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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1903
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- 1903-01-03
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- 03.01.1903
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72 Nichtamtlicher Teil. 2, 3. Januar 1903. Nichtamtlicher Teil Die Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig 1833—1903. L Der Leipziger Buchhandel eröffnet das neue Jahr mit einem Fest. Er feiert in diesen Tagen, heute und morgen, das fünfzigjährige Bestehen der vom Verein der Buch händler zu Leipzig gegründeten und mit Sorge von ihm gepflegten Buchhändler-Lehranstalt. Mit Sorge, denn es ist sein Schmerzenskind. Erst die letzten Jahrzehnte haben es fester auf die Füße gestellt, als es bis dahin hatte ge lingen wollen. Hat es doch von Anbeginn an unter der ablehnenden Haltung vieler Prinzipale zu leiden gehabt und sind doch (bei der großen Ungleichheit der Vorbildung) in der erfolgreichen Erteilung des Unterrichts die größten Schwie rigkeiten zu überwinden gewesen und auch heute noch zu Überwinden! Auch äußere Hindernisse, Zeit und Ort der Schulhaltung, waren der Entwicklung abträglich. Deren letzt erwähntes ist jetzt mit dem Einzug der Lehranstalt in das Deutsche Buchhändlerhaus nunmehr gründlich und auf die Dauer beseitigt. Es darf mit Vertrauen erwartet werden, daß auch manches andre immer noch vorhandene Hindernis von der an Alter, Erfahrung und Ansehen nun schon ge reisten Jubilarin im Lauf weiterer Jahre überwunden wird. Schon Friedrich Perthes hatte 1840 im Börsenverein die Errichtung einer buchhändlerischen Fachschule in Leipzig angeregt, und Georg Wigand hatte 1841 mit gleichem Miß erfolg seine Anregung wiederholt. Erst Friedrich Fleischer gelang es, in richtiger Erkenntnis der örtlichen und sachlichen Grenzen das Unternehmen ins Werk zu setzen. Im März 1852 trat er mit seinem Plan an den Verein der Buchhändler zu Leipzig heran, und am 3. Januar 1853 begann der Unterricht, nachdem am 2. Januar ein festlicher Akt voran- gegangen war. Friedrich Fleischer hatte richtig erfaßt, daß der Unterricht in engen Grenzen gehalten werden müsse, und daraus ergab sich ohne weiteres die Beschränkung auf Leipzig, wo man gewohnt ist, die jungen Leute möglichst frühzeitig ins praktische Geschäft zu stellen. Der große Vorzug bleibender Aufmerksamkeit und Frische, strenger Gewöhnung an Pünkt lichkeit, an schnelle, sorgfältige und ausdauernde Arbeit, der diesen jungen Leuten eigen ist und ihnen auch im Alter bleibt, macht sich in der geschäftlichen Praxis oft bemerkbar; freilich aber fehlt diesen jungen Buchhändlern zunächst ein Teil von Kenntnissen, wie sie in den höhern Schulklassen er worben werden und für den eigentlichen Buchhandel nicht entbehrt werden können. Diesen Mangel auszugleichen durch planmäßigen Unterricht und durch Anregung und Anleitung zu eigner Weiterbildung, die Ergänzung fehlender Kenntnis von Sprachen oder andrer Wissensgebiete zu schaffen, ist bisher die erfolgreich gelöste Aufgabe der Lehranstalt gewesen und wird es weiterhin sein. Freilich sind auch die Ziele und der Umfang des Unter richts im Lauf der Jahre sehr bedeutend erweitert worden. Der beschränkte Lehrplan Friedrich Fleischers (Französisch, Englisch, Literaturgeschichte, kaufmännische Ordnung und Usancen) ist von dem jetzigen weit überholt worden. Noch weitergehende Pläne und Versuche, die u. a. auch Lateinisch und Griechisch in den Unterricht einbezogen hatten, ja sogar eine förmliche Buchhändler-Akademie im Auge hatten, sind alsbald wieder aufgegeben worden. Das mag als richtig erachtet, darf aber auch bedauert werden. Denn erst der gewissenhafte Besuch einer in Lehrplan und Stundenzahl erweiterten Buchhändler- schnle wird in Verbindung mit der Lehre im