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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1899
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- 1899-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1899
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203, 1. September 1899. Nichtamtlicher Teil. 6229 sind. »Alle die Leiden und Schmerzen«, sagt Heinemann (in Goethes Mutter), »hat der Götterliebling in diesem Zimmer durchlebt. Es sah des Knaben kindliche Versuche, sich Gott zu nähern, und sein erstes Entzücken am dramatischen Spiel, sein Leiden um Gleichen, des Zurückgekehrten langsam weichende Krankheit. In diesem Zimmerchen verschlossen, träumte er von den goldenen Stunden bei Lili; aber hier wurden auch die ersten Pläne geschmiedet, die eine Revolution in der deutschen Litteratur heraufführen sollten.« Der als Dichter des Grabgesangs der deutschen Burschenschaft »Wir hatten gebauet ein stattliches Haus« bekannte Freiherr August von Binzer hatte die erste Faksimile-Veröffentlichung der Zeichnung veranlaßt, hatte zu diesem Zwecke den Brief zerschnitten, und das Original war bis 1889, von dem zu gehörigen Briefe getrennt, in verschiedenem Besitz. Ein scharfes Urteil über deutsches Kunstverständnis giebt Goethe in dem dritten hier mitgeteilten Briefe ab, der 1790 an den Komponisten Reichardt gerichtet ist, der sich durch seine vielen Kompositionen Goethescher Lieder besonders be kannt gemacht hat. »Von Kunst«, heißt es in diesem Briefe, »hat unser Publikum keinen Begriff«, und weiterhin: »Die Deutschen sind im Durchschnitt rechtliche, biedere Menschen, aber von Originalität, Erfindung, Charakter, Einheit und Ausführung eines Kunstwerkes haben sie nicht den mindesten Begriff. Das heißt mit Einem Worte, sie haben keinen Geschmack. Versteht sich auch vom Durchschnitt«, und so geht es noch eine Weile fort. Der Brief nimmt Bezug auf eiu Schreiben des bekannten Hamburger Schauspielspieldirektors Friedrich Ludwig Schröder, in dem dieser »moralische An forderungen« an die Schaubühne stellt. Die Mitteilungen Goethes an den Jenenser Professor Eichstädt aus den Jahren 1803 bis 1806 befinden sich sämtlich im Original in Brockhausschem Besitz, 130 an der Zahl! Die Autographen waren vor nicht langer Zeit von Hermann Schulz, in Firma Otto August Schulz in Leipzig, der bekanntlich eine große Handschriften-Sammlung besitzt, und einem verstorbenen Sammler und Händler gemeinsam er worben worden. Aus diesem noch ziemlich unbekannten Schatze — Biedermann sagt, die Briefe Goethes an Eichstädt näherten sich den Goethe-Schillerschen Briefen vor allem — bietet die Festschrift ebenfalls eine Probe, einen Brief Eich städts mit der Antwort Goethes auf demselben Papier, wodurch gleichzeitig der Verkehr, der gerade um die genannte Zeit zwischen Weimar und Jena überaus rege war, an schaulich illustriert wird. An Eichstädt ist auch der Brief vom »letzten Tag 1805« gerichtet, der hier wiedergegeben ist, und in dem Goethe den Tod Schillers beklagt. Als sechsundzwanzigjährigen Jüngling hat Brockhaus den Dichter mit seinem Briefe an Auguste zu Stolberg ein geführt; mit der Wiedergabe eines fast fünfzig Jahre später an dieselbe Adressatin gerichteten Schreibens schließt er die Reihe der mitgeteilten Briefe. Die Schwester »der so ge liebten, so heiß beweinten, so vermißten Brüder Stolberg« hatte in einem Briefe vom 15. Oktober 1822 den Versuch gemacht, die Seele des Olympiers »zu retten«. »O ich bitte, ich flehe Sie Lieber Goethe! abzulaßen von Allem, was die Welt, Kleines, eitles, Jrrdisches und nicht gutes hat, — Ihren Blick und Ihr Herz zum Ewigen zu wenden« u. s. w. Goethe erwiderte ihr gerührt, wärmer, als man hätte er warten sollen. Das Faksimile zeigt übrigens nur Weniges von seiner eigenen Hand; der Brief ist von dem Schreiber John nach Diktat geschrieben. Außer diesen Briefwiedergaben bringt die Brockhaussche Festschrift auch noch andere, so die Faksimiles des Gedichtes »Sehnsucht« (1802), des Distichons gegen Campe (1804), des Sonetts »Die Liebende schreibt« (Winter 1807/8), ein zahmes Xenion (etwa 1826) und zwei Stücke aus dem Faust, EtchSundltchzlgsl« Jabraang o daß also der sechsundzwanzigjährige Jüngling und der zweiundachtzigjährige Greis in der Publikation