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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.03.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-03-08
- Erscheinungsdatum
- 08.03.1898
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- Deutsch
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artikel in rohen Lagen ballenweise verpackt und auch die Hand lungsbücher verladen wurden. Ruprecht erzählte gern aus jener Zeit, besonders Sonntags bei Tische; denn nach alter guter Sitte wohnten die Gehilfen und Lehrlinge bei ihm und nahmen die Mahlzeiten in der Familie ein Jeder Ge hilfe hatte einen Lehrling unter sich. Als der alte Franz Koehler aus Leipzig seinen Sohn zu Ruprecht in die Lehre brachte, wurde dieser ihm (dem Redner) zugeteilt. Anfangs gab es manche Häkelei zwischen beiden, weil der Prinzipals sohn dem blutjungen Gehilfen die von diesem beanspruchte Autorität nicht zuerkennen wollte; bald aber entwickelte sich die innigste Freundschaft, die beide dann fürs Leben ver knüpfte. Von Göttingen aus nahm Redner im Jahre 1859 eine Gehilfenstelle in der Universitäts-Buchhandlung in Kiel an. Schleswig-Holstein stand damals unter dänischer Herrschaft. Die Regierung schien dadurch, daß sie in Schleswig mit Strenge, in Holstein aber mit großer Nachsicht waltete, be weisen zu wollen, daß beide Provinzen nicht zusammen ge hörten. Die Länder wollten aber nicht getrennt sein, und in Kiel legte man es geradezu darauf an, ebenso schlecht behandelt zu werden, wie die Schleswiger. Ueberall, offen und versteckt, wurde den Dänen entgegcngearbeitet, und nicht zum wenigsten in der Buchhandlung des Herrn von Maack, der als angesehener akademischer Bürger und begeisterter Patriot eine wertvolle Stütze für die Opposition war. Sein Kontor bildete häufig den Versammlungsort für poli tische Beratungen, an denen manche angesehene, interessante Persönlichkeit teilnahm. Das Geschäftspersonal wandte selbst verständlich der Politik ebenfalls sein ganzes Interesse zu, so daß die geschäftliche Ausbildung dabei zu kurz kam In frischer, anschaulicher Weise schilderte Redner das rege gesellige Leben, das er in Kiel gefunden, die schönen Ausflüge zu Wasser und zu Lande in die nähere und weitere Umgebung, wobei auch gern die Gelegenheit ergriffen wurde, den dänischen Soldaten einen Schabernack zu spielen. Zu jener Zeit lernte er auch Hermann Heiberg kennen, der als Lehrling in der Schwers'schen Buchhandlung arbeitete und dessen hohe Begabung sich schon damals erkennen ließ. Der Verkehr des Geschäftes mit Dänemark gab dem Redner die Veranlassung, sich mit der dänischen Sprache und Litteratur bekannt zu machen. Schließlich versuchte er sich in Ueber- setzungen und hatte die große Freude, daß die Cotta'sche Buchhandlung in Stuttgart eine von ihm übersetzte Novelle von Carit Etlar im »Morgenblatt für gebildete Leser« zum Abdruck brachte. Das Honorar verwendete er zu einer Reise nach Kopenhagen. Besondere Freude herrschte in Kiel, wenn russische Kriegsschiffe kamen; denn Offiziere und Mannschaften ließen in der Regel viel Geld aufgehen, und die Universitäts- Buchhandlung machte dann fast immer ein glänzendes Ge schäft mit in Rußland verbotener Litteratur, namentlich mit der von Alexander Herzen in London herausgegebenen Zeit schrift »Kolokol« und den Schriften der russischen Emigranten, die damals den später in Rußland auftretenden Nihilismus vorbereiteten. Nach etwa anderthalbjährigem Aufenthalte in Kiel faßte Redner den Entschluß, aus Rücksicht auf seine weitere buch händlerische Ausbildung, seine Stellung aufzugeben, und über nahm einen Gehilfenposten in Elberfeld. Das war nun wieder ein Wechsel wie vom Tage zur Nacht; von dem fröhlichen, ungebundenen Leben wie in Kiel war hier keine Rede; es hieß vor allem scharf arbeiten, und nur die freien Sonntage blieben zur Erholung. Das öffentliche Leben in Elberfeld war damals schrecklich öde, das Klima ungesund, die Bevölkerung, in der der Mittelstand fast ganz fehlte, schwer zugänglich. Da wurde denn Erholung zunächst beim Schachspiel und