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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1881
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- 1881-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1881
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- Deutsch
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ckit 268, 21. November. Nichtamtlicher Theil. 5357 tität der von Anshelm gedruckten Bücher war das bedeutende in seinen Leistungen; denn nur eine einzige Classiker-Ausgabe, Terentins von Melanchthon besorgt, findet sich darunter; die bei weitem überwiegende Mehrzahl sind Schulbücher, Grammatiken alten und neuen Datums, Stilübungen re.; darunter finden sich vier Lehrbücher des Griechischen und drei des Hebräischen. Sonst druckte Anshelm noch Stöffler's astronomische Dasein und zwei Schristen Widmann's über das Wildbad, endlich dreizehn amtliche Publikationen, merkwürdiger Weise keine von der Uni versität ausgegangenen, sondern die meisten sind von der Stutt garter Regierung bestellt, des verschiedensten Inhaltes. Die be deutendste Leistung Anshelm's, was den Umsang des edirtcn Werkes anbelangt, war die Herausgabe des Odrouioou des Nauclerus (März 1516); ans Veranlassung des Kaiser Maxi milian hatte einst der Tübinger Kanzler das Werk begonnen, sein Schwestcrsohn, Domherr in Constanz, überließ es nach seines Oheims Tod (1510) dem Drucke, drei Tübinger Bürger, dar unter der durch seinen tragischen Tod (24. Mai 1517) bekannte Conrad Brcuning übernahmen die Kosten. Reuchlin schrieb die Vorrede, Melanchthon besorgte die Correctur; so ist „Das große Buch von Tübingen" unter der Mitwirkung großer Zeitgenossen Gemeingut der Welt geworden. Ausführlich habe ich Anshelm's Tübinger Thätigkcit be sprochen, er ist als Mensch und Geschäftsmann eine anziehende Persönlichkeit; die geistige Frische, welche den Humanistenkreis umweht, ist auch an ihm und seinem Thun zu spüren. Juli 1516 verließ er Tübingen, ohne daß man genau den Grund dafür angeben kann; erst 1523 erhielt er einen Nachfolger an dem Augsburger Ulrich Morhart, der von Straßburg her kommend am 20. Mai in Tübingen inscribirte. Mit ihm be ginnt eine neue Epoche; denn von jetzt an hat sich das Drucker handwerk bleibend in der Universitätsstadt niedergelassen; aber es ist auch ein Handwerk geworden. In technischer Beziehung leistet Morhart soviel wie sein Vorgänger, er hat genügenden Vorrath an Alphabeten, der Zeit entsprechend wird die gothische (deutsche) Schrift nicht mehr für Lateinisch verwendet, ebenso werden Custoden und Blattbezeichnungen zur Regel und endlich hat er hübsche Titelrandleistcn, die zwar nicht von einem der ersten Meister geschnitten sind, aber doch zum thpographischen Schmuck des Werkes wesentlich beitragen. Morhart ist kein Ge lehrter, stand auch mit den gelehrten Kreisen nicht in Ver bindung ; er ist auch nicht Buchhändler, sondern nur Drucker und richtet sich als solcher nach Zeit und Umständen; Anfang der zwanziger Jahre druckte er Kommentare Melanchthon's über das Evangelium Johannis und die Genesis, persönlich war Morhart der Reformation zugeneigt; als aber Kaiser Ferdinand Württem berg in Besitz nahm und der Reformation überall entgegentrat, da wurde Tübingen einer der Hauptorte der katholischen gegen Luther und Zwingli gerichteten Presse; Cochläus, Eck, Dieten- berger, Neudorsfer, Johann Fabri gaben hier ihre polemischen Schristen, Eck eine Uebersctzung des Neuen Testaments heraus, am häufigsten vertreten ist der persönlich ehrenwerthe, aber literarisch nicht sehr hervorragende Münchener Franziskaner Schatz- ger (SasAsrno). Wie ein Weiher Rabe nimmt sich mitten in dieser antiresormatorischen Literatur Luther's Ermanung zum Frid (Mai 1525) aus, gegen die zwölf Artikel der Bauern gerichtet, und Steifs's Vermuthung, die österreichische Regierung selbst habe den Abdruck der Flugschrist bestellt, klingt nicht unwahrscheinlich, amtliche Publicationen sind ohnedies zahlreich vertreten. Aber auch einige tüchtige wissenschaftliche