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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.03.1898
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- 1898-03-02
- Erscheinungsdatum
- 02.03.1898
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auf dem Titel von Thoma's »Agricola« (A Langen) und in den Umschlägen zweier sozialdemokratischen Zeitschriften, des »Sozialistischen Studenten« und der »Sozialistischen Monats hefte«. In den beiden letztgenannten Arbeiten hat Paul die Tendenz der Zeitschriften durch einen Jüngling, der, mit Schwert und Schild bewaffnet, dem Drachen des Kapitalismus zu Leibe geht, bezw. durch einen Arbeiter, der das Schwert für den bevorstehenden Kampf schmiedet, klar zum Ausdruck gebracht. Derartige allegorische Kompositionen wendet der Künstler mit Vorliebe an, so auf den Umschlägen von Heinrich Manns: »Das Wunderbare« (A. Langen), auf dem ein un ergründliches Frauengcsicht mit einer phantastischen Landschaft im Hintergrund dargestcllt ist, und von A. Tschechoffs: »Der Zweikamps« Langen), wo das Thema der Novelle durch einen vorzüglich stilisierten sprungbereiten Tiger symbolisiert ist Die bekannten stilisierten Schwäne Walter Leistikows- Berlin, die in eiligem Fluge über das Meer der Heimat zu streben, kehren in etwas veränderter Gestalt auf dem Um schlag des Katalogs der »V. Ausstellung der Gesellschaft deutscher Aquarellisten 1896« wieder. Schwimmende Schwäne, die sich begegnen, bilden auf dem Titel des von dem Künstler verfaßten Romans: »Auf der Schwelle« (Schuster L Löffler) das Motiv der Dekoration; aber sowohl sie, wie die Seerosen und Wasserwcllen sind auf die äußeren Umrißlinien reduziert und so völlig zum Ornament geworden, daß man erst bei genauerer Betrachtung die die Grundlage desselben bildende Scene erkennt. — Leiftikow hat auch versucht, sein haupt sächlichstes Schaffensgebiet, die Landschaft, zur Dekoration von Buchumschlägen zu verwerten. Es ist dies sicherlich eine der schwersten Aufgaben, die sich ein Künstler stellen kann, und gelöst hat sie bisher eigentlich nur einer, Arthur W. Dow, in seiner wundervollen Abendlandschast aus dem kleinen Plakate für die amerikanische Zeitschrift: »ülloäsrv ^rt«, in dem sich der feinste Stimmungsgehalt mit echt dekorativer Wirkung verbindet. Auch Leistikows Umschläge der Pierre Loti'schen Reiseschilderungen: »Jerusalem«, »Die Wüste«, »Galilaea« (Schuster L Löffler) dielen stimmungsvolle land schaftliche Darstellungen, doch strebt der Künstler etwas zu sehr Dctailschilderung und perspektivische Raumvertiefung an und erzielt infolge dessen eine vorwiegend bildmäßige Wirkung. In höherem Maße als diese Arbeiten Leistikows werden der anonyme Umschlag von Peter Nansens »Gottesfriede« (S. Fischer) und das Titelblatt zu Nummer 11, 44 der Jugend der Ausgabe gerecht. Letzteres rührt von Otto Eckmann- Berlin her, einem der Vorkämpfer der modernen kunstgewerb lichen Bewegung in Deutschland, der gerade, auf dem Gebiete des Buchumschlages mit zahlreichen verschiedenartigen Arbeiten hervorgetreten ist. Wenn auch sein meisterhafter Farbenholz schnitt des Waldteiches mit den drei Schwänen, der in photo mechanischer Reproduktion den Titel von Nummer I, 11 der »Jugend« schmückt, nicht hierher gerechnet werden darf, da er meines Wissens nicht für diesen Zweck geschaffen ist, so bleiben doch noch genug bemerkenswerte Leistungen übrig, um die srcudige Bewunderung zu rechtfertigen, die gerade Eckmanns Arbeiten bei allen gefunden haben, die die Entwickelung unserer angewandten Kunst und speziell unseres Buchgewerbes mit warmem Interesse verfolgen. Weit über diesen immerhin noch kleinen Kreis hinaus ist hauptsächlich ein Blatt Eckmanns bekannt und beliebt geworden, der reizende Mädchenkopf mit dem Apfel blütenkranz auf den langen braunen Locken, der sich von einem Hintergrund von roten Azaleen abhebt, auf dem Titel von Nr. l, 14 der »Jugend«. Viel weniger gelungen ist der Mädchenkopf mit den Kirschen auf Nr. 1, 32 der »Jugend«, der der Grenzlinie bedenklich