in der Pflege der Musik gesucht; bald hatte Fünfuiidsechzigster Jahrgang. sich aber ein sehr angenehmer Kreis gleichgesinnter junger Kollegen gefunden, die sich eng zusammenschlossen Ihm gehörten an: der Schweizer Weiß, der sich später in Konstantinopel nieder ließ, Otto Klasing, Hermann Dufft, Julius Ritter (jetzt Be- itzer der Stiller'schen Hofbuchhandlung in Schwerin) und Rudolph Ramdohr aus Braunschweig. Man kam häufig bei Benny Benda (jetzt in Lausanne, damals Geschäftsführer der Baedeker'schen Filiale in Barmen) zusammen und unternahm gemeinschaftlich Fußtouren in die herrlichen bergisch-märkischen Lande, nach Westfalen hinein, an den Rhein u. s. w. Nach einem Jahre, am 1. April 1862, trat Redner als erster Gehilfe in eine größere Buchhandlung in Amsterdam ein, die sich mit dem Import deutscher Litteratur beschäftigte. In Elberfeld hatte er Gelegenheit gehabt, sich mit dem Musikalienhandel gründlich vertraut zu machen, und dies kam ihm jetzt besonders zu statten. Er richtete für das Amster damer Geschäft einen Musikalienhandel ein, erwarb für Holland den Alleinvertrieb der billigen Ausgaben von Holle in Wolfenbüttel, Litolff, Peters, Bote L Bock, Hallberger u. a. und erzielte, gestützt auf die selbstbearbeiteten Kataloge, die massenhaft im Lande verbreitet wurden, einen ganz bedeu tenden Absatz Auch außergeschäftlich verschaffte er sich gute Einnahmen durch Uebernahme der Vertretung einer renom mierten deutschen Pianofortefabrik und durch Berichte über Land und Leute in Holland für die Leipziger Jllustrirte Zeitung, die Gartenlaube, die Berliner Musikzeitung, die Kölnische, Elberfelder und andere Zeitungen. In mehrjähriger Praxis hatte er sich mit der hollän dischen Sprache und Litteratur vertraut gemacht und dabei erkannt, daß Indien ein gan^ besonders günstiger Boden für einen tüchtigen Buchhändler sei. Dies brachte ihn auf den Gedanken, in Singapur, dem Durchgangspunkte des ganzen Verkehrs nach Holländisch-Jndien, China und Japan mit dem Vorderlande von Britisch-Jndien, eine internationale Buch handlung für deutsche, französische, englische und holländische Litteratur zu errichten. Mit dem deutschen und holländischen Buchhandel vertraut, wollte er noch je ein Jahr bei Hachette in Paris und Nikolaus Trübner in London arbeiten, um den französischen und englischen Buchhandel kennen zu lernen, diese Firmen zu Teilhabern für sein Unternehmen zu ge winnen suchen und dann seine Haut selbst zu Markte tragen. Zur Förderung dieses Vorhabens unternahm er im Dezember 1864 eine Reise nach Paris und London. Bei Hachette fand der Plan eine günstige Aufnahme; es wurde die Mitwirkung der Firma und ein namhafter Kredit zugesagt, und auch der damals in Paris weilende französische Konsul in Singapur stellte seine thätigste Unterstützung in Aussicht. Nun galt es, Trübner zu gewinnen, der damals, gestützt auf seinen Uitwrsr^ aoä Oriental Rseorä, den ganzen Verkehr mit Indien be herrschte. Nur mit seiner Unterstützung hatte das Unternehmen Aussicht auf Erfolg. Trübner empfing den jungen unter nehmungslustigen Mann sehr freundlich, hörte ihm aufmerksam zu und sagte dann mit verblüffender Offenheit, daß ihm der Plan gefalle, er habe Hand und Fuß, die Voraussetzungen seien so richtig wie die Folgerungen, er könne aber sein Teil nehmer nicht werden, weil er nicht wolle. Die englische Regierung habe ihm schon vor Jahren erhebliche Unter stützungen angeboten, wenn er persönlich in Bombay oder Calcutta eine Filiale seines Londoner Hauses einrichten wollte, er habe aber keine Lust, seinen geistigen Komfort in London dem Geldverdienen zu opfern. Sollte aber der Versuch gemacht werden, ihm in Indien Konkurrenz zu bereiten, dann würde er sich freilich genötigt sehen, mit Unterstützung der englischen Regierung dort ein Geschäft zu begründen, dessen Ziel natürlich sein müßte, den Konkurrenten in den Grund zu bohren, damit er selbst möglichst bald ivieder nach England zurückkehren könnte. Wie niederdrückend diese Erklärung auf den jungen Mann 238
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