Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.09.1899
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- 1899-09-26
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- 26.09.1899
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6916 Nichtamtlicher Teil. 224, 26. September 1899. Nichtamtlicher Teil. Die Ausstellung des Süddeutschen Photv- graphen-Vereins zu Stuttgart. (Vgl. Nr. 2L0 d. Bl.) Die Ausstellung in der Gewerbehalle zu Stuttgart zerfällt iu zivei, auch räumlich geschiedene Teile: iu die eigentliche Photographie mit den auf ihr beruhenden Töchterkünsten und in die photo graphische Industrie, d. h. diejenigen Zweige der Industrie, die das dem Photographen notwendige Material, seine Utensilien,- Chemikalien und Maschinen, ferner Rahmen, Passepartouts rc. Herstellen, welchem Teile man hier einen recht weiten Spielraum gegeben hat, indem mau sogar die Ausstellung von — Oefen für Atelierheizung zuließ, ohne daß man diesen Wärmespendern Eigenschaften, die sie besonders hierfür geeignet machen, ansehen könnte. Jede der beiden Abteilungen zerfälU wieder in zwölf Gruppen. Uns hat die industrielle Abteilung kaum zu beschäftigen, denn so vieles Interessante und Wertvolle sie auch enthält, so dürfte davon doch nur sehr wenig im Buchgewerbe resp. im Buchhandel direkt verwertet werden können — die hier gezeigten Gegenstände bilden eben meist nur die Vorbereitungsstadicn für Photographie, Lichtdruck, Autotypie, Photogravüre rc. Aber auch die erste Abteilung, die Photographie mit ihren Töchterkünstcn, bietet trotz des ausgestellten Reichtums au wirk lichen Kunstleistunge», im Grunde wenig Neues, d. h. keine auf neue, wichtige Entdeckungen begründeten Schöpfungen, — die Photo- graphiecn mit Röntgenstrahlen darf man ja als schon bekannt voraussetzen: die alten Verfahren haben indes einen so hohen Grad von Vollendung erreicht, daß niemand ihre hier gezeigten Er zeugnisse unbeachtet lassen wird. Der gegen die Photographie erhobene Vorwurf, daß sie namentlich in Bezug auf Portraits und Landschaften geistlos -abmale-, wird durch viele der aus gestellten Bilder widerlegt: von elfteren haben Erwin Raupp aus Dresden, N. Perscheid aus Leipzig, Curt Kubica aus Heil bronn und die Laelcsr Ttrt 6ompan^ zu Columbus in Ohio Blätter ausgestellt, die man als wirkliche Bilder, als Triumphe licht bildnerischer Kunst betrachten mutz. Die Landschaft ist nicht weniger glänzend vertreten durch N. Perschcid in Leipzig, Fred Boissonas in Genf, W. Wille in Hamburg, der vier reizende Sec- stücke, wahre Miniaturen an Feinheit des Bildes und Klarheit in den Details, ausstellt, sowie durch K. Blumenthal in Wildbad, M. Wolfs in Konstanz, E. Risse in Bochum u. a. Dieser Gruppe sind auch die Architekturen und Interieurs, sowie die Momentaufnahmen und Tierstudien zugeteilt, und von den beiden letzteren hat besonders Hans Hildenbrand in Stuttgart ganz vortrefflich gelungene, aus drucksvolle Aufnahmen erzielt. An den Bildern dieser beiden Gruppen, vorzugsweise aber an denen der sehr reichhaltigen vierten, die das Gesamtgebiet der Photographie in freier künstlerischer Auffassung — die in der Photo graphie nicht den Gebrauchsgegenstand erblickt, sondern sie zum fejnen Wandschmuck erheben will — umschlietzt, lassen sich am deut lichsten und überzeugendsten die Fortschritte derselben erkennen, die sic von der mechanischen Nachbildung zur durchgeistigten Wieder gabe ihrer Sujets gemacht hat, so daß sie jetzt zu einem der wert vollsten Hilfsmittel geworden ist selbst für die bildende Kunst, die ihr bis vor kurzem noch immer in sehr geringschätzender Weise begegnete. Welcher Maler oder Bildhauer, dem es seine Mittel oder die lokalen Verhältnisse nicht erlauben, Studien nach dem Leben zu machen, hätte nicht schon die photographischen Akt- qufnahmen als wahre Helfer in der Not begrüßt, und wer hätte sich nicht auch an den stimmungsvollen Landschaften mit ihren wohl abgewogenen Licht- und Tonwerten, die uns die Photographie heute bietet und von denen sich eine überraschend große Anzahl in der Ausstellung befindet, erfreut? Das Buchgewerbe wird aus den eminenten Fortschritten der Photographie Nutzen zu ziehen wissen, wenn man auch heute nicht mehr wie vor einem Viertcljahrhundert oder doch nur höchst selten und ausnahmsweise die Bücher mit photographischen Auf nahmen illustriert. An diesen Fortschritten haben aber auch die Vervollkommnungen der photographischen Papiere und Verfahren teil, und deren giebt es jetzt eine solche Menge, daß es selbst dem Berufsphotographen nicht immer leicht sein mag, sich unter ihnen zurechtzufinden und stets das Richtige auszuwählen. Genannt sehen wir in der Ausstellung Mignon-Papier, Mimosa-, Kon kordia-, Othello-, Velox-, Viktoria-, Fernande-, Baryt-, Tauxe- rc. Papiere — dazu kommey noch auf der anderen Seite Apollo platten, Sandellplatten, Seccofilms, Gummidruck rc. —, man sieht, zu einem tüchtigen Photographen gehört heute etwas mehr, als eine Camera und einige Fläschchen Chemikalien, — die Photo graphie ist zur Wissenschaft