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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.11.1881
- Strukturtyp
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- Band
- 1881-11-16
- Erscheinungsdatum
- 16.11.1881
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- Deutsch
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5170 Nichtamtlicher Theil. 2S5, 1K. November. wagte, was den heutigen Gesetzen gegenüber sehr gefährlich werden könnte. Pierer schreibt an Brockhaus: er habe soeben ein Ber- lagswcrk von ihm gesehen, das nicht bei ihm gedruckt sei, aus dem aber dennoch seine Firma als Drucker angegeben sei, noch dazu auf dem Titel („Müllneriana II."); dies sei zwar eine ziemlich gleichgültige Sache, doch bitte er ihn, künftig die Libe ralität der Altenburger Ccnsur wirklich zu benutzen und Schriften, zu deren Sicherung ihm der fremde Druckort zweckmäßig er scheint, auch bei ihn, drucken zu lassen, da in ähnlichen Fällen doch Weiterungen entstehen könnten. — Natürlich hatten die beiden Freunde auch öfter Differenzen, denn Brockhaus hatte außer den gewöhnlichen Klagen des Verlegers über den — noch dazu entfernten Drucker auch oft Beschwerden über wirkliche oder vermeintliche Nichtbefolgung seiner auf die Rcdaction be züglichen Instructionen, übersah dabei wohl häufig, daß diese Instructionen oft recht schwer auszusühren waren, und in seiner leicht gereizten und scharf znfahrenden Weise Pflegte er dann kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Doch verständigten sich die beiden Freunde auch leicht wieder und ihr Verkehr war im Ganzen ein für beide Theile höchst angenehmer. Und doch sollte gerade Pierer durch die Macht der Ver hältnisse dazu gebracht werden, zu Brockhaus bei einem ge schäftlichen Unternehmen in Gegensatz zu treten, welches wohl geeignet war, den Letzteren mit Sorge zu erfüllen, weil es sich zu einer ernsten Bedrohung der Grundlage seiner geschäftlichen Existenz, des Conversalions-Lexikons, entwickeln konnte, dem späteren Pierer'schen „Universallexikon". — Ein junger Alten burger Verleger, Christian Hahn, hatte das Erscheinen eines „Allgemeinen enchklopädischcn Wörterbuches der Wissenschaften, Künste und Gewerbe" angckündigt und Pierer hatte sich bereit finden lassen, obwohl er seit langer Zeit der Hauptdrucker des Conversations-Lexikons war, auch dieses Werk zu drucken, machte übrigens hiervon Brockhaus selbst Mittheilung mit dem Be merken, daß das neue Unternehmen durchaus keine Concurrenz für elfteres werden, daß es vielmehr die Mitte halten würde zwischen dem Conversationslcxikon und der Ersch und Gruber'- schen Encyklopädie, von welcher damals erst süns Bände bei Gleditsch erschienen waren. Auch solle es lediglich das Gebiet der Wissen schaften und Künste mit Ausschluß der Zeitgeschichte und Bio graphie umfassen und nur 3—4 Bände stark werden. Schon diese Ankündigung war für Brockhaus beunruhigend, auss höchste überrascht und empört aber war er, als er ersuhr, daß der Herausgeber des neuen Werkes sein eigener langjähriger Mit- redacteur des Conversations-Lexikons, vr. Ludwig Hain, sein sollte, ja daß derselbe sogar die Anregung dazu gegeben und den Plan entworsen habe, obgleich sein Verhältniß zu Brockhaus durchaus nicht gelöst war, er im Gegentheil seit acht Jahren in festem Gehalt bei diesem stand und Brockhaus soeben noch (April 1820) beim Abschluß der fünften Auflage des Conver- sations-Lexikons seine Verdienste um das Werk öffentlich rühmend anerkannt hatte. Natürlich schritt Brockhaus sofort ein und brachte Hain, der sein Unrecht einsah, dazu, von seinem Contracte zurllckzutreten und von seinem darin vorgesehenen Rechte Ge brauch zu machen, das Werk gegen eine bestimmte Entschädigung in einem andern Verlage erscheinen zu lassen. Dieser Verleger sollte Brockhaus sei», der darauf einging, um Hain weiter ge nügend zu beschästigen und uni das Werk nicht in anderem Verlag erscheinen zu lassen. Doch mußte er bald darauf Hain völlig entlassen, da er die Entdeckung machte, daß