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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-05-28
- Erscheinungsdatum
- 28.05.1898
- Sprache
- Deutsch
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zu richten. Der vom 31. Dezember 1781 lautete z. B.: »Ihre Majestät der König lassen allen Herren Officiers zum neuen Jahr gratuliren, und die nicht sind, wie sie sein sollten, möchten sich bessern«. Was Heitz in seinem Buche bietet, ist indes, wie gesagt, noch viel älteren Datums. Bon den Neujahrswünschen des 15. Jahrhunderts, also graphischen Inkunabeln, sind einige als selbständige Blätter, andere aus Kalendern erhalten. Die elfteren sind im Verhältnis zu anderen Blättern des 15. Jahr hunderts sehr selten und zum Teil nur dadurch auf uns ge kommen, daß sie sich ursprünglich auf dem Jnnendeckel alter Handschriften oder Druckwerke der Zeit befanden. Ihrer Seltenheit entsprechen die Preise, die für solche Blätter be zahlt werden. So erzielte eines der von Heitz reproduzierten Neujahrswunschblätter im Jahre 1872 50 Thaler, ein anderes im selben Jahre 130 Thaler. Ueber den Kunstwert der späteren Neujahrswünsche, ver glichen mit den Erzeugnissen des 15. Jahrhunderts, sagt Hans Voesch:*) Es »wiederholt sich hier die merkwürdige Erscheinung, daß gerade die Erstlinge irgend einer Kunstübung oder irgend eines neuen Gegenstandes oft auf merkwürdig hoher Stufe stehen, von der die Nachkömmlinge schnell, und zwar sehr tief, herabsinken, um sich manchmal erst in Jahrhunderten wieder zur Höhe der Erstlingsprodukte zu erheben«. In der That ist eines der ältesten der hier wiedergegebenen Blätter, aus 1466 herrührend, die prächtige Leistung eines Kupferstechers L. 8., dessen Persönlichkeit leider noch immer nicht ermittelt werden konnte. Da das Blatt später häufig kopiert worden ist, und auch, um dem Leser einen Begriff der Sache zu geben, mag eine Beschreibung hier folgen. Auf einem starken Pflanzenstengel erhebt sich eine kräftig entwickelte und sehr gut stilisierte Blume, die eine reiche Fülle von Samen enthält, die heiteren und dunklen Lose des Zeiten- schoßes versiunbildend. Aus dem Samen der Blumen erwächst ein Kreuz mit mächtigem Querbalken und davor steht in wal lendem Mantel das Christkind, was nur auf den Zusammen fall des Weihnachtsfestes mit dem Neujahrstage gedeutet werden kann; von seiner Hand geht das Spruchband aus mit der Inschrift: Ein guot selig jor. Das Ganze ist von einer Kraft der Komposition, einer Formenschönheit und einer Sicherheit und Exaktheit der Ausführung, die Erstaunen er wecken. Alle diese Vorzüge läßt der Heitzsche Abdruck aus dem Originalpapier des fünfzehnten Jahrhunderts deutlich heroortreten. Gegen dieses Meisterwerk der Kupferstecherkunst fallen alle anderen reproduzierten Blätter ab. Schon das zweite, eine Spiegelkopie des ersten, von Jsrahel von Merkenen 1481 gestochen, kann sich nicht entfernt mit seinem Vorbilde messen, wenngleich es eine noch ganz achtungswerte Leistung ist. Wenn die Darstellung nicht um ein geringes größer (13^x10 em) wäre, so könnte man annehmen, daß Jsrahel sie direkt nach einem Druck von L.8. gestochen habe. Originale des letzteren finden sich in der Uibliotbtzgus vattorucks in Paris, der Loätsian Uibrirr^ tn Oxford und im großherzoglichen Museum in Weimar, während Exemplare des zweiten Blattes im Britischen Museum und in der Albertina in Wien sich vorfinden. Von Kopieen des erstgenannten Kupferstiches sino in Stich und Holzschnitt bis zum Jahre 1500 fünf bekannt. Der älteste der auf uns gekommenen Neujahrsglückwunschzettel scheint aber der von Heitz unter Nummer 7 faksimilierte an gebliche Reibedruck zu sein, dessen Herstellung man in die Zeit um 1450 bis 1465 verlegt, und von dem sich das Unikum in der Kupfelstichsammtung der k. k. Hofbibliothek in Wien be findet. Es stellt ein segelndes Schiff dar, in dem das Christ kind als Steuermann auf em Spruchband weist: Boesch, Die Vorläufer unserer Neujahrskarten. Gartenlaube 1894. S. 882. »Zuch vff den segel wir sint am land vnd bringen gud jar manger Hand.