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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1899
- Strukturtyp
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- 1899-09-12
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1899
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- Deutsch
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6500 Nichtamtlicher Teil. 212, 12. September 1899. kaufsstelle der Mergenthaler Linotype-Aktien-Gesellschaft in Berlin eingerichtet worden ist, und einige Exemplare dieser Setzmaschinen aufgestellt worden seien. Vor der Anschaffung dieser Maschinen scheuten die Zeitungsdruckereien, für die die Linotype in wenigen Jahren unentbehrlich sein dürfte, zur Zeit noch zurück, weil sie die Opposition ihrer Arbeiter — wohl mit Unrecht — fürchten, denn der intelligente Setzer wird im Tabellen- und Accidenzsatz wohl schwerlich zu ver drängen sein. Der Bericht von Hannover stellt fest, daß es auch der einzig in der Welt dastehenden festgeschloffenen Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Organisation der deutschen Buchdrucker noch nicht möglich gewesen ist, zur Hebung des durch Preis schleuderei immer mehr zurückgchenden Gewerbes einen Minimal-Preistarif durchzusetzen. Wie in Paris seit Jahren, bemühen sich jetzt auch in Deutschland hervorragende Kunstmaler, im lithographischen Gewerbe Abnehmer für ihre Erzeugnisse zu finden. Eine Plakat-Ausstellung folgt der anderen; im modernen Genre, dessen Originalität vom Auslande rückhaltslos anerkannt worden ist, wurden viele wahr empfundene und geschmackvolle Motive zur Ausführung gebracht. Unsere Künstler, meint der Bericht, hatten sich ein Jahr zuvor noch von dem starken Einfluß der Bekanntschaft mit der japanischen und englischen Kunstrichtung nicht ganz frei machen können. Jetzt sei von ihnen richtig erkannt worden, daß zur geschmackvollen Farbengebung und originellen Formen erfindung die zu verwendende Schrift mit dem Gegenstand der Reklame in zeichnerischer und malerischer Darstellungs weise harmonisch wirken muß. Seit Jahren sind die Lithographen nicht so gut und lohnend beschäftigt gewesen wie im Jahre 1898. Litho graphen ersten Ranges erhalten jetzt Löhne (50—60 die Woche), wie man solche früher nicht kannte; trotzdem sind neue Kräfte nur schwer zu erlangen. Die Arbeitszeit für dieselben beträgt nur noch acht Stunden. Die Steindruckereien hatten vollauf zu thun, ver dienten aber in der Mehrzahl wenig oder gar nichts, weil durch den starken Wettbewerb die Preise sehr heruntergedrückt werden. Nur eine geschlossene Arbeitgeber-Organisation kann die ärgsten Schäden bessern, bezw. mildern. Aber es ist leider eine Thatsache, daß die Besitzenden und Bestgestellten dieses Gewerbes zu unthätig sind, um in sozialer Bethätigung und Pflichterfüllung den vorhandenen Uebelständen zu steuern und ihren minderbegüterten Fachgenossen zu raten und zu helfen. Sobald Arbeitgeber und Arbeitnehmer untereinander einig sind, wird die Preisschleuderei mehr und mehr zurück- gedrängt; Mißhelligkeiten und Streiks zwischen Arbeitern und Unternehmern werden durch Rede und Gegenrede auf loyalem Wege leicht zu schlichten sein. Um das zu erreichen, müssen thalkräftige und uneigennützige Männer in ehrlicher Arbeit zusammenstehen und die unbedingt notwendige Organisation herbeiführen. Der gute Absatz in bunten Ansichtspostkarten zu angemessenen Preisen zu Anfang des Jahres 1898 ging nach und nach vollständig zurück, weil sich fast jede Einzelhandlung aller anderen Branchen — besonders aber Cigarrengeschäfte — ebenfalls mit dem Vertrieb dieser Karten befaßt und die Preise auf das äußerste drückt. Den Beschluß soll die Aeußerung Leipzigs, als des kompetentesten Platzes für die Groß buch bin der ei, machen. Alle dortigen Großbuchbindereien bezeichnen den Gang der Geschäfte als in jeder Beziehung befriedigend. Mit einer einzigen Ausnahme wurde der Betrieb in keiner der Leip ziger Fabriken durch Streiks unterbrochen. Der bereits im vorjährigen Berichte erwähnte, am 1. September 1897 in Kraft getretene Lohntarif gilt noch. Die Löhne in Leipzig ind dadurch ziemlich hoch und wohl höher als in irgend einem