praktischen Geschäft die Möglichkeit gewähren, allgemeiner, als es bisher geschieht, die jungen Leute frühzeitig der vielen von ihnen verleideten Schulbank zu entziehen und unserm Nach wuchs die Frische, Bescheidenheit und Bildsamkeit zu bewahren, an denen es »höhern Semestern« leider bisweilen gebricht. Der jetzige Lehrplan umfaßt folgende Fächer: Deutsche Sprache, National- und Weltlitteratur, französische und eng lische Sprache, Rechnen, Buchführung, Encpklopädie, Schreiben, Stenographie. Der Lehrkurs ist dreijährig und wird in drei Klassen erteilt. Klasse 2 und 3 wurden wegen der über großen Schülerzahl in je zwei Parallelklassen geteilt, so daß also für fünf Klassen Räume und Lehrkräfte gestellt werden müssen. Der Unterricht dauert nur zwei Stunden täglich (morgens von 6—8, bezw. 7—9 Uhr), er findet aber seine Ergänzung in häuslichen Arbeiten, wofür die Gewährung von Zeit beim Prinzipal vorausgesetzt wird. Daß die ge wissenhafte Wahrnehmung der Schulansorderungen neben der ungewohnten und anstrengenden Betätigung im praktischen Geschäft eine heilsame Lehre für die jungen Leute ist und manche Selbstüberwindung kosten mag, leuchtet ein. Aber wohl dem, der in jungen Jahren an Anstrengung und Ent sagung gewöhnt wird! Die Schülerzahl ist in den fünfzig Jahren des Wirkens der Lehranstalt keinen erheblichen Schwankungen unterworfen gewesen; die Vermehrung von 68 Schülern im Jahr 1853 auf 167 im Jahr 1902 entspricht dem Wachstum der Firmenzahl und des Leipziger Buchhandels überhaupt, läßt aber auch das Ansehen erkennen, dessen sich die zögernd auf genommene junge Anstalt unter tüchtigen Leitern erworben hat. Die Gesamtzahl der von ihr ausgebildeten Schüler ist 4039. Seit 1881 steht die Lehranstalt unter der Leitung des Herrn vr. Willem Smitt, eines bewährten 'Jugend erziehers. Als seine Amtsvorgänger haben vr. Paul Möbius (1853—1865), vr. Adolf Bräutigam (1865—1876) und vr. Friedrich Sachse (1876—1881) gewirkt, alle mit dankbar anzuerkennendem Eifer und Geschick. Der Lehranstalt wurden sie sämtlich durch städtische oder staatliche Berufung in hohe Amtsstellen entzogen. Auch als Fachlehrer haben allzeit tüchtige Männer an der Lehranstalt gewirkt. Das Lehrer kollegium besieht einschließlich des Direktors zur Zeit aus elf Herren. Im Ganzen haben seit 1853 55 Lehrer an der Anstalt unterrichtet. Außer den Leitern und Lehrern haben sich viele hoch geachtete Kollegen um die Schule verdient gemacht. Dem Stadtältesten Friedrich Fleischer standen im Schnlausschuß die Buchhändler Napmund Härtel, Franz Koehler, Friedrich Volckmar, Georg Wigand, L. W. Reisland, Karl Heubel, Eduard Avenarius, Adolf Rost, Otto August Schulz, Carl Tauchnitz, Salomon Hirzel, Hermann Schultze zur Seite. Weiter seien hier Otto Holtze, Franz Wagner, Wilhelm Engelmann, vr. Eduard Brockhaus, Johann Jakob Weber, Carl B. Lorck, vr. Albrecht Kirchhofs, A. Refelshöfer, Otto Spamer als Kollegen genannt, die sich mit warmer Fürsorge dem Wohl der Lehranstalt gewidmet haben. Seit 1884 liegt die obere Leitung der Lehranstalt in der kraftvollen Hand Herrn Hofrats Hermann Credner, der im Äußern und Innern beständig und erfolgreich darum bemüht gewesen ist, auch weiter bemüht bleiben wird, die Anstalt auf der Höhe ihrer Aufgabe zu halten und, soweit die Schule dazu beitragen kann, dem Buchhandel tüchtige junge Männer zuzuführen. Das Heim der Schule hat oft gewechselt. Sie schlug es zuerst in der alten Buchhändlerbörse auf und blieb dort bis 1877. 1877 bis 1880 wohnte sie in der alten Nikolaischnte, dann (1880 bis Ende 1891) in der alten Thomasschule, Januar bis März 1892 in der alten Handelsschule am Königsplatz, an deren Stelle sich jetzt das Grassimuseum erhebt, schließlich von 1892 bis 1902 im Gebäude des Vereins für Volkswohl
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