« In dem Schiffe sitzt die christliche Charitas mit einer Blumenkrone, rechts von ihr ein tubablasender Engel, während in den Masten ein zweiter damit beschäftigt ist, das Banner mit dem Kreuz Christi an die Spitze des Mastbaumes zu be festigen. Unter dem Bilde die Inschrift: Von Allexandria kom ich har gefarn Und bringe vil guter jor die wil ich nit sparn. Ich wil sie gebe vmb kleines gelt rechtu vnd got liep ha ich damit wol vgelt. Dazu giebt v. Bartsch*) folgende Deutung: »Weihnachts oder Neujahrsblatt. Die Darstellung soll dem Volke das große Heil versinnbilden, das von dem Lande der Verheißung (Aegypten) ausgegangen, im Westen der Erde (Europa) Wurzel faßte, um alle Güter des Christentums den Gläubigen im reich lichen Maße mitzuteilen. Die Wortbildung har statt her weiset bei diesem Blatte auf Schweizer Ursprung hin. In blaß bräunlicher Wasserfarbe gedruckt.« Wenn man es bei diesem mehrfarbigen, 19x12 sm großen Blatt, wie es scheint, mit einem Holzschnitt zu thun hat, so kann man die Technik einer so frühen Zeit nur bewundern, denn die Linienführung ist so markig und sicher und die Komposition so sauber und klar, daß man schwer an die an gegebene Entstehungszeit glauben kann, wo die Holzschneide kunst noch nicht sehr hoch entwickelt war. Fast alle übrigen Blätter haben als wesentlichen Inhalt das Christuskind mit einem Spruchband, das dem Empfänger »ein gut jar« wünscht. Vielfach ist das Kind mit einem Vogel abgebildet, den es liebkost und von welchem Schreiber in seinem wsuusl äs l'ieiu-itsur äs lg. xrsvurs 8ur bois meint, daß es kein Papagei, sondern ein Kuckuck sei, dem der Aber glaube eine große prophetische Gabe zuschrieb und in manchen Gegenden Deutschlands ja noch zuschreibt. Wegen seiner Größe besonders erwähnenswert ist noch das farbige, ebenfalls das sitzende Kind darstellende Blatt 14, bei dem der Glückwunschzettel sich zu einem Plakat aus gewachsen hat. Es mißt 36,75 x 25,75 om und soll aus 1460 bis 1475 stammen. Solche Plakate heftete der Em pfänger an die Stubenthür oder an eine Wand, wie man es jetzt noch auf dem Lande unt den Haussegen zu machen pflegt. Auf diese Weise sind die großen Blätter »konsumiert« worden, so daß sie jetzt, auch aus späteren Zeiten, zu den Seltenheiten gehören. Interessant ist auch das im königlichen Kupferstichkabinett zu München befindliche, angeblich 1479 in Nürnberg gedruckte Neujahrswunschblatt, das einen Umfang von 41 x27 om hat und das ganze Vaterunser mit Er läuterung der einzelnen in farbige Kreise eingedruckten Bitten durch fromme Sprüche enthält und auf dem sogar die Farben fromme Erklärungen finden. Ganz verloren in der linken Ecke steht der Neujahrswunsch: Ein seligs News Jaer. Den zweiten Teil des Heitzschen Werkes bilden Reproduk tionen von Neujahrswünschen auf Kalendern. Es scheint, daß die heutige Sitte von Buchdruckern, zu Neujahr Kalender an ihre Kunden zu verschenken, schon im 15. Jahrhundert oorkam. So lautet ein Spruchband auf einem, von Johann Zainer' in Ulm, dem ersten Ulmer Drucker 1483 gedruckten Kalender: Jhesum und Mariam sin muter clär. Wünscht och Hans zainer zum guten Jar. Zrvingend ist freilich die Sitte des Kalenderoerschenkens durch derartige Sprüche nicht nachgewiesen, denn solche patriarchalische Verhältnisse sind aus früheren Zeiten auch denkbar, wo die Verbindung einen rein geschäftlichen Charakter trug. Die Leute des 15. Jahr hunderts waren eben mehr individuell veranlagt, als es unsere heutigen Drucker sind. Barlsch, Die tiupfeestichsammlung der k. k. Hofbibliothek in Wien. 1854. S. 261.
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