anderen Orte. Von einer Seite wird damit in Zu- ammenhang gebracht, daß man in Leipzig jetzt vielfach die Decken und Umschläge für Bücher Herstellen lasse und die Fertigstellung der Bücher selbst anderen, nicht in Leipzig eßhaften Buchbindereien übertrage, die billiger zu arbeiten an stände seien. Die Anfertigung dieser Decken und Um- chläge beschränke sich auf eine kleine Anzahl Großbuch bindereien, die vermöge ihrer Betriebseinrichtungen und der Zahl der Arbeiter in der Lage seien, den an sie in Bezug auf die technische Ausführung und die Schnellig keit der Lieferung gestellten Anforderungen Genüge zu leisten, die aber anderseits wegen der immer stärker werdenden Konkurrenz zu außerordentlich mäßigen Preisen arbeiten und sich mit einen: geringen Nutzen begnügen müßten. Kleinere Buchbindereien befänden sich durch die Thatsache, daß die Aufträge auf völlig zu bindende Bücher von außerhalb spärlicher einlaufen, entschieden im Nachteil. Einige Leipziger Buchbindereien haben, um der Kundschaft den Vorteil schnellerer Lieferung durch den Fort fall der Beförderung von und nach dem Wohnsitze zu sichern und die Frachtkosten zu ersparen, Zweigniederlassungen be gründet, namentlich in Berlin. Auch diese sollen den Leipziger Buchbindereien eine immer mehr fühlbare Konkurrenz in der Erledigung von Aufträgen von auswärts bereiten. Bezüglich der Entwickelung des Buchbinderei-Gewerbes zur Großindustrie dürfte es von Interesse sein, zu erwähnen, daß das größte Leipziger Buchbindereigeschäft 1898 auf eiuen Arbciterstand von 650 Köpfen gelangte, ungerechnet sein Berliner Zweig geschäft mit mehr als 100 Arbeitern. Wir glauben, hiermit ein einigermaßen zutreffendes Bild des Geschäftsganges in den verschiedenen, für den Buchhandel wichtigen Geschäftszweigen gegeben zu haben. Im allgemeinen kann ja, was den Umfang der Geschäfte betrifft, über das verflossene Jahr nicht geklagt werden, aber das Gewinn- Ergebnis, worauf doch schließlich alles ankommt, ist fast nirgends ganz befriedigend. Uebrigens ist cs ja bei einem fortschrittlichen Volke etwas durchaus Natürliches, daß die erhöhte Nachfrage nur vorübergehend höhere Preise erzielen kann, da die Fabrikation sich stets nach dem Konsum richtet und dauernd nicht hinter diesem zurückbleibt. Nicht nur der Arbeiter ist dem ja nur mit gewissen Beschränkungen richtigen Ricardo-Lassalleschen Lohngesetz unterworfen, sondern auch der Arbeitgeber. —s—. Kleine Mitteilungen, Gerichtsverhandlung. — Vor der Ferienkamer 2 deskönigl. Landgerichts Leipzig standen dieser Tage die Inhaber der Firma S., die Brüder R. und A. S., beide angeklagt der versuchten Nötigung. Der Anklage lag folgender Thatbestand zu Grunde: Die Firma S. giebt ein Meßadreß- und Exportbuch heraus. Um möglichst viel Inserenten dafür zu gewinnen, versandte sie an eine große An zahl von Firmen ein Cirkular mit der Einladung, zu inserieren und zu abonnieren. Auf diesem Cirkular standen mit Fettdruck die Worte -Vollständig kostenlos-, darunter aber, in kleiner Schrift: -soweit die Angaben zwei Petitzeilen nicht überschreiten-. Nach oberflächlichem Lesen dieser Annonce ließen sich Firmen herbei, Inserate aufzugeben, in der Meinung, daß diese kostenlos im Meßadreßbuchc Ausnahme fänden. Nachträglich bekamen sie aber Rechnungen, deren Bezahlung mit Hinweis aus jenes Cirkular meist abgelehnt wurde. Die Firma S. beschritt deshalb gegen 120 Firmen den Klageweg, erlangte 70 obsiegende Urteile, nahm in zwei Fällen die Klage zurück und verglich sich in sieben anderen Fällen, während 40 Prozesse noch an hängig sind. Das Gebaren der Firma S. wurde in kaufmännischen Kreisen gemitzbilligt und in der in Berlin erscheinenden Speditions und Schiffahrtszeitung einer Besprechung unterzogen, die vor Unterzeichnung des Cirkulars warnte und dessen Fassung als dem Gebiete des unlauteren Wettbewerbes angehörend hinstellte. Hieraus ließ nun die Firma S. an den Verleger und Redakteur der ge nannten Zeitung, H., durch Rechtsanwalt B. in Leipzig eine Be richtigung und Ehrenerklärung senden mit dem Ersuchen um Abdruck. Diesem Ersuchen kam die Spcditions- und Schiffahrts-
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