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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.10.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1899-10-13
- Erscheinungsdatum
- 13.10.1899
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- Deutsch
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^ 239, 13. Oktober 1899. Nichtamtlicher Teil. 7483 Eine Charakteristik des englischen Verlagsbuchhandels. lieber den Verlagsbuchhandel in England bringt die russische Buchhändler-Zeitung (Nr. 7—8) einen den «Ruhkija Wjedomosti- cntnvminencn Artikel, von dein wir annehmen dürfen, daß er auch außerhalb Rußlands interessieren wird, weshalb er hier in Ueüer- setzung folgt. Die in dem Artikel angeführten Thatsachen müssen wir natürlich der Verantwortung des russischen Verfassers über lassen, der sich im Original mit -R- unterzeichnet hat; aber an ihrer Richtigkeit oder auch nur Wahrscheinlichkeit zu zweifeln, liegt doch auch kein Grund vor. Sie passen nämlich ganz gut zu dem Unbehagen, das auch schon aus dem Kreise der englischen Verleger selbst über die Despotie gewisser einheimischer Vertriebsfirmen aus gesprochen morden ist*), und illustrieren diese Stimmung gewisser maßen durch Beispiele aus der Praxis, wenn auch zunächst nur aus der Praxis der Autoren; daß aber in diesem Falle das Interesse der Autoren aufs engste mit dem der Verleger verknüpft ist, bedarf keines Beweises und geht auch indirekt aus dem Inhalt des Artikels selbst hervor. Der Vertrieb von Büchern in England — sagt der Verfasser — befindet sich fast ausschließlich in den Händen einiger Handels gesellschaften. Ein Buch mit Umgehung dieser Gesellschaften zu verbreiten, wäre ebenso schwer, als wenn man seine Briefe nicht mit der Post, sondern durch seine Bekannten versenden wollte. Jemand hat ein Buch geschrieben und will es drucken lassen. Dies selbst zu thun und sich selbst mit dem Verkaufe zu befassen, iväre genau soviel, als wenn er das Buch auf dem Lager ver modern ließe. Er wendet sich also an irgend eine -Gesellschaft-, und dort wird ihm das Urteil gesprochen, d. h. wenn man ihn überhaupt annimmt; gewöhnlich muß nämlich der Interessent einen Vertreter, einen littcrarischen Agenten, haben, dem er zehn Prozent Kommission zu zahlen hat. Vor einiger Zeit traf ich einen bekannten Schriftsteller und hervorragenden Politiker. Er hatte ein vortreffliches sozial politisches Werk geschrieben. Liberale sowohl als konservative Blätter waren voll Lobes über das Buch, als es erschienen war. Aber leider waren die früheren Schriften des Berfassers boykottiert worden. Das Publikum und die buchhändlerischen Gesellschaften hatten gefunden, daß sie der bestehenden Ordnung widersprachen, und deshalb wurden sie von den Verlegern nicht gedruckt, und die Buchhändler (d. h. Sortimentsbuchhändler) wollten sie nicht ver kaufen. -Als ich dieses Buch geschrieben hatte- — so erzählte mir der Verfasser — «wandte ich mich an einige Verleger mit dem An gebot des Verlags. Allein schon mein bloßer, seit Jahren boykottierter Name reichte auS, daß sie in liebenswürdiger Weise nblehnten. Manche schickten mir das Manuskript gleich an dem selben Tage zurück, offenbar ohne es gelesen zu haben. Es blieb