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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.03.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-03-23
- Erscheinungsdatum
- 23.03.1898
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- Deutsch
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67. 23. März 1898 Nichtamtlicher Teil. 2239 -Nach Veröffentlichung der Forschungen van der LindeS sollte man kaum für möglich halten, daß der Ruhm Gutenbergs noch immer streitig gemacht werden könnte. Nichtsdestoweniger wagt der Archivar Gilliodt van Severen in Brügge von neuem den Ver such. Er will rin bis jetzt unbekanntes, in der Pariser öiblio- tbtzqus dlatiouals befindliches Buch entdeckt haben, das 1445 zu Brügge von Johann Brito mit beweglichen gußeisernen Lettern gedruckt worden sei. Severen hat diese angebliche Entdeckung kürzlich in einem umfangreichen Werk: -v'osurrs äs äs-cu Lrito- niedergelegt. Danach führt das Werk Britos den Titel Doctrinael, gedruckt »zur Belehrung aller Christen«. Er selbst nennt sich »Bürger von Brügge, Buchdrucker und Erfinder-, während er im Archiv der Stadt als »Meister- vorkommt. Bisher hielt man Colard Mansion für den ersten Buchdrucker Brügges, und als Jahr des ersten Druckes wurde 1476 angenommen, wie denn überhaupt Holland und Belgien erst von Köln aus die Kunst mit beweglichen Lettern zu drucken, kennen gelernt haben sollen. Man darf wohl vermuten, daß der Versuch Severens, einen nagelneuen Erfinder der Buchdruckerkunst aufzufinden, das Schicksal der vielen ähn lichen, vor ihm unternommenen teilen wird. Oder sollte der Er finder einer die ganze Welt bewegenden Kunst wirklich bis zum Jahre des Heils 1898 verborgen geblieben sein?- kl. Ein seltenes Bibliotbekstück. — Man schreibt der -Frank furter Zeitung- aus Stockholm vom 12. d. M.: Im großen Saale der hiesigen königlichen Bibliothek ist zur Zeit ein fast zweihundert Jahre altes Geheimdokument ausgestellt, das großes Aufsehen erregt und schon Tausende veranlaßt hat, der Bibliothek einen Besuch zu machen. Der Geheimbrief besteht aus einem kleinen Stück Gewebe von Seide, dessen Hälfte mit ganz feinen Ziffern beschrieben ist; der Brief ist -Tönningen 1713- datiert und trägt die Unterschrift Magnus Stenbocks, des bekannten schwedischen Feldherrn, der damals in Tönning eingeschlossen war. Der Brief wurde seiner Zeit in Lübeck von einem Trödler aufgesunden, als dieser ein sehr altes Uniformstück auseinandernahm; er fand den Brief im Uniformkragen eingenäht. Der Träger des Briefes scheint getötet oder gefangen genommen worden zu sein, jedenfalls ist die wichtige Mitteilung Magnus Stenbocks nicht an die richtige Adresse gelangt. lAm 6. Mai 1713 mutzte sich Stenbock mit 12000 Mann den dänischen, russischen und sächsischen Be lagerungstruppen ergeben.) Der Geheimbrief ist aus Umwegen in den Besitz der königlichen Bibliothek gelangt, und es ist jetzt dem kryptographischen Spezialisten des Generalstabes, Hauptmann Torpadie, gelungen, die Geheimschrift zu deuten. Sie enthält folgendes: -Mehl, Malz, Hopfen, Brot, Erbsen, Getreide, Schweine fleisch, Butter, Branntwein, Tabak, Schuhe, Hemden und Strümpfe, so viel wie nur möglich; dann noch und vor allem Holz, um brauen und backen zu können. Arzneimittel ausgegangen und sehr notwendig.- Aus dem Antiquariat. — Die hauptsächlich gynäkologisch bedeutende Bibliothek des st Professors I>. V. Hueter in Marburg ging durch Kauf in den Besitz der N. G. Elwert'schen Univer sitäts-Buchhandlung dort über. Ein Katalog über diese reich haltige, auch historisch sehr interessante Sammlung wird noch im Lause dieses Jahres ausgegeben werden. Personalnachrichten. Auszeichnung. — Gelegentlich des fünfundzwanzigsten Stiftungsfestes der Hamburger Geographischen Gesellschaft am 17. d. M. sind dem Inhaber der dortigen hochangesehenen Firma L. Friederichsen L Co., Herrn Ludwig Friederichsen, Begründer und Generalsekretär der Gesellschaft seit fünfundzwanzig Jahren, mancherlei Ehrungen zu teil geworden, dre im deutschen Buch handel aufrichtiger Teilnahme begegnen werden und daher hier be. kannt gegeben zu werden verdienen. So wurde ihm in der Fest zeitung vom Präsidenten, Herrn Bürgermeister vr. Mönckeberg, in der ehrendsten Weise die höchste Auszeichnung der Hamburger Geographischen Gesellschaft, die goldene Kirchenpauer-Medaille, ver. liehen und seitens der philosophischen Fakultät der Universität Marburg durch Herrn Professor vr. Theobald Fischer in An erkennung seiner litterarischen Arbeiten auf dem Gebiete der Geo graphie und Kartographie das Diplom eines vootor bouoris causa der philosophischen Fakultät eingehändigt. st Felix Liebeskind. — Am Sonntag den 20. d. M. hatte sich gegen die Mittagsstunde eine zahlreiche Trauerversammlung in der Kapelle des Neuen Johannisfriedhofs zu Leipzig eingefunden. um unseren verstorbenen Kollegen Felix Liebeskind zur letzten Ruhe zu