Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1899

7122 NichtanMcher Teil. 229, 2. Oktober 1899. Mitgliedern an, daß die Bitte, einen ersten Verbandstag russischer Schriftsteller abzuhalten, vom Minister des Innern abgelehnt worden sei. — Am 1/13. Juli d. I. erschien in Nishnij-Nowgorod die erste Nummer einer Monatsschrift unter dem Titel -Die Nishnij-Nowgoroder Börse». Es ist dies ein Organ des Börsen komitees dieser Stadt. — In Noworossijsk will ein Herr Wassiljew eine Zeitung unter dem Titel -Das kaukasische Ufer- herausgeben. — Das neue Projekt über das Autorenrecht behält die frühere Bestimmung bei, daß das Eigentumsrecht der Erben eines Schrift stellers fünfzig Jahre lang nach dessen Tode gesetzlich geschützt bleibt. Das Uebersetzungsrecht für im Auslande erschienene Werke von Ausländern wird freigegeben. Russische Autoren haben während zehn Jahren das ausschließliche Recht der Uebersetzung ihrer Werke, wenn sie ihre Uebersetzungen binnen drei Jahren nach dem Erscheinen des Originals veröffentlichen. Das Nach drucken von russischen und ausländischen Werken — mit Ausnahme von Musikalien — ist nicht erlaubt. — An die Stelle des verstorbenen Direktors der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek in St. Petersburg, A. Bytschkow, ist der Ingenieur- Generalleutnant N. K. Schilder ernannt worden. Er hat sich durch historische Arbeiten, namentlich zur Geschichte der Kaiser Paul I. und Alexander I., einen ehrenvollen Namen gemacht. — Die Handelssteuer der Besitzer von Buch- und Kunsthandlungen soll erheblich herabgesetzt werden. — Die beständige Kommission zur Unterstützung bedürftiger Gelehrten, Schriftsteller und Publizisten bei der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften besteht für die Periode von 1899 bis 1900 aus folgenden Personen: 1. Vor sitzender: Akademiker L. Maikow, 2. Vorsitzender: Sekretär der Akademie N. Dubrowin, Mitglieder: A. Pypin, A. Schachmatow, W. Lichatschow, E. Radlow; stellvertretende Mitglieder: M. Woronin, P. Bykow; Schriftführer: N. Posnjakow. — Das Berg departement wird ein umfangreiches Werk über die Geschichte der Entwickelung des privaten Bergbaues und Hüttenbetriebcs während der letztverflossenen 25 Jahre herausgeben. — Der Minister des Innern hat dem Petersburger Magistrat gestattet, eine Subskription zur Errichtung eines Puschkin-Denkmals zu veranstalten. — Der Minister der Volksausklärung hat den Kuratoren der Lehrbezirke mitgeteilt, daß neue Auflagen von Schulbüchern und Lehrmitteln, die in früheren Ausgaben vom Gelehrtenkomitee approbiert waren, vom Jahre 1901—1902 an nur dann zum Klassengebrauch zuzu lassen sind, wenn diese neuen Auflagen vom Gelehrtenkomitee gleichfalls gutgeheißen werden. — In letzter Zeit sind viele absurde Schriften über das Ende der Welt, das jüngste Gericht u. drgl. erschienen, die massenweise kolportiert werden. Die Oberpreß- verwaltung findet, daß der Verbreitung dieser Schriften Einhalt cthan werden müsse und daß die Kolportage derselben zu ver- ieten sei. — Die Aerzte des Gouvernements Charkow haben be schlossen, sich mit der Gründung von Bibliotheken bei den Kranken häusern zu befassen. Sie wollen bei den Landschaftsversammlungen um Bewilligung der dazu notwendigen Mittel petitionieren. Im Schlosse von Abbas-Tuman des verstorbenen Großfürsten- Thronfolgers befindet sich eine reichhaltige Bibliothek über den Kaukasus. Das kaukasische Museum in Tiflis wurde nach jeder Reise des Großfürsten-Thronfolgers in Begleitung des Direktors dieses Museums, Vr. Radde, stets mit neuen, seltenen Gegen ständen bereichert. Diese Sammlungen sollen nun katalogisiert werden. — Die Thätigkeit des Verlags-Komitees der Gesell schaft zur Verbreitung von Clementarkenntnissen beschränkte sich im vergangenen Jahre hauptsächlich auf die Begutachtung, Drucklegung und Verbreitung von Manuskripten. Es wurden fünf Broschüren (darunter drei neue Auflagen) in 58000 Exem plaren gedruckt. — Die Gesellschaft zur Unterstützung not- leidender Auswanderer will in Sibirien sieben Bücherlager und eine Central-Bücherniedcrlage in Pjetuchow, Gouvernement Tobolsk, organisieren. Vorläufig sollen für diesen Zweck 2000 Rubel ver wandt werden. — Die Summe, die zur Errichtung eines Denk mals für den polnischen Dichter A. Mickiewicz in Warschau ge sammelt wurde, beträgt 247823 Rubel 17 Kopeken, davon sind für das Denkmal 225987 Rubel 89 Kopeken verausgabt; der Rest von 21835 Rubel 28 Kopeken wurde dem Sohne des Dichters ein gehändigt. — Die serbischen Buchhändler wandten sich an das russische Departement für Handel und Manufakturen mit der Bitte, ihnen zu unmittelbaren Handelsverbindungen mit dem rus sischen Buchhandel Beihilfe zu gewähren. — Zur hundertjährigen Geburtstagsfeier von Joseph Ssenkowskij, der unter dem Namen -Baron Vrambäus- bekannt war, wird E. Majewskij eine voll ständige Biographie dieses hervorragenden Orientalisten und geist reichen Publizisten schreiben. — Unter der Redaktion des Pro fessors W. Dokutschajew sollen populäre Vorlesungen über die Landwirtschaft und ihre Fundamentalwissenschaften herausgegeben werden; 22 bekannte Spezialisten werden sich daran beteiligen. — Eine Sammlung sämtlicher Artikel, Gedichte und dramatischen Werke, die dem Andenken A. S. Puschkins gewidmet sind, befindet sich unter der Presse. Diese Sammlung wird 2000 Arbeiten enthalten und nur in geringer Anzahl gedruckt werden. Den Reinertrag erhält der Fonds zur Errichtung eines Puschkin-Denk mals in St. Petersburg. — Am 3. Juli d. I., dem zehnten Todes tage des Dichters D. Minajew, wurde ihm in Ssimbirsk ein Denkmal errichtet. — Für das Denkmal, das dem berühmten Dramaturgen A. Ostrowskis errichtet werden soll, sind bis jetzt 18770 Rubel gesammelt. — Der bekannte Kritiker N. Michailowskij hat einen Roman -Aladuschkins Laufbahn» beendet. — A. Tschechow besuchte unlängst seine Vaterstadt Taganrog. Sein dortiger Aufent halt soll, wie berichtet wird, mit einem Roman zusammenhängen, den Tschechow schreibt, und rn dem Jugenderinnerungen und Lokal beziehungen verwertet werden sollen.— Eine Versammlung slavischer Journalisten Oesterreich-Ungarns ist auf den 21. September nach Krakau einberufen. — Ein ausführlicher illustrierter Führer längs der großen sibirischen Eisenbahn, von der Wolgabrücke bis Wladiwo stok, soll bis zum 1. Januar 1900 vom Ministerium der Kommuni kationen herausgegeben werden. Die Redaktion ist A. Dmitrijew- Mamonow und A. Sdsjarskij übertragen. — Für das in Moskau zu errichtende Denkmal für Gogol sind bis jetzt 80000 Rubel ge sammelt. — Am 5. August starb der Herausgeber der Zeitung -Das Volk-, A. P. Malschinskij. — Das Gelehrten - Komitee des Landwirtschafts - Ministeriums will noch in diesem Jahre eine Prämie von 3000 Rubel für das beste, in den letzten zehn Jahren erschienene russische Originalwerk über Weinbau und Weinbereitung verleihen. — Eine von I. Reswago gestiftete Prämie von 800 Rubel für die beste Geschichte Finnlands in russischer Sprache ist wieder holt ausgeschrieben; der Termin zur Einreichung des Manuskripts ist auf den 31. Dezember 1899 a. St. festgesetzt. — Von der Juri dischen Gesellschaft an der Petersburger Universität sind zwei Prämien, jede zu 1000 Rubel, für die besten Werke über -Kauf- und Verkauf-Vertrag nach russischem Recht» ausgeschrieben; die Werke müssen bis zum 1. Januar 1900 in russischer Sprache eingereicht werden. — Die kaiserlich Russische Gartenbaugesellschaft verspricht eine goldene Medaille demjenigen, der bis zum 1. Januar 1900 die beste Arbeit über -Obstbau für die Bauern Nord- oder Mittel- Rußlands nebst Bezeichnung der für diese Rayons geeigneten Obstsortimente» einreicht. Von neu erschienenen Büchern, die besonders hervorgehoben zu werden verdienen, führen wir folgende an: Professor N. Varssows -Einige historische Forschungen und Betrachtungen über Fragen der Gegenwart- (2 Rubel). Cs ist dies eine Fortsetzung von des selben Verfassers -Historisch-kritischen Versuchen», die 1879 erschienen. Ganz besonders interessant sind die Artikel -Von der Religiosität des russischen Volkes-, -Wer gab den Anstoß zur Aufhebung von Iwans IV. Leibwache?-, -Westlicher Einfluß auf die russische Volks- litteratur», -Wann wurde die Hierarchie in der christlichen Kirche eingeführt?», -Jurij Ssamarin in den 50er Jahren», -Erinnerungen an I. Gontscharow-, -lieber den Unterricht in den alten Sprachen». Ferner sind noch zwei Werke über den Islam zu erwähnen: N. Ostroumow, -Arabien und der Koran. Versuch einer historischen Untersuchung» (1 Rubel 50 Kopeken) und A. Krymskij, -Der Islam und seine Zukunft» (75 Kopeken). Hr. Ostroumow beschäftigt sich hauptsächlich mit der Entstehung und dem Charakter des Islam; er giebt eine ausführliche geographische Schilderung Arabiens, berücksichtigt den Charakter, die Sitten und den religiösen Glauben der alten Araber; dem Urheber des Koran widmet er nur ein Kapitel. Er kommt zu dem Schluß, daß vom Islam, der eine fatalistische Religion ist, die den Krieg predigt, zum Christentum, dessen Ideal die Gottähnlichkeit, der Friede ist, kein Uebergang möglich sei. Zu einem entgegengesetzten Ergebnis kommt Herr Krymskij; er findet, es sei nicht der Islam als Religion, der an der Stagnation des Orients schuld sei, sondern die Fäulnis des türkischen Reiches. Daß der Islam jemals in das Christentum aufgehen werde, sei vollständig ausgeschlossen; er sei keineswegs im AKsterben, sondern breite sich immer mehr aus. Neuigkeiten des russischen Büchermarkts: Adels-Adreßkalender für 1899. 1 R. 50 K. Album der Puschkin-Jubiläums-Ausstellg. in d. kais. Akademie d. Wissenschaften. 250 phototyp. Kopien. 6 R. Andrejew, P., Russisches technisches Wörterbuch. Mit Uebersetzungen ins Französische, Deutsche u. Englische. 3 R. 50 K. Andrejew, W., Hygiene des Geschlechtslebens. 2 R. 50 K. Arbeiten der Kommission für die Frage des Alkoholismus, der Maßregeln zu seiner Bekämpfung u. zur Ausarbeitung eines Normalstatuts für Anstalten zur Heilung von Alkoholikern. Lsg. 3. 1 R. 25 K. Arbeiten der Tschernigowschen Gouvcrnements-Archiv-Kommission. Lsg. 2. 1 R. 20 K. Askasch, S., u Jachontow, A., Beschreibg. d. Puschkin-Museums d. kais. Alexandrowschen Lyceums. 5 R. Beresowskij, W., Die gegenwärtigen Strömungen in der Kunst. (Malerei, Poesie, Musik.) 1 R. 10 K. Botkin, S., Klinische Vorlesungen. 2. Aust. Bd. II. 2 Bde. 4 R.