Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.02.1898

28, 4. Februar 1898. Nichtamtlicher Teil. 933 entstehen kann, aber unser Verein hat so viel tüchtige und im öffentlichen Leben geschulte Männer, daß, selbst wenn eine Seuche einmal einige Schichten beseitigen würde, genug und allerseits genügende neue Männer zur Stelle wären. »3. Die Einsetzung eines ordentlichen Wahlausschusses empfiehlt der Vorstand dringend; das bisherige Verfahren, wo alles auf ihm hängen blieb, war ihm selbst unangenehm, doch glaubte er, sich mangels einer geeigneteren Stelle dem nicht entziehen zu sollen. Als er erstmalig von Wünschen nach anderweitiger Regelung des Wahlverfahrens hatte ver lauten hören, wollte er sich mit einem außerordentlichen Ausschuß behelfen, der aber doch zunächst als ständig gedacht war. Wäre hierbei eine organische Verbindung mit den Hauptfachvereinen des Leipziger Buchhandels zu schaffen, wie das schon im Satzungsausschuß von verschiedenen Seiten als wünschenswert bezeichnet worden ist, so würde dies der Vorstand für einen Gewinn ansehen. »4. Thatsächlich ist bereits in den letzten Jahren, ab gesehen von der satzungsgemäßen Abstimmung, kein Unter schied zwischen ordentlichen Mitgliedern und Stellvertretern im Vorstande gemacht worden. »5. Neuordnung der Satzung erheischen die teils von der Hauptversammlung, teils vom Vorstand eingesetzten zunächst außerordentlichen Ausschüsse, der Ausschuß für Durchführung der Verkaufsnormen und der für die Bearbeitung des Schul bücherverzeichnisses, der Handels- und Verkehrsausschuß und der Wohlfahrtsausschuß, auch die Geschäftsführung, wenn Aemterbesetzung ohne langjähriges Einarbeiten ermöglicht werden soll. Schon jetzt ist die Teilnahme unseres Vereins an seinen Ehrenämtern eine größere als bei irgend einem Orts- oder Kreisvereine des Buchhandels, ja die Zahl der beteiligten Vorstands- und Ausschußmitglieder kommt selbst der des Börsenvereins gleich, nur mit dem Unterschiede, daß eine große Anzahl von Ausschußämtern von Vorstandsmit gliedern versehen wird. Auch in dieser Beziehung wäre Abgrenzung und Fühlung zwischen Vorstand und Ausschüssen klarzulegen und zu sichern. »Wären die Grundgedanken des Antrags von Joh Fr Dürr und Genossen so gefaßt gewesen, daß der Antrag an nehmbar erschienen wäre, so hätte ihn der Vorstand willig zu dem seinigen gemacht; wären ihm die Grundgedanken von dem Urheber vor der Einbringung vertraulich mitgeteilt worden, so würde er selbst nicht verfehlt haben, an deren Umgestaltung im Sinne der förderlichen Vereinsentwicklung mitzuwirken. Wir würden Ihnen dann vielleicht schon heute einen fertigen Entwurf neuer Satzungen vorlegen können. Da nun auch der Ausschuß seine Rechte über den Antrag von Joh. Fr. Dürr und Genossen nicht erstrecken konnte, so entschloß sich der Vorstand, um die gesunden Grundgedanken zu retten, selbst einen Antrag auf Satzungsänderung auf Grund des von ihm gutgeheißenen Gutachtens zu bringen Sollten Sie den Antrag annehmen, so werden wir es uns angelegen sein lassen, die Sache so rasch vorwärts zu schieben, als es gründliche Behandlung und Vorschrift der Satzungen erlauben.