Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1891

erhoben hatte, das ihr vorgelegte Hinrichs'sche Halbjahrsverzeichnis als nicht vollgiltig zurückgewiesen habe mit der Begründung, daß der Hinrichs'sche Katalog ein Privatunternehmen sei, wie andere Kataloge und Verzeichnisse auch, und gegen diese dem nach nichts beweisen könne. Es sei also notwendig gewesen, in mühsamer und umständlicher Weise die Bestätigung der Verleger, daß die angesetzten Ladenpreise richtig seien, einzuholen. Der Börsenvercin werde unzweifelhaft große Vorteile davon habe», wenn er sich künftig das hauptsächliche Handwerkszeug des deutschen Buchhandels selber herstelle. Ganz abgesehen von anderem wolle er nur an die Möglichkeit erinnern, daß man auf diese Weise ohne weiteres Zuthun in jedem Jahre die Neuig keiten eines ganzen Jahres für eine Ausstellung beisammen habe, wie solche gegenwärtig mit vieler Mühe habe zusammen- gcbracht werden müssen, — Der bisherige Gebrauch, daß alle Neuigkeiten sofort und oft gar noch vor der allgemeinen Ver sendung an die Hinrichs'sche Buchhandlung gingen, habe übrigens auch zu erheblichen Mißständen geführt, die er indes hier nicht weiter berühren wolle. Er bitte, den Antrag des Dresdner Vereins anzunehmen, 1, Vorsteher des Börsenvereins Herr Geheimer Kommerzienrat Kröner: Der Vorstand des Börsenvereins habe zu Punkt 7 der morgigen Tagesordnung beschlossen, der Kantate-Hauptversammlung folgende Resolution zur Annahme zu empfehlen: »Die Hauptversammlung beschließt zu Punkt 7 der Tages ordnung, den Vorstand zu beauftragen, den Antrag des Vereins Dresdner Buchhändler einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen und der nächsten ordentlichen Hauptversamm lung Bericht zu erstatten,« Der Vorstand habe sich hierbei von der Erwägung leiten lassen, daß die augeregte Frage keineswegs so einfach liege, um durch einen Mehrheitsbeschluß ohne weiteres gelöst weiden zu können, vielmehr zunächst eine sehr ernste Prüfung und sorg fältige Vorbereitung verlange. Er werde also die Hauptver sammlung bitte», dem Vorstande Zeit zu gewähren und von einer Erteilung eines bestimmten Mandates sür jetzt Abstand zu nehmen, Herr von Zahn-Dresden: Der Dresdner Verein könne diesen Beschluß des Vorstandes nur mit größtem Danke an nehmen und werde sich selbstverständlich gern der vorgeschlagenen Resolution anschließen. Vorsitzender Herr Limbarth: Die Besprechung der Tages ordnung der Kantate-Versammlung sei erledigt. Es folge Punkt g der Tagesordnung der Abgeordneten-Versammlung: Berichte der Abgeordneten über die Verhältnisse und Zustände ihres Krcis- oder Ortsverbandes, Er halte diese Mitteilungen für außer ordentlich wertvoll und empfehle dringend, daß man sich gewöhne, diese Mitteilungen i» der Abgeordneten-Versammlung möglichst einzubürgern. — Er werde soeben darauf aufmerksam gemacht, daß diese Mitteilungen als vertrauliche betrachtet werden sollen, und fordere die Abgeordneten auf, ihre Berichte mit voller Offenheit zu erstatten, — Die Mitteilungen der Abgeordneten lauteten im allgemeinen befriedigend. Zu Punkt li der Tagesordnung, betreffend die Beratungs ergebnisse der vor zwei Jahren ernannten Kommission behuss Regelung des Verkehrs mit den Universitätsbibliotheken berichtete Herr Theodor Ackermann-München: Die Kommission habe sich angelegen sein lassen, ihre Aufgabe zu erledigen, und habe zunächst ein Rundschreiben an 21 Firmen in Universitäts städten gerichtet. Nur 7 von diesen 2l hätten geantwortet und zwar in sehr entmutigender Weise. Redner habe die Angelegen heit vor kurzem wieder ausgenommen und bei der Kommission auf schriftlichem Wege beantragt, neuerdings in einem Rundschreiben an sämtliche Buchhandlungen in Universitätsstädten mit Vorschlägen