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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-04-19
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1898
- Sprache
- Deutsch
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2914 Nichtamtlicher Teil. 88, 19. April 1893. linguistischen Leichtsinns plappern wir schon ziemlich schnell, was wir »een mondje vol Duitsch« (einen Mund voll Deutsch) nennen. Der Witz eines Holländers, der einem Deutschen einen Begriff von seinen vorzüglichen Sprachkenntnissen geben will und sagt: »Ich spreche alle Zahlen« (Sprache heißt im Holländischen lsal, und tas-I ist zugleich der Ausdruck für das deutsche Wort Zahl), ist gewissermaßen klassisch zu nennen. So sind wir nun einmall Während wir von unserer Ge wandtheit in fremden Sprachen überzeugt sind, schießen wir riesengroße Böcke! Es ist dies ein nationaler Fehler, der einfach lächerlich sein würde, wenn nicht bei etwas Nach denken das Bedenken aufkeimen müßte, daß ein kleines Volk sich wohl am wenigsten den Luxus der Selbstüberschätzung ge statten darf. »Gewiß: die Deutschen als Nation sind uns nicht sym pathisch. Zuerst schwebten uns immer die deutschen Annexions gelüste vor Augen, und wie nach dem Wort des Apostels die vollkommene Liebe die Furcht ausschließt, so sind auch um gekehrt Angst und Mißtrauen nicht auf einmal mit Freund schaft zu vereinigen. Doch auch jetzt, wo diese Angst ge schwunden, sehen wir vielleicht im deutschen Volkscharakter zu viel (wie in einem Spiegel) unsere eigenen nationalen Mängel, als daß wir uns nicht viel mehr durch Franzosen und Eng länder angezogen fühlen sollten, deren gute Seiten wir gerade deshalb um so deutlicher wahrnehmen, weil sie uns in hohem Maße fehlen. »Aber diese Erscheinung erklären wollen und verlangen, daß es jetzt auch so bleiben müsse, ist zweierlei. »In der That liegen schwerwiegende Gründe vor. die es für uns wünschenswert erscheinen lassen, auf dem Sprach gebiete rc. mit Deutschland mehr in Kontakt zu kommen. In einer großen Handelsstadt, wie Amsterdam, ist es wohl überflüssig, das Praktische dieser Behauptung näher zu definieren. Wie vielerlei Handelsbeziehungen mit dem großen Deutschen Reich schon bestehen, und besonders, wie sehr diese noch zu Gunsten unserer Volkswohlfahrt ausgebreitet werden könnten, das ist hier zur Genüge bekannt. »Und nun kommt man bei der Betrachtung gerade dieses Punktes auf ein Gebiet, auf dem sich nicht mit Ziffern und Zahlen statistische Argumente aufstellen lassen. Es be steht ein gewisser, wenn auch nicht immer sofort fühlbarer Verband zwischen dem, was man (man entschuldige die hoch tönenden Worte) ideelle und materielle Beziehung zwischen zwei Völkern würde nennen können. Wir wollen damit sagen: wenn du mit Vorliebe die Sprache und Litteratur z. B. deines südlichen Nachbarn zu deinem geistigen Eigen tum machst, so kann es nicht ausbleiben, daß diese Vorliebe sich auch auf anderem, auf materiellem Gebiete fühlbar macht. Die Wirkung bleibt nicht aus. Fühlst du dich im Franzö sischen zu Hause, so wirst du dich auch geneigt fühlen, mit Franzosen Handelsverbindungen anzuknüpfen. Und nun wissen wir wohl, daß der spekulative Kaufmann sich durch dergleichen Sympathieen nicht beeinflussen läßt, sobald ein handgreiflicher Vorteil dies gebietet; aber es ist die Frage, ob nicht gerade diese Sympathieen ihm in gewissen Fällen den klaren Blick trüben, so daß er nicht sieht, auf welcher Seite der größte Vorteil zu holen ist. »Man ersieht hieraus: wenn wir hier für die Ausbrei tung unserer deutschen Handelsverbindungen Propaganda machen, so geschieht dies, mit dürren Worten gesagt, mit Rücksicht auf die »äubbsltjssgrmostis« (Geldfrage). Die »hohe« oder »höhere« Politik kann hier ganz aus dem Spiele bleiben. Ob »Albion« so »perfide« ist, wie es das Renommee hat, ob Frankreich