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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.12.1896
- Strukturtyp
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- 1896-12-02
- Erscheinungsdatum
- 02.12.1896
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- Deutsch
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8214 Nichtamtlicher Teil. 280, 2, Dezember 1866. Gruppe hübscher Kinder, die ein schwarzes Kätzchen mit Milch tränken? Zeichnung und Kolorit gehen dabei Hand in Hand mit mustergiltigem Druck. An Jalousie-Kalendern — es scheint mir dieser Name der bezeichnendste für die aneinandergereihten Täfelchen — hat die Nistersche Anstalt auch eine Anzahl geschaffen; sie tragen charakteristische Titelaufschriften, wie: »Sei glücklich!« »Ich denke Dein!« »Benütze die Zeit!« und sind in verschie denen Formaten hergcstellt. Was ihre lithographische Aus führung anbelangt, so glaube ich dieser kein höheres Lob geben zu können, als wenn ich sage: sie steht vollkommen auf der Höhe der Kunst Meister Prangs, deren Erzeugnisse von allen Kunstfreunden selbst in ihren kleinsten Werken hoch- geschätzt sind. Man kann sich kaum zartere, in der Zeichnung trefflichere, in den Farben reinere Chromolithographieen denken, als solche die sechs von Heckenröschen umrahmten Tafeln von »Benütze die Zeit« enthalten, zu deren Schönheit eben falls leichte Prägungen und Ausstanzungen beitragen. »Sei glücklich« trägt japanischen Charakter; Bambusstäbchen um rahmen die Täfelchen, Chrysanthemen schmücken sie, und kugel förmige Papierlaternen dienen als Träger der Datumzeigcr. Die Umschlagkalender des Th. Stroeferschen Kunstver lags sind sprechende Zeugen von dem jetzt so hohen Stande der chromolithographischen Kunst im allgemeinen und von der Nistcrschen Kunstübuug im besonderen. »Blumengrüße« bietet uns ein Kalender von sechs Tafeln Kleinquart in prächtigen Penseesträutzen; — »Glück auf zum neuen Jahreslaüf!« ent hält zwölf Tafeln eines ansehnlichen Quarts, auf denen lieb liche Kinderfiguren die Glücksbringer sind, denen sinnige, meist auf Kindererziehung bezügliche oder ernste Wcisheits- lehren enthaltende Sprüche und Verse aus deutschen Dichtern beigegeben wurden. Ein anderer dieser Umschlagkalender hat eigentümliche Tellerform, auf dessen äußeren durchbroche nen und vergoldeten Gitterrand rote und weiße Blüten und Blätter, sowie fünf muschclförmige Schildchen, drei von ihnen mit Monatstagen, zwei mit Denksprüchen, aufgelegt sind, während die Mitte ein prächtiges Saisonbild, Blumen und Landschaft, schmückt; der vierte der mir vorliegenden Um schlagkalender, »Duftige Blüten«, trügt diese Bezeichnung mit vollstem Rechte, denn seine zwölf Blätter enthalten so präch tige und zarte Darstellungen von den lieblichsten und schön sten Kindern der Blumenwelt, daß jeder andere Name unzu treffend sein würde. Die durchweg meisterhafte Ausführung dieses Kalenders in Zeichnung, Farbe und Druck verleiht ihm aber auch noch höheren Wert als den eines künstlerischen Datumzeigers: seine Blumensträuße sind zugleich so treff liche Malvorlagen, wie eigens zu diesem Zwecke angesertigte Blätter sie nicht schöner und anziehender bieten können. Will man sicki den Fortschritt, den die Kalender-Lit- teratur innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte gemacht hat, lebhaft vergegenwärtigen, so kann man kaum einen vollkom meneren Repräsentanten der Jetztzeit finden, als diesen Benütze- die-Zeit-Kalender, obgleich der Stroefersche Verlag neben den soeben erwähnten noch andere, schon bekannte und beliebte Ncujahrsgrüße dieser Art — es sei nur an den Schiller- und den Goethe-Kalender erinnert — in trefflicher Auswahl bietet. Es ist ein unbestreitbares Verdienst der Chromolithographie, durch die geläuterte künstlerische Ausstattung, die sie den Kalendern gegeben hat, auf die weitesten Kreise geschmack bildend eingewirkt zu haben. Das Gleiche gilt von den Glückwunschkarten, von denen u. a. auch die Berliner Gewerbe-Ausstellung sehr schöne Proben bot, obgleich die in Berlin noch vielfach geübte Silber spitzenmanier