geleiten. Der Geistliche, Herr Diakonus Schuch, gedachte im Eingänge seiner Trauerrede des schweren Leidens, das die letzten Monate im Leben des Heimgegangenen getrübt und die Seinen mit Sorge erfüllt habe. Ein anscheinendes Schwin den der Krankheit habe kürzlich erst neue Hoffnungen geweckt und auch den Kranken wieder mit Zuversicht erfüllt; dennoch habe ihm bald daraus die Stunde des Abschieds geschlagen. Bei dem Heimgange dieses Teuren falle der Blick zuerst auf die Gnade, die Gott ihm zu seiner Reise durch dieses Leben gegeben habe in der reichen Ausrüstung seines Geistes und Gemütes. Durch sein tiefes und reiches Gemüt sei er seinen Angehörigen ein goldtreuer Bruder, ein brüderlicher Vater und ein liebreicher Oheim gewesen. Treu habe er als Freund zu seinen Freunden gestanden; mancher, dem er ein Bruder in der Not gewesen sei, werde es ihm danken über Tod und Grab hinaus. Wie eine echte Künstler- und Gelehrtennatur, dabei von tiefem, religiösem Empfinden, habe er seinen Blick nach innen gerichtet, still und anspruchslos seinen Weg gehend. Dabei sei sein ganzes Leben ein unermüd licher, treuer Gottesdienst gewesen Sein aufgeschlossener, für Natur und Kunst tief empfänglicher Geist, sein scharfer Blick und feines Gefühl für alle anmutenden, geisterquickenden Erschei nungen, alle diese reichen Gaben hätten ihn in rastloser Arbeit mit eisernem Fleitze wirken und das Errungene nicht nur zu seiner eigenen Freude, sondern auch zum allgemeinen Nutzen vieler ver werten lassen. Ein tiefbefriedigendes Gelingen habe ihm Gott nicht fehlen lassen. Sei ihm doch vergönnt gewesen, ein Menschenalter hindurch nicht nur das Erbe seiner Väter zu besitzen, sondern auch das Erbe ihres Ansehens und ihres Namens reichlich zu verwerten. Wahrlich klassische Lieblinqswerke unseres Volkes seien aus seinem Verlage hervorgegangen, und als er vor drei Jahren den hundertsten Geburtstag seiner Firma habe feiern dürfen, da hätten Berufsgenossen, Autoren und Angestellte dankbar auch seine Verdienste gerühmt. — Nach dem Gebet widmete der Vorsitzende des Vereins der Buch händler zu Leipzig, Herr Hermann Credner, im Namen des Vereins dem entschlafenen Kollegen herzliche Abschieds- und ehrende Dankesworte. -Felix Liebeskind,- so schloß er, -war ein Buch händler vom Scheitel bis zur Sohle, ein goldener Kern in einer rauhen Schale. Er ist durch die von ihm gepflegte Buchausstattung für viele seiner Berufsgenossen ein beachtenswertes Vorbild ge worden. Der Verein gedenkt dankbar des lieben treuen Kollegen als eines tüchtigen, wackeren Buchhändlers». — Nach dem Trauer akt ordnete sich der Zug nach der in der siebenten Abteilung des Friedhofs gelegenen Grabstätte, wo man den teuren Entschlafenen zur Ruhe bettete. st Friedrich Bruckmann. — In der Beilage zur Allgemeinen Zeitung Nr. 64 vom 21. März finden wir folgenden Nachruf an unfern hochbetagt verstorbenen Berufsgenoffen Friedrich Bruck- mann-München:: -In dem am 17. ds. Mts. in Arco verstorbenen Kommerzienrat Friedrich Bruckmann hat nicht nur der deutsche Verlagsbuch handel einen seiner bekanntesten Vertreter, sondern auch die archäo logische und kunsthistorische Wissenschaft einen eifrigen und erfolg reichen Förderer verloren. Zu einer Zeit, als diese noch unter dem Bann der ästhetischen Phrase stand, erkannte Friedrich Bruckmavn vor anderen, worin die Bedingung für eine gesunde Weiterentwick lung dieser Disziplin lag: in der Schaffung genügender An schauungsmittel als Grundlage für Kritik und Studium des Kunst werks. Einem schönen Zug seines Charakters folgend, faßte er alle seine Verlagsunternehmungen im großen an; Kleinlichkeit war seinen Plänen fremd. Auf seine eigene und unbeeinflußte An regung hin, unter seiner thätigen und administrativen Mitwirkung, durch seine rastlose Energie über alle sich entgegenstellenden Schwierig keiten hinweggeführt, entstanden unter der Leitung berufener Ge lehrter in rascher Folge die großen Monumentalpublikationen — teils museographischer Art, teils -Corvora« spezieller Forschungsge biete —, die den Namen seiner Firma über Europas Grenzen hinaus getragen und ihr die erste Stelle unter den entsprechenden Anstalten nicht nur Deutschlands allein verliehen haben Neben den »Denk mälern griechischer und römischer Skulptur-, den -Griechischen und römischen Porträts-, den -Denkmälern der Rsnaissanceskulptur in Toscana-, der -Architektur der Renaissance in Toscana- seien die Veröffentlichungen ganzer Museen, wie der Sammlung des Barons Barracco in Rom, der Glyptothek des Herrn Karl Jacobsen in Kopenhagen, der Sammlungen Tyszkiewicz in Rom, Somzse in Brüssel, Schubart-Czermak in München, hier aufgesührt. Friedrich Bruckmanns Name wird deshalb auch in den Kreisen der archäo logisch-kunsthistorischen Wissenschaft noch auf lange Zeit hinaus mit Ehren und Dankbarkeit genannt werden, vr. Paul Arndt. - 295'
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