nahe steht, die das Liebliche vom Süßlichen trennt. — Unter den figürlichen Arbeiten Eckmanns zeichnet sich besonders der in Schwarz und Gold gehaltene Umschlag von Houston S. Chamberlains Werk über Richard Wagner (Bruckmann) aus, in dem sich Grazie mit einer gewissen feierlichen Wirkung verbindet. Auch der Titel von Tory Hedbergs: »Judas« (A. Ahn) ist eine treffliche Leistung Dagegen stört in den übrigen figürlichen Kompo sitionen Eckmanns die Ausdruckslosigkeit und gezierte Haltung seiner Personen, gelegentlich auch das Streben nach humo ristischen Wirkungen, die dem Künstler versagt sind. Die unerfreulichste unter seinen derartigen Arbeiten ist die ge schmacklose Darstellung des Liebespaares auf dem Titel von 11, 86 der »Jugend«, die Eckmanns durchaus unwürdig ist. Aber auch die Titel von Peter Nansens »Aus dem ersten Unioersitätsjahr« und »Eine glückliche Ehe«, von Marie Janitscheks »Vom Weibe« (alle bei S. Fischer) und von Seemanns Utterarischem Jahresbericht 1896 beweisen, daß die eigentliche Bedeutung des Künstlers nicht auf figürlichem, sondern auf rein ornamentalem Gebiete liegt. ' Eckmann erstrebt eine Erneuerung unseres Pflanzen ornaments auf naturalistischer Grundlage. Er ist von der realistischen Landschastsmalerei zum Kunstgewerbe über gegangen, und seine ornamentalen Buchumschlüge, Kalender, Randleisten, Geschäftskarten re. bezeichnen das liebergreifen des modernen Realismus aus dem Bereiche der hohen auf das der angewandten Kunst. Der Künstler will die herge brachten Formen der historischen Stile durch selbstgeschaffene »neue Formen« ersetzen, wie der Titel seines kürzlich (bei M Spielmeyer) erschienenen trefflichen Vorlagenwerkcs lautet. Die von ihm entworfene Titelzeichnung der Zeitschrift »Deutsche Kunst und Dekoration«(A. Koa>) enthält sein Programm. Sie zeigt eine kräftig entwickelte, naturalistisch stilisierte Pflanze, um deren zahlreiche Blüten muntere Insekten schwärmen, während auf einem herabgestürzten Acanthuskapitäl sich finstere Eulen niedergelassen haben Eckmann erblickt also in der Rückkehr zur Natur die einzige Möglichkeit, um zu einer neuen, unserer Zeit eigentümlichen Formensprache zu gelangen. Seine orna mentalen Arbeiten beruhen auf einem liebevollen Studium unserer heimischen Pflanzen, ihrer Struktur, ihres Wachstums, ihrer Umrihlinien, und seine Stilisierung ergiebt sich voll kommen ungezwungen aus den Biegungen der Stengel, den Formen und Aederungen der Blätter, den Verschlingungen der Wurzelfasern und andern Detailbeobachtungen. Während Seder, dessen Schöpfungen (die Pflanze in Kunst und Kunst gewerbe) auf ähnlicher Grundlage beruhen, von der Spätgotik und der Renaissance beeinflußt ist, ist für Eckmann in mehreren Beziehungen die Dekorationsweise der Japaner vor bildlich gewesen. Mit ihnen hat er vor allem die vornehme Beschränkung und Vermeidung jeder Ueberladung, sowie die geschmackvolle Anordnung der Pflanzen auf der Flüche ge mein, die oft scheinbar willkürlich und doch stets wohlberechnet ist Der Hauptreiz der Eckmannschen Pflanzenornamente liegt aber für mich in der Originalität, Grazie und Zartheit seiner Linienführung. — Als Musterbeispiele seien aus der großen Zahl der hierher gehörigen Eckmannschen Arbeiten seine Um schläge des Katalogs der Krefelder Kunstausstellung 1897, der Schlentherschen Biographie Gerhard Hauptmanns (S. Fischer) und des Nachtragskataloges der Photographischen Gesellschaft 1898 heroorgehoben. Aehnliche Ziele wie Eckmann verfolgen I: Kayser (N. Schaukal, Meine Gärten; L. Scharf, Lieder eines Menschen, beide bei Schuster L Löffler), E. Liesen-Berlin (Prospekt der Zeitschrift für bildende Kunst), der durch seine Stickereien bekannte Münchener Bildhauer Herrmann Obrist (I. Wasser mann »Melusine« bei A. Langen; A. Croissant-Rust, »Der Bua« bei Schuster L Löffler), der von Välloton stark be einflußte E. R. Weiß-Karlsruhe (A. v. Falstein, »Des Lebens ewiger Drecklang«) und endlich der anonyme Verfertiger des
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