Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.08.1899
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- 1899-08-12
- Erscheinungsdatum
- 12.08.1899
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- Deutsch
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5752 Nichtamtlicher Teil. 186, 12. August 1899. Friede? — Kampf! (Vgl. Börsenblatt Nr. 144, 150, 152, 159, 161, 165, 167, 169, 170, 173, 175, 178, 181, 182, 185.) Die große Preisfrage, ivie dem Buchhandel geholfen werden kann, ist von verschiedenen respektablen Seiten zu beantworten versucht worden. Der ziemlich alte Lehrsatz »Hilf Dir selbst« wurde vielleicht deshalb nicht erwähnt, weil die Satzungen die Selbsthilfe nur unter bestimmten Be grenzungen und Beschränkungen gestatten, wenigstens so weit es sich um die Sortimenter handelt. Der Schleuderei soll deswegen nicht das Wort geredet werden. Diesen Nonsens wird im Ernst niemand vertreten wollen. Die Frage liegt deshalb auch nicht so: was dürfen wir geben? sondern was müssen wir behalten resp.haben? Man sage nicht, das liefe auf eins hinaus. Unter der Formel: was müssen wir haben? gelangt man zum Rechnen, zum Kalkulationszwang, zu dem, was so ungemein not thut. Die Heiligkeit des Ladenpreises verteidige ich deshalb nicht. Der Ladenpreis entsteht nicht nach einheitlichen Gesichts punkten. Er braucht nichts Unantastbares zu sein, er muß denselben Schwankungen unterliegen können, wie — man ver zeihe das schreckliche Wort— jede andere Ware. Als vor Jahr zehnten der Theaterbuchhändler Bloch bestimmte Nummern über den Ladenpreis verkaufte, konnten sich viele darüber gar nicht beruhigen. Aber dies Verfahren war durchaus verständig. Auch der Sortimenter muß die Berechtigung haben, seine Kalkulation, wo es ihm gut scheint, zur Grund lage machen zu können, ohne deshalb Anfechtungen erfahren zu dürfen. Die Sisyphusarbeit der Bekämpfung unverbesserlicher Schleuderer könnte -cä sotg, gelegt werden. Es hat zu allen Zeiten solche gegeben, die eigene Wege gehen, und es wird in Zukunft so bleiben. Die Hilfe liegt in der Selbstzucht, in der Aneignung und Befolgung streng kaufmännischer und wirtschaft licher Grundsätze, in der Erziehung solcher im Nachwuchs, in der Regeneration von Grund aus. Statt geistreicher Leitsätze, wie des Paketpackens und Bindfadenabmessens, sollte die kaufmännische Erziehung des Jungbuchhandels oberster Grundsatz sein. Wer sichere wirtschaftliche Grundsätze hat, kann unmöglich in die Richtung der Schleuderet geraten, denn er müßte sich mit dem ABC der Wirtschaftslehre in schreiendsten Widerspruch setzen. In dem Maße, wie in den Köpfen des Jungbuchhandels der rechnende Kaufmann zu Ansehen und Ehren gelangt, in dem Maße muß sich die ge schäftliche Gedankenlosigkeit mit all ihrem Beiwerk verflüch tigen. Die papiernen Schutzmauern der Satzungen thun's nicht und werden's niemals thun können. Die Absicht, jeden Verleger zum Schutze der Allgemein heit zu verpflichten, auch dann, wenn seine Artikel gar nicht in Mitleidenschaft gezogen worden sind, ist groß und schön, aber am Ende doch widersinnig. Jener gute Wille hat zu unhaltbaren Zuständen geführt, derart, daß die gesperrten Firmen weiter operieren, sei es auch nur auf Grund solcher Artikel, die außerhalb jeder Sperre liegen. Ein Verleger kann für seine Artikel Bestimmungen treffen, aber niemals mitwirkend für die Artikel anderer. Mit der »Verpflichtung, in bestimmten Fällen die Rabattmaßregelung zu verhängen«, schuf man ein Truggebilde. Indem man zu viel wollte, setzte man sich mit allem, was menschlich ist, in Widerspruch und präparierte sich selbst die Stimmung, die heute vor herrscht. Ich sehe das Heil nur in einer möglichst tiefgreifenden Durchführung des Koalitiousprinzips, in einer Vereinigung der kleinen Firmen gegen die großen. Statt sich in Anfein dungen der Großstädte und deren unvermeidlichen Ueber- gewichts zu erschöpfen, denke man über geeignete wirtschaft liche Formen nach, die trotz einiger fehlgeschlagenen Versuche noch nicht als unverwendbar für die buchhändlerische Praxis zu bezeichnen sind. Mau verlange und erwarte möglichst wenig von der Allgemeinheit, schließe sich — aber nur unter dem Gesichtspunkte der Erlangung wirtschaftlicher Vorteile — zu festen Verbänden zusammen und bringe nicht zu viel au die große Glocke. Leider meinen freilich viele, man hänge sich lieber nach wie vor an die Schürze der Verleger. Man übersieht, daß auch hier ein hochentwickelter Konkurrenzkampf herrscht, ob gleich dieser noch nicht so zum Ausdruck kam, daß die Ver leger öffentlich die Sortimenter um Schutz ersuchten. Auf der einen Seite wird alles von den Verlegern erwartet, auf der anderen Seite stellt man ihnen eine Art Censur in Aus sicht. »Es kommt nicht nur darauf an, daß überhaupt mit Büchern gehandelt wird, sondern auch darauf, mit Büchern welcher Art und auf welche Weise damit gehandelt wird«, sagt z. B. der mit »Idealist« gezeichnete Aufsatz in Nr. 173 d. Bl. Indem eine besondere Art von Büchern herausgehoben wird, für die anscheinend ausschließlich gewirkt werden soll, werden bestimmte Gruppen, von deren inneren und äußeren Kenn zeichen man noch nichts erfährt, vom Markte verwiesen. Die dadurch bedrohten Verleger dürften keine große Geneigtheit empfinden, zum Besten der Allgemeinheit Opfer zu bringen, besonders dann, wenn sie auch noch Gefahr zu laufen haben, dem in demselben Artikel als notwendig bezeichneten Zu sammenschluß des »historischen Buchhandels« nicht angehören zu dürfen. Ein merkwürdiges Gebilde übrigens dieser historische Buchhandel. Der Titel ist neu, sonst nichts. Bereits vor- gcschlagene Formen sind: Innung, Reinigung des Adreß buches, Mitgliedschaftszwang, generelle Rabattverkürzuug u. s. w. Alle diese so oder anders gewandeten Vorschläge haben den einen Grundgedanken, den Buchhandel in eine Selecta um zuwandeln, die je nach der »Bedürfnisfrage« eine Erweiterung erfahren kann, am liebsten aber auf einige Jahrzehnte mit möglichst haltbarem Stacheldraht einzuzäunen sein würde. Eine Trübung erfährt dieser hübsche Gedanke nur durch die Fußnote, daß »der Verlag« unter Umständen selbst Sorti mentsgeschäfte zu gründen habe, wenn man freilich auch nicht verrät, von wo aus oder durch wen und auf wessen Rat »der Verlag« die Lücken auszufüllen haben werde. Die Ueber- tragung des Vorschlages in die Praxis würde zweifellos einer größeren Anzahl Firmen zweckdienlich sein. Das Facit wäre aber eine gewaltige Verkümmerung der Geschäfte und ein Verlust nach Millionen, so wenig verbreitet im Buchhandel diese Ziffer auch ist. Aehnliche Seltsamkeiten drückt ein anderer Börsenblattartikel in dem Satze: »Schutz und Kräftigung des soliden Sortiments gegenüber den Eindringlingen« aus. Ueber die Eindringlinge, von denen alle Berufsarten zu erzählen wissen, klagt der Buchhandel besonders lebhaft seit Einführung der Gewerbe freiheit. Wäre mit verhältnismäßiger Leichtigkeit ein Mittel zu finden, die Eindringlinge abzuschütteln, man würde auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen, wollte man auch die in der Zeit in den Buchhandel eingedrungenen fremden Artikel in eine zurückfließende Bewegung zu bringen ver suchen. So stellen, um nur einige Gruppen zu erwähnen, diejenigen Firmen, die sich ganz oder stark vorwiegend mit den Branchen des Kolportage-, Kunst-, Papier-, Schreib- und Zcichenmaterialienhaudels beschäftigen, laut der im Adreßbuch für den Buchhandel enthaltenen Uebersicht ca. 3600 Firmen dar! Selbst derjenige Sortimenter, über dessen Schwelle noch keine Ansichtspostkarte gehandelt worden ist, wird sich sagen müssen, daß nur eine Zerstörung unzählbarer Werte Zustände herbeiführen könnte, deren Segen auch erst noch bewiesen werden muß. Seit Carl Friedrich Fleischer in Leipzig den Mut hatte, »echt Ln äs OoloAns« zu führen, haben die fremden oder
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