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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.03.1898
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- 1898-03-02
- Erscheinungsdatum
- 02.03.1898
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- Deutsch
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Moderne deutsche Buchumschläge. (Schluß aus Nr. 49.) Auch Fidus hat an der modernen Plakatbewegung teil genommen, die infolge der Aehnlichkeit der Aufgaben zahl reiche Künstler zum Entwurf von Buchumschlägen angeregt hat. So hat L. Sütterlin-Bcrlin, durch dessen viel besprochenes Hammerplakat für die Berliner Gewerbeaus stellung die Bewegung erst ordentlich in Fluh kam, in seinem Umschläge zum »Biographischen Jahrbuch und deutschen Nekrolog« (G. Reimer 1897) eine tüchtige, wenn auch etwas äußerliche Arbeit geliefert. Dagegen beweist der durch seine realistischen Schilderungen der Nachtseiten des Großstadtlebens bekannte H. Baluscheck durch seine Affichen, wie durch seine zahlreichen Titelblätter zu Richard Dehmels »Weib und Welt« (Schuster L Löffler 1896), zu Rangs: »Die vier Teufel« (S. Fischer) rc., daß seine Stärke nicht in der Dekorative liegt Nur sein Umschlag zu Hans Lands: »Von zwei Erlösern« (Verlag der Romanwelt) ist eine erfreuliche Leistung. — Auch die von Julius Klinger herrührenden Titelkompositionen zu »Moderne Kunst« Jahrgang XII, zu Guy de Maupassants: Die Erbschaft (Schuster L Löffler) rc. sind von keiner be sonderen Bedeutung. Mit größerem Glücke haben sich einige Dresdener Pla- katisten auf dem Gebiete des Buchumschlages erprobt. So hat Hans Unger in dem durch eigenartige monumental wirkende Schrift ausgezeichneten Umschlag der Zeitschrift »Dresdener Kunst« (A. Rost) bewiesen, mit wie geringen Mitteln ein wahrhaft vornehmer Eindruck zu erzielen ist. Neben Unger verdient besondere Hervorhebung I. V. Cissarz, dessen Umschlag der Lieferungsausgabe von H. Blums »Die deutsche Revolution« (E. Diederichs) in seiner ergreifenden Wirkung an die Totentanzbilder unserer alten Meister er innert. Der Tod schreitet in schwarzem Gewände, die Sense auf der Schulter und einen Lorbeerkranz auf dem Kopfe, hinter einer begeisterten aus Leuten der verschiedensten Stände zusammengesetzen Schar einher, die sich ungeordnet, mit fliegenden Fahnen und mannigfaltigen primitiven Waffen gegen eine altertümliche befestigte Stadt heranwälzt. Auch die übrigen Arbeiten Cissarz' auf diesem Gebiete für den »Kunstwart« und für Bodo Wildbergs »Helldunkle Lieder« (Pierson) zeigen das dekorative Talent des jugendlichen Künstlers von seiner besten Seite. Dagegen beweist das von einem dritten jungen Dresdener, H. Psaff, gefertigte Titelblatt zu F. Lapidoths »Gostia« (Mindens daß die schematische Anwendung der für das Plakat geltenden stilistischen Gesetze noch nicht genügt, um eine gute Umschlagszeichnung zu schaffen, deren Wert wie der jeder Kunstleistung auf der darin zum Ausdruck gekommenen künstlerischen Erfindung und auf ihrem geistigen Gehalt beruht. So mannigfache Förderung der deutsche Buchumschlag der Plakatbewegung auch verdankt, so birgt sie doch zwei nicht zu unterschätzende Gefahren in sich. Die Anwendung der aus ausländischen, besonders englischen Affichen gezogenen Regeln hat manchen zu ödem Schematismus verführt, und die Uebertragung der für das Plakat wegen seines Zweckes notwendigen starken Mittel auf den viel kleineren Buchumschlag ist eine Geschmack losigkeit, der sich, wie erwähnt, viele Künstler schuldig gemacht haben Uebrigens sollen mit diesen Bemerkungen keineswegs die Titelblätter der »Jugend« getroffen werden, die in Quartformat gehalten sind und gar nicht die Funktion haben, einen dauernden Schutz des Textes zu bilden, sondern nach dem Vorbild von üarpers' Ll^arioe. Ibs 8au, lös 6eo>ur^ Llaß^ins, iriisoZ Lrioter und anderen amerikanischen Zeit schriften die Aufgabe haben, ein besonderes Plakat für die betreffende