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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.09.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-09-06
- Erscheinungsdatum
- 06.09.1899
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- Deutsch
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207, 6. September 1899. Nichtamtlicher Teil. 6345 ändern »der wegzuschaffen hätte, so ist es kaum zu verstehen, wie Herr Mannfeld als Charakterbild des Kunstverlagshandels folgendes zum besten geben kann: Er spricht von Verlagssirmen, die dem noch unrenom mierten Künstler Schlepper auf den Hals schicken, um ihm, unter Vorspiegelung der Bekanntwerdung, um »einige tausend Mark« das Verlagsrecht eines guten Bildes abzuschwatzen; das Original selbst, einmal vervielfältigt, bleibe dann meist unverkauft. Wolle der Künstler aber die Vervielfältigung auf eigene Rechnung besorgen, bezw. das Verlagsrecht an sich behalten, so werden ihm von heliographischen Instituten viel höhere Fabrikationspreise gemacht, als der Verleger sie für seine Unternehmungen anlegt. Die zum Vertriebe sich anbietende Kommissionsfirma aber beanspruche für sich zunächst große Vorteile, klage bald darauf über schlechte Zeiten, fordere unter Ilmständen auch Rückzahlung des L Oonto künftigen Absatzes geleisteten geringen (sio!) Vorschusses und erwerbe, wenn hierfür nicht sofortige Aussicht, unter Nachzahlung eines »winzigen Betrages« das Verlagsrecht mit der Platte als unumschränktes Eigentum. Jetzt aber erst beginne für das Bild die Reklame; die Feinabzüge der Platte steigen in kurzem auf das Drei- und Vierfache (?), in die Tasche — selbstverständlich allein des Verlegers. Den Kunst verleger bezeichnet Herr Mannfeld wörtlich als den Shylock des Radierers und Künstlers im allgemeinen! Dies traurige Bild entwirft uns Herr Hermann Mann feld vom Künstler und Verleger im Geschäftsverkehr! Der selbe Herr, der in der Zeit seines uns bekannten Empor- blühens eine ziemlich beneidenswerte Stellung in der erwerbenden Künstlerwelt einnahm, als ansehnliche Gewinne ihm in der Verbindung mit Verlegern zuflossen, die für uns, wie für den gesamten heutigen Kunsthandel achtungs- wert dastehen — Verbindungen, die er selbst aber löste, um schließlich als Selbstverleger unumschränkter Nutznießer seiner Werke zu werden. ^ Daß dies von den Kunstverlagsverbindungen, wie sie bestanden und noch bestehen, im Aufträgen unreiner Palettenfarben entworfene Bild auch nur annähernd richtig sei, wird niemand glauben, auch wenn er sich nur oberflächlich mit dem Namen und dem Weltrufe der großen Münchener, Berliner, der Firmen von London und Paris bekannt gemacht hat. Künstlerische Erfolgesträume, ungerechtfertigter Arg wohn und etwas Scheelsucht spielen hierbei wohl die Haupt rolle. Die große Zahl der mit ihren Verlegern im besten Verhältnis stehenden Künstler, ferner die ganz vereinzel ten Fälle künstlerischen Selbstverlages sind gegenüber solcher Anklage mehr als zu beredte Entlastungszeugen. Und, wenn es Herrn Mannfeld beschieden war — nicht, wie wir annehmen, bei seinem, sondern beim Nachteile anderer, im Verlagsverkehre weniger gewandter Künstler, — so schwarze Erfahrungen zu machen, so wird der einzelne »Verleger-Shrflock« (wie Herr Mannfeld sich ausdrückt) für die Beurteilung des Kunstverlagshandels im allge meinen ebensowenig ein Präjudiz abgeben können, als das Gebaren eines vereinzelten erfahrungslosen Künstlers für die Ehre der ganzen Künstlerschaft! Wir müssen an dieser Stelle der Insinuation entgegen treten, als ob in Kunstverlagsgeschäften über die Zahlen der hergestellteu Abdrücke neben den regulären Büchern »Geheim- bücher« geführt würden — augenscheinlich nur zu dem Zwecke, um die wahrheitsgemäße Produktion zu verschleiern. Wenn aber Herr Mannfeld im stände wäre, eine solche Firma zu bezeichnen, so würde sie ebenso der allgemeinen Verachtung anheimfallen, wie