Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1898

6086 Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 192. 20. August 1898. möglich wird. Nickel galvanisch direkt aus die Wachsmater nieder- zuschlagen und so auch die seinsten Illustrationen originalgetreu wiederzugeben. Da Nickel sich nur in ziemlich dünner Schicht gal vanisch Niederschlagen läßt, so erhalten die Platten die für ihre weitere Verarbeitung notwendige Verstärkung durch einen galvanischen Kupserniederschlag. Wenn dies geschehen, werden sie wie jedes andere Galvano hintergossen und ausgeklotzt. — DaS Patent dieses Verfahrens hat für Nordamerika die Staatsdruckerei in Washington, sür die europäischen Staaten eine Gesellschaft in Berlin erworben. Die Herstellung erfordert nicht mehr Zeit als ein anderes gutes Galvano, dagegen sollen solche Platten erheblich größere Auflagen, bis zu 200 000 Exemplaren, ohne sichtbare Abnutzung aushallen. Ein weiterer Vorteil liege darin, daß Nickel sich besser drucke als Kupfer, und daß seine chemischen Eigenschaften auch beim Druck von Zinnober u. s. w. keine Schwierigkeiten machten. — Dieser Mit teilung ist in der Papicrzeitung als Probe das Bildnis des Präsi denten Mc Kinley betgedruckt. Der Druck ist leidlich klar. Polytechnisches Institut in Kiew. — In Kiew soll am 2b. d. M. bas neubegründete polytechnische Institut eröffnet werden. Als Lehrer werden nach dem -Kijewliantn- zunächst nur sechs Personen in Thätigkeit treten und zwar der Direktor Professor Kirpttschew, der Ingenieur-Technologe Melnikow, Professor Wagner (Zoologie), Professor De-Metz (Physik), Professor Refor- matski (Chemie), Professor Jermakow (Mathematik). Es haben sich 700 junge Leute als Studierende gemeldet; doch können zunächst nur 330 ausgenommen werden. Bibliothekverkauf. — Wir haben schon vor einigen Tagen an dieser Stelle auf den bevorstehenden Verkauf der Bibliothek des verstorbenen Bischofs Vr. Knausz von Pretzburg hingewiesen. Als Tag des Verkaufs ist nunmehr der 15. September festgesetzt. Die Einzelheiten wolle man aus der heute vorliegenden Anzeige aus Seite 6107 d. Bl. ersehen. Personalnachrichten. Gestorben: in der Nacht vom 25. aus den 26. Juli in Garding Herr