Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.02.1898

28. 4 Februar 1898. Nichtamtlicher Teil. 929 Berichterstatter von Ausschüssen sich hervorragend um den Verein bemüht haben. Sie werden dabei einen kleinen Ein blick in die Freuden und Leiden der von Ihnen mit Ihrem Vertrauen Beehrten gewinnen. Der Rechnungsausschutz wird Ihnen zu Punkt 2 der Tagesordnung berichten. Ich bitte die einzelnen Herren, soweit sie nicht vertreten werden, selbst das Wort zu ergreifen. Jahresbericht über die Bestellanstalt für Buchhändlerpapiere 1897, erstattet von dessen ständigem Berichterstatter Herrn A. Litze. (Auszug.) Es hat eine eingehende Untersuchung über die Nebenarbeiten der sechs ältesten Angestellten der Bestellanstalt stattgefunden, die zu einer vorläufigen Neuordnung der Bestimmungen über das Falzen und Bekleben der zur Bestellanstalt zu liefernden Rund schreiben führte. Diese Angelegenheit wird des weiteren vom Vor stände und Ausschüsse für die Bestellanstalt im Auge zu behalten sein. Neue Dienstvorschriften für die Angestellten und die Hilfs arbeiter der Bestellanstalt traten am 1. September in Kraft. Der Gesamt-Eingang für den Sortierbetrieb der Bestellanstalt hat sich wieder beträchtlich gehoben, das Mehr kommt den Verlangzetteln zu, während die Rundschreiben etwas zurückgegangen sind. Jahresbericht des Handels- und Verkehrs-Ausschusses 1897, erstattet von dessen Schriftführer Herrn F. ».Biedermann. Der Handels- und Verkehrs-Ausschuß hatte im vergangenen Jahre sich mit folgenden Gegenständen zu befassen: I. Handelsgesetzbuch. Nachdem die Handelskammer eine Befürwortung unserer Vor schläge zur Anbringung der wichtigsten buchhändlerischen Gebräuche im Handelsgesetzbuch abgelehnt hatte und wir somit bei der königl. sächsischen Regierung dafür keine Unterstützung fanden, empfahl der Ausschuß dem Vorstande, unsere Wünsche dem Reichstagsabgeordneten für Leipzig zu unterbreiten. Dies ist denn auch geschehen, mit dem Erfolge, daß in der Kommission unsere Eingabe zur Sprache gebracht, aber abgelehnt worden ist, weil der Vertreter des Reichsjustizamtes erklärt hat, es bestünde die Absicht, mit dem in Vorbereitung befindlichen Ge setze über Verlagsrecht auch die sonstigen buchhändlerischen Fragen zu regeln. II. Verkehrsordnung. In Zusammenhang mit unserer Stellung zum Handelsgesetz buchs stand der Beschluß, von einer Abänderung der buchhändle rischen Verkehrsordnung zunächst abzuraten. Unser Vorstand hat demgemäß nach eingeholtem Einverständnis der Vereinsmitglieder einen entsprechenden Antrag bei der Hauptversammlung des Börsen vereins gestellt, welche daraufhin beschlossen hat, die Abänderung der Verkehrsordnung auf ein Jahr zu vertagen. Einen Entwurf zu einer umgestalteten Verkehrsordnung, welche dem Beschlüsse der Kantateversammlung gemäß in allen Punkten den neuen großen Reichsgesetzen entspreche, haben wir dem Vor stande vorgelegt. Nachdem inzwischen aber der neue Entwurf des Börsenvereins-Vorstandes veröffentlicht worden, glaubte unser Vorstand von einem weiteren selbständigen Vorgehen in dieser Sache absehen zu sollen. III. Handelskammerbericht. Aus Ersuchen der Handelskammer wurde ein Bericht über die buchhändlerischen Vorgänge des Jahres 1896 eingereicht, der sich auf Wunsch der Kammer in wesentlich engeren Grenzen hielt als in den früheren Jahren. Die Beschneidung des uns sonst sür diese Mitteilungen im jährlichen Handelskammerbericht gewährten Raumes mindert leider den Wert unseres Berichtes, auf Wunsch des Vorstandes sollen die Berichte jedoch auch ferner fortgesetzt werden. IV. Amerikanischer Zolltarif. Aus eine Anfrage der Handelskammer bezüglich des Zolltarifs für den Verkehr mit den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika haben wir unser Gutachten dahin abgegeben, daß hinsichtlich der buchhändlerischen Waren eine Aenderung des gegenwärtigen Zu standes nicht erwünscht sei. V. Drucksachenporto. Die uns zugewiesene Aufforderung einer amerikanischen Firma, auf eine Aenderung in der Taxe für Drucksachen bei der Postbe förderung hinzuwirken, konnten wir mit dem Hinweis als erledigt betrachten, daß wir bereits im Jahre 1895 zu dieser Sache ein ausführliches Gutachten abgegeben haben, das an amtliche Stelle befördert worden war. Jahresbericht des Ausschusses für Durchführung der Verkaufsnormen 1897, erstattet von dessen Vorsitzendem Herrn vr. A. Dürr. Es darf als ein erfreulicher Umstand hervorgehoben werden, Fünsundsechzlgfter Jahrgang. daß dem Ausschuß in diesem Jahre zum erstenmal seit seiner Begründung (1889) kein Fall eines Verstoßes gegen die Verkaufs bestimmungen zur Behandlung