heranzutreten. Sein Antrag habe die Billigung der übrigen Kommissionsmitglieder gefunden, doch habe er diese Zustimmung erst vor wenigen Tagen zurückcmpfangen, als es zu spät gewesen sei, noch vor der gegenwärtigen Messe irgend ein greifbares Resultat zu erzielen Er habe sofort an die Mitglieder der Kommission von diesem verspäteten Eingänge Mitteilung gemacht und erklärt, daß er nun die Ausgabe der Kommission für erledigt erachten müsse. Herr Meißner-Elbing: Er beantrage, daß die bisherige Kommission ersucht werde, diese Angelegenheit weiter zu ver salzen. Der Antrag wurde angenommen, Herr Th, Ackermann erklärte sich einverstanden und sür seine Person zur Annahme des erneuten Auftrags bereit. Es folgte Punkt i der Tagesordnung: die Weihnachtskataloge. Hierzu nahm das Wort Herr Koenitzer-Frankfurt a/M: Der Mitteldeutsche Ver band habe den lebhaften Wunsch, daß die Angelegenheit der Weihnachtskataloge einmal in der Abgeordneten-Versammlung be sprochen werde, um manchem gegenwärtigen Uebelstande, der mit diesem Katalogwesen verknüpft sei, in einer solchen Erörterung näher zu treten, sodann aber, um eine Anregung zu geben, ob es sich nicht empfehle, eine Vereinigung in der Herausgabe oder im Bezüge anzustreben, die diesen unleugbaren Uebelständen ent gegenwirken könnte. In früherer, nicht allzuweit zurückliegender Zeit hätte man gar keine Weihnachtskataloge gehabt, und das Weihnachtsgeschäft sei damals mindestens nicht schlechter gewesen, als jetzt Dann habe zuerst die Hinrichs'sche Buchhandlung mit der Herausgabe eines Weihnachtskataloges begonnen und damit einen wirklich schöpserischen Gedanken zur That gemacht. Das sei aber nur wenige Jahre ohne Konkurrenz gegangen; Liese letztere habe sich bald gezeigt und sei gegenwärtig wohl bei ihrem Höhepunkt angelangt Die Sortimenter könnten zwar mit dieser Konkurrenz nicht gerade unzufrieden sein, denn sie schaffe ihnen billige Bezugspreise; immerhin sei das Ilebermaß auch für Len Sortimenter lästig, für den Verleger aber allgemach unerträglich. Den Verlegern könne nur angeraten werden, sich zur Herausgabe eines eigenen Weihnachtskataloges zu vereinigen, Herr von Zahn-Dresden: Wie er gehört habe, habe der Elsaß-Lothringische Verein beschlossen, sich an den Börsenvereins- Vorstand mit der Aufforderung zu wenden, einen eigenen Weih nachtskatalog herauszugebcn. Das treffe sehr glücklich mit dem Gedanken zusammen, den der Antrag des Dresdner Vereins hier angeregt habe, daß der Börsenverein sich seine eigene Biblio graphie schaffen solle. Aus dieser könne mit Leichtigkeit ein Weihnachtskatalog zusammengestellt werden, der sowohl die Wünsche der Sortimenter befriedige», als auch für den Börsen- verein selbst nicht ohne Nutzen sein würde, — Die übliche Ver schleuderung dieses kostspieligen Materials kennzeichne übrigens ein Posten im Jahresbericht eines frommen Vereins, den er zur Erheiterung hier Mitteilen wolle. In diesem Berichte erscheine ein Einnahmeposten von l 5>:l für verkaufte Weihnachts kataloge, die also einfach als Makulatur betrachtet und weg gegangen seien. Herr Lang-Leipzig, Vertreter des Elsaß-Lothringischen Vereins, bestätigte die Mitteilung des Vorredners bezüglich des Antrages des Elsaß-Lothringischen Vereins beim Börsenvereins- Vorstande und verlas den betreffenden Beschluß. Herr Abendroth-Franksurt a/M : Für den Börsenverein werde ein solches Unternehmen wahrscheinlich zu kostspielig sein; dagegen scheine chm eine Vereinigung der Verleger sür diesen Zweck ganz nützlich und ausführbar Herr ür, Ehlermann-Dresden: Der Gedanke eines Weih nachtskataloges des Börsenvereins sei der erste Grund gewesen zu dem Anträge des Dresdner Vereins. Man habe davon ab gesehen, auch diese Seite der bibliographischen Thätigleit des