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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1899
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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Angesichts des seitens der deutschen wissenschaftlichen Verleger für die geplante Ausstellung schon bisher bewiesenen Interesses ist es sicherlich sehr bedauerlich, daß der Plan hat aufgegeben werden müssen. Ein italienisches Urteil über Ausgaben alter Klas siker. — Der wissenschaftlichen Beilage der -Allgem. Zeitung wurde geschrieben: Die Vox Ilrdis, die lateinische Halbmonatsschrift, die seit dem vergangenen November in Rom erscheint, dem Namen nach ein -äs Uttsris st bovis artibns eommsvtarius», in Wahrheit aber ein seltsames Gemisch von ciceronianischem Latein und Kurialstil, von mittelalterlicher und moderner Anschauungsweise, eine Veröffent lichung, die neben der Wiederbelebung der alten lateinischen Sprache auch die Verherrlichung der Kurie als der Haupt trägerin der lebenden lateinischen Ueberlieferung betreibt, diese Vox Ilrdis brachte vor kurzem einen Aufsatz des bekannten italie nischen Professors F. Ramorino, worin der Verfasser den eng lischen und amerikanischen Büchern auf dem Gebiete der klas sischen Philologie wegen ihrer schönen Ausstattung ein sehr an erkennendes Zeugnis liefert. Mit Namen nannte er die Ausgabe des Catull von Ellis, des Tacitus (Annalen I—HI von Furneaux und des taciteischen Dialo^us äs oratoribus von Gudeman. Dieses Lob ist darauf alsbald von der englischen klassisch-philologischen Zeitschrift llbs tllassioal Rsvisrv mit Freuden abgedruckt worden. Wenn der Italiener jene englischen Ausgaben als ein Muster hinstellt, so zielt das vornehmlich auf Deutschland, welches Land in der klassischen Philologie, sowohl was die Arbeitskräfte als auch was die jährlichen Erscheinungen angeht, an erster Stelle steht. Worin liegt denn aber der große Vorzug jener Ausgaben? Doch wohl nicht in dem bekannten englischen Leinwandband, denn dieser hat doch nur den Vorzug der Billigkeit. Ueber die Schön heit läßt sich sehr streiten, und was Dauerhaftigkeit angeht, so sind unsere guten starken Lcderbände um vieles voraus. Etwa in der Einrichtung des Druckes? Dabei wären zwei Punkte zu beachten, die Zweckmäßigkeit und die Schönheit. In beider Hin sicht aber wird man nicht finden können, daß etwa unsere Teubner- oder Weidmann - Ausgaben hinter den englischen zurückstehen. Höchstens kann man sagen, daß in England im Durchschnitt ein festeres Papier verwendet wird. Was aber den wissenschaftlichen Gehalt jener Musterbücher angeht, so verdiente die Tacitus-Aus- gabe von Furneaux ganz und gar nicht das ihr gewordene Lob, der Catull von Ellis ist längst veraltet, die Sucht dieses Engländers nach geistreichen Verbesserungen dient ihm durchaus nicht zur Zierde; nur das Werk des Amerikaners Gudeman ist durchaus tüchtig. Aber haben wir dafür nicht zehn für eines? Personalnachrichten. Auszeichnung. — Seine Majestät der Kaiser und König hat dem Verlagsbuchhändler Herrn vr. Karl Trübner in Straßburg den Charakter als Kommerzienrat verliehen. Achtzigster Geburtstag. — Der bekannte Tiroler Dichter Adolf Pichler beging am 4. September seinen achtzigsten Geburtstag. Er ist in Erl bei Kufstein als ältester Sohn eines Amtsschreibers geboren. In Innsbruck und Wien studierte er Medizin und Naturwissenschaften. Als 1848 die Grenzen Tirols von Italien her bedroht wurden, eilte er aus Wien unter die Fahnen der Freiwilligen und nahm an einigen Kämpfen Teil. Von 1867 bis 1880, wo er in den Ruhestand trat, wirkte er als Professor der Geologie an der Universität Innsbruck und hat sich unter seinen Fachgenossen einen geachteten Namen er worben. Als die Deutschen Tirols 1895 an Bismarck eine Adresse sandten, trug dieselbe aus dem Stande der Uni versitätsprofessoren als einzige Unterschrift den Namen Adolf Pichler. Eine der kostbarsten Jronieen der Geschichte ist es, daß er auf dem Altarbilde einer Dorfkirchc als Johannes angebracht wurde. Aber nicht bloß als Vorkämpfer für Licht