Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.07.1899
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- 1899-07-28
- Erscheinungsdatum
- 28.07.1899
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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5420 Nichtamtlicher Teil. 173, 28. Juli 1899 um sie beneide; aber den wirklichen Grund, warum dies ge schieht, habe ich niemgls erwähnt gefunden. Manche meinen, es wäre die ansgezeichnete Technik des Leipziger Kommissions buchhandels, andere anderes, das Richtige ist unausgesprochen geblieben; man hielt es nicht der Mühe wert, einer anschei nend so klaren Sache noch weiter nachzugehen. Die Ursache dieser Bewunderung und dieses Neides ist in der so oft bei uns selbst bespöttelten Art und Weise des Neuigkeitenvertriebes, die manche sogar als eine vorsintflutliche Einrichtung anseheu zu diirfcn glauben, zu finden. An der Hand des Neuigkeiteu- vertriebs ist der deutsche wissenschaftliche Verlag zu seiner achtunggebietenden Stellung heraufgewachsen. Die dabei er forderliche klare Erkenntnis des gegenseitigen Aufeinander angewiesenseins mag zwar manchmal etwas in Vergessenheit geraten zu sein scheinen; aber sie bricht immer bald wieder hervor und hat in früherer Zeit als Kollegialität auch ihren besonderen Ausdruck gesunde». Es ist aber auch etwas Wundervolles um diesen eigen artigen Neuigkeitenvertrieb, und es ist wohl verständlich, daß man uns darum beneidet. Ein dichtes Netz gebildeter Sor timenter setzt den Verleger in den Stand, ein neues Werk bei Erscheinen wie ein Sämann über die ganze Kulturwelt aus zustreuen. Staunend stehen die Engländer, Franzosen u. s. w. vor dieser Erscheinung, die sie wohl beobachten, aber sich nicht erklären können. Die Aufnahmemöglichkeit und die Auf nahmefähigkeit seitens eines Sortiments, das sich ans Leuten von guter allgemeiner Bildung zu sammensetzt, bildet den Glanzpunkt in unserer durch den Börsenverein vertretenen Organisation. Eine derartige Einrichtung konnte sich nur ans sich selbst heraus innerhalb mehrerer Dezennien allmählich entwickeln; sollten wir selbst sie heute neu schaffen wollen, so würde uns das nicht mehr gelingen, ebensowenig wie es dein Auslände (Skandinavien und Holland ausgenommen, die sich schon frühzeitig den deutschen Buchhandel zum Vorbild genommen haben) gelingen wird, jemals etwas Aehnliches dem au die Seite zu setzen. Die wichtigste Aufgabe aller wirklichen Freunde des historischen Buchhandels muß es daher sein, diese Einrichtung sorgsam zu erhalten und alles zu thun, was zu ihrer Stärkung notwendig ist. Dem wahren Kern derselben kann man allerdings nur schwer fördernd näher treten, weil das Vorhandensein eines Stammes gebildeter, ideal gesinnter Männer die Voraussetzung dafür ist. Ob dieser Stamm auch in Zukunft in einem Beruf ivie dem unfern, der für so viele Kenntnisse und so viele Arbeit immer nur eine bescheidene Gegenleistung bietet, während die Kosten der Lebenshaltung sich ständig erhöhen, stets sich finden wird, ist fraglich. Das Auftauchen der Lehrlingsfrage hat eine gewisse symptomatische Bedeutung: man ist mit dem Nach wuchs unzufrieden; besser gebildete Elemente wenden sich, so scheint es wenigstens, nicht mehr in genügender Zahl dem Buchhandel zu. Im Augenblick haben wir aber noch die Schar tüch tiger Männer, mit der man rechnen kann, und die Ver leger sollten in engem Zusammenschluß mit ihnen bemüht sein, den Sortimentern, die sich den Novitäteuoertrieb a» gelegen sein lassen, ihren besonderen Schutz und ihre Förde rung augedeihen zu lassen. Wenn es gelingt, das Standcs- bewußtsein der Sortimenter durch Schutz ihrer Arbeit wieder zu heben und zu kräftigen, daun darf man hoffen, daß es auch in Zukunft nicht au einem tüchtigen, von Liebe zu unserem Berufe beseelten Nachwuchs fehlen