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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-02-26
- Erscheinungsdatum
- 26.02.1898
- Sprache
- Deutsch
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»Impi'688iolls ä'^UsmsALs« par ü. Kamin.*) Ramin, Mitinhaber einer der größten Pariser Verlagsbuch handlungen hat sich in den verschiedensten Teilen Deutsch lands aufgehalten. »Um dieses große Land kennen zu lernen«, sagt er in seinem Buche »muß man seine ver schiedenen Provinzen bereisen, in seinen verschiedenen Städten weilen. Der Ausländer kann sich nur dann eine genaue und treffende Vorstellung von diesem so verschiedenartig gestalteten Staatswesen, wie es das heutige Deutschland zeigt, erwerben, wenn er jede Völkerschaft, aus denen es sich zusammensetzt, einzeln studiert hat«. Es ist hier in kurzen Worten der große Fehler der meisten derartigen französischen Schriftsteller dar gelegt. Nach einem kurzen Aufenthalte in Berlin oder einer Reise nach Bayreuth halten sich diese gewöhnlich für aus reichend besäht.t, um 3 Frcs. 50 -Bände über Deutschland zu schreiben. Ramin hat diesen Fehler in anerkennenswerter Weise durchweg vermieden. Mit wenigen Ausnahmen durchaus richtig und auf gründliche Sachkenntnis gestützt, behandelt er Städte und Länder, Familie, Militär, Universitätswesen rc. rc. Besonders die in dem Kapitel: »Handel Und Industrie« ausgesprochenen Gedanken über den Charakter und die Zukunft des Deutschtums sind von größtem Interesse. »Der Deutsche«, sagt er, »schreckt vor keiner Arbeit zurück, sei sie noch so unangenehm oder selbst schlecht bezahlt Für denselben Preis leistet er als Arbeiter oder Angestellter das Doppelte, als der Angehörige einer anderen Nation. Er lebt fast von nichts, ißt kaum und trinkt Wasser. Anstatt sich kostspieligen Vergnügungen hinzugeben, begnügt er sich mit einem Glase Bier oder einer Pfeife Tabak. »Ueberall in den großen Städten Europas sieht man, wie die Deutschen ankommen, unverkennbar in ihrer Natio nalität durch ihre Kleidung und ihren schlechten Accent. Sie dringen ein in staatliche Verwaltungen und in Geschäftshäuser. Immer erscheinen sie zuerst etwas lächerlich, erweisen sich aber als ausdauernd und mutig; unaufhörlich vorwärtsstrebend, avancieren sie Schritt für Schritt und arbeiten sich zu Herren derjenigen empor, von denen sie einst verachtet wurden. »So kommt es, daß die Hälfte der großen Häuser in London und New Jork sich in deutschen Händen befindet, daß man auf Schritt und Tritt in den Straßen New Jorks oder Londons auf den Firmenschildern Namen liest, deren deutsche Bildung unverkennbar ist. Und dieses langsame, aber unaufhörliche Eindringen der germanischen Rasse be schränkt sich nicht auf die Städte englischer Zunge. In Ruß land und Belgien, in Italien oder in Südamerika, überall dieselbe Erscheinung, dasselbe unbestreitbare Resultat. »Neben der vom Militär übernommenen straffen Disci- plin in Handel und Gewerbe ist es besonders seine Organi sation, der der Deutsche seine Machtstellung verdankt.« Die deutschen Vereinigungen bilden, nach Ramin, im Gegensatz zu den französischen Syndikaten, eine »Gruppierung gemein samer Interessen, sei es der Arbeiter eines Etablissements oder der Etablissements unter sich«. Als Beispiel führt Ramin den Börsenverein der Deutschen Buchhändler an. »Nichts merkwürdiger, vernünftiger und praktischer z. B. als der Buchhändlerbörsenverein, die Vereinigung der deut schen Buchhändler. Ein Gedanke der Zusammengehörigkeit bei allen, größte Ehrenhaftigkeit Bedingung für alle Mit glieder; ein Centrum: Leipzig. »Die Verleger, die über Hunderte kleiner deutscher Städte verstreut sind, halten ein Lager ihrer Werke in Leipzig, der Mutterstadt des Buchhandels. Um die hierdurch ver ursachten vielfachen Kosten zu vermeiden, vereinigen sich mehrere derselben bei ein und demselben Kommissionär, der ihnen allen als Faktotum dient. Dieser ist es, der die Kor- ch Liaison