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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1899-09-27
- Erscheinungsdatum
- 27.09.1899
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- Deutsch
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225, 27. September 1899. Nichtamtlicher Teil. 6961 kanzleicn verschiedene Bedingungen für die Herstellung eines guten, dauerhaften Schreibpapiers aufstelltc, die, von ihm veröffentlicht, die Grundlagen für die von der preußischen Versuchsstation 1886 und 1881 erlassenen Vorschriften, betreffend Lieferung und Prüfung von Papieren zu amtlichen Zwecken, geworden sind. Noch haften diesen, sowie den in Dänemark und Finland erlassenen Vorschriften sowohl wegen der Zahl der Papiersorten wie deren Verwendungsklassen manche Mängel-an, auch ist die Prüfungsmethode ein Gegenstand des Streits zwischen Versuchsstation und chemischer Wissenschaft geworden, da sie die noch in den Anfängen stehende Tinten forschung in ihren Fortschritten hemmt und auch durch Be obachtungen, die man auf der St. Gallener Konferenz an den Vatikanischen Handschriften des vierten bis sechsten Jahrhunderts zu machen Gelegenheit hatte, nicht gestützt wird. Zwar haben Staaten, Standesherren und Städte schon seit längerer Zeit durch Luft und Licht schaffende Neubauten oder Unterbringung der Archivalien in gesunden Lokalitäten ihre weise Fürsorge für deten Erhaltung bewiesen; aber was nützen derartige Vorkehrungen, wenn nicht zugleich auch dafür gesorgt wird, daß bei Herstellung der Schriftstücke in den Kanzleien vorschriftsmäßige Schreibstoffe verwendet werden, die in ihrer Zusammensetzung eine Jahr hunderte lange Dauer der Schriftstücke versprechen? — Der Referent betont dann, die Zapon-Jmprägnierung zur Debatte stellend, daß die heute hierüber beginnenden Verhandlungen vielleicht noch ein besseres Konservierungsverfahren als das von dem Kriegs ministerium vorgeschlagene zeitigen dürften. Aber auch in diesem Falle wäre der Zweck, den das Kriegsministerium bei der Ein berufung der Konferenz deutscher Archivare nach Dresden gehabt hat, erreicht: die seit langer Zeit schwebende Frage der Erhaltung und Ausbesserung schadhaft gewordener Schriftstücke im Interesse der Archive und der Wissenschaft zur Lösung zu bringen. Im Anschluß an dieses Referat führte der Oberstabsarzt Or. Schill die Technik der Zapon-Jmprägnierung vor. Er zeigte zunächst militärische Karten (sowohl zaponisierte wie nicht zapo- nisierte) und wies auf die Vorteile der Imprägnierung hin; sodann ging der Vortragende auf die Zerstörung der Pergamente und Papiere in den Archiven ein, indem er die hauptsächlichsten Erzeuger der Vermoderung in Natur und an Abbildungen zur Anschauung brachte. Es wurden mehrere Jahrhunderte alte Aktenstücke vorgeführt, die teilweise ganz zu zunderartigen Fetzen zerfallen waren, die beim Aufheben des Aktenstückes sich ablösten. Diese nehmen begierig Wasser auf und zerfallen, in Wasser aufgeschwemmt, zu einzelnen Fasern. Or. Schill zeigte nun, wie durch das von ihm angegebene Verfahren die vermoderten Papiere wieder Festigkeit erlangen und wasserdicht werden. Das Imprägnieren erfolgt durch Ein legen, Eintauchen, Bespritzen oder .Bepinseln. Es wurde ferner gezeigt, wie imprägnierte Papiere an Festigkeit gewinnen, so daß z. B. Filtrierpapier im Wasser nicht nur geschüttelt, sondern selbst gekocht und jahrelang in Wasser aufbewahrt werden kann, wie Drucke an Klarheit zunehmen und Schriftzüge nicht mehr verwischt werden können, während gleichwohl die imprägnierten Papiere mit Farben, Tinte und Bleistift beschrieben, bezw. bemalt werden können. Der Vortragende zeigte weiter, wie ganz aus dem Zu sammenhänge Holöste Gallen wieder befestigt werden können. Zaponisierte Zeitungen, die auf sehr viel Holzschliff enthaltendes Papier gedruckt sind, werden durch Zaponisieren gleichfalls ge festigt und vor Zerfallen, bezw. Spröde- und Brüchigwerden geschützt. Das Gelb- oder Vraunwerden solcher Papiere unter dem Einfluß direkt auftreffendcn Sonnenlichts kann freilich durch Zapon nicht wesentlich beeinflußt werden. Siegel werden beim Zaponisieren nicht verletzt. Die Erhöhung der Festigkeit des Papiers durch Zaponisieren, die sich schon dem Auge und der fühlenden Hand zeigt, wird durch die mit solchen Papieren vor genommenen Zugproben bestätigt. Das zaponisierte Schriftstück ist nicht nur gegen Feuchtigkeit, sondern auch gegen schädliche Gase gesichert. Der Vortragende erwähnte die mancherlei Verwertung dieser Thatsache auch auf anderen Gebieten, z. B. als Schutz der Silberwaren gegen das Anlaufen, als Schutz von Münzsamm lungen gegen Vlindwerden u. a. Zaponisierte Nägel sind, in einem Glase mit etwas Wasser aufbewahrt, rostfrei, während die nicht zaponisierten von Rost überzogen sind. Auf Gläsern und Spiegeln ist der Ueberzug ganz unsichtbar. Zapon bildet ein völlig durchsichtiges, hartes, durch den Fingernagel nicht ritzbares, in der Wärme nicht klebrig werdendes Häutchen; auf biegsamen Metallplatten springt das Häutchen beim Biegen nicht ab und erscheint gegen Temperatureinflüsse unempfindlich. Es wurden schließlich die Bestandteile, bezw. Bereitung des Zapons und etwaige Einwände bezüglich der Gesundheitsschädlichkeit, Kostspieligkeit und Feuergesährlichkeit des Verfahrens zurückgewiesen. Hierauf wurde von Schnauß, Redakteur der photographischen Zeitschrift »Apollo-, mittels photographischer Projektionen das Verfahren des Professors Pringsheim in Berlin, die erste Schrift von Palimpsesten zum Vorschein zu bringen, zu dem Zwecke vor- Jahrgang. geführt, um nachzuweisen, daß die Photographie die Anwendung von Reagentien bei Palimpsesten in Zukunft erübrigt. Es folgte zum Schluffe die Vorführung einer Anzahl mikroskopischer Pro jektionsbilder, welche die Moderpilze, die Feinde der Archivalicn, in vergrößertem Maßstab veranschaulichten. In der am Dienstag abgehaltenen zweiten Sitzung belehrte, wie das -Dresdner Journal» berichtet, der Oberstabsarzt Or. Schill nochmals die Versammlung über die Methode der Zapon-Jmpräg nierung, indem er bei dieser Gelegenheit noch auf einige dabei zu beachtende Einzelheiten hinwies, Dokumente zeigte, die in der vorigen Sitzung vor den Augen der Anwesenden mit Zapon ge tränkt worden waren, und Ergänzungen zu seinen früheren Aus führungen gab. Er verbreitete sich u. a. über den Namen Zapon, der durchaus willkürlich gewählt ist, über den Preis des Stoffes (1 l -- 3 10 l --- 2b ^), die besten Bezugsquellen, die beim Imprägnieren nötigen Mengen des Stoffes. Der Referent schloß seine Angaben mit Auszählung der Bedingungen, die man an gutes Zapon zu stellen berechtigt ist. — Bei der hierauf von dem Vor sitzenden eröffnetcn Debatte machte zunächst der Archivar Sello- Oldenburg die Versammlung mit den Erfahrungen bekannt, die er bereits über Zapon gesammelt hat. Er wußte nur Gutes darüber zu berichten, namentlich auch über die Imprägnierung von Wachs siegeln, während er bei den modernen Lacksiegeln allerdings noch Vorsicht empfahl; dicke Bände behufs Zaponisierung auseinander- zunchmen, erklärte er für unnötig. Man könne die einzelnen Seiten mit Zapon bestreichen und Jsolier-Wachspapicr dazwischenlegen. An Stelle dieses Jsolierpapiers empfahl allerdings Oberstabs arzt Or. Schill Drahtnetz oder Gitterstoff, weil dem Zapon'durch aus die Möglichkeit, zu verdunsten, gelassen werden muß. Einige schwerwiegende Bedenken gegen übereilte Anwendung von Zapon brachte der Stadt-Archivar von Köln, Professor Or. Hansen vor. Viele Aktenstücke gingen dadurch zu Grunde, daß die überschüssige Schwefelsäure der alten Tinte die Linien der Schriftzüge ausfresse. Diese überschüssige Schwefelsäure habe man bisher neutralisiert oder zu neutralisieren versucht. Bei zaponisierten Stücken würde dies nicht möglich sein, bei diesen also die Zerstörung unaufhaltsam fortgehen. Dem entgegnete Ober-Stabsarzt Or. Schill — uud seiner Ansicht pflichtete auch Geheimer Hofrat Or. Hempel, Pro fessor der Chemie am Polytechnikum in Dresden, bei—, daß Zapon keinen bloßen Ueberzug bilde, sondern ins Innere des Papiers dringe und die Papierfasern einkapsele, infolgedessen auch dem er wähnten Zersetzungsprozesse Einhalt gebiete. Dagegen gab der Ober stabsarzt Or. Schill Professor Hansen vollkommen zu, daß man mit Zaponisierung solcher Urkunden vorsichtig sein müsse, bei denen Reagen tien angcwendetwordensind. Man kenneviclfach die Wirkungen noch gar nicht, die Reagentien nach Jahren haben. Schriftzüge können durch sie ganz verschwinden. Uebereilt zaponisierte Akten seien dann unrettbar verloren. Man vermöge die Schrift nie wieder lesbar zu machen. Genaue wissenschaftliche Untersuchungen über die Reagentien müßten also einer allgemeinen Verwendung des Zapons voraus- aehen. Mit aller Entschiedenheit sprach sich auch der Vorsitzende, Geheimer Archivrat Or. Könnecke für diese Forderung aus. — Versuche bezüglich der Feuergefährlichkeit des Zapons, die eben falls auf Anregung des Professors Hansen an Ort und Stelle vorgenommen wurden, ergaben die bemerkenswerte Thatsache, daß zaponisiertes Papier keinesfalls leichter, eher schwerer brennt als gewöhnliches Papier. Die Urteile der um ihre Ansicht befragten Chemiker, der Professoren an der Technischen Hochschute Or. Möhlau und Geheimer Hofrat Or. Hempel, lauteten .(einstimmig dahin, daß dem Zapon zweifellos eine große Zukunft beschicken sei. Or. Hempel bat sich für die chemischen Fachkreise noch genauere Wünsche der Archivare aus. — Hierauf schloß der Vorsitzende die Debatte, nachdem noch über einige nebensächlichere Fragen, wie über die Möglichkeit, Papier gegen Tinte unempfänglich zu machen und so Urkundenfälschung vorzubeugen, über Zaponisierung von Zeitungen u. a. diskutiert worden war. Ober-Regierungsrat Or. Posse stellte nunmehr mit nochmaliger kurzer Motivierung folgende vier Anträge: Die Konferenz deutscher Archivare in Dresden beschließt: die Regierungen, Standesherren und Städte, die Delegierte zu der Konferenz deutscher Archivare in Dresden entsandt haben, werden ersucht: 1. durch ihre Archi vare Versuche mit der Zapon-Jmprägnierung anstellen lassen zu wollen; 2. wenn, wie im Königreich Preußen durch Verord nung vom 2. Dezember 1881, Vorschriften für die Lieferung und Prüfung von Papier zu amtlichen Zwecken eingeführt sind, Erhebungen anstelle», eventuell das Resultat der bereits angestcllten Erhebungen bekannt geben zu wollen, inwieweit sich diese Vor schriften bewährt haben; 3. bekannt geben zu wollen, inwieweit sich erlassene Vorschriften betreffs Verwendung von guten und das Papier nicht gefährdenden Tinten, sowie Verbote gegen Verwendung von sogenannten Anilintinten bewährt haben; 4. das Resultat der Erhebungen von 1 bis 3 an das sächsische Haupt-Staatsarchiv Mit teilen zu wollen. — Nach kurzer Debatte, an der sich namentlich der Darmstädter Archivdirektor Freiherr Schenk zu Schweinsberg, 627
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