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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1899-09-04
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1899
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- Deutsch
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6290 Nichtamtlicher Teil. 205, 4. September 1899. tum nicht immer behaupten. Da es vererblich sein soll — trotzdem es, wie oben gezeigt, nicht veräußerlich ist — so kann es sehr wohl Vorkommen, daß irgend ein Erbe eines bedeutenden Werkes die Marotte hat, vielleicht auch Gründe, sein Eigentum unbenutzt zu lassen- Haben wir nicht schon bedeutende Schriftsteller gehabt, die nach einer Umwandlung in ihren Ansichten, ihrer Lebeusanschauung, selbst die Bücher ihrer früheren Periode nicht mehr neu Herausgaben? Um wieviel näher liegt diese Gefahr bei so und so viel Erben? Demgegenüber werden allerdings die Befürworter der An erkennung eines geistigen Eigentums sagen, daß alle Konse quenzen gezogen werden müssen: tiat jrwtitia, st psrsat munäug! Aber so weit geht das Gesetz bekanntlich nicht einmal beim sachlichen Eigentum. Analog könnte ja freilich auch die Ent eignung des geistigen Eigentums ausgesprochen werden; aber welch eine Quelle von Streitigkeiten würde eine solche Be stimmung enthalten i Es müßte alles bis auf den Verkaufs preis des einzelne» Buches zwangsweise festgesetzt werden, und wenn ein Erbe den Preis seines geistigen Eigentums so in die Höhe schraubte, daß es einem Verbote gleichkäme! Allen diesen Eventualitäten ist ja auch jetzt schon das All gemeininteresse ausgesetzt, aber doch bei weitem nicht in solchem Maße und vor allem nur in begrenzter Zeit. Man nimmt gewöhnlich an, daß es nichts Einfacheres gäbe, als die Existenz eines geistigen Eigentums eines schönen Tages zu proklamieren, und alles liefe in schönster Ordnung. Das ist aber durchaus nicht der Fall, und die Enthusiasten für den neuen Begriff thäten gut, uns die Folgerungen klar zu machen, die aus der neuen Theorie herfließen. Die Wissenschaft, die von dem Begriff des geistigen Eigentums zurllckgekommen ist und die Existenz eines solchen negiert, hat das nicht ohne Grund gethau. G. Hölscher. Kleine Mitteilungen. Post. — Die -Norddeutsche Allgemeine Zeitung- schreibt be-- züglich der Bestimmungen des Abkommens zwischen Deutschland und Amerika über den Austausch der Postpakete: »Es handelt sich um Pakete ohne Wertangabe bis 5 Die Pakete bilden einen Teil der Post. Sie werden ausgcwechselt zwischen den Postämtern Bremen und Hamburg einerseits und dem Postaint New Dork anderseits. Die Länge des Pakets darf 105 oin und der größte Umfang, um die Sendung herum gemessen, 180 om nicht über steigen. In den Taxen für Pakete nach Amerika tritt eine erheb liche Verbilligung ein. Die Bestiminungen bieten für den deutschen Export nach Amerika wesentliche Vorteile.» Reichsgerichtsentscheidung. Wechsel mir mehreren Acceptanten sind ungiltig. — Ein Gewerbetreibender hatte auf ein Ehepaar einen Wechsel an eigene Order gezogen. Die Adresse lautete: -Herrn A. D. und Frau A. M. D. in B- Beide Eheleute hatten acccpticrt, am Verfalltage aber nicht bezahlt. Der Gewerbetreibende ließ Protest erheben und klagte, wurde jedoch in allen Instanzen, auch von, zweiten Civilsenat des Reichsgerichts, abgewiesen, weil der Wechsel zwei Bezogene nenne und deshalb ungiltig sei. Das Reichsgericht stützte seine Ansicht hauptsächlich darauf, daß die Wechselordnung im Artikel 4, Ziffer 7 von -dem Bezogene»- spricht, womit nach Ansicht des Reichsgerichts nur eine Person gemeint sein kan». Die Folgerungen, die sich aus der Zulassung der Benennung mehrerer Bezogener ergeben würden, wären mit den Grundsätzen des Wechselrechts unverträglich. Ein Autograph zur Goethegcschichte. — Das einzige Schriftstück von Käthchen Schönkvpfs Hand, das sich erhalten hat, ein harmlos bescheidenes Blatt, das aber als Unikum ein gewisses Interesse verdient, wird im Septemberheft der -Deutschen Rund schau« in, Faksimile reproduziert. Cs ruft den stürmischen Liebes- frühling des jungen Goethe in die Errnncrung. Als Käthchen Schönkopf sich niit Or. Kanne verlobt hatte, schickte Goethe ihr einige Bücher als letzte Gabe der Freundschaft: -Hagedornen und einige andere Bücher werde ich Ihnen ehestens schicken, möchten Sie ein Gefallen an diesem liebenswürdigen Dichter finden, wie er es verdient» — cs sollte ein Geschenk zum Vermählungstag sein, das letzte, was er ihr sandte; er glaubte wohl, sie wiedcr- zusehen, -aber- — fährt er fort — -ich hoffe, sobald nicht, und was an mir liegt, will ich seine Erfüllung hinauszuschieben suchen. . . . Kein Hochzeitgedicht kann ich Ihnen schicken, ich habe etwelche für Sie gemacht, aber entweder drückten sie meine Em pfindung zu viel oder zu wenig aus.» Der Vermittler des Abschiedsgeschenks war der Buchhändler Philipp Erasmus Reich in Leipzig, und die Empfangsbestätigung Käthchens ist das vor liegende Schriftstück: -Hiermit bescheinige das ich von Hrn. Reich ein Päkgen von Frankfurt am Mayn empfangen habe. Leiozig, den 24. Januar 1770. Anna Catharine Schönkopf.