Oiäot, Uaris 1898. respondenz sortiert, die Werke ausliefert, Prospekte ausgiebt und die Bestellungen am Platze verteilt; er sammelt die ein zelnen Pakete und befördert sie an seine »»Kommittenten«« weiter, die kleinen Provinzialbuchhändler, die sich auf diese Weise die ungeheuren Kosten ersparen, die eine Expedition aus fünzig verschiedenen Städten verursachen würde. Der Leipziger Kommissionär ist zur selben Zeit Vertreter der Ver leger und Vermittler für den Sortimenter, Ramschbuchhänd lers?), Briefbeförderer und Bankier. Er ist der große, un entbehrliche Mittler im Betriebe des deutschen Buchhandels, auf ihn sind die großen Verlagshäuser der ganzen Welt für ihre Geschäftsverbindungen angewiesen. »Im Mai jeden Jahres werden die Konten geregelt. Das ist die »»Ostermesse-r, auch Kantatemesse genannt nach der kirchlichen Bezeichnung eines der auf Ostern folgenden Sonn tage. Dieser Tag ist für viele ein Vorwand für Geschäfts reisen und große Diners. Der Kommissionär wandelt inmitten von Haufen von Gold und Banknoten. Die »»Buchhändler börse-« wird für einige Stunden eine große Börse, wo die Abrechnung ungeheurer Konten in barem Gelde stattfindet .. .*) »Aber wie praktisch bleibt diese hundertjährige Organi sation, die den deutschen Buchhandel über den aller anderen Nationen stellt und die ein Absatzfeld für die Litteratur der ganzen Welt geschaffen hat, das unbestritten dasteht.« Interessant find auch die Ausführungen Ramins über das neue Deutsche Reich, mit denen er die weitverbreiteten irrigen Anschauungen seiner Landsleute über Deutschland und die Deutschen zu berichtigen sucht, und dem geeinigten Deutschen Reich als politischer Macht volle Gerechtigkeit widerfahren läßt. Ramin schließt mit einer Aufforderung an seine Lands leute, sich von ihren alten, irrigen Vorstellungen über Deutschland und Deutsche frei zu machen und sich durch eigene Anschauung eine Meinung zu bilden. »Möchten doch meine Landsleute den Deutschen erkennen, wie er wirklich ist: Poet, aber auch Soldat, Gelehrter und vielleicht anspruchsvoll, vor allem aber ein ausgezeichneter Kaufmann. Er sucht jeden Tag mehr die letzten Spuren des Mittelalters, die ihn noch behindern, zu beseitigen, und der Moment ist nicht mehr fern, wo die germanische Rasse selbst dem gegenwärtig allmächtigen englischen Einfluß Schach bieten wird.« Paris. H. Bauermeister. *) Herr Ramin berichtet hier, wie jeder bemerken wird, der das heutige Leipziger Kommissionswcsen persönlich kennt, leider nicht aus eigener Anschauung, sondern augenscheinlich vom Hören sagen aus früherer Zeit, als es noch keine Reichsbank gab, wie auch der nachfolgende Satz eine gar zu unrichtige (und dabei ver letzende) Behauptung enthält, um ihn hier vor der Fachwelt wieder geben zu können (Red.) Handelshochschule zu Leipzig. Die vom königlichen Ministerium des Innern zu Dresden ge nehmigte -Ordnung der Handelshochschule zu Leipzig- dürfte auch sür den Buchhandel Interesse haben. Sie hat (nach dem Leipziger Tageblatt) folgenden Wortlaut: ß 1. Wirtschaftliche Grundlage. Rechnungsjahr. Die Handelskammer zu Leipzig begründet im Einvernehmen mit dem Akademischen Senate der Universität die Handelshochschule zu Leipzig, die mit dem Sommersemester 1898 ins Leben treten soll. Unter Vorbehalt der endgiltiqen Organisation übernimmt die Handelskammer, zunächst aus die Zeit bis zum Ablaufe des zweiten Jahres, alle aus der Begründung und Führung dieser Anstalt er wachsenden finanziellen Verbindlichkeiten. Von dem königlichen Ministerium des Innern und von dem Rate det Stadt Leipzig sind der Handelskammer für diese beiden Jahre Zuschüsse zugesichert. Das Rechnungsjahr läuft vom 1. April bis 31. März. Z 2. Zweck. Die Handelshochschule hat den Zweck, a) erwachsenen jungen Leuten, die sich dem kaufmännischen Berufe (mit Einschluß des Bankwesens, des Buchhandels u. s. w.) widmen, eine vertiefte all-
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