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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1899
- Strukturtyp
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- 1899-09-05
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1899
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- Deutsch
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206, 5. September 1899. Nichtamtlicher Teil. 6315 Einsender kann ich dahin beruhigen, daß der Kreis Norden über die Verkaufsbestimmungen von zwei anderen Be zirken keine Beschlüsse fassen wird; er hat das auch gar nicht angekündigt. Die Meinung des Herrn Ano nymus, daß meine Ausführungen in Nr. 186 des Börsen blattes als Vorwürfe den Vorstand des Börsenvereins treffen, ist durchaus falsch. In unserem Verbände denkt niemand daran, den letzteren in die Debatte zu ziehen, wohl aber ist es unsere Absicht, uns unserer Haut zu wehren! Die Thatsache, daß von Berlin und Leipzig leider in einem recht großen Umfange mit 10 Prozent und mehr außerhalb ihrer Bezirke geliefert wird, dürfte dem Herrn Anonymus doch wohl bekannt sein —- hiergegen allein will das übrige deutsche Sortiment Vorgehen, und die Einsendung in Nr. 204 d. Bl. wird die Versammlung in Lübeck davon nicht ab halten. D. O- Kleine Mitteilungen. Gefälschte Postwertzeichen. — Bei Entgegennahme von Postwertzeichen als Zahlung ist Vorsicht geboten, da in letzter Zeit mehrfach Postwertzeichen in den Verkehr gebracht wurden, die sich bei Prüfung durch die Rcichsdruckerei als gefälscht er wiesen. Fälschungsmerkmale sind: Die Ränder der Briefmarken sind nicht durchlocht; der Druck ist fetter, sodaß die Linien breiter erscheinen, beispielsweise beim Adler im Mittelfelde, bei dem Brust schilde des Adlers, dem Blattwerk, der Adlerkette. Die Formen der Zeichnung sind vielfach unrichtig, namentlich die Zeichnung, die den Mittelschild der Krone über dem Reichsadler füllt. Das Papier der Briefmarken ist ziemlich grob und hat mattes Aus sehen. (Pap.-Z.) Wechseltext. — Um weiteren Anfragen aus dem Publikum zu begegnen, teilt die Reichsbank mit, daß sie künftig Wechsel mit der unzulässigen Textformel: »Zahlen Sie zu unsrer Verfü gung-! oder »Zahlen Sie an dfe Verfügung (Verordnung) von mir (uns) selbst» oder -Zahlen Sie an die Verfügung (Verordnung) des re.» oder -Zahlen Sie nach Willen» vom Ankauf ausschließcn wird. Nicht beanstandet werden Wechsel, deren Text ip der bis her allgemein üblichen Form lautet: -Zahlen Sie an meine (unsre) Ordre», bczw. -an die Ordre von mir (uns) selbst- oder -an die Ordre des re.» Soll das Fremdwort -Ordre» umgangen werden, so sind folgende Wendungen zulässig: -Zahlen Sie mir- (bezw. -uns», -Herrn» oder -an mich», -an uns», -an Herrn-). Der hieran anschließende Ausdruck; -oder meine (unsre) Verfügung (Verordnung)» -oder dessen (unsre) Verfügung (Verordnung)« ist überflüssig, vermag aber die Rechtsgiltigkeit des Wechsels nicht zu berühren, weil die Person, resp. Firma, -an die gezahlt werden soll» (Art. 4 Ziff. 3 der Wechselordnung), genau bezeichnet ist. Aufgehobene Beschlagnahme. — Die Nr. 17 der radikal deutschen Zeitung -Odin» zu München war wegen angeblicher Ver leumdung der griechisch-katholischen Kirche durch das Amtsgericht beschlagnahmt worden. Auf erhobenen Einspruch hin hat nunmehr das Königl. Landgericht München