mir nichts übrig, als mich an einen litterarischen Agenten zn wenden. Dieser las die Arbeit und meinte, sie werde sich an bringen lassen. Ums Geld war es mir nicht zu thun, ich wollte nur, daß die Schrift irgendwie an die Oeffentlichkeit gelangte. Endlich kam die Sache mit einem verhältnismäßig kleinen Per- legcr in Gang. Er bot mir ein sehr geringes Honorar und druckte das Buch. Aber wie groß war mein Erstaunen, als ich den Preis auf dem Buche sah! Statt 2—3 Schilling, die ich als Verkaufspreis gerechnet hatte, hatte es den unerhörten Preis von 18 Schilling! Damit war cs dein Schicksal der akademischen Publi kationen geweiht» (die, wie cs scheint, in England auch sehr teuer sind und deshalb wenig Absatz finden. Der Uebcrsetzer). Man sieht also: wenn der Verleger auch einem berühmten Schriftsteller eine Konzession macht, so schädigt er doch dabei natürlich seine Tasche nicht; aber er tritt auch seinen Kollegen nicht zu nahe, die diesen Schriftsteller boykottieren. Das Buch wird sonach einem Boykott eigener Art unterstellt. Aber von welchen Gesichtspunkten läßt sich der Verleger über haupt leiten, wenn er zu beurteilen hat, ob er ein Buch in Verlag nehmen soll oder nicht, und welches Honorar er dem Ver fasser zahlen soll? Dafür giebt es Kritiker besonderer Art; die hauptsächlichsten sind die Buchhändler und die Bibliotheken (das sind hier die Leihbibliotheken). Von den ersteren ist Smith bekannt, der seine Läden an jedem Punkte Englands, auf jeder Station, an jeder belebten Straße, aus jedem Platze zu haben scheint. Er vermag, wie es scheint, alles an den Mann zu bringen. Es ist dies etwas in der Art der russischen Volksschriftenhändlcr, die auch jedes Buch im Volke abzusetzen verstehen. Von den Bibliotheken repräsentiert die größte Macht die Gesellschaft der -ausgewählten» Bibliothek Mudie. Sie hat *) Vgl. -Der deutsche und der englische Buchhandel in pol nischer Betrachtung- m -Nachrichten a. d. Buchhandel- 1896 Nr. 18. Filialen in jedem Städtchen Englands, schickt Bücher auf die Dörfer, ja sogar ins Ausland an ihre Abonnenten. Gangbare Werke werden von ihr in Tausenden von Exemplaren angcschafft. Der Autor bringt sein Buch zu einem Verleger, dieser geht mit dem Buche zu Smith oder Mudie, giebt es ihnen zu lesen nnd fragt, wieviel Exemplare sie wohl kaufen würden, wenn er das Buch verlegte. Je nach dem Ausfall dieser Antwort wird dann berechnet, wieviel Exemplare zu drucken sind; der Antwort entsprechend wird auch das Honorar für den Autor normiert. Vor nicht langer Zeit hatte ein altbewährter Schriftsteller und Verfasser von Boulevard-Romanen einen neuen Roman geschrieben, und wollte sich im voraus einen Anhalt schaffen, wieviel er wohl Honorar vom Verleger fordern könne. Er ging zu Mudie, um diesen zu sondieren. Mudie las den Roman und sagte, er werde ihn nicht kaufen, weil in dem Werke ein Verbrecher mit gutem Herzen vorgesührt werde. Könne denn ein Verbrecher ein gutes Herz haben? Das wäre ja unsittlich. Der Schriftsteller änderte wirklich seinen Roman und brachte ihn zu einem recht hübschen Preise an. In den letzten Jahren hat man begonnen, den Grafen L. N. Tvlstoj zu boykottieren. Bis zum Erscheinen des -Reiches Gottes- waren in England alle