wird. Die Lösung der Aufgabe ist zwar nicht leicht, aber nicht unmöglich. Doch der Börsenverein kann dabei nicht helfen, nur der Verlag ist imstande, durch feste Stellungnahme eine Neuordnung herbeizuführen. Mag immerhin auch ferner als äußere? Kennzeichen eines Buchhändlers gelten, daß er einen Kommissionär in Leipzig hat und im Adreßbuch verzeichnet steht, ein wirklicher Buchhändler im Sinne der Verkehrsordnung wird man dadurch allein noch nicht. Es kommt nicht nur darauf an, daß überhaupt mit Büchern gehandelt wird, sondern auch darauf, mit Büchern welcher Art nnd auf welche Weise damit gehandelt wird. Wenn der historische Buchhandel Zusammentritt und eine Stammliste derjenigen dem Börsenverein angehörigen Sorti menter in Deutschland, der Schweiz und Oesterreich aufstellt, die als Buchhändler in seinem Sinne zu betrachten sind, so würde diese Stammliste ungefähr einer Liste entsprechen, ivie sie der Leipziger Verlegerverein alljährlich herausgiebt. Die in ihr aufgeführten Firmen erhalten den üblichen Rabatt. Bei der alljährlich im Juli, August oder September stattfindenden Revision der Liste können nur solche Firmen neu ausgenommen werden, die sich darum beworben haben. Entscheidend bei der Neuausnahme ist die Bedürfnisfrage. Ist in einer Stadt eine genügende Anzahl Firmen vor handen, so daß Ke Interessen der Verleger durch sie hin reichend gewahrt sind, so kann erst dann eine Neuaufnahme stattfinden, wenn in der betreffenden Stadt eine bisher geführte Firma gelöscht werden mußte.*) Die Liste könute alljährlich auch in einer für das Publikum bestimmten Form hergestellt werden, wobei die namentlich aufzuführenden Verlagsbuchhandlungen erklären, daß nur durch die iu dieser Liste genannten Sortimentsbuch handlungen ihre Neuigkeiten zur Ansicht bezogen werden können. Sortimentsfirmen, die nicht in dieser Liste figurieren, aber dem Börsenverein angehöreu, erhalten ebenfalls den in der Verkehrsordnung festgesetzten Mindestrnbatt, jedoch keinen erhöhten Rabatt für Barbezug; an alle übrigen Firmen wird nur mit beschränktem Rabatt geliefert, doch müssen sie sich verpflichten, nicht unter dem Ladenpreis zu verkaufen, sonst darf ihnen nicht mit mehr als 10"/o geliefert werden. Wenn auf diese Weise die Sortimenter des historischen Buchhandels aus der Masse der Bücherhändler wieder heraus gehoben, wenn ihnen Schutz gegen die übermäßige Konkurrenz olcher, die da ernten ohne zu säen, gewährt wird nnd sie in ihrem Staudesbewußtsein im Buchhandel wie den: Publikum gegenüber gehoben werden, daun dürfen wir hoffen, daß die Form des buchhändlerischen Verkehrs, die den Neid fremder Nationen erweckt, nicht nur auf lange Zeit hinaus erhalten bleibt, andern auch zum gemeinsamen Vorteil von Sortiment und Verlag wieder erstarkt. Erweist sich dies jedoch als unmöglich, v muß der Verlag iu absehbarer Zeit eine völlig veränderte Art und Weise der Produktion einschlagen. Soll diese Verkehrsform aber erhalten werden, so muß bald etwas geschehen. Noch ist es Zeit. Ob der vorgeschlagene Weg der richtige ist, mag dahingestellt bleiben. Wenn die hochwichtige Frage durch diese Betrachtungen in Fluß gebracht und in die richtigen Bahnen geleitet werden sollte, so ist der Schreiber mehr als zufrieden. Wie es geschieht, ist ihm gleich, wenn es nur geschieht. Idealist. »Illusion und Wirklichkeit im Buchhandel.» (Vgl. Börsenblatt Nr. 165, 169.) Seit lange habe ich keinen so ansprechenden und unsere Verhältnisse iu so treffender Weise beleuchtenden Artikel gelesen wie den des Herrn N. unter der Ueberschrift »Illusion und Wirklichkeit im Buchhandel« in Nr. 165 d. Bl. *) In Städten und Gegenden, wo der Verlag sich nicht genügend vertreten erachtet, könnte er auch auf Begründung neuer Geschäfte hinwirtcn.
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