrefsen ihre Vorbilder. Ob aber die heutige Chemie der Farben in ihrer Mischung so standhalten wird gegenüber der einfachen Mischung jener Zeit, das ist eine Frage, welche die jetzige Generation nur befürchten, das kommende Jahrhundert erst beantworten kann; gewiß ist heute, daß ein mit den ein fachsten Mitteln gemaltes Rembrandt'sches Halbdunkel damals eine ganz andere, hellere Nuance zeigte. Wie werden dann erst die Bilder der jetzigen Generation nachgedunkelt haben, da sie mit Asphalt und Siccativ gemalt, vonHause aus den imitirten Farbenton der Alten zeigen, ja die künstlich schmutzigen Pasten wiedergeben, welche sonst nur durch der Zeiten Lauf, durch Einwirkung von Staub, Licht, Lust und Feuchtigkeit hervorgebracht werden, und welche auch das gerühmte und bewährte Pettenkoser'sche Restau rationsverfahren nicht völlig beseitigen kann; denn dieses Ver fahren, bestehend darin, daß man die horizontale Bildfläche einer mit Spiritus getränkten Filzfläche zuwendet und letzteren ver dampfen läßt, bringt wohl die ursprüngliche Frische (etwa wie ein frisch gefirnißtes Bild), aber niemals den ursprünglichen Farbenreiz zurück, wenn auch ein jahrelanger Staub aus den Poren der Leinwand verjagt werden mag und die Farben einen gewissen Schmelz sür kurze Zeit wiedererlangen können. Hiernach darf man fragen, ob die hohen Preise wohl der ungewissen und zweifelhaften Zukunft eines Bildes entsprechen, das nicht für die Gegenwart allein gemalt, sondern auch in fernen Zeiten noch die Gallerten unserer Nachkommen schmücken soll. Und hier möge nun Einiges über die heutigen Preise folgen. Makart bewegt sich mit seinem bekannten größeren Compositionen zwischen 50 bis 70,000 M. (nicht Gulden, wie man übertrieben vielfach in den Zeitungen ausgesprengt). Ludwig Knaus bewegt sich zwischen 30—40,000 M., doch soll seine bekannte heilige Fa milie, welche er für die verstorbene Kaiserin von Rußland ge malt, 75,000 M. gekostet haben. Annähernd gleiche Preise er zielten Leibl, Siemiradzky, Adolf Menzel, G. Max, Wilhelm Diez, Defregger, Vauticr, Kurzbauer, Carl von Piloth, Lenbach. Zwischen 8, 10 und 15,000 M. bewegen sich Grützner, E. Zim mermann, Lossow, Loefstz, Holnberg, und wie schnell die Leistungen einzelner Künstler im Preise cmporschnellen, beweisen Fritz August Kaulbach's zierliche und geistvolle Studienköpfe, sür welche ich vor sechs Jahren 150 bis 300 Gulden zahlte und die jetzt aus der Hand des schnell berühmt gewordenen Meisters nicht unter 3500 bis 4000 M. zu haben sind. Daß für das Genre und histo rische Fach, welche aus nationalem Boden wurzeln, größere Preise gezahlt werden, als sür Landschaften, ist bekannt. Die ersten Landschafter Lier, Wenglcin, Baisch, Schönleber, Willroider, An dreas und Oswald Achenbach re. bewegen sich zwischen 6 bis 10,000 M., die Thiermaler Braith, Zügel, Voltz, Meyerheim zwischen 2 bis 4000 M. Etwa im gleichen Verhältniß stehen die Preise der Handzeichnnngen, wobei aber zu bemerken ist, daß viele der tüchtigsten Künstler absolut keine Zeichnungen machen können. Defregger hat niemals einen Bleistift in die Hand ge nommen, die Genialität sitzt eben in dem kräftig eingetauchten Pinsel, und Manche, denen eine gute Federzeichnung wohl ge lingen könnte, haben weder Muth noch Lust dazu; eine rühm liche Ausnahme machen Diez, Fritz August Kaulbach, Menzel, Passini, deren Originalzeichnungen zu erlangen schon ein kleines Capital erfordert. Adolf Menzel, der mit seiner Nüchternheit lieber häßlich als unwahr erscheinen will, nimmt überhaupt in der Kunst eine eigenthümliche Sonderstellung ein; er ist der be gabteste, aber auch wohl der eigensinnigste Naturalist der Gegen wart, ein Künstler, dem der zu behandelnde Gegenstand Neben sache; es beseelt ihn nicht das Was, sondern das Wie der Mache und es will uns oft unfaßbar und wunderlich erscheinen, wenn eine einfache Tuschzeichnung, ei» keck hingeworsencs Aquarell von Menzel, ans dem flüchtigen und unbelauschten Rahmen des Werk- taglcbcns herausgerissen, dessen Figuren uns in sehr naturalistischer Weise den Rücken tuenden, auf dem Künstmarkt augenblicklich eine Rolle spielen wie Blätter von Meissonnier und Fortuny. Man darf solche Raritäten sehr passend mit dem oben gebrauchten Ausdruck „Tulpenzwiebel" bezeichnen. Ich besitze z. B. augen blicklich ein getuschtes Blatt von Menzel, darstellend drei Figuren in ihrem Arbeitsanzug mit der niedrigsten Straßenarbeit beschäf tigt, welches einen Werth von 2000 M. repräsentirt; Aquarellen von Menzel aber, deren Gegenstand oft nur äußerst wenig Sym pathie in einem idealen Gcmüth erwecken kann, werden in Paris und London mit 5 bis 6000 Francs bezahlt. Das hat man sich, als Menzel das Leben Friedrich's des Großen von Kugler mit geistreichen Federzeichnungen illustrirte, auch noch nicht träumen lassen. So geht die Kunst ihre eigenen und eigen sinnigen Wege und der Kunsthandel gleicht in dieser Sphäre einem Labyrinth, dessen Jrrgängc und Wandlungen oft zu den wunderlichsten Trugschlüssen führen können. (Fortsetzung folgt.) Pcrsonalnachrichtcn. Bei der Prämiirung auf der Schlesischen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Breslau 1881 wurden folgenden Buch- Händler-Firmen Preise zuerkannt: a) goldene Ausstellungs-Medaille: W. G. Korn in Breslau; b) bronzene Staats-Medaille: E. Trewendt und Prie- batsch's Buchhandlung in Breslau; o) silberne Ausstellungs-Medaille: I. Hainauer, Ferd. Hirt's und S. Schottlaender in Breslau; ck) bronzene Ausstellungs-Medaille: I. u. Kern's Verlag ! und E. Morgenstern in Breslau.
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