kaum als guten Geschmack fördernd bezeichnet werden kann. Die Karten der Firma Miesler machen indes eine rühmliche Ausnahme hiervon, und was mir von diesen chromolithographischen Nippsächelchen aus München und Nürn berg vorliegt, steht ebenfalls im Zeichen wirklichen Fortschritts, ja manche dieser Karten und Kärtchen kann man als kleine Kunstblätter bezeichnen, die auch noch durch Ausstanzungen, Prägungen re. nach der technischen Seite hin überraschen. Aber nicht nur die Chromolithographie, auch Photolithographie und Lichtdruck sind zu ihrer Herstellung herangezogen und es sind überraschende Effekte damit erzielt worden, wobei die einfache Karte meist der Klappkarte hat weichen müssen, die allerdings auf der Suche nach Originalität manchmal wunderliche Formen angenommen hat, wie z. B. eine Münchner Karte sich als ein alter Baumstamm, aus dem ein Strauß Heckenrosen heroorblüht, darstellt, — eine der Konzessionen, die den verschieden artigen Geschmacksrichtungen gemacht werden müssen. Unter den Stroefer-Nisterschen Karten befindet sich auch eine Anzahl humoristische, und man muß an ihnen, abgesehen von ihrer gleich den Kalendern vorzüglichen Ausführung, den feinen Takt bewundern, womit alle Sujets vermieden sind, die irgend wie das Zartgefühl ihrer Empfänger verletzen könnten; sie sollen nur erheiternd, amüsierend wirken, und diesen Zweck werden sie ohne Zweifel in vollem Umfange erfüllen. Wer könnte auch den lustigen Kätzchenball oder das eitle Eulen- Gigerlpaar betrachten und ernst bleiben? Dabei geht aber fast immer ein gewisser Liebreiz mit dem Humor Hand in Hand, — Beispiel: das in einem Kinderstühlchen sitzende, sich etwas ungezogen gebärende kecke Kätzchen u. a. Doch auch an Karten ernster Art ist kein Mangel. Zarte Engelfiguren, in weißem Gewände vor einem fein ausgestanzten gotischen Kirchenfenster stehend; Blumenkärtchen mit Bibelsprüchen, Eiskarten mit Abbildungen alter Kirchen von der Form, wie man ihnen in England auf dem Lande vielfach begegnet; ferner Kärtchen mit geprägten Blümchen, andere mit Chrysanthemen, wieder andere mit singenden Vögeln; Kärtchen in Form zierlicher Wandschirme; Sport kärtchen, kurz, eine unendliche Fülle des Mannigfaltigen und Schönen bietet dieser eigenartige Zweig graphischer Kunst industrie, bestimmt, zu den mancherlei Perioden und Vor kommnissen im menschlichen Leben Glückwünsche darzubringen. In wenigen Worten von dem Reichtume und der Vielseitig keit dieser Kartenproduktion einen rechten Begriff zu geben, ist nicht möglich; der unvergleichlich großartige Nistersche Pavillon auf der Ausstellung zu Nürnberg bot auf seinen zwanzig mächtigen Wandfeldern Tausende von Erzeugnissen dieser berühmten Nürnberger Kunstanstalt, und der Karten gab es eine geradezu erdrückende Menge in unbeschreiblicher Vielseitigkeit. Wenn nun aber ein Erzeugnis der chromolithographi schen Kunst in so reichem Maße und in solcher Schönheit produziert wird, so war es seitens der Typographie ein kühnes Unterfangen, sich daneben auch einen Platz erringen zu wollen auf dem Markte graphischer Nippsachen. Es wurde zuerst gewagt von der Buch- und Kunstdruckfirma Förster L Borries in Zwickau in Sachsen, und da der Erfolg günstig war, so sind ihr seitdem noch andere, namentlich I. P. Bachem in Köln a. Rh. und Greiner ^ Pfeiffer, Hofbuchdruckerei in Stuttgart, an die Seite getreten, und die alljährliche Wiederkehr ihrer Erzeugnisse dieser Art beweist, daß trotz der bestechenden Lieblichkeit der lithographischen Schöpfungen, die des Buchdrucks auch noch lohnenden Absatz gefunden haben. Sie unterscheiden sich von den ersteren in einigen wesent lichen Punkten, von denen der bedeutendste der sein dürfte, daß sie fast immer nur Vordruck sind, nicht bestimmt, direkt in die Hände des Publikums, sondern in die anderer Drucker überzugehen, die sie vorrätig halten, um dann auf Verlangen ihrer Kunden noch deren Namen oder was sie sonst wünschen mögen, rasch und billig aufdrucken zu können, während die lithographische Karte bestimmungsfertig den Ver-
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