wegen seiner Zola- und Dreyfus-Affairen von uns auch auf dem Handelsgebiete boycottiert werden muß, all dieses brauchen wir hier nicht zu untersuchen. »In gewissem Sinne gilt die alte Lehre, daß man im Handel auch das »schmutzige Geld« acceptieren muß, in dem Sinne nämlich, daß es einfach thöricht, unpraktisch, ja un möglich wäre, wegen divergierender Gcistesrichtung kommerzielle Beziehungen abzubrechen. Als wir uns über den Boycott der Franzosen äußerten, sagten wir bereits: »»dadurch, daß man mit ihnen Handel treibt, erklärt man sich durchaus nicht solidarisch mit dem, was sie auf irgend einem anderen Ge biete menschlicher Bestrebungen ausführen««. »Aber diese einfache Lehre über die Lebensweisheit der Völker verdient auch in Bezug auf Deutschland näher ins Auge gefaßt zu werden. »Wir verlangen nicht, daß unser Volk auf einmal für das »Deutschtum« entflamme. Was wir verlangen, ist: daß man die thörichte Einseitigkeit und Voreingenommenheit fahren lasse. Wir wiederholen: ein kleines Land wie das unsere bezahlt diesen Luxus zu teuer. Wir müssen mehr von der Ueberzeugung durchdrungen werden, daß uns vom Handels standpunkte aus Deutschland mehr sein kann, als es bisher gewesen ist. Wir müssen einsehen, daß eines der dahin leiten den Mittel ist, daß wir auch auf intellektuellem Gebiete Deutsch land als die »meist bevorzugte Nation« behandeln. So lautet der Ausdruck in Verträgen. Brechen wir zunächst mit dem Wahn, daß erst Französisch und Englisch gelernt werden müsse und dann Deutsch — »auch noch«; stellen wir uns zuerst mit unseren Nachbarn im Osten in denselben geistigen Konnex, wie dies seit Jahren mit den Franzosen und Engländern geschah, dann folgen die Vorteile auf dem Handelsgebiete von selber. »Und dann sei doch auch nachdrücklich noch bemerkt, daß -— falls wir von den Engländern »smartvsss« und von den Franzosen »ssprit« lernen können — die mannhafte Rasse der Germanen, die auf dem besten Wege ist, die Welt zu erobern, in einigen der schätzenswertesten Eigenschaften, die man seiner Nation zu eigen wünschen darf, uns als Vorbild dienen kann. »Wir wissen nun wohl, daß dieses Plaidoyer für die »Massen« (Spottname für die Deutschen) hier und da etwas Verstimmung Hervorrufen wird — so tief wurzelt bei manchem die Antipathie —; dies kann uns aber nicht abhalten, es zu führen. Es ist wohl eine dankbarere Aufgabe, mit den Wölfen zu heulen und der Menge beizustimmen, ja ihr selbst in un motivierter nnd unrichtiger Vorliebe Recht zu geben; im Inter esse der großen Menge halten wir es aber für richtiger, ihr in gewisser Beziehung reinen Wein einzuschenken. —« Kleine Mitteilungen. Belgischer Zoll auf Drucksachen. — In Nr. 69 d. Bl. vom 25. v. M. haben wir eine Mitteilung der Papierzeitung (Nr. 24) wiedergegeben, wonach in Belgien am 15. März d. I. ein erhöhter Einfuhrzoll auf Drucksachen in Kraft getreten ist. Hierzu bringt die neueste Nummer der Papierzeitung (31) die Veröffentlichung zweier ergänzender bezw. berichtigender Zuschriften, die nachstehend auch hier wiedergegeben seien. -Berlin, 13 April 1898. -In Nr. 24, S. 883 sind die neuen erhöhten belgischen Zoll sätze aufgeführt. Da sich dortselbst einige Jrrtümer eingeschlichen haben, erlaube ich mir nachstehend die authentisch richtigen Sätze zu schicken, um Fachgenoffen vor Jrrtümern und Schäden zu bewahren. -Die an Stelle des bisherigen Wertzolles von 15 Prozent eingesührten neuen Zollsätze für 100 iig lauten wie folgt: Schwarze Drucke (Buchdruck oder Lithographie oder anderes typographisches Verfahren), auf Karton geklebt, nicht lackiert 12 Frcs. Desgleichen lackiert 15 „ (Der in Nr. 24 genannte Zollsatz von 18 Frcs. kommt überhaupt nicht vor.) Schwarze Drucke auf Papier oder Karton direkt ge druckt, nicht lackiert 35 , Desgleichen lackiert 45 ,
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