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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1898
- Sprache
- Deutsch
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108, 12. Mai 1898. Nichtamtlicher Teil. 3565 Nichtamtlicher Teil Eine nachdenkliche Ostermetz-Betrachtung für Verleger. Der im vergangenen Jahre auf privatem Wege von mir gemachte Versuch, die Verleger dazu zu veranlassen, sich zur Verfolgung ihrer gemeinsamen Interessen eine gemein same Spitze zu schaffen, scheiterte daran, daß die Gemein samkeit von Interessen nicht erkannt, vielmehr geleugnet wurde. Inzwischen ist, wie ich höre, der Versuch von neuem unternommen worden auf einem Wege, der zum Ziele führen könnte, aber zunächst wohl auch noch auf Hindernisse stoßen wird. Ich habe mich nach meiner Blamage verflucht und verschworen, daß mich dieser und jener, wenn ich mich jemals wieder mit buchhändlerischen Vereinsangelegenheiten abgäbe, und habe mich auch gänzlich in den Schatten meiner eigenen Angelegenheiten zurückgezogen; ich kann das so gut wie andre. Nun ist aber in diesen letzten Tagen wieder ein Fall aufgetaucht — wenn ich mich dieses falschen Bildes bedienen darf —, der mir sehr recht zu geben scheint. Und da die ältesten Leute im Buchhandel bereits gestorben sind, ich mir aber sagen darf, daß ich mich der Grenze des Greisenalters so weit genähert habe, daß ich zur Vernunft zu reden be rechtigt bin, und daß es vielleicht meine Pflicht sein könnte, greife ich zu meiner verrosteten Feder und thue es. Die deutschen Buchhändler in London haben um Schutz gebeten gegen Schleuderkonkurrenz, die ihnen von Deutschland selbst aus gemacht wird. Sie sind damit abgefallen. Ich will kein Wort über die Begründung der Ablehnung sagen. Ich will nur fragen: Wessen Interessen kommen denn hierbei ins Spiel? Und dann: Was bedeutet denn der deutsche Buchhandel im Ausland für uns? Es kommen ja nicht nur die deutschen Buchhandlungen in England in Betracht, sondern auch andere, vor allem die in Rußland. Diese Buchhändler betreiben ihr Geschäft natür lich wie wir alle, um sich Erwerb zu schaffen. Also kommt auch zunächst ihr eigenes Interesse in Betracht, und folglich könnte man ihnen ja sagen: Sieh du selbst zu, wie du durch kommst! Aber ihr Geschäft besteht doch darin, daß sie den deutschen Verlegern die Bücher vertreiben. Können das die Freihändler in Berlin und Leipzig und wo sie sonst sitzen auch und in demselben Umfange wie sie? Man braucht sich die Frage nur vorzulegen, um ihre Absurdität zu er kennen. Daß die Delegiertenversammlung und der Börsen vereinsvorstand und danach die Hauptversammlung des Börsen vereins zu der Ueberzeugung gekommen sind, das Verlangen der Londoner könne nicht erfüllt werden, war verwunderlich, insbesondere auf der Seite der Sortimentervereine und ihrer Vertretungen; aber das mag auf sich beruhen. Die Verleger hingegen durften die Londoner nicht im Stich lassen und dürfen den deutschen Buchhandel im Ausland nicht im Stich lassen, und sie hätten es wohl auch nicht gethan, wenn sie ein eigenes Aktionskomitee gehabt hätten. Es ist wohl keine Frage, daß dieser ausländische Teil des Buchhandels einen ganz beträchtlichen Teil ihres Absatzes bedeutet. Hätten sie diese Pioniere nicht, die den Boden für deutsche Litteratur bereiten und die Absatzkanäle graben, so sollte es ihnen schwer werden, so viel im Auslande unterzubringen, wie es jetzt geschieht.