Leistungen weist die Mor- hart'sche Presse auf. 1. September 1531 erschienen Stöffler's Ephemeriden und August 1525 die eckitio priuoopo der Annalen des Lambert von Hersseld, deren Manuscript Melanchthon ent deckt und deren Veröffentlichung er dem Tübinger Professor Churrer überlassen hatte; durch die donotioontia der beiden Truch sesse von Waldburg war die Herausgabe ermöglicht worden. Und endlich ist noch das weitverbreitete und vielgebrauchte b'ormulariura von Hug zu erwähnen, dessen säitio princeps ebenfalls von Mor hart 1528 gedruckt wurde, von dem Calwcr Stadtschreiber Hug abgefaßt und eine ausführliche Anleitung zur Abfassung von Urkunden und Geschäftsbriefen enthaltend. Auch die bekannte Cosmographie des Sebastian Franck, das erste deutsch geschriebene Buch dieser Gattung, erschien in erster Ausgabe in Tübingen bei Morhart (1534). So stellt sich dieser Lcpidus unter den drei Tübinger Druckern mit seinen 70 Drucken, wenn auch nicht ebenbürtig, doch gewiß mit Ehren neben seine Vorgänger. 161 echte Tübinger Drucke zählt Steiff aus, 18 erklärt er für zweiselhaft und 57 weist er als apokryph nach. Auf eine Besprechung der beiden letzten Classen cinzugehen, ist hier nicht der Ort; die Bedeutung des Buches ergibt sich genugsam ans dem Bisherigen. Theodor Schott. Die Ausnahmestellung der Leipziger Sortimenter. Das Beispiel von Verlaus unter dem Ladenpreis ohne öffent liche Ankündigung, wie cs Hr. P. Beyer Hrn. G. Fock betreffs des Brockhaus'schen Conversations-Lexikons zu 40 Ps. statt 50 Pf. per Heft in Nr. 242 d. Bl. specificirt, gibt einen deutlichen Be weis, daß die Verleger-Erklärung für Schleuderen in der Pro vinz einen leidlich haltbaren Damm abgibt, daß sie aber einen Krebsschaden bestehen läßt, sür dessen Heilung allerdings ein sicheres Heilmittel cxistirt. Nur ist bis jetzt vergeblich dafür plaidirt worden. Rach Hrn. Fock besteht die Schleuderet darin, daß der Sortimenter zu Preisen verkauft, an denen er den zur gedeih lichen Weitersührung seines Geschäftes nöthigen Gewinn nicht mehr hat. Wer will ihm die Richtigkeit seiner Behauptung, daß er kein Schleudercr sei, bestreiten? Er hat bewiesen, daß ihm 25"/, und die Freiexemplare bleiben. Die Definition und seine Behauptung sind also richtig, sie sind es aber nur sür Leipzig. Jeder auswärtige Sortimenter hat von den 25"/, und den Freiexemplaren noch seine Leipziger Spesen und die Fracht ic. zu bestreiten. Die Versendungskosten von Chemnitz an die Kund schaft in Sachsen und den umliegenden Staaten sind die gleichen wie von Leipzig; der Chemnitzer Sortimenter kann aber nicht zu gleichen Preisen wie der Leipziger liefern. Wenn der Leip ziger Versender mit dem Chemnitzer auf ein und dieselbe Person treffen, ist der Chemnitzer verloren. Was also in Leipzig noch nicht zur Schleuderei gehört, ist in Chemnitz sicher darunter zu classificiren. Hr. Fock wird in der Nähe von Chemnitz durch seine Verbindungen manchen Abonnenten für das Conversations- Lexikon gewinnen, der lieber 40 als 50 oder 45 Pf. per Hest zahlt. Durch ihre Kataloge, welche zwar nicht mehr die reducirten Preise selbst aufführen, die hohen Rabattsätze aber für alle Be züge deutlich verrathen, hat der Leipziger Sortimenter einen großen Kundenkreis im ganzen Reich gewonnen. Alle diese Kunden kaufen lieber zu 40 als zu 50 Ps. Ein hoher Rabatt, vom Verleger bestimmt, dem Sortimenter außerhalb Leipzigs die Möglichkeit einer energischen Thätigkcit sür sein Vcrlagswerk zu geben, wird von dem Leipziger Sortimenter gcmißbrancht, um einerseits den Nicht-Leipziger in seinem Kreise zu schädigen, andererseits die gute Absicht des Verlegers wesentlich zu beein trächtigen. Denn wenn der Provinzial-Sortimentcr seine Tätig keit aus Schritt und Tritt durch Eingriffe von Außen durch kreuzt sieht, wird sein Eifer abgekühlt, und er stellt seine Be mühungen ein. Unzweifelhaft kennt der Sortimenter außerhalb > Leipzigs seinen Platz besser als der Leipziger und kann gründ-
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