und Freiheit und wegen seiner kerndeutschen Gesinnung, sondern auch als Dichter, besonders als Tiroler Dichter, ist Pichlers Name über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus gedrungen. Wie er in seiner Schil derung von Land und Leuten viel mit dem Märker Theodor Fontane gemeinsam hat, so ähneln sich auch merkwürdig die äußeren Lebensschicksale ihrer Werke. Theodor Fontane hat siebzig Jahre alt werden müssen, bevor er in weiteren Kreisen die verdiente Würdigung fand, und Pichler durfte sich der all gemeinen Anerkennung auch erst in seinem Alter erfreuen. Pichlers Geschichten und Begebenheiten ereignen sich alle in Tirol. In stillen Dörfern, in den schmucken, aus zumeist alten, vergangen heitsreichen Häusern bestehenden Orten des unteren Jnnthales, oder in Innsbruck selber, in den weiten, geräumigen, solid gebauten Stätten vergangener Jahrhunderte, oder auch hoch droben in den Bergen, wo die Sonne heiß auf das kurze Berggras herabglüht, wo nur einsam da und dort eine Hütte steht. Das Lokalkolorit ist überall mit wunderbarer Stimmung, mit poetischem Fleiß wieder- egeben. Wir lernen Land und Leute aus keiner Beschreibung esser kennen und lieben, als wie durch diese ungezwungenen und wie selbstverständlich eingeschalteten Schilderungen, die uns das, was sie bezwecken, wie ein mit wenigen genialen Strichen ge zeichnetes Bild schauen und begreifen lassen. Sowohl von seinen Erzählungen, als auch von seinen dichterischen Werken erschienen Gesamtausgaben (Leipzig, Georg Heinr. Meyer). Als besondere Huldigung für Pichler hat -Der Scherer«, der sich selbst -Erstes illustrirtes Tiroler Witzblatt für Politik, Kunst und Leben- nennt, eine -Adolf Pichler-Festnummer« herausgegeben. In derselben bringen hervorragende Dichter Pichler ihre Huldigung dar. Wir erwähnen daraus nur den Vers von Rosegger: -Dem Klopfer von Tirol. Als Gelehrter klopft er Steiner Und als Lehrer harte Köpfe, Doch als Dichter noch viel feiner, Klopft er aus die alten Zöpfe, Klopft er aus den Geistern Funken, Klopft er Schaben aus den Kutten. Ehret, Jünger, sangestrunken, Pichler, den Tiroler Hutten.« Sprechsaal. Zur Kundenrabattfrage. (Vgl. Börsenblatt Nr. 144, 150, 152, 159, 161, 165, 167, 169, 170, 173, 175, 178, 181, 182, 185, 186, 192, 202, 204, 206. 207.) Woher rührt die Not der Sortimenter? — Vor einigen Wochen fragte eine Behörde des Rheinlandes bei dem Unterzeichneten an, zu welchem Preise ihr 21 Exemplare eines Buches geliefert werden würden. Es wurde geantwortet, daß das Exemplar laut Katalog 1 ^ 60 koste und 50 ^ Porto für die Sendung. Grabesstille während 8 Tagen. — Endlich erscheint der Ver langzettel eines Notstands-Kollegen auf der Bildfläche, mit dem ich kaum je etwas zu thun gehabt habe, lautend: -bar 21 Exemplare von Ich bitte um wesentlich erhöhten Rabatt, da ich der Behörde 15 Prozent Rabatt gewähren muß«. — Dem Kollegen wurde geantwortet, daß ihm überhaupt nicht geliefert werden würde, da er gegen die Rabattbestimmungen so offenkundig verstoße. — Drei Tage später Verlangzettel von dessen Kommissionär, dem aber ebenfalls geschrieben wurde, daß, da für X. bestimmt, nur mit ä 1 ^ 30 pro Exemplar geliefert weroen würde. Schließlich bestellte der Herr Kommissionär L 1 ^ 60 H ord., 1 30 H bar mit der Versicherung, daß Rabatt seitens seines Kommittenten nicht gegeben werden würde; -15 Prozent wenigstens nicht, dafür habe ich gesorgt.« — Die Ausnahmestellung Leipzigs^ und8 Berlins bezüglich des Rabatts von 10 Prozent ist mir nie verständlich gewesen. Wenn man einmal an das Abschneiden von Zöpfen und Schwänzen ging, konnte man den Rabattschwanz auf einmal abschneiden, der Schmerz wäre — wie bei den Hunden — rasch vorübergegangen. Dieser Polyp, der die auswärtigen Sortimenter, wie die Verleger ungemein schädigt, müßte mit einem Male entfernt werden. Es würde mich freuen, wenn die Sortimenter gegen die durch nichts zu rechtfertigende Ausnahmestellung dieser Städte energisch vor gingen. IVdsrs is a vill, tüsrs is g, Leipzig. Gustav Weigel.
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