*) Die inländischen Freihändler besorgten es ihnen nicht. Die Verleger haben also ein lebhaftes Interesse daran, ein möglichst starkes und weitverzweigtes deutsches Sortiment im Auslande zu unterhalten, zu stützen, zu fördern, ein größeres als daran, daß sie die Steuerfähigkeit etlicher Geschäfte im eignen Lande erhöhen; und ich *) Eben liest man, daß Deutschland für 19 Millionen Mark Bücher aus dem Auslande einführt, für 62 Millionen Mark aussührt. tzünsundsechzlgster Jahrgang. hoffe, daß sie aus dieser Erkenntnis doch dazu kommen werden, sich eine Vertretung zu schaffen, die in solchen Dingen energisch und zur rechten Zeit eingreifen kann, wenn anderswo Unklarheit über das herrscht, was not thut. Aber der deutsche Buchhandel im Ausland bedeutet noch etwas anderes als Verlegerabsatz und Verlegergewinn. Wir Deutschen sind ein hochgemutes Volk Wir bauen Panzer schiffe, wenn wir mit der Nase darauf gestoßen werden, daß es nötig ist und der Groschen dazu verschmerzt werden muß. Wir tragen unsere Flagge hinaus auf alle Meere, setzen den Fuß auf fremdes Land und gründen Kolonieen, wo wir dem Deutschtum eine Stätte bereiten zu können hoffen. Aber wo Deutschtum in rastlosem Fleiße bemüht ist, sich auszudehnen und zu erhalten, und ruft: Komm, hilf mirl — da sagen wir: Ja, Lieber, bedenke doch die Währungs unterschiede! Welche Schwierigkeiten haben wir damit schon in Oesterreich und in der Schweiz! Nun kommst du auch noch! Ich meine, für uns Verleger gäbe es nicht nur die Sorge für unser Interesse bei dem Absatz im Auslande, son dern auch die Pflicht, das Deutschtum in seinem Kampf im Auslande zu schützen. Und unser Buchhandel im Auslande kämpft nicht nur für sich und sein Interesse, sondern für das Deutschtum, für die Interessen der Allgemeinheit. Das ist seine zweite Bedeutung. An den deutschen Buchhändlern im Auslande aber ist es jetzt, daß sie vorbereitende Schritte thun, um vor die nächste Hauptversammlung des Börsenvereins mit größerem Nachdruck und besserer Unterstützung zu treten, die sie bei den Verlegern zu suchen haben. Es wird sich dann auch zeigen, daß die Bedenken, die man jetzt gehegt hat, sich über winden lassen: wo ein Wille ist, ist ein Weg! I. Grunow. Deutsche Bibliotheks-Politik?) Für die Zwecke wissenschaftlicher Forschungen und Stu dien ist in Deutschland eine im ganzen genügende Zahl von Bibliotheken vorhanden; da bedarf es vor allem besserer Do tierung und Nutzbarmachung. Die Aufgabe, dies zu leisten, fällt den Staaten, den Eignern fast aller dieser Biblio theken, zu. Die Studierenden und Gelehrten, für die jene Biblio theken da sind, bilden nur einen kleinen Bruchteil der Be völkerung; die übrigen neunundneunzig Hundertstel, Volk und Gebildete, ja auch die Gelehrten selber als Gebildete haben ganz andere litterarische Interessen. Für diese, für allgemeine wissenschaftliche, künstlerische, litterarische, staatsbürgerliche Bildung, für geistig-gemütliche Erquickung und Erholung aller Bevölkerungsklassen, für die Bedürfnisse des praktischen Be rufslebens, soweit Druckschriften dem entgegenkommen, dafür brauchen wir in Deutschland öffentliche Bibliotheken, die nicht wie die durchschnittliche deutsche Stadtbibliothek sich auf »wissenschaftliche Zwecke und ernste Belehrung« beschränken, auch nicht wie die meisten Volksbibliotheken für die Unter haltung und elementare Belehrung der unteren Klassen be stimmt sind, sondern einen von beiden verschiedenen, beider Programme umfassenden, aber noch viel universelleren Typus darstellen. Wir nennen die neue Sache mit einem neuen Wort: Bücherhalle In England und den Bereinigten Staaten ist die Bücherhalle, Lnblio Illbrsr^, bekanntlich schon lange heimisch, England hat ihrer jetzt etwa 350, in den Vereinigten Staaten *) Aus einem Aussatz mit gleicher Ucberschrift von Bibliothekar I)r. C. Nörrenberg-Kiel in der März-Nummer der -Hochschul- Nachrichten- (Hrsg. von vr. Paul v. SalviSberg, Academischer Verlag, München) mit Erlaubnis des Verfassers abgedruckt. 471
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