- Das Blatt befindet sich im Besitz des Enkels Salomon Hirzeis, des Herrn Verlagsbuchhändlers Georg Hirzel in Leipzig. lieber moderne Litteratur. — Wir haben schon berichtet (Nr. 203), wie sich der Reichstagsabgeordnete vr. Bachem auf der 46. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands in Neissc über die katholische Belletristik ausgesprochen hat. In Anschluß hieran sei über die Ausführungen berichtet, die Rektor vr. Hupp ert- Bensheim in derselben Sitzung der -modernen Litteratur- ge widmet hat. Die moderne Litteratur, so führte er unter anderem aus, kennzeichne sich besonders dadurch, daß sie dem Christentum den Krieg erkläre. Die alte Moral löse sie ab durch individuelle Frei heit. Vorurteilslose Sittlichkeit sei ihr Schlagwort. Redner gei ßelte besonders die Sinnlichkeit, ja Lüsternheit der modernen Litteratur. Die moderne Litteratur sei vergleichbar mit einem Schlächter, der in seiner Mulde rohes Fleisch austrage. Das thuc die moderne Litteratur! Damit man die Roheit nicht merke, verdecke sie das Fleisch mit einem seidenen Schleier, aber nur damit die Lüsternheit noch größer werde. Für die Litteratur solle aber auch gelten, was auf dem Frankfurter Opernhause steht: -Dem Wahren, Schönen, Guten!» Das Ideal der Kunst sei uns — wie Graf Tolstoi sage — vor 1900 Jahren durch Christum gegeben worden. Nichts sei moderner als das Christentum. Es habe sich aus allen Stürmen der Zeit erhalten. Der Redner formulierte dann die Anforderungen an eine moderne gute Literatur: modernes Problem, gesunden Realismus, künstlerische Darstellung. Man müsse freilich hierbei den Modernen mancherlei Zugeständnisse machen. In den Problemen hätten sic Großes geleistet; aber sie stiegen nur in die Tiefen der Menschheit und schilderten sie kine- matographisch genau, oft in geradezu fascinierender Weise, daß sich der Darstellung niemand zu entziehen vermöge. Auch der katholische Schriftsteller solle modernes Leben schildern. Man möge jedes Problem behandeln; es komme nur darauf an, wie man's thue. Man könne in die Abgründe steigen; aber man lasse gött liche Schlaglichter hineinfallen. In der Darstellung sei die Haupt sache: feine Zeichnung der Charaktere, psychologische Entwickelung, guter Aufbau. Der Redner führte das noch weiter aus und wies die katholischen Schriftsteller darauf hin, daß namentlich in der Form viel von den Modernen zu lernen sei. Die Litteratur der Gegenwart befinde sich in einem Zustande der Anarchie. Es be dürfe einer starken Hand, um aus dieser Anarchie hinauszuführen. Wer werde es thun? Der Geist der heiligen katholischen Kirche werde der Führer sein aus der Anarchie. Der katholische Gedanke werde als Orpheus aller Herz und Sinn bezaubern! Eine Damen-Universität. — Die Frauen-Universität von Aberystwyth in Wales ist eines von jenen Instituten, auf die England besonders stolz ist. Wallis Myers erzählt im -l.nck^ats Na^arins-, daß die Hochschule im Jahre 1884 mit zehn Schüle rinnen ihre Thore geöffnet habe. Vier Jahre später hatte sie 40 Studentinnen und gegenwärtig hat sie 180. Die Lehrerinnen sind sämtlich ehemalige Schülerinnen. Die jungen Mädchen sind zum größten Teile Engländerinnen; aber einige kommen auch aus Schottland, Irland und aus Indien. Unter den 400 Damen, die dort ihre Studien gemacht haben, sind 73 mit der Würde eines Vaccalaureus der Litteratur, drei Kandidatinnen, eine Doktorin und acht niit der Würde eines Baccalaureus der Wissenschaften abgegangen. Sieben erhielten Stipendien zum Studium in Cambridge und zwei zum Studium in Oxford; diese beiden hatten Staatsökonomie studiert. Die Universität ist ein Internat. Die Gebäude sind äußerst merkwürdig. Es ist ein Chaos von Bauwerken, die alle Größen und Stilarten aufweisen und je nach den vorhandenen Bedürfnissen oder vielmehr nach den vorhandenen Geldern planlos errichtet wurden. Die Einnahmen wären, wie cs in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten bei allen Bildungsinstitutcn der Fall ist, ohne die Mitwirkung der Privatunterstützung durchaus unzulänglich gewesen; aber jedes Jahr bringt Gaben reicher Privatleute. Begründung der Nobel-Stiftung in Norwegen. — Der Storthing ist mit der Ausführung desjenigen Teiles der großen Nobel-Stiftung betraut worden, der sich mit der Förde rung des Weltfriedens zu befassen hat. Er hat einen Ausschuß von fünf Männern und Frauen aus dem In- und Auslände zu wählen, der über die Verleihung der Friedcnsprämie zu ent-
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