in seinen Augen der Künstler, der z. B. neben dem für einen Auftrag empfangenen Vor schuß letzteren noch von einem zweiten Verleger erhöbe, oder S«LsuMkiWast-k Iahrgana. eine bereits zu gewöhnlichen Abdrücken verwendete Platte aufgestochen noch mit einer zweiten Künstlermarke versähe. Es ist nicht die Kapitalkraft heliographischer Verlags- institnte, die Kupferstich und Radierung allmählich vom Schauplatze der Reproduktion verdrängt, vielmehr sind es die angeführten und noch weiter zu berührenden Nebenumstände, zum Teil aber die Langsamkeit und in besonderen Fällen geringe Verläßlichkeit des Kupferstichgewerbes selbst, schließlich die große Kostspieligkeit besserer Leistungen auf diesem Gebiete. Fälle, in denen die Forderung für größere Platten des Linienstichs und der Radierung sich zwischen 60—100 000 bewegt, ja letztere überschreitet, sind nicht selten. Ein Pariser Kunstverleger kam in die Lage, nach einem successiven Vor schuß von 123 000 Frcs. die Platte unvollendet hinnehmen und auf seine Kosten vollenden lassen zu müssen. Unter solchen Umständen mußte die heliographische Technik immer mehr an Boden gewinnen. Wir kommen nun zu Herrn Mannfelds Absichten und Bestrebungen für seine engere Central - Genossenschaft der Radierer. In kleinerem Umfange sind in dieser Richtung Vereine in Berlin, Weimar, Düsseldorf, Wien, Karlsruhe rc. noch bestehend. Herr Mannfeld plant indes wohl einen Zusammenschluß aller deutschen Künstler jeder Richtung zu einer großen Ideal-Kommanditgesellschaft, zu der jeder sein Scherflein konzentrierten Künstlergeistes ein legt, um ihn, nach einem kurzen Gärungsprozesse mit unbekannten Zuthaten in reines Gold verwandelt, aus dem Grunde der Retorte »nach Bedarf« zu erheben, es zur Befriedigung der Genossenschaftsgläubiger zu verwenden, — sogar einen Reservefonds zu bilden, um dem Kredit bedürftigen aufzuhelfen. Daneben intimes Freundschafts verhältnis der Künstler untereinander, in welches selbst »anständige Verleger« eintreten könnten! Ein graphisches Museum in Frankfurt a/Main, fern von dem bacchischen Farbentaumel der großen Centralen errichtet, würde alle Kunstfreunde bezüglich graphischer Neuigkeiten auf dem Laufenden erhalten; unter einer »tüchtigen kaufmännischen« Verwaltung — selbstverständlich unter Kontrolle des Künstler vorstandes — würden eingehende Nachfragen prompt erledigt werden. Wir können uns dem Reize dieser prästabilierten Harmonie der Kunstsphären zwischen Geben und Nehmen, Angebot und Nachfrage nicht entziehen, möchten aber dennoch, an der Hand der Erfahrung zum Skeptiker ausgeartet, Grundstoff und Zuthaten für den angedeuteten Gärungsprozeß uns etwas näher ansehen. Aehnliche Gesellschaften bestanden, wie schon oben bemerkt, in Paris und London. Was den Kunstgegenstand betrifft, der die Unterlage für den Erwerb bilden soll, so ist es das nicht zu er setzende Verdienst des Genies, etwas gefunden und geschaffen zu haben, was den idealen Gefühlen und dem Verständnis der gebildeten Menge nahe steht. Wenn wir nun auch Herrn Mannfeld für seine Person die Voraussicht zutrauen, stets Kunstvorbilder oder fertige Platten zu entdecken und aus zuwählen, die eines leidlichen Ertrages sicher sind, — wird er sich bei deren Annahme oder Ablehnung immer des Ein verständnisses der hierbei beteiligten Künstler-Kollegen er freuen, -— keinen Widerspruch zu bekämpfen haben? Er möge unser Bedenken im Hinblick auf den gegenwärtigen Stand der Parteien nicht überflüssig erachten. Auch könnten in seinem Kreise wohl Genies auftauchen, die, wie vor einigen Jahren Herr M . . . ., von einer »Begrenzung des Kunstschönen und Ausstellbaren« überhaupt nichts wissen wollen. Was die Zuthaten anbetrifft, die den Gärungsprozeß zum goldenen Ziele führen sollen, so werden sie immer be stehen: im Geschick des Verlegers, die Kunstblätter auf die 845
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