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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.05.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-05-31
- Erscheinungsdatum
- 31.05.1898
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- Deutsch
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4064 Fertige Bücher. 122. 31. Mai 1893. (24455) Hertag von Kr. Wilh. Hrunow in Leipzig Roman von Bkkökt?. Fein gebunden 7 Auf her Aelhe. Roman von Charlotte Niese. Fein gebunden 6 Die Khronik des Oarnisonstädlchens. Roman von Sophus Bauditz Fein gebunden 7 ----K--- vr. Ernst Seraphim sagt in der Dünazeitung (Riga) folgendes über die Bücher: Gute Bücher Drei liebenswürdige und ernste Bücher hat uns der .Grenz- boten"-Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig beschert, die, wie alles, was er herausgiebt, nicht allein sich äußerlich aufs günstigste präsentieren, sondern zugleich den Anspruch erheben, weit über das Mittelmaß emporzuragen und eine wirkliche Be reicherung der Unterhaltungslektüre darzustellen. Wir meinen O. Verbecks Roman .Einsam"'. Charlotte Rieses Roman .Auf der Heide"' und SophuS Bauditz' Roman .Die Chronik des Garnison st ädtchens". Ein Vergnügen bereitet einem jeden schon die vornehme und gediegene Ausstattung der Grunowschen Verlagswerke. Das vor zügliche, in Elsenbeinfarbe abgetönte Papier, die in sarbiger leicht geblümter Satinleinwand gebundenen, knapp mit Goldleisten ge schmückten oder aber, wie bei Charlotte Niese's Roman, mit einer charakteristischen Heidelandschaft ans Heller Leinwand gezierten Bände, die durch die rote Schnittfläche wirkungsvoll gehoben werden, erwecken in dem Leser ein wohliges Gefühl, das zur willigen Aufnahme des Dargebotenen doppelt empfänglich macht. Ohne sich in hypermodernen Spielereien zu gefallen, ohne der Richtung Konzessionen zu machen, die etwa in Th. Heine und den anderen Illustratoren des bekannten Langenschen Verlags ihre prägnantesten Vertreter findet, hat auch Grunow den Forderungen aus einen künstlerischen Bucheinband seit langem Folge gegeben. Daß aber .Kleider Leute machen", soll damit nicht gesagt werden. Die drei Werke, deren Titel wir oben citierten, sind in erster Reihe ihres künstlerisch und ethisch bedeutsamen Inhalts wegen aufs wärmste zu empfehlen. Es ist ein merkwürdiger Zufall, daß zwei der Bücher auf der Grenzscheide deutsch-dänischer Eigenart basieren und den Gegensatz beider Völker zum Gegenstand der Fabel haben: .Auf der Heide" hat eine Dame, .Die Chronik des Garnisonstädtchens" einen Mann zum Verfasser, die Art und das Empfinden der beiden Autoren wird denn auch dem Leser nicht verborgen bleiben, aber so groß, wie man vielleicht annehmen wollte, ist der Unterschied nicht eigentlich und zwar deshalb, weil in beiden das Allgemein menschliche, derselbe Sinn für die Natur, dieselbe Verehrung für die allwaltende Gottheit, dieselbe, mit leiser Wehmut durchsetzte Auffassung des Menschen mit seinen Schwächen und seinem Ringen, sich mit dem besondere Typus des Schleswig-Holsteinschen in jener Weise verbindet, die dem echten Dichter und dem originellen Menschen eigen ist. Man kennt das alte Wort: .Wer den Dichter will versteh'n, muß in Dichters Lande geh'n". Gewiß empfängt auch der Poet starke und tiefe Eindrücke vom Hcimatsboden, und um ihn würdigen zu können, wird man seines Vaterlandes Sein ergründen müssen. Hier ist in beiden Romanen der echte Erdgeruch, der kräftig uns entgegenströmt. Der wortkarge und eckige Sohn dieser Grenzlands, dem die Wogen der Ost. und Nordsee das Lied von der Wiege bis zur Bahre singen, dem aber, auch ohne viele Worte, das Herz stürmisch schlägt, der für sein Heideland, in das das Meer seine Buchten schneidet, für die kleinen grauen Städte, in denen sich sein Dasein abspinnt, für die von rotem Heidekraut bewachsenen, von kleinen Seen und mächtigen Hünengräbern oder uralten Eichenriesen malerisch unter brochenen Flächen eine stumme, aber heiße, leidenschaftliche Liebe im Busen trägt — dieser Mensch ist derselbe, ob ihn nun die deutsche Schleswig-Holsteinerin Charlotte Niese oder der dänische Schulrat Sophus Bauditz zeichnet. Nur in Nüancen unterscheiden sie sich, im wesentlichen fallen sie zusammen. Vielleicht hätte es nicht zu sein brauchen. Hier aber ist es der Fall und zwar aus einem höchst wohlthuenden