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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-07-29
- Erscheinungsdatum
- 29.07.1899
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- Deutsch
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174. 29. Juli 1899. Nichtamtlicher Teil. 5441 die Professoren wurden, weil sie eine Neuerung an diesem edlen photochemischen Verfahren ins Leben gerufen haben, und sie haben dafür große Gehälter und Pension, elegante Amtswohnung und dergleichen mehr. Wie arm sind dagegen die wirklichen graphischen Künstler daran! -Nun freilich ist das Wort Heliogravüre längst nicht mehr im eigentlichen Gebrauch; die Kataloge der Verleger und Instituts- inhaber benützen ein L. dafür, d. h. Kupferätzung. Eine Ra dierung ist eine Kupferätzung, das weiß das Publikum. Darum schreiben die Verleger bei der Heliogravüre ebenfalls Kupferätzung, um mit dieser kleinen — sagen wir »Unehrlichkeit« die schon etwas schwankende Ansicht vom Kunstwerte der Heliogravüre bei wenig stens eineni kleinen Teile des Publikums noch ein Weilchen zu halten. -Auf ein halbes Dutzend wirklicher Original-Radierungen und einige Arbeiten der reproduzierenden Kunst, als Schabkunst und Stich oder Radierung, kommt die zehnfache Anzahl von Helio gravüren in Einem Verlag. Dies ist die wirkliche Berhältniszahl. Es ist demnach ersichtlich, daß der Rückgang der graphischen Kunst lediglich di« Folge der heliographischen Geschäftsbetriebe ist. Alle Bemühungen des Einzelnen werden dagegen erfolglos sein. -Ucberall auf deutschem Boden regt sich seit kurzem wieder die -graphische Kunst- und vor allem die originale graphische Kunst. — Allen voran Mar Klinger, dann Hans Thoma, dann Doris Raab und Paczka Wagner, Maxim Dasio in München, Braun in Karlsruhe und die Vereine für Original-Radierung und die Worpsweder haben einen Kollektivverlag. -Cs giebt eine graphische Kunst in Deutschland, aber ihr fehlt der Zusammenhang; treten aber die Künstler zusammen, so schreiben sie dem Verleger den Kontrakt vor, und er wird in Kvnvenkionalstrafe genommen werden, wenn er seine Pflicht ver säumt u. s. w Nun entwickelt Herr Professor Mnunfeld des längeren seine dankenswerten Ideen, ein graphisches Museum in Frankfurt zu errichten, in dem die besten Blätter gesammelt werden und gleichzeitig eine Börse der graphischen Kunst, in der die Verträge und die Regeln des Vertriebes festgesetzt werden sollen. Den künftigen Zustand des Kunsthaudels charakterisiert Mannfeld mit folgendem Satze; - Der Niedergang des Kunsthandels, der in dem -Heliogravüregeschäft- sich bekundete, in dem der Kunsthändler sein Heil zu finden vermeinte, da ihm hohe Prozente geboten waren, hat zur Folge, daß, falls die graphische Kunst wieder den ihr zu kommenden Platz erobert hat, der Kunsthändler, der Heliogravüre vertreibt, auf diesen Titel künftig wird verzichten müssen, da er dann nur als Händler in der Luxuspapier-Vranche rangiert. Die Kunsthändler aber werden wieder Kunsthändler werden.» Die vielen in Professor Mannfelds Artikel enthaltenen subjektiven und objektiven Jrrtümer sollten den gesamten deutschen Kunstverlag, der in dem Artikel so scharf an gegriffen wird, veranlassen, dagegen Stellung zu nehmen. Niemand wird etwas dagegen haben, wenn das Loblied graphischer Künstler gesungen wird. Man kann ruhig behaupten, nicht nur jeder Kunsthändler, sondern jeder ge bildete Mensch in Deutschland weiß, daß z. B- Max Klinger in Leipzig einer der ersten graphischen Künstler aller Zeiten ist. Stauffer Bern's Radierungen, Otto Greiner'sArbeiten werden im Kunsthandel gesucht und überall nach Gebühr ge würdigt. Die vortrefflichen Versuche Steinhausen's und Thoma's, die Original-Lithographie wieder zu Ehren zu bringen, sind gleichfalls jedermann, der mit der Kunst in Fühlung steht, bekannt. Es war also nicht nötig, daß Herr Professor Mannfeld kam, um dem Publikum überhaupt erst bekannt zu machen, daß es noch graphische Künstler gäbe. Ganz verfehlt aber war es, das Loblied der Originalarbeiten dieser Künstler auf Kosten der Heliogravüre zu singen und diese ohne allen Grund