dieser seit Jahren sein Vertrauen auch in anderer Weise gröblich gcmißbraucht und sich sogar wiederholte Unterschlagungen hatte zu Schulden kommen lassen. Hahn hatte sich übrigens durch all dieses nicht abhalten lassen, den Plan weiter zu verfolgen; die von seiner Seite Wohl niemals ernsthaft gemeinte Verständigung mit Brockhaus scheiterte und er kündigte das Werk nun an als von Or. Ludwig Hain „begründet" und „nach einem erweiterten Plan bearbeitet von einer Gesellschaft von Gelehrten". Brockhans sah der Sache im Allgemeinen mit ziemlicher Ruhe zu; Niemand wußte besser als er, mit welchen Schwierigkeiten ein solches Unternehmen ver knüpft war, und wie wenig Aussicht sein Concurrent hatte, ihn aus der durch eine vorzügliche Leistung errungenen Gunst des Publicums zu verdrängen. Ohne einige Plänkeleien herüber und hinüber ging es dabei freilich nicht ab und auch die damals bei solchen Gelegenheiten, wie es scheint, unvermeidlichen Jnjurien- prozesse wurden von beiden Seiten nicht gespart. Doch endete das alles bald mit einem Vergleich und gegenseitiger Nieder schlagung der Rechtsstreitigkeiten; auch rückte das Hahn'schc Werk nicht von der Stelle und nach Jahresfrist lag noch immer bloß ein „Probebogen" davon vor. Dagegen konnte Brockhaus die Nachfrage nach seinem Conversations-Lexikon auch durch wieder holte Neudrucke der fünften Auflage kaum befriedigen; ebenso fanden die Supplemente dazu, welche er als „Neue Folge" oder elfter und zwölfter Band des Hauptwerkes erscheinen ließ, sehr starken Absatz, und als ihm Pierer kurz vor Ende des Jahres 1821 meldete, daß der Bankerott des Hahn'schen Geschäftes nahe bevorstände, konnte er diese beunruhigende Episode mit Fug und Recht als abgeschlossen betrachten. Aber gerade dieser Zusammenbruch, welcher bald daraus wirklich erfolgte, rückte die Gefahr und zwar eine weit größere Gefahr als die frühere wieder näher. Denn Pierers, welche für Hahn viel gedruckt und eine hohe Forderung an ihn hatten, sahen keinen anderen Weg, zur Deckung derselben zu kommen, als die Einsetzung einer Administration sür das Hahn'schc Ge schäft, welche dasselbe zunächst fortsührcn und versuchen sollte, zu retten, was zu retten war. Bei der Höhe seiner Forderung war es natürlich, daß speziell Pierer mit dieser Administration betraut wurde, und damit kam das immerhin nicht ungefährliche Werk in Hände von ganz anderer Gcschästsgewandtheit und es erhielt weit bedeutendere Chancen, doch noch Wurzel zu schlagen, als bisher. Pierer konnte sich die schiefe Lage, in welche er durch dieses Verhältniß zu dem langjährigen Freunde in Leipzig kam, nicht verhehlen, und eine Reihe von darüber gewechselten Briefen stellen von beiden Seiten das ?ro und Lontrs. in das hellste Licht. Pierer sah voraus, daß seine Bemühungen, für das Werk einen anderen Verleger zu finden, scheitern mußten, daß er schließlich gezwungen sein würde, cs definitiv sür eigene Rechnung zu übernehmen, und er suchte der ihm höchst fatalen Lage dadurch ein Ende zu machen, daß er Brockhaus zu wieder holten Malen antrug, es gemeinsam fortzusühren, was dieser aber von Anfang an mit größter Entschiedenheit ablehnte. So gingen denn die Dinge ihren Gang und nahmen das Ende, das beide Theile vorausgesehen hatten. In der schließlich noth- wcndig gewordenen Versteigerung der Hahn'schen Bcrlagsartikel erstand Pierer die Enchklopädie sür SOO Thaler. Zur Charak- tcrisirung des auch trotz und während dieses ärgerlichen Zwischen falls zwischen Brockhaus und Pierer fortdauernden durchaus freund schaftlichen Verhältnisses muß übrigens hervorgchoben werden, daß Brockhaus seinen Sohn mit dem Aufträge zur Auktion ge sandt hatte, bis zu 1200 Thaler zu bieten, wenn eine andere als die Picrer'schc Concurrenz auftreten sollte, gegen die letztere aber überhaupt gar nicht zu bieten. „Zeigt sich eine fremde Concurrenz nicht", schrieb Brockhaus an Pierer, „und bleiben Sie der einzige Concurrent, so trete ich ganz zurück, da ich mit
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