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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1899
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- 1899-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1899
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»>? 227, 29. September 1899. Nichtamtlicher Teil. 7039 Der Herausgeber hat seiner ersten Veröffentlichung ein kurzes Vorwort mit auf den Weg gegeben, das mit den Worten beginnt: »Welchen Anteil Straßburg an der Erfindung und Entwickelung der Buchdruckerkunst beanspruchen darf, ist hin reichend bekannt«. Dieser Satz ist doch manchen Mißver ständnissen ausgesetzt. Jener Anteil Straßburgs ist näm lich nichts weniger als hinreichend bekannt; er beschränkt sich vielmehr bis jetzt nur noch auf Vermutungen, die, wenn sie nachgewiesen werden können, Mainz jedenfalls den Ruhm nehmen würden, die Stadt zu sein, wo die That Gutenbergs ins Leben trat. Einesteils muß man sich vergegenwärtigen, daß es ganz undenkbar ist, in der vollendet gedruckten zwei- undvierzigzeiligen Bibel das älteste Druckwerk erkennen zu wollen, daß vielmehr viele Jahre früher schon gedruckt wor den sein muß. Allzu viele dürfen wir aber nicht zurückgehen, wenn noch Mainz in den Bereich der Erfindung fallen soll, denn vor dem 6. Oktober 1448 kann Gutenberg dort nicht nachgewiesen werden. In den vorhergehenden viereinhalb Jahren aber ist er für uns verschollen, nachdem er mit dem 12. März 1444 auch in Straßburg nicht mehr nach weisbar ist und nachdem die Unechtheit der Straß burger Prozeßakten doch nicht mehr schlechtweg behauptet werden kann, gemäß denen Gutenberg in Gemeinschaft mit anderen schon 1438 geheime neue Künste betrieb, die nach der Schilderung der Zeugen wohl nur auf die Buch druckerkunst bezogen werden können. Im Jahre 1890 fand der Abbo Requin zu Avignon in den dortigen alten Notariatsbüchern originale Aufzeichnungen aus den Jahren 1444—46, wonach ein deutscher Goldschmied, Prokop Wald foghel aus Prag, mit anderen Personen Geschäfte abschließt, die gleichfalls der Beschreibung nach auf die Buchdruckerkunst Bezug haben?) Wenn aber dies der Fall ist und Wald foghel nicht selbst der Erfinder war, was nirgendwo be hauptet wird, so kann er die Kunst von Gutenberg in Straßburg gelernt haben. Professor Dziatzko bemerkt zu dem Requinschen Funde, daß er der Annahme, Gutenberg habe schon in Straßburg mit Typen gedruckt, eine kräftige Stütze verleihe.*) **) Freilich ist auch die Echtheit der Requinschen Dokumente angefochten worden; aber die Frage darf gleich wohl heute noch als offen betrachtet werden und damit auch die Frage nach dem Anteil Straßburgs an der Erfindung der Buchdruckerkunst. Aber so wörtlich will der Herausgeber die Behauptung wahrscheinlich auch nicht verstanden wissen. Es soll wohl eher damit angedeutet werden, daß schon in der ersten Zeit der Kunst Gutenbergs Stratzburg eine große Rolle gespielt hat, und das ist ja in der That der Fall. Dort druckte Johann Mentel um 1460, so früh, daß er vielfach als der Erfinder gegolten hat. Wenig später erscheint Heinr. Egge stein, der sich in einem 1471 herausgekommenen Druck rühmte, er habe schon unzählige Bände vom göttlichen und mensch lichen Rechte gedruckt. Die zwei Töchter Mentels heirateten zwei Buchdrucker: Ad. Rausch, der des Schwiegervaters Druckerei fortführte, und Martin Schott, der von 1481—93 druckte. Sehr thätige Straßburger Drucker des 15. Jahr hunderts waren Georg Hußner (1473—98), Martin Flach (1475—1500), Heinrich Knoblochtzer, der 1479 nach Heidel berg zog, Johann Prüß (1483—99) und Johann Grüninger (1483—1528). Letzterer bildet den Uebergang zum 16. Jahr hundert, in dem sich unter zahlreichen Druckern Johann Schott, der Sohn des genannten Martin, Wolfgang Cephaleus, Johannes Bebelius und Mathias Schürer auszeichneten. *) Eingehendes darüber findet sich in Schorbach, Straßburgs Anteil an der Erfindung der Buchdruckerkunst in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Neue Folge. Bd. 7, H. 4. Freiburg 1892. (s. auch Börscnbl. 1890 Nr. 124, 204.) **) Centralbl. f. Bibliothekswesen VII. 248. Nehmen wir die Rihel, Messerschmid, Christoph von der Heyden, Bernhard Jobin, Jost Martin, Nicolaus Waldt, Caspar Dietzel, Lazarus Zetzner aus dem 16. und 17. Jahr hunderl hinzu, so kann man sich ein Bild machen von den Schätzen an altem Jllustrationsmaterial, das sich in Straß burg befunden hat. Die Reproduktionen aus diesem Material, soviel sich davon erhalten hat, sind chronologisch geordnet und beginnen mit Nachschnitten von Holbeins Totentanz für eine Straß burger Ausgabe aus dem Jahre 1546, von der sich alte Abzüge nicht erhallen haben. Interessant dabei ist, daß die Rückseite der Stöcke für Rotdruck hergerichtet ist. Wesentlich besser sind die folgenden Schnitte nach Zeichnungen von Tobias Stimmer, jenem hervorragenden, aus Schaffhausen stammenden Maler, Radierer und Formschneider aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die in verschiedenen Werken des Jobin aus 1575 bis 1631 sich vorfinden. Von ihm lernen wir noch eine ganze Anzahl Zeichnungen kennen, darunter eine prächtige, allerdings schon mehrfach abgedruckte kleine Titelbordüre zu einer Bibel aus 1578 und eine Reihe von Illustrationen zu Livius und Florus, die von hervor ragenden Formschneidern, wie Hans Bocksperger, CH. Stimmer, C. van Sichem, Christoph Maurer u. a., geschnitten worden sind. Von dem letztgenannten Maler, Radierer und Form schneider, einem geborenen Züricher und Schüler Tob. Stimmers, ist die schöne Titeleinfassung zu einem neuen Testament wiedergegeben, das 1625, elf Jahre nach dem Tode des Künstlers, mit 315 seiner Holzschnitte erschienen ist. Von Jost Amman, einem der fruchtbarsten, vielseitigsten und talentvollsten Künstler, die wir kennen, führt das Heitzsche Werk eine Titeleinfassung für eine Liviusausgabe vor, die die Gestaltungskraft dieses Genies erkennen läßt, trotzdem sie der Herausgeber für eine Erstlingsarbeit aus 1555 hält, als der Künstler also erst 16 Jahre gezählt haben würde. Außerdem findet sich eine reiche Folge von 42 sehr figurenreichen Zeich nungen des geistvollen Hans Bocksperger, der sie für den unternehmungslustigen Frankfurter Buchhändler Sigismund Feyerabend, der fast alle hervorragenden Künstler seiner Zeit mit Aufträgen bedacht hat, ausführte. Sie waren für dessen sechs, von 1568 bis 1610 erschienene Liviusausgaben bestimmt, wurden von Jost Amman auf Holz übertragen und, soviel behauptet wird, größtenteils auch von ihm selbst geschnitten. Von den übrigen, im ersten Band wiedergegebenen Stöcken ist noch ein solcher besonders erwähnenswert, der zu einem sehr schön ausgeführten Einblattdruck verwandt wurde. Der Stock besteht aus zwei Teilen und führt in weißer Schrift auf schwarzem Grunde die neun Hauptstücke der Seligkeit auf. Er trägt die Jahreszahl 1571 und soll von Fvrmschneidern herrühren, die für Virgil Solls und Jost Amman gearbeitet haben. Einen Beweis, wie früh schöne Initialen geschnitten worden sind, erbringen vier Renaissance-Großbuchstaben aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Leider scheinen die übrigen zum Alphabet gehörigen Stöcke verloren gegangen zu sein. Proben aus verschollenen Volksbüchern führt uns die neue Folge der Heitzschen Veröffentlichungen vor. Sie stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und aus den Straßburger Druckereien der Jakob Cammerlander, Augustin Fries, Johannes Knoblauch d. I., Erato Mylius, Thiebold Berger, Wendelin Rihel, Christian Müller, Johann Pastorius n. a. Zur Zeit ihrer Entstehung waren die großen Meister der Holzschneidekunst, von denen fast nur Christof Maurer die Schwelle des 17. Jahrhunderts überschritten hat, größtenteils gestorben oder arbeiteten doch nicht mehr in dieser Kunst. Die Zeit des Kupferstichs war angebrochen, und die Künstler wandten dem schlichteren Holzschnitt den Rücken. Diese Zeit des Verfalles führen die Reproduktionen fast ausnahmslos 937*
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