Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.03.1896

88 Personalnachrichten. — Anzeigen. 8, 11. Januar 1896. ff PH ilipp Rec lam. — Am Nachmittag des 9. Januar hatte sich eine hochansehnliche Trauerversammlung von Verwandten, Freunden und Berufsgcnossen in der Wohnung des verstorbenen Leipziger Verlagsbuchhändlers Herrn Philipp Ncclam einge funden, um dem Heimgegangenen an seinem prächtig aufgcbahrten Sarge die letzte Ehre zu erweisen. Der Gesang des Chorals «Jesus, meine Zuversicht» leitete den Akt weihevoll ein. Darauf hielt Herr Pfarrer Mehlhorn von der reformierten Gemeinde die Gedächtnisrede. In schlichten, aber eindrucksvollen Worten ent warf der Redner ein Bild von des Verblichenen Leben und Streben und seinen edlen Charaktereigenschaften auf Grund des Bibelwortes: »Unser Leben währet siebenzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind cs achtzig, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist cs Mühe und Arbeit gewesen; denn cs führet schnell dahin, als flögen wir davon.- Nicht viel habe gefehlt, so betonte der Redner unter anderem, und der Verblichene wäre siebzig Jahre selbständig gewesen, er hatte das Maß der Jahre, das der Psalmist dem Menschen zumisst, überschritten, die Natur hatte von ihm ihr Recht gefordert. -So empfinden wir am Sarge dieses Greises nichts, was den Menschen entsetzen kann; wir haben nicht zu jammern, sondern zu gedenken. Sein ganzes Leben war reich an Mühen und Arbeit, eifrig war er bemüht, seinen Geist zu bilden, seinem Leben Inhalt zu geben. In der Schule zählte er einen Noderich Benedix zu seinen Kameraden; in späteren Lebensjahren widmete er sich dein Studium der Naturwissen schaften und dem Studium der deutschen Litteratur. Faust und Wallenstein waren ihm unter allen Charakterschöpfungen deutscher Dichtung die liebsten Gestalten. Seine Freunde nannten ihn scherz haft ihren Professor, von dem sie mannigfache Anregungen em pfingen. Der Verblichene war in jeder Beziehung ein ganzer Mann, der auch seinem Geschäftspersonal als ein leuch tendes Vorbild gelten durste. Im Hinblick aus sein rast loses Wirken und Schaffen verstehen wir es, daß sein Streben reich an Erfolgen war. Die von ihm ins Leben gerufene »Universalbibliothek- hat seinen Wohlstand am festesten be gründet, 3500 Nummern sind gedruckt, und Millionen der rötlichen Hefte sind über die ganze Welt verbreitet. Bis in die kleinste Hütte ist durch sie Licht und Aufklärung verbreitet worden. Mit be deutenden Menschen ist er in anregende Beziehungen getreten, so mit Julius Mosen, dem Dichter des Hoferliedes, mit Heinrich Laube, dessen erstes Buch in seinem Verlage erschien, mit Saphir, Herloß- sohn, Charlotte Birch-Pfeiffer und Theodor Düring. Der Ver blichene hat zuletzt leider schwer gelitten; seine Hoffnung, in diesem Jahre in Helgoland Heilung zu suchen, erfüllte sich nicht. Nach seinem ausdrücklichen Willen wird an seiner irdischen Hülle die Feuerbestattung vollzogen werden. Da die Reformierte Kirche die Wahl der Be stattung frei stellt, so ist es auch dem Pfarrer gestattet, in einem Falle wie dem vorliegenden am Sarge des Verblichenen des Amtes zu walten.» — Mit Gebet und Segen an die Leidtragenden schloß der Redner seine ergreifende Ansprache. Nach dem Gesänge des Liedes: -Wie sie so sanft ruh'n-, legte Herr Binder im Namen des Geschäfts personals einen Kranz am Sarge nieder, dem Heimgegangenen herz liche Dankesworte nachrufend. — Im Namen der Loge -Phönix» ries deren Meister vom Stuhl, Herr Schuldirektor Arnold, dem geschiedenen Bruder, der Mitbegründer und Alt-Ehrenmeister der Loge Phönix war, einen innigen Abschiedsgruß in den ewigen Osten nach, den die anwesenden Mitglieder, indem sie eine Kette um den Sarg bildeten, laut bekräftigten. Nach abermaligem Ge sang fand die Feier ihren Abschluß, worauf die Leiche in feier lichem Kondukt nach der Thüringer Bahn zur Ueberführung nach Gotha geleitet wurde. (L. Tgbl.) Anzeigen. VietormtitzAMruelsPi'tzsstzli mit O^limItziMrtmnA. *348j o r/2 W <r> o <V <D L0 do <D vZ p-, M r» <D r» <V <D <r> !> O: 8 ^ nr ^ L V- !» -ck: ^ " >-z «7^ H ^ r» c» 6^' Or68ä6v-I^. Noelrstroli L 8<;kn6iä6r Modi Nasosiineukatirilc. Gkichös für Zeitschriften. 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