in den Augen des Publikums zu diskreditieren und herabzusetzen. Der logische Irrtum Mannfelds liegt darin, daß er die Originalarbeiten der graphischen Künstler, die auf eigener Erfindung beruhen, mit den Wiedergaben nach Gemälden anderer Künstler verwechselt. Man sollte nicht allgemein zwischen »Kunst« und »Nichtkunst« unterscheiden, sondern hübsch sachlich zwischen »produzierender« und »reproduzieren der« Kunst. Als reproduzierender Künstler wird sich ein Maler oder Radierer nur gelegentlich versuchen. Wir haben zwar ausgezeichnete Künstler, wie vor allem Koepping und Albert Krüger, die ihre Kunst gern in den Dienst der Reproduk tion stellen; doch sind sie selten, arbeiten jahrelang an ihren Platten und verlangen hohe Preise für ihre Drucke. Trotz dem sind ihre Arbeiten überall gesucht und geschätzt. Auch Klinger hat gelegentlich Böcklinsche Gemälde radiert und dadurch in kongenialen Schöpfungen dem großen Maler seine Huldigungen dargebracht. Seine Radierung der »Toteninsel« oder sein »Frühlingstag« werden — Herrn Manufeld sei es gesagt — sicherlich von keinem Kunsthändler einer Gravüre geschäftlich hintangesetzr, sondern sogar sehr oft als Hochzeits geschenk rc. verkauft. Diese Blätter sind jedoch nur vereinzelte Beispiele reproduzierender Kunst durch die Radierung; die Malerradierer wissen, daß sie als reproduzierende Künstler nicht den Kampf mit der Heliogravüre aufnehmen können. Denn diese Heliogrvvüre besitzt, wie von allen großen Künst lern und auch von allen Malerradierern und Kupferstechern zugegeben wird, qualitativ unleugbar große Vorzüge und ist infolge der relativen Schnelligkeit, mit der sie hergestellt wird, ganz anders imstande, die Schätze moderner und klassischer Kunst zu heben. lieber die qualitative Befähigung der Heliogravüre, als Kunstblatt zu gelten, braucht eigentlich kein Wort mehr- verloren zu werden. Sie wurde anfänglich, wie alles Neue, mächtig Auftretende von einigen Künstlern, die sich von ihren persönlichen Vorurteilen nicht frei machen konnten, gleichwie ihre Schwesterkunst, die Photographie, über die Achsel an gesehen. Die Thatsache, daß die Gravüre sich ihre Stellung erst erkämpfen mußte, kann diese nur ehren. Jedenfalls liegt dieses Schwanken der Meinungen Jahrzehnte weit hinter uns zurück; heute giebt es wohl nur wenige europäische Künstler, die einer guten Gravüre nicht uneingeschränkte Be wunderung zu teil werden ließen. Zahlreiche schriftliche Doku mente von Künstlern, Kunstgelehrteu und wahrhaften Kunst kennern liegen vor, in denen der Heliogravüre geradezu ein enthusiastisches Lob erteilt wird. Lei bl, Lenbach und Uh de (um nur einige wenige zu nennen) sagen, sie sei wundervoll. Der letztgenannte Künstler bezeichnet es als einen Gewinn für seine Kunst, seine Bilder in dieser Weise vervielfältigt zu sehen. Derselbe Künstler sagt von den Gravüren nach Velasquez, daß es unmöglich scheine, näher an die Originale heranzukommen. In gleicher Weise äußern sich die Ausländer. Burne-Jones schrieb unter eine Gravüre nach »Dantes Traum«, daß man das Bild nicht vollkommener wiedergeben könne; Watts be zeichnet sie als »admirable«. Alma Tadema und Leighton wollten ihre Bilder nur durch Photogravüren reproduziert wissen. Ein englischer Kritiker (Monkhouse) schreibt; Diese Reproduktionen nach Meisterwerken sind Meisterwerke der Reproduktion. Die »Times« spricht von der wunder vollen Technik der Gravüre, und noch vor wenigen Wochen (am 14. Juni) schrieb der Korrespondent der »Kölnischen Zeitung« bei Gelegenheit der Velasquezfeier aus Madrid; »Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unterlassen, alle wohlhabenden Kunstfreunde noch einmal auf das von der Berliner Photographischen Gesellschaft herausgegebene Monu mentalwerk »Die Meisterwerke des Museo del Prado« auf merksam zu machen. Die in großem Format hergestellten 110 Photogravüren sind ihrerseits so meisterhaft, daß das Ganze dem deutschen Kunstverlage zu dauerndem Ruhme gereicht.« All diesen Urteilen gegenüber steht Herr Professor Mann- 723 L,id«>mdlt»«igftu gattn-o,
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