Vorgelegen hat. Dagegen mußte der Ausschuß mit einer seitens des Börsen vereins vorgeschlagenen Ergänzung der Verkaussbestimmungen, die Konsumvereine und ähnliche Genossenschaften betreffend, sich wieder holt beschäftigen und ein Gutachten hierüber an den Vorstand erstatten. An Stelle des Herrn Adolf Rost trat Herr Alfred Lorentz dem Ausschuß bei. Jahresbericht des Ausschusses sür Bearbeitung des Schulbücher-Verzeichnisses 1897, erstattet von dessen Vorsitzendem Herrn David Rost. Der Ausschuß für Bearbeitung des Schulbücher-Verzeichnisses hat im vergangenen Jahre in unveränderter Weise seines Amtes gewaltet. Er war bestrebt, das Verzeichnis auf dem Laufenden zu erhalten und besonders den nach Schulen geordneten zweiten Teil, der 1896 zum erstenmal beigefügt war und sich als zweck mäßig erprobt hatte, zu vervollständigen und zu verbessern. Da Herr Alwin Schmidt (i. Fa. Zangenberg L Himly) wegen Aufgabe des Schulbüchergeschästs im Herbst seinen Austritt aus dem Ausschuß erklärte, wurde Herr D. Rost an seine Stelle zum Vorsitzenden gewählt; von der Zuwahl eines sechsten Mitglieds wurde vorläufig abgesehen. Jahresbericht des Ausschusses sür die öffentliche Buchhändler-Lehranstalt 1897, erstattet von dessen Vorsitzendem Herrn Hermann Credner. Der zu Ostern 1897 veröffentlichte vierundzwanzigste Bericht der öffentlichen Buchhändler-Lehranstalt über die Schuljahre 1895/96 und 1896/97 befindet sich in den Händen aller Mitglieder. In Ausführung des Beschlusses der letzten Hauptversammlung haben der Wohlfahrts-Ausschuß einerseits und die Mitglieder des Schul ausschusses anderseits eingehend darüber beraten, ob in dem Lehr plane der Anstalt eine Aenderung vorgenommen werden könne, die den Besuch der Schule sür die Schüler in Bezug auf ihre Be rufsausbildung gewinnbringender zu gestalten geeignet sei. Es wurde zunächst ein Fragebogen ausgestellt, auf Grund dessen eine Umfrage bei den Schülern der Lehranstalt veranstaltet wurde, die uns einen vollständigen Ueberblick über Alter, Vorbildung, Schulzeugnisse, Berus des Vaters, Firma und Geschäftszweig des Lehrherrn, sowie darüber gab, ob ein Lehrvertrag abgeschlossen, ein Lehrzeugnis zu gesagt worden war, oder ob der Betreffende nur als Schreiber von seinem Lehrherrn betrachtet wurde. Auch wurde in der Mehrzahl der Fälle ermittelt, ob und welches Gehalt seitens der Lehrherren gezahlt wurde. Da verschiedene Firmen den Fragebogen trotz schriftlich ausgesprochener Bitte nicht ausgefüllt hatten, wurde er erst später nach den Angaben der Schüler von den Lehrern ausgesüllt. Herr Direktor vr. Smitt hat in der liebenswürdigsten Weise die Vorarbeiten für eine Umgestaltung der Lehranstalt geliefert; auch die Mitglieder des Lehrer-Kollegiums hatten schriftliche Gutachten eingereicht. Unterm 19. August sandte Herr Direktor Smitt eine ausführliche Darstellung des Entwickelungsganges der Anstalt während der Jahre 1854—1874. Auf Grund von persön lichen Besprechungen faßte er am 18. September die Reformvor schläge in bestimmten Punkten zusammen, die in einer gemeinsamen Sitzung des Schul- und Wohlfahrts-Ausschusses vom 7. Oktober beraten und dann zur Kenntnis des Vorstandes gebracht wurden. Diese Vorschläge bezwecken eine Aenderung des Lehrplanes der Anstalt, die Ermöglichung des Besuches buchgewerblicher Etablisse ments seitens der Schüler, die Beschaffung von Material aus der Praxis sür den sremdsprachigen Unterricht und die Zuziehung von Vertretern der Gehilfenschaft bei Neuaufstellung des Lehrplanes. Als sür die Zukunst wünschenswert wurde es hingestellt, daß fakultative Arbeitsstunden eingeführt werden möchten, daß seitens einer berufenen Kraft ein Leitfaden der Buchhaltung sür die besonderen buchhändlerischen Verhältnisse verfaßt werden möchte und daß später ein Schreibmaschinenkursus in den Lehrplan ein gefügt würde. Zur Zeit wird die Schule von 135 Schülern besucht. Jahresbericht des Wohlfahrtsausschusses 1897, erstattet von dessen Vorsitzendem Herrn A. Voerster. Ueber die hauptsächlichste Thätigkeit d-s Wohlfahrts-Ausschusses, die in Gemeinschaft mit dem Ausschuß sür die Lehranstalt ans die Neugestaltung des Lehrplanes der Anstalt gerichtet war, ist bereits von dem Ausschuß für die Lehranstalt berichtet worden. Das Lesezimmer unseres Vereins ist, wie bereits im vorigen Berichte erwähnt wurde, am 17. Januar 1898 in das Lokal des Lentral- vereins für das gesamte Buchgewerbe verlegt worden. Der Besuch hat sich seit dieser Zeit wesentlich gehoben, während im Jahre 1896 1767 Besucher zu verzeichnen waren, stieg diese Zahl im Jahre 1897 aus 2114 Besucher. Uebrigens hat sich während des 125