Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1899

6412 Nichtamtlicher Teil. 209, 8. September 1899. Neue Adreßbücher. Zu dcn besten Hilfsmitteln des Buchhändlers gehören bekanntlich neue und zuverlässige Adreßbücher. Der vft wieder holte Reklamespruch eines großen Adrcssenbüreaus: -Die direkte Offerte ist die wirksamste-, ist geschäftlich in der That nicht zu unterschätzen, wenn auch das Empfehlen unter der Hand und von Mund zu Mund gerade bei Büchern jeden anderen Erfolg noch überbicten soll. Für diesen Erfolg entscheidend bleibt freilich zumeist der wirkliche Wert der empfohlenen Bücher und die, wenn man so sagen darf, ihnen selbst innewohnende Lebenskraft. Daß es oft aber auch glückt, anscheinend minder lebensfähige Bücher durch geschickte Gcschäftsmanipulationen am Leben zu erhalten und einer besseren Zukunft cntgcgcnzuführen, dürfte wohl kaum zu be zweifeln sein. Sehr dankenswert wäre es, wenn Buchhändler (Ver leger und Sortimenter), die bezüglich des Büchcrabsatzes in der einen oder andren Weise Erfolge erzielten, sei es durch Inserate, durch direkte Offerten, durch persönliche Empfehlung oder sonstwie, ihre Geschäftserfahrungen, soweit sie keine größere Schädigung dnrch Konkurrenz mehr zu fürchten hätten, hin und wieder etwas freier mittcilen wollten zum Nutzen derer, die in ihren Bemühungen und Erfolgen minder glücklich waren. Die Ansicht, daß gute Adreßbücher zum besten Handwerkszeug des Buchhandels gehören, würde wohl kaum angefochten werden. Wir freuen uns, heute aus zwei bewährte, soeben wieder in neuen Auflagen erschienene Adreßbücher Hinweisen zu können und zwar zunächst auf das Xckrsssbuoü clor Usuiwoüsn 2si1soürikksn unck clsr üsr- vorragsucksn xolitisoüsn 1agS8blätksr. (Logrünäst von 0. X. Hasncksi.) Uanck- unck ckabrbuoü cksr ckoutsoüsn l?rss8s. Uüsb cksn 1Vi88sn- soinrttsn gsorcknst, mit ^vgabs äsr ^ärssssn clor ksäs-ütsurs unck Vsrlsgsr, ckor DrboüsivunAsrvsisg, ckos Usiprigor Xomwissionärs, cksr Useuge-, Viwsigsn- unck Usilagsvprsies cksr ölättsr, ob ckisss iliu- strisrt, unck ancksrsn kilaobvswsn. 39. ckubrA. 1899. HsrausAA. von 8. 0. 8xsrling. (gr. 8°. VIII, 208, 48, 104 u. 160 8.) 8tutt§. 1899, 8. 0. 8psrling. 8rv. 4 Das Werk enthält vier Abteilungen, zunächst ein Verzeichnis der hauptsächlich durch den Buchhandel vertriebenen Zeitschriften nach den Wissenschaften mit allen auf dem Titel angegebenen und anderen Nachweisen, besonders auch der Höhe der Auflagen, ob sie Rccensionen ausnehmen re. Dann folgen: -Die hervorragenden politischen Tagesblätter», nach Ländern und Städten geordnet. Die Cinzclangabcn sind hier nicht niinder ausführlich. So findet man u. n. auch die politische Tendenz der Zeitungen, bei den Städten die Einwohnerzahl und vieles andere angegeben. — Von besonderem Interesse für Verleger (wie für Schriftsteller) ist die dritte Abteilung: -Aiizeiger für die deutsche Presse. Mitteilungen aus der Theorie und Praxis.» Verlagslustige werden hier finden, daß an Wegen zur Erlangung von Manuskripten kein Mangel ist. Ans dem Adrcssenverzeichnis sind besonders die Adressenlieferantcn und die Annoncenexpeditionen hervorzuhebcn. Aus der inter essanten Rubrik: -Statistisches» sei nachstehender Auszug derHaupt- littcraturgebicte und die Anzahl der sie vertretenden Zeitschriften (nach dem Stand für das Jahr 1898) hier eingcfügt: Ban-, Ingenieur-, Maschinen-, Eisenbahnwesen .... 168 Buchhandel, Bibliographie, Buchgewerbe, Presse .... 42 Chemie, Pharmacie, Physik 45 Erziehungs- und Unterrichtsmissenschaft 249 Zeitschriften für die Jugend 68 Frauen-, Haus- und Modcblättcr 135 Gartenbau, Blumenzucht, Obstzucht 59 Geschichte und Erdbeschreibung 179 Gewerbe und Industrie 700 Handel und Verkehrswesen 236 Heilwissenschaft - . . 315 Kunst und Künstler 49 Land- und Forstwirtschaft, Geflügelzucht, Weinbau . . . 298 Litteraturblätter, Revuen u. akad. Blätter, Zeitungswesen 115 Mathematik und Astronomie 15 Militär- und Marincwesen 81 Musik 84 Naturwissenschaften 124 Philosophie 13 Rechts- und Staatswissenschaft 312 Reise-, Bade-, Hotel- u. s. w. Blätter 69 Sport, Spiele, Sammelwesen rc 150 Sprachwissenschaft, Altertumskunde 89 Stenographie 82 Theater 21 Theologie 578 Unterhaltungsblätter 216 u. s. w. u. s. n>. Die vierte Abteilung bildet ein die Benutzung des Werkes wesentlich erleichterndes alphabetisches Verzeichnis der in der ersten und zweiten Abteilung aufgeführten Blätter mit vielfach gleich ausführlichen Angaben wie dort. Wir fanden leider auch diesmal einzelne schon länger ein gegangene Blätter verzeichnet, ein Beweis, daß dem verdienstlichen Werk von seiten der Verleger leider nicht immer die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ein kaum minder schätzenswertes Adreßbuch für dcn Buch händler ist: LtatistisoüoL ckaürbuob cksr üöüsrsn 8oüuisn unck üsil- pückagogisobsn Xiwtaitsn Vsut.8obla.nck8, Vuxsmburga unck cksr 8ob^vsw. Usus voigs von li1u8Üo.oirs's 8obulbg.1snäsr I. Voll. Uaoü amtl. Husllsn bss-rb. XX. ,laürg. 