« Der Antrag wird ans diesen Vortrag, nach einer An frage des Herrn Alexander Twietmeyer über die Trag weite des Antrages und der Erklärung des Vorsitzenden, daß die Annahme nur die Billigung des Gutachtens und die für die geplante Satzungsänderung maßgebende Richtung, nicht aber eine Satzungsänderung selbst bedeute, einstimmig ange nommen. Unter den durch diesen Beschluß gegebenen Umständen bezog sich der Vorstand auf seine Erklärung vom 20. De zember vorigen Jahres und fragte an, ob es der Wunsch der Hauptversammlung sei, daß er die Geschäfte weiterführe, bis die soeben beschlossene Satzungsänderung in Kraft getreten Fiinsundjechzigfter Juyrgaug. sein werde. Herr Joh. Fr. Dürr spricht diesen Wunsch aus, zugleich in der Hoffnung, möglichst viel Kräfte des gegen wärtigen Vorstandes in dem nach der Satzungsänderung neu zu wählenden Vorstande erhalten zu sehen Die Hauptver sammlung stimmte dem einstimmig zu. VI. Die Wahlen für den Vorstand und die ordentlichen Ausschüsse hatten folgende Ergebnisse: In den Vorstand wurden gewählt: die Herren Robert Voigtländer (auf ein Jahr an Stelle des verstorbenen Herrn K. F. Koehler), Arthur Georgi, Alfred Lorentz und Alfred Voerster; als Stellvertreter die Herren Richard Linnemann und Artur Seemann, sowie nach einer Stichwahl, vor der sich der Vorsitzende des außerordentlichen Wahlausschusses Herr Otto Harrassowitz klar über die Pflichten der Gewählten ausgesprochen hatte, die Herren Richard Einhorn und Arthur Meiner. In den Ausschuß für die Bestellanstalt: die Herren Max Cyriacus, Ferdinand Lomnitz, Richard Schulze, Ernst Stahl, Adolf Titze und Rudolf Winkler In den Rechnungsausschuß: die Herren Johannes Grunow, Georg Hirzel und vr. I. M. Petersmann. In den außerordentlichen Ausschuß zur Abänderung der Satzungen die Herren Joh. Fr. Dürr, Or. Adolf Geibel, Ferdinand Lomnitz, David Rost, Adolf Titze und Rudolf Winkler. Sämtliche anwesende Gewählte nahmen die Wahl an, mit Ausnahme des Herrn Johannes Grunow. VII. Als Wahlmann für den Börsenverein wurde Herr Arthur Otto Georgi gewählt. VIII. Zum Antrag des Vorstandes über Ergänzung der Verkaufsbestimmungen nahm der Vorsitzende des Ausschusses für Durchführung der Verkaufsnormen Herr Di-. Alphons Dürr daS Wort, indem er die Entstehung und Berechtigung des Antrages, daß Konsumvereine und andere nichtbuchhänd lerische Genossenschaften nicht als Wiederverkäufer im Sinne der Verkaufsnormen des Vereins anzusehen seien, ausführte und auf das zuvor bewirkte Einverständnis mit dem Verein Leipziger Sortiments- und Antiguariatsbuchhändler hinwies. Auch dieser Antrag fand einstimmige Annahme. Zum Schluß sprach die Hauptversammlung nach den Ausführungen des Herrn M. V Apianus-Bennewitz dem Vorstande und insbesondere dessen Vorsitzenden Herrn Do. Oskar von Hase ihren Dank aus Im Anschluß an die Versammlung vereinigte ein zwang loses Mahl im deutschen Buchhändlerhause die Teilnehmer der Hauptversammlung In der am 2 Februar abgehaltenen Vorstandssitzung des Vereins der Buchhändler zu Leipzig wurde Herr vr. Oskar von Hase wieder zum Vorsitzenden gewählt, doch lehnte dieser trotz mehrfachen Ersuchens die Annahme der Wahl ab, da er zwar gern die Hauptgrundsätze für die neue umfassende Satzungsänderung mit feststellen geholfen habe, zu einer ein gehenden Arbeit ihm aber die für einen Vorsitzenden nötige Zeit durch seine Verpflichtung für die »Geschichte deS deutschen Buchhandels« benommen sei. Daraufhin verteilte der Vor stand seine Aemter wie folgt: Vorsitzender Herr Hermann Credner, Schriftführer Herr vr. Alphons Dürr, Schatzmeister Herr Alfred Voerster, Archivar Herr Robert Voigtländer, Rollenführer Herr Arthur Georgi. In den Ausschuß für Abänderung der Satzungen wählte der Vorstand aus seiner Mitte die Herren Hermann Credner, Richard Linnemann und Robert Voigtländer. 126