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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-10-10
- Erscheinungsdatum
- 10.10.1899
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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7374 Nichtamtlicher Teil. 236, 10. Oktober 1899. Inhalts obigen in Woerls Reisebücherverlag in Leipzig erschienenen Buches eine Aufzählung aller von dem fürstlichen Autor verfaßten Werke, von denen die meisten nicht im Buchhandel erschienen sind (vgl. Börsenblatt Nr. 172 vom 27. Juli 1899, Seite 5397). Wie uns mitgeteilt wird, hat Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich das Werk entgegenzunehmen geruht und dem Herausgeber, Herrn k. k. Hofverlagsbuchhändler Leo Woerl in Leipzig, dafür den kaiserlichen Dank aussprechen lassen. Pariser Zeitungen. — Paris zählt gegenwäriH 2685 Zei tungen und Zeitschriften. Davon erscheinen 142 täglich, 736 wöchentlich, 884 monatlich, 114 vierteljährlich, 7 halbjährlich. Von den Pariser Zeitungen beschäftigen sich 254, darunter 82 täglich erscheinende, mit Politik. Im übrigen Frankreich bestanden im August dieses Jahres 4051 Blätter, während der August 1898 nur 3829 aufwies. Von den Provinzial-Zeitungen erscheinen 355 täglich. Gutenberg adieu! — So möchte man fast rufen, wenn man liest, was heute die Zeitungen zu melden haben über die -Revolution- im Buchdruck, oder wohl gar über das -Ende der Buch druckerei». Der graphische Fachmann freilich, der seinen Beruf er lernt hat und ihn versteht, wird lächeln ob solch journalistischer Phantastereien und im nächsten Jahre zu Mainz, oder wo man sonst Jubiläen veranstaltet zu Ehren des Erfinders der Buch- druckcrkunst, fröhlich mitfeiern und hohen Mutes des Tabes, der sich leider nicht durch ein bestimmtes Datum feststellen läßt, ge denken, an dem der Menschheit einer ihrer größten Wohlthätor geschenkt wurde. Und dessen Erfindung soll jetzt plötzlich abgethan sein durch eine neue, allerdings auch große Erfindung, die Röntgen strahlen? Es ist nicht das erste Mal, daß man der Buchdruckerkunst den Untergang prophezeit. Vor zehn oder mehr Jahren trat Richard M. Hoe, Amerikas größter Druckmaschinenbaucr, mit der Aufsehen erregenden Prophezeiung auf, daß man wohl in weniger als zehn Jahren Zeitungen nicht mehr drucken, sondern photographisch Her stellen werde, was ihn aber nicht hinderte, seine Riesenwerkstatt für den Bau von Druckmaschinen noch immer mehr zu erweitern und flott die größten Schnellpressen für ungeheuere Druckleistungen zu bauen. Er hat nicht lange genug gelebt, um seine Vorhersage erfüllt zu sehen, ja die Zeit bis zu deren Erfüllung hat sich im Laufe der Jahre auch -erweitert- und wird sobald noch nicht kommen. Minder drohend, aber immerhin auch eine »Revolution-, sollte die Erfindung des Druckes ohne Farbe sein. In London ist damit vor kurzem eine öffentliche Probe, bei der ca. 800 Buch drucker zugegen waren, angestellt worden, die mit einem gänzlichen Fiasko endete. Dieser Druck soll dadurch bewerkstelligt werden, daß das Papier vorher nnt Wasser, dem verschiedene Chemikalien zugcsetzt werden, gefeuchtet und leitend gemacht wird, denn die Elektricität spielt hier den Drucker. Die Satzformen sind bei diesem Verfahren in gewöhnlicher Weise herzustellen, die Druckform aber wird dem Stromkreis eines elektrischen Apparats angeschlossen; kommt nun das Papier damit in Berührung, so erscheinen die Typenbildcr schwarz auf ihm. Die Druckprobe erfolgte im St. Bride's Institute, einer Anstalt, mit der unser im Äau be griffenes Buchgewerbehaus einige Aehnlichkeit haben dürfte; dabei erzielte man auf einer Schnellpresse aber nur ca. fünfzig Bogen resp. Drucke in der Stunde, und diese waren obendrein noch unsauber, verschmiert und enthielten nicht ausgedruckte Stellen. Wenn nun ein -Erfinder» mit einer noch so wenig leistungs fähigen, unreifen Erfindung an die Oeffentlichkeit zu treten wagt, so beweist das eben nur, daß er die Sache, die er verbessern will, gar nicht kennt, so sehr seine -Erfindung- auch durch noch mehr als er selbst im Dunkeln tappende oder nur nach Sensationellem haschende Tageszeitungen gepriesen werden mag. Das scheint mir nun auch bei der neuesten Erfindung, den druckenden Röntgen strahlen, dieser ünis t^xograxlliag am Schluffe des Jahrhunderts, der Fall zu sein. Eine Anzahl deut scher Zeitungen hat sich zum Echo des französischen Lullstin toobnigvo gemacht und scheint diesem getreulich in seinen Aus führungen zu folgen, wobei es geradem rührend ist, mitwelcherNaive- tät diese Blätter über die kritischen Punkte, an denen das Verfahren scheitern dürfte, wenn es sick überhaupt als durchführbar erweist, Hinwegzugehen wissen. Die Röntgenstrahlen sollen Stöße von 10 000 und mehr Vogen durchleuchten und aus allen das Bild des einen Originals reproduzieren; aber diese Bogen sind vorher photo graphisch zu präparieren, und nach der Durchleuchtung ist erst auf allen das unsichtbare Bild zu entwickeln; — hat sich wohl einer der Berichterstatter Rechenschaft gegeben, welche Arbeit und Zeit dies erfordern würde? Dabei ist das Original mit -radiographischer Tinte- zu schreiben; ob dies aber rascher gehen wird und ob es zuverlässiger, korrekter und leserlicher ist als die Herstellung einer Zeitung aus dem jetzt üblichen Wege von Satz und Druck? In hohem Grade komisch wirkt es auch, wenn, wie die -Papier- Zeitung- schreibt, -mit Hilfe einer einzigen Röntgenröhre in einer Minute 6000 Kopieen erzeugt werden sollen, so daß zehn Per sonen bei Voraussetzung einer achtstündigen Arbeitszeit innerhalb eines Tages 7500000 Kopieen fix und fertig herzustellen im stände wären». Die Redaktion des Blattes macht zwar dazu die Bemer kung, daß von solchen Versuchen schon wiederholt die Rede ge wesen sei, doch seien sie daran gescheitert, daß Röntgenstrahlen durch beschriebenes oder gedrucktes Papier gerade so durchgehen, wie durch unbeschriebenes, scheint somit aber doch eine Leistung von achthalb Millionen Drucken innerhalb acht Stunden für möglich zu halten, wenn nur erst die radiographische Tinte dieses Durch gehen verhindert. In welcher Zeit die 7 500000 Röntgendrucke, ganz abgesehen davon, daß solche Auflagenziffern doch nicht gerade zu den Alltäglichkeiten gehören, entwickelt werden sollen, das macht der genannten Zeitung keine Sorge. Wenn aber Blätter, die sich zu den graphischen Fachblättern zählen, so etwas drucken, so darf man sich nicht wundern, wenn politische Zeitungen die Hoffnung hegen, sie könnten künftig hin am Schluffe des Blattes eine Stelle frei lassen, in der dann mit Hilfe von Röntgenstrahlen die neuesten Nachrichten einge schaltet würden. Ihre Redakteure vergessen nur, daß diese freien Stellen auch photographisch präpariert und nachträglich entwickelt werden müßten. Ein Heil soll auch dem Gencralstab der Heere daraus er wachsen, daß er künftighin seine Geheimbefehle selbst vervielfältigen könne, — als ob ihm dafür nicht jetzt schon Hekto- und andere leicht zu handhabende Graphen zur Verfügung gestanden hätten! Die Drucker von Musiknoten sollen ferner nicht mehr den kost baren Typensatz aufzubewahren brauchen; — wer thut denn das überhaupt noch heute? Genügen nicht Papiermatrizen und billige Zinnplatten? Die Herren von der Feder, die über technische Dinge schreiben wollen, sollten sich doch nicht etwas zu vergeben glauben, wenn sie sich darüber zuvor bei erfahrenen Technikern Rats erholen. Auf das -Ende der Buchdruckerei- werden sie sicherlich trotz Röntgen strahlen noch einige Zeit zu warten haben. Theod. Goebel. Widmungsannahme. — Seine königliche Hoheit Groß herzog Friedrich von Baden hat die Widmung des dem nächst im Verlage von Friedrich Ernst Fehsenfeld in Freiburg er- erscheinenden Buches: -Jung, badische Geschichte für Schule und Haus- anzunehmen geruht. Vom Geographentag. — Der internationale Geographen- Kongreß in Berlin nahm den Antrag des Professors Penck an, die Regierungen zu ersuchen, zum nächsten Kongreß Vertreter zu entsenden, mit denen über die Schaffung eines international ejn kartographischen Instituts zu verhandeln sei. Graf Leo Tolstois -Auferstehung». — lieber dieses Werk wird der National-Ztg. geschrieben. -Die neue Erzählung vom Grafen Leo Tolstoi -Auferstehung gestaltet sich immer mehr zu einem Roman mit Hindernissen und zu einer Quelle beständiger Verlegenheiten für die Uebersetzer, die die Erwartungen der Leser hinsichtlich einer regelmäßigen Fortsetzung und baldigen Beendigung dieser neuesten Arbeit des russischen Dichters nicht befriedigen können. Der Heraus geber der Petersburger Wochenschrift -Niwa-, in der der Roman erscheint, hatte von dem Verfasser schon seit Monaten immer nur so viel Manuskript erhalten, als er für die laufende Nummer brauchte, und war bereits zweimal in der unangenehmen Lage, den Abdruck von -Auferstehung- unterbrechen und dafür eine andere Erzählung einschieben zu müssen. Jetzt wird dem Publikum eine noch unangenehmere Ueberraschung geboten. Graf Tolstoi, der die Dichtung offenbar nach einem sehr verschwommenen Plan arbeitet und sich über deren Ausgang kein klares Bild gemacht hat, ist auf den Gedanken gekommen, seine Geschichte, die nach der ursprünglichen Ankündigung schon längst hätte beendigt sein müssen, noch weiter auszuspinnen und nach den beiden jetzt vor liegenden Teilen noch einen dritten niederzuschreiben, der aus weiteren zwanzig Kapiteln bestehen soll. Was sie enthalten werden, erfährt man noch nicht, vermutlich dürfte es sich aber um eine eingehende Schilderung des Gefängnislebens in Sibirien handeln. Man wird sich erinnern, daß die Heldin des Romans Katharina Maslow zu mehrjähriger Sträflingsarbeit verurteilt war, und daß Fürst Nechljudow entschlossen war, ihr nach Sibirien zu folgen und sie zu heiraten. Die letzten Kapitel des zweiten Teiles schilderten den Gefangenentransport mit allen seinen Widerwärtigkeiten und die Abreise des Fürsten mit einem späteren Zuge, in dem er ein Koupee dritter Klasse benutzt und mit den verschiedensten Leuten aus dem Volke zusammen fährt. Den Schluß wird Graf Tolstoi, wie in der letzten in Berlin eingetroffenen Nummer der -Niwa- zu lesen ist, erst in sechs
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