1. .-Vbt., ck. Xgr. Ursuessn. Xnü.: Vor/., äsr UittsUobulsn. ÜI.-8". (XXVI, 241 8.) UsiprÜA, L. 6. Isubnsr. 1899. In bisheriger musterhafter Weise führt das Werk mit allen wünschenswerten Einzelnheiten auf: die bezüglichen Schulbehörden mit dem Vorstandspersonal, die Gymnasien und Prvgymnasien, die Realgymnasien, Oberrealschulen, Rcalprogymnasien, Real schulen, ferner die Kadettenschulen, mittlere Fachschulen, Land wirtschaftsschulen, dann Schullehrer- und Lchrerinnen-Seminare, Präparanden-Anstalten; Höhere Mädchenschulen; Taubstummcn- und Blinden-Anstalten; endlich Mittelschulen. Das Personal und vieles andere Wissenswerte ist bei 1353 Schulen angegeben. Für Buchhändler und Lehrer ist das Buch, wie gesagt, von höchstem Interesse. Versendungsliste. Bearbeitet auf Grundlage der Kreditliste der Vereinigten Verlegervereine 1899. Verlag des Deutschen Verlegervereins. Die Liste ist ein Novum und vereinigt in sich eine solche Reihe von Vorzügen, daß sie bald zum unentbehrlichen Handwerkszeug des Verlegers zählen wird. Außer der für diese Hilfsmittel üblichen Einteilung bringt sie genaue statistische Nachweise für jede Stadt, ein vollständiges Verzeichnis sämtlicher Sortiment treibenden Firmen mit ihren Kommissionären in Leipzig und Stuttgart und die Angabe, ob die Firma Mitglied des Börsen- vercins, eines anerkannten Orts- und Kreis-Vereins oder eines nicht anerkannten Vereins ist, und ob sie die Verkehrsordnung anerkannt hat. Letztere Angabe ist besonders wichtig, da es z. B. bei gerichtlichen Verhandlungen vielfach vorkommt, daß Firmen sich darauf berufen, daß sie die Verkehrsordnung nicht anerkannt haben, und daß dann der Verleger, wenn er sich nur auf die buch- händlerischen Usancen stützt, schweren Stand hat. Was die neue Versendungsliste aber merklich von dcn bisher bestehenden Listen abhebt, sind die aus der Kreditliste der Vereinigten Verlegervereine entnommenen Daten über die -Veränderungen- im Buchhandel (1. In Konkurs geratene Firmen. — 2. Firmen, die im Konkurs waren und weitergeführt werden. — 3. Geänderte Firmen. — 4. Firmen, die erloschen sind, bezw. nicht mehr über Leipzig verkehren. — 5. Besondere Bemerkungen, Verkäufe ohne Aktiva und Passiva rc.) und die Angabe, bei wie vielen der ca. 450 Mitglieder eine Firma offene Rechnung hat. Wenn nun auch diese Zahlen keine generelle Behandlung zulassen, da manche Firma durch die Art ihres Betriebes und ihre Beschränkung auf einzelne Spezialfächer naturgemäß weniger -Konten» hat als Firmen mit Betrieb in allen Zweigen der Litteratur, so sind doch dem denkenden Expedienten durch diese Liste so viel Hilfsmittel an die Hand ge geben, daß jede Verlagsbuchhandlung sie gern und nicht ohne Nutzen in Gebrauch nehmen wird, um so mehr, als auch der billige Preis (in Leinwand gebunden 2 20 mit Löschpapier durch schossen 2 70 -H, mit liniiertem Schreibpapier durchschossen 3 ^ 20 -)) die Anschaffung erleichtert. 8. Kleine Mitteilungen. Fernsprechwesen. — Die oberste Postbehörde macht im Reichs-Anzeiger bekannt: Die versuchsweise für das Rcichs- Telegraphengebiet angeordnetc Zulassung der Anmeldung von Doppclgesprächen im Fernsprechverkehr und der Ausdehnung als einfach angemeldeter Unterhaltungen bis zur Dauer von sechs Minuten soll dauernd beibehalten werden. Verspätung von Telegrammen. — Die Handelskammer in Halbcrstadt hat an den Staatssekretär des Reichspostamts eine Eingabe gerichtet, worin geklagt wird, daß man sich jetzt nicht gegen die Verluste infolge der Verspätung von Telegrammen schützen könne. Während durch die Einrichtung der Einschreibung von Briefen, Paketen und Versendungen für diese eine Sicherheit geboten sei, während auch die Eisenbahnverwaltung die Lieferzeit von Frachtstücken versicherbar gemacht habe, sei man dcn Verlusten durch Verspätung von Telegrammen schutzlos preisgegeben, zumal die Telegraphenverwaltung jede Haftung ablehne. Die Handels-