I diese Beschlagnahmung wieder aufgehoben. Gleichzeitig ist auch ein weiteres Verfahren gegen den »Odin» wegen Vergehens wider das Preßgesetz (nachträgliche Ver breitung beschlagnahmter Nummern) durch staatsanwaltschaftliche Verfügung eingestellt worden. Die Königl. Polizeidircktion München hat, nachdem am vergangenen Montag der Schriftleiter des -Odins» durch die Strafkammer des Königl. Landgerichts München I wegen angeblicher Verletzung des Preßgesetzes von Schuld und Strafe freigesprochen wurde, innerhalb einer Woche gegenüber dem -Odin- dreimal den Kürzeren gezogen. Es schwebt gegen den -Odin» z. Z. nur noch der wahrscheinlich vor die 2. Schwurgerichtsperiode kom mende Prozeß wegen Beleidigung der katholischen Kirche. (L. N. N.) Konkursstatistik. — Nach der vorläufigen Mitteilung des Kaiserlichen Statistischen Amtes gelangten im zweiten Viertel jahr 1899 im Deutschen Reich 1980 Konkurse zur Zählung, gegen 1839 im zweiten Vierteljahr 1898. Es wurden 180 Anträge auf Konkurseröffnung wegen Mangels eines auch nur die Kosten des Verfahrens deckenden Massebetrages abgewiesen und 1800 Konkursverfahren eröffnet; von den letzteren hatte in 1131 Fällen der Gemeinschuldner ausschließlich die Konkurseröffnung beantragt. Beendet wurden im zweiten Vierteljahr 1899: 1699 (zweites Viertel jahr 1898: 1648) Konkursverfahren, und zwar durch Schlußver teilung 1106, durch Zwangsvergleich 438, infolge allgemeiner Ein willigung 46 und wegen Massemangels 109. In 567 beendeten Konkursverfahren war ein Gläubigerausschuß bestellt. Von den 1980 neuen und den 1699 beendeten Konkursverfahren betrafen: physische Personen 1741 neue und 1502 beendete, Nachlässe 147 und 119, Handelsgesellschaften 74 und 65, Genossenschaften 7 und 7, andere Gemeinschuldner 11 und 6 Konkursverfahren. Konkurse in England im Jahre 1898. — Das englische Handelsamt hat den Jahresbericht über die Konkurse des Jahres 1898 erscheinen lassen. Dieser Bericht zeigt, daß in England die Konkurse während des Berichtsjahres beträchtlich zugenommen haben. Ein statistischer Rückblick beweist, daß auch von 1890—1893 der Umfang der Liquidationen beständig zunahm: 1890 betrugen die sämtlichen Passiva 10 490 000 1891 beliefen sie sich auf 13 660 000 und 1893 stiegen sie auf 15 070 000 Dann folgte ein schnelles Sinken dieser Zahlen; die zweifelhaften Unter nehmungen der Jahre 1887 bis 1890 waren zusammengebrochen, eine unsolide Spekulation mußte erst vou neuem aufkommen. So fiel die Summe der Passiva von 1894—1897 von 13 380 000 auf 9 660 000 Im Jahre 1898 aber stiegen die Passiva wieder auf 10 640 000 während die Zahl der Bankrottfälle von 7282 auf 7538 wuchs. Den weitaus größten Umfang haben die Konkurse der finanziellen Spekulanten und Gründer von Aktiengesellschaften angenommen. Diese Art von -City-Konkursen» belief sich 1896 auf 13 Fälle mit 540 800 ^ Passiva; 1897 waren es 18 Fälle mit 988600 -k Passiva, und im letzten Jahre waren es sogar 28 Fälle mit 2 549 100 sk Passiva. Darunter befand sich allerdings der große Konkurs des Gründers E. T. Hooley. Dieser Riescnkonkurs war aber keineswegs der schlechteste: die Passiva betrugen 491000 mährend sich die Aktiva vielleicht auf 107 000 belaufen werden. Das Jahr 1898 hat noch sechs andere ähnliche -City-Konkurse» mit zusammen 1 216 000 ^ Passiva aufzuweisen, deren