Grunde: bei aller Bestimmtheit ihrer Naturen sind beide Poeten Menschenkinder, die über das Trennende das Gemeinsame stellen, die bei kraftvollem, nationalem Gefühl das radikale nationalistische Phantom mit gleicher Stärke abwehren. Für die Vergewaltigung des Schwächeren, für das Totschlägen der Kultur aä w-rjorsiu gloriaw irgend eines Prinzips sind beide nicht zu haben. Die deutsche Schriftstellerin schildert liebenswerte dänische Typen, der Däne bringt dem Deutschen, auch wo er als Gegner — Luvo 1864 — ihm entgegentritt, Sympathie dar. Das ist erquickend und herzerhebend in heutiger Zeit und macht beide Romane be sonders lesenswert. SophuS Bauditz hat sich auch bei uns durch die .Wild moorprinzeß" viele Anhänger erworben. Alte Freunde im Urteil bestärken, neue hinzuerwerben wird er sich durch .Die Chronik des Garnisonstädtchens", ein Buch voll gesunden Humors, köstlicher Beobachtung und das Herz ergreifenden Gemüts. Nur wer selbst jahrelang in einer vom Getriebe der Welt entfernten Kleinstadt gelebt hat, in der die Menschen ein halbes Träumer, leben führen, in der ihnen alles groß und wichtig erscheint, was da draußen abgethan ist, in der der Kultus der beschränkten Persönlich keit, der Kirchturmspolitik zu Hause ist, während alles, was in der großen Welt durcheinander stürmt und wogt, nur in seltsamem Gerücht, halb verstanden und doch ihrer Meinung nach allein richtig verstanden, zu den Ohren des Provinzlers schlägt, nur der weiß, mit wie treffenden Strichen der dänische Autor sie alle gezeichnet hat: den Rittmeister und den jungen Offizier, den superben alten Isaak, den Rokokokammerherrn von Liebau, der nur mit den drei Würdigsten der städtischen Gesellschaft seinen Whist spielt den alten, in seinen Büchern eingesponnenen Rektor, der in seinem Blumen garten vor Rosen nicht sieht, welch liebliche Blume ihm in seiner holden Tochter herangeblüht ist, die als echtes Kleinstadt- gewächs prächtig charakterisierte Gemahlin des Obersten u. v. a. Aber wer recht zu sehen versteht, der erblickt im Leben der kleinen Stadt doch auch manches, was ihm das Großstadtleben nicht zeigt: die Originale, die Menschen, die, unbekümmert um das, was Hinz und Kunz sagen und meistern, was die Gevatter und die .öffentliche Meinung" verlautbaren, thun, was sie für recht halten, reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, und in kleinem Kreise mehr wirken, als manch anderer in den Centren politischen und gesellschaftlichen Lebens. Volle, ganze Menschen mit schnurrigen Außenseiten und einem echten, edlen Kern, kantige, knorrige Wesen, deren Herz oft weich ist wie das eines Kindes, zeitigt die kleine Stadt! Oberlehrer Jochumsen ist solch ein Klein stadtmensch, den die Hauptstadt nicht verstehen würde und der darum auch den .Kopenhagenern" ihre unausgesprochene Abneigung unzweideutig und doppelt zurückgiebt. Der Philosoph der .Kon sequenz der Inkonsequenz" ist so wunderbar porträtiert, daß man von seinem Bilde gar nicht loskommt. Welche Güte und nobler Sinn, welche Verachtung der gangbaren Schablonenweisheit und Binsenwahrheit — und doch auch er nicht ohne jene der leisen Komik nicht entbehrenden Züge, die im kleinen X und D sich an einen ansetzen, wie die Muscheln an das Schiff! Freilich giebt's Narren genug, die nur das Komische und Kleinliche sehen und die Originale, deren es, wie unser Buch zeigt, oft recht zahlreiche giebt, übersehen. Solche Menschen passen nicht in die Kleinstadt, aber auch die Großstadt sollte sich für sie bedanken. Herr Möller mit seinem albernen Bildungshochmut friert sich denn auch ganz sachte aus der kleinen Garnisonsstadt heraus, und keiner vermißt ihn. Herr Möller hat auch keinen Sinn für den Reiz des freien Landes, das sich vor den Thoren ausdehnt, er langweilt sich im ländischen Pastorat, wo ein anderer Purzelbäume vor Vergnügen schlägt oder wie unser frischer Lieutenant auf die Apfelbäume klettert und mit den beiden -Gänschen vom Lande- harmlos herumtollt. Ja, Herrn Möller gegenüber könnte man beinahe zum Pharisäer werden! Wenden wir uns vom Speziellen noch einmal zum Allge meinen! Der Kampf um die Elbherzogtümer ist der Hintergrund, von dem sich die Fabel abhebt, eine Zeit leidenschaftlicher Ver bitterung hüben und drüben, patriotischer Wallungen, die auf
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