vertreten sind. Besonders interessant ist die Reproduktion eines Stückes der Schlußscene von Faust, 2. Teil (Chor seliger Knaben: Hände verschlinget rc.). Den Schluß des Werkes bilden Wiedergabe einer Visit- karte, wie Goethe solche anno 1829 in Gebrauch hatte, und der Todesanzeige. — »Wenngleich ich ganz Neues«, sagt der Herausgeber Rudolf Brockhaus, »bisher vollständig unbekannt Gewesenes, Phäno menales zum Gedächtnis des 28. August . . . darzubriugen nicht in der Lage bin, ... so werden doch die gewählten Stücke manchen nicht ohne Anteil lassen, da jedes in seiner Art von Wert und Interesse«. Das ist in der That der Fall. Der Verfasser hat seinem bei Gelegenheit von Körners hundertstem Geburtstag 1891 veröffentlichten Körnerbuch mit dieser, dem Andenken Goethes gewidmeten Festschrift ein würdiges Gegenstück an die Seite gesetzt. —r. Kleine Mitteilungen. Post. — Vom 1. Oktober ab wird zwischen den Vereinigten Staaten Nordamerikas und Deutschland der Postpaket-Verkehr eingeführt, jedoch nur bis zu dem Gewicht von 5 llg. Das Porto beträgt, dem »Konfektionär- zufolge, von den Vereinigten Staaten nach Deutschland 12 Cents für jedes Pfund, von Deutschland nach den Vereinigten Staaten für jedes Paket bis zum Gewicht von 5 ÜA 2 40 Post. — Ueber die Zunahme des deutschen Postpaketverkehrs mit Rußland seit dem Tage der Einführung dieses Dienstes, dem 31. Juli 1898, werden jetzt, nach einem Jahre, folgende sta tistische Angaben bekannt gegeben: Die Zahl der aus Deutschland nach Rußland beförderten Pakete belief sich in der Zeit vom 1. August 1897 bis 31. Juli 1898 auf 120 546, in der Zeit vom 1. August 1898 bis 31. Juli 1899 auf 336 070, sie hat sich also uni 215 524 Stück oder 179 Prozent vermehrt. Von den im Jahre 1898/99 nach Rußland eingeführten 336 070 Paketen gehörten zur Gattung der Postpakete 309172 oder 92 Prozent, 250 656 oder 75 Prozent waren deutschen Ursprungs, ein Beweis, daß Deutsch land bei weitem den überwiegenden Anteil an dem Paketverkehr nach Rußland hat. Ueber katholische Belletristik. — In der soeben beendeten 46. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Neisse brachte in der Sitzung am 29. August die vierte Kommission (für christliche Kunst, Presse, Wissenschaft, Schule und Unterricht) u. a. auch folgenden Antrag ein. -Die 46. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands empfiehlt dringend allen Katholiken Deutschlands in Gemäßheit der Beschlüsse der vorangegangenen Generalversammlungen, die katholische schöne Litteratur (Belletristik, Jugendlitteratur, Unterhaltungsblätter) und Presse durch Ankauf, Abonnement und Sorge für möglichste Verbreitung zu unterstützen. Die Generalversammlung erblickt in einer solchen allseitigen Unter stützung das beste Mittel zur Zurückdrängung der schlechten Litteratur und Presse, sowie den kräftigen Antrieb für katholische Verleger und Autoren, stets höhere Anforderungen an ihre Leistungen zu stellen.- Der Berichterstatter, Reichstagsabgeordneter Bachem-Köln, führte nach dem Berichte im Leipziger Tageblatt dazu aus: Der Antrag habe in der Kommission zu lebhaften Debatten geführt. Die katholische Litteratur könne nur dann mit der nichtkatholischen, freigeistigen und zum Teil religionsfeindlichcn Belletristik kon kurrieren, wenn sie auf der Höhe der Zeit sei. (Beifall.) Im letzten Jahre habe diese Frage infolge der bekannten Broschüre von Vere- mundus zu lebhaften Besprechungen geführt. Die Sittlichkeit in der Litteratur könne von den Katholiken nur dann gefördert werden, wenn sie es den Gegnern nachmachten, nicht in geistiger Beziehung und in der Mißachtung der Schranken der Reli giosität, sondern in der Form. Das Christentum habe seinen Siegeszug vornehmlich dem Umstande zu verdanken, daß seine Ver kündiger ausgerüstet waren mit allen Hilfsmitteln der heidnischen Bildung. -Wenn wir heute noch nicht mit der unchristlichen und christenfeindlichen Litteratur konkurrieren können, so müssen wir es wie die Apologeten machen. (Beifall.) Das Christentum ist auch eine Religion für die Gebildeten und Höchftgebildeten. (Stürmischer Beifall.) Die ganze gebildete und gelehrte Welt müssen wir für das Christentum zurückerobcrn. (Großer Beifall.) Dann 829
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