geworden. Hier kann natürlich nicht näher aus die mehr oder weniger guten Eigenschaften dieser Papiere und Platten eingegangcn werden: nur daß die muster haften Bilder Raupps sämtlich mit Apolloplattcn hergestellt wurden, sei erwähnt, sowie, daß die Seccofilms einen vollkommenen Ersatz sür die Glasplatten zur Herstellung der Negative bilden sollen*), wofür Zeugnisse von Autoritäten auf photographischem Gebiete sprechen, während sie sich selbst auch durch Leichtigkeit und Billigkeit gegenüber den Glasplatten empfehlen. Für das Buchgewerbe in erster Linie wichtig ist die Verwertung der Photographie auf graphisch-technischem Gebiete, und da bietet die Ausstellung in der That auch Hervorragendes, im Ver fahren zwar nicht immer neu, in der Vervollkommnung aber auf hoher und höchster Stufe stehend und deshalb wohl auch hier zu erwähnen. Meisenbach, Riffarth L Co. zu München, Berlin und Leipzig haben eine Rembrandt-Galerie von vierzig großen Bildern in Photogravüre ausgestellt, die das Entzücken der Beschauer bildet, und ihr gegenüber erblicken wir große Blätter von FranzHanfstaengl, ebenfalls Reproduktionen Rembrandtscher Werke, die zu dem Schönsten gehören, was auf phototcchuischem Wege je geschaffen worden ist. Die erstgenannte Firma bringt auch noch eine reiche Kollektion von Erzeugnissen aus den anderen Branchen ihrer Thätigkeit zur Schau; neben den feinen autotypischen Drei- und Vierfarbendrucken dürften die ebenfalls in Autotypie ausgesührten anatomischen Abbildungen besonders die Aufmerksamkeit der Ver leger verdienen. Dabei sei zugleich auf ein vervollkommnetes autotypisches Druck verfahren aufmerksam gemacht, das als Duplex-Autotypie be zeichnet wird und thatsächlich aus einem doppelten Druck besteht. Daß man autotypischcn Bildern Tonplatten unterlegte, in denen man die Lichter aussparte, um eine höhere malerische Wirkung zu erzielen, ist nicht mehr neu; der Duplex-Autotypie liegt dasselbe Prinzip zu Grunde, nur druckt man bei ihr das Bild selbst von zwei Platten, von der ersten die lichten, von der zweiten die satten, dunkleren und dunklen Partieen, und die damit erzielten Effekte sind überraschend und verleihen den Bildern künstlerischen Wert. Der Ausstellungskatalog enthält vier solcher Duplex-Autotypieen, die in verschiedenen graphischen Kunstanstalten ausgeführt wurden. Neben Meisenbach, Riffarth L Co. sind als hervorragende Aus steller auf gleichem Gebiete, d. h. auf dem der Herstellung von Platten für den Buchdruck, zu nennen Angerer L Göschl in Wien, Oscar Consse in München, Eberhard Schreiber und August Schüler, beide in Stuttgart. Angerer L Göschl treten räumlich sehr bescheiden auf; was sic jedoch bieten, sind auserlesene Perlen autotypischer Kunst. Eine Waldlandschaft im Winter imponiert ebenso durch ihre Riesengröße — sie enthält über 7000 llsem — wie durch ihre tadellose Ausführung und ihren Druck mit Jriston, und die Faksimile-Reproduktionen von Zeichnungen und Manuskripten von Leonardo da Vinci, sowie die natur geschichtlichen Drucke in vier und fünf Farben, Seetang dar stellend, sind Meisterwerke. Consse und Schreiber haben beide sehr umfang- und inhaltreiche Ausstellungen; elfterer bietet zahlreiche Portraits großen Formats, und ein Farben-Faksimile mach einem Lenbach'schen Bilde wirkt bestechend; besonders hervorgehoben zu werden verdienen seine Veloursdrucke, d. h. chromolithographische Drucke auf ein sammetartiges Papier, prächtige Teppichmuster in großer Naturtreue darstellend, sür die ihm auch das Preisgericht die goldene Medaille znerkannt hat, obwohl er als zweiter Vorsitzender des Vereins alle seine Erzeugnisse außer Preisbewerbung gestellt hatte. Es sind diese Veloursdrucke eine Erfindung des Ausstellers und eine Spezialität seiner Firma; sie sind von überraschender Schönheit und dürften besonders für Werke, in denen reiche Stoffmuster naturgetreu ab gebildet werden sollen, zu empfehlen sein. Aus Eberhard Schreibers Kunstanstalt ist das schön und sorgfältig durchgeführte Ausstellungsplakat hervorgegangen, und das Bild desselben ist auch in Quart in chromotypischem Drei farbendruck zart und saksimilegetreu von ihr reproduziert worden; neben Autotypie und Zinkographie pflegt Schreiber aber auch den Lichtdruck, und was von ihm in diesem Druckverfahren ausgestellt ist, zeugt von künstlerischer Auffassung und ist klar in den Details und fein abgestimmt in den Tönen. Den Lichtdruck ausschließlich kultiviert die Hofkunstanstalt von Martin Rommel L Co. (Inhaber Richard Römmler) in Stuttgart; sie ist indes schon zu bekannt durch ihre trefflichen Arbeiten, als daß auf sie noch besonders hin gewiesen zu werden brauchte. Prächtige Farbenlichtdrucke, Blumen karten, Landschaften, Illustrationen zu wissenschaftlichen Werken, Titelblätter rc. zieren ihren Ausstellungsstand. Sehr feine Licht drucke, darunter mehrere großen Formats und in Auffassung und *) Sie werden hergestellt von der Seccofilm-Gesellschaft, vr. Hesekiel, Moh L Co. in Berlin lilO., Landwehrstraße 40a.
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