Aktiva zusammen kaum 4000 ^ betragen dürften. Wiener Plakate. — Aus Wien schreibt die -N. Fr. Pr.»: Es gieht wenig Städte, die eine solche Zahl von Plakaten auf zuweisen haben, wie Wien. Die große Umbaukrisis, in der unsere Stadt sich befindet, hat cs mit sich gebracht, daß streckenweise ganze Straßenzüge mit Holzverschlägen verbarrikadiert worden sind. Auf diesen Bretterwänden haben sich nun die Plakate eingenistet und begleiten den Vorbeiwandelnden mit lauten, heftig winkenden Darstellungen, wie ein nufgerolltes Bilderbuch. Allzu viel Ab wechselung wird da nicht geboten. Ein bis zwei Dutzend Bilder kehren imm?r wieder. Man kann sie an einem Tage bequem aus wendig lernen. Ab und zu kommt ein neues hinzu, und das wirkt dann gleich so überraschend, daß, wenn man in der -Elektrischen schlafduselig vorübersaust, man aus seinem Betrachtungsschlummer jählings aufgeweckt wird. So hat Ronacher jetzt ein Plakat an die Wand geschmettert, das wie eine Fanfare wirkt. Freilich wie eine ziemlich barbarische Fanfare. Man sieht im Vorüberfahren ein wirres Gemenge von Hälsen und Fratzen und wird, wenn man späterhin erschrocken näher tritt, keineswegs entschädigt durch irgend welche originelle Keckheit. Für Ronacher wird dieses Plakat gewiß die erwünschten Dienste leisten. Trotzdem wird man sich fragen dürfen, warum nun die armen Wiener verurteilt sein müssen, es einige Wochen lang Tag für Tag anzuschauen. Das Pkakat ist heute ein wunderliches Doppelwesen. Seinem jugendlichen Ehrgeize genügt es durchaus nicht mehr, den Reklame-Bedürfnissen irgend eines unternehmenden Privatmannes zu dienen. Es hat sich eine weit wichtigere Position errungen: es ist ein Teil in der Phy siognomie der modernen Großstädte geworden. Es vertritt da gewissermaßen die Stelle des Schönheitspflästerchens, und wie dieses ist es in der Regel mehr aufdringlich als schön. Auf jeden Fall ist das Plakat jetzt eine -öffentliche Angelegenheit». Es spricht zu den breiten Massen, produziert sich eitel vor Einheimischen und Fremden, und giebt gleichsam gratis Jongleur-Vorstellungen in der höheren Farben- und Flächen - Equilibristik. Dabei macht es mitunter Bajazzosprünge bis zu den Wolken hinein und kräht frech als knallige -Giebel-Reklame- von oben auf uns herab. Glücklicher weise ist letztere Spezies in Wien noch ziemlich selten vertreten, aber vermöge eines ehernen geistigen Influenza-Gesetzes wird sie uns, da sie in anderen Weltstädten bereits grassiert, nicht lange mehr erspart bleiben. Denken wir uns einmal zehn, zwanzig Jahre weiter, so wird ganz Wien, wie ganz Berlin, oder ganz Paris, ganz London, ganz New Jork nur noch ein einziges Reklame- Riescn-Wandel-Panorama sein. Wo die Wände und Straßensäulen nicht mehr ausreichen, da werden bunte elektrische Scheinwerfer uns sämtliche Vorzüge von Chokolade, Seifen, Zündhölzern oder Fahrradreisen bald an die Erde unter unseren Füßen, bald an den Himmel über unseren Häuptern malen, und wir werden cin- herwandeln wie in einer erborgten Tropenwelt von Luftspiege lungen und Fata Morgancn. Und alles zum höheren Ruhme von Herrn X? Margarine und von Herrn U/s Kaffeebohnen! O, kom mender Zeiten Bild, wie hart bedrängst du Sinn und Phantasie! Doch schweige alle Zunkunftsmusik! Halten wir uns an das, was 810»
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