Nummer zu ersetzen. Teilweise sind sie auch in vergrößertem Maßstab (l, 12) oder in Originalgröße, aber auf dunklem Papier gedruckt und mit einem längeren Text versehen (II, 23, 32) als Affichen für die Zeitschrift überhaupt benutzt worden. Wenn man diese Zweckbestimmung im Auge behält, so wird man eine Reihe der Titelblätter der »Jugend« als in ihrer Art vorzügliche Leistungen anerkennen müssen, so die Arbeiten von Zumbusch-München, die von Humor und scharfer Beobachtungsgabe zeugen (I, 12, 26; II, 23, 40), die von Angela Jank-München, aus denen so viel schlichte Treuherzigkeit spricht (I, 38; II, 19, 32, 50; III, 1), und die von Christiansen-Paris, von denen die einen (I, 30; II, 14, 52) den geschickten Plakatisten er kennen lassen, die anderen (II, 26, 33) den Verfertiger farben prächtiger Glasbilder verraten. Die Krone aber gebührt Fritz Erler-München (I, 1/2, 18, 3l; ll, 20, 29; III, 4). Seine Darstellungen der Frühlingsgöttin, die auf einem riesigen schwarzen Reiher durch die Lüfte braust und frische Blumen auf die altersgraue Jsarstadt herabstreut, des Jägers auf Schneeschuhen, des ländlichen Liebespaares, des rosen bekränzten Mädchenkopfes sind glänzende Beweise für das dekorative Talent, die reiche Phantasie und das koloristische Können des hochbegabten Künstlers, der zu den hoffnungs vollsten Talenten unserer jüngeren Malergeneration gehört. — Zwischen diesen Titelblättern der »Jugend« und den von dem Hauptzeichner des »Simplicissimus«, Thomas Theodor Heine-München, entworfenen Buchumschlägen be steht derselbe tiefe Gegensatz, der die beiden Organe Jung deutschlands trennt Die Heineschen Arbeiten auf diesem Ge biet sind sehr interessante Leistungen, die auch deshalb eine etwas eingehendere Betrachtung erfordern, weil sie für die Würdigung dieses, gleich Slevogt viel umstrittenen Künstlers von großer Bedeutung sind. Heine ist ein ungewöhnlich originelles Talent. Es dürfte schwer sein, in der deutschen oder ausländischen Künstlerschaft eine analoge Erscheinung zu finden. Gewiß ist auch er fremden Einwirkungen nicht ganz unzugänglich gewesen. Gleich Aubrey Beardsley, mit dem man ihn noch am ehesten in Parallele stellen könnte, hat er besonders von den Japanern viel gelernt, aber er hat sie niemals nachgeahmt, hat vielmehr die aus ihren Werken ge zogenen Anregungen in ganz selbständiger Weise verarbeitet. Allerdings wird es vielen nicht leicht fallen, seinem Talente volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, da er durch seine Sujets und durch deren Behandlung oft die Anschauungen und Empfindungen eines großen Teils des Publikums verletzt. Wer sich aber hierüber hinwegzusetzen vermag, wird fast in allen Schöpfungen Heines sein großes zeich nerisches und koloristisches Können, sein dekoratives Talent und seine eigenartige Auffassung bewundern müssen Diese Vorzüge machen seine Arbeiten stets interessant und wertvoll, wenn ihr Inhalt auch selten geeignet ist, uns zu erheben oder zu erfreuen. In der eindrucksvollen sym bolischen Darstellung des Schiffsunterganges auf dem Umschlag des V. Simplicissimusalbums hat Heine zwar den Humor durch einen Narren personifiziert, der denen, die im sturm bewegten Meere des Lebens zu versinken drohen, den Rettungsgürtel darbietet; aber dieser echte Humor fehlt ihm vollständig; denn sein Witz ist geistreich und treffend, aber kalt und voll schneidenden Hohnes. Heine täuscht sich anscheinend überhaupt über den Charakter seiner Kunst, die er auf dem Titel des II. Simplicissimusalbums durch eine weibliche Jdealgcstalt verkörpert, die auf feurigem, schnaubendem Rappen über den Betten eines Philisterehepaares durch die Lüfte braust und die Kriegsfanfare in die Lande hinaus schmettert. Alier das Ehepaar läßt sich anscheinend gar nicht in seinem behaglichen Schlummer stören, und in der That sieht Heines Muse so schwach und hektisch aus, daß
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