Leute von Tolstojs Werken be geistert, und zwar nicht nur von den künstlerischen, sondern auch von Werken, wie das -Bekenntnis« u. dergl. Geistliche empfahlen das -Familienglück-, -Wandelt im Lichte- ihren Pfarrkindern und besonders den Mädchen, und das ist das erste Anzeichen dafür, daß ein Buch einen großen Erfolg und Absatz haben wird. Aber nach dem Erscheinen des -Reiches Gottes- legte der gottesfürchtige Smith sein Veto ein, und man sagt, daß es fast unmöglich ge worden sei, den letzten Roman Tolstojs, die -Auferstehung-, in England unterzubringen. Ich habe eine Anzeige der Firma Walter Scott gelesen, daß sie den Roman in einem besonderen Bande mit Illustrationen bringen will; aber diese Firma hatte vorher schon eine vollständige Sammlung der Werke Tolstojs heraus- gegcben und damit ein gutes Geschäft gemacht. ?. Kleine Mitteilungen. Post. — Wie die Papier-Ztg. meldet, haben die deutschen Postanstalten Aufforderung erhalten, bei Gewichtsermittelungcn der Sendungen in das Ausland mit besonderer Genauigkeit vor- zugchen und namentlich bei Postpaketen Ueberschreitung des Höchst gewichtes auch nur uni einzelne Gramm unter keinen Umständen zuzulassen. Zeigt in einem solchen Falle eine Federschnellwage das Höchstgewicht an, so müssen die Sendungen auf einer Baltcn- oder Dezimalwage nachgewogen werden. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Rossica. Osscbicbts, lopograpbis, Rittsratur und 8pracbon Russland». 417. Ragsr-Oatalog von dosspb Raor L Oo. in Rranlrkurt a/N., Uocbstr. 6. 8». 80 8. 1638 Rrn. Das litterarische Echo. Halbmonatsschrift für Litteratnrfreunde. Hrsg, von 1>r. Josef Ettlinger. Berlin, Verlag von F. Fonta n e L Co. II. Jahrgang, Heft 1, 1. Oktober 1899. 4". Sp. 1—76. IVsrlrs, 8cbriktsn, ^uksätue nnd ^.bbandlungen dss Rrok. Or. N. 8tsinsebnsidsr aus dem Verlag und Ragsr von ,1. Raukkmann, Verlags-, 8ortirnsnts- und Vntiguariatslagsr in Rranlrkurt a/N. Katalog 29. 28 8. 211 dirn. 8taats- und Oainsralrvisssnscbakton. klationalöbonowie. 8ocial- vvisssnscbakt. Rolmsivssen. Katalog bis. 1030 dss antigua- riscbsn öücbsrlagsrs von kircbbokk L IVigancl in Rsiprig. 8°. 29 8. 896 Rrn. Rscbtsvvisssnscbakt (sinscbl. kircbsnrscbt). Katalog dlo. 1031 dos antiguariscbsn Rücbsrlagsrs von kircbbokk LIVigand in Reiprig. 8°. 106 8. 3334 Rrn. Vusvvabl blassiscb pbilologiscbsr und arcbäologiscbsr IVorlre nebst sinsrn Vnbang allgeiuvin interessanter llüebvr. Katalog 275 von IIsi n rieb besser (Oscar Rsssbeiin) in Lreslau ll, Reue Vascbsnstr. 21 part. 8". 30 8. 750 dlrn. Osscbicbts exclusive -8cbvsw-. Vvtiguar-Katalog dir. 206 (der ganzen Reibe blr. 356) von Ulbert Haustein, 8cbrvsirsriscbss Tntiguariat in 2üricb. Kntbält dis »Heueren Krvvsrbungsn» und bildet sin 8upplsmsnt ru Rat. I^r. 150: Osscbicbts (9573 Rrn.). 8°. 66 8. 1766 kirn. Zoologie. Ilataniü. Vntiguar-Katalog dir. 207 (der ganzen Reibe Rr. 357 von Ulbert R'austein, 8cbivsi2sriscbss Vntigariat in 2üricb. 8°. 47 8. 1311 Nrn. Graf Leo Tolstois .-Au ferstehung-. — In Bestätigung und Ergänzung der Mitteilung in Nr. 236 d. Bl. wird der Neuen Freien Presse folgend.es geschrieben: Die Leser des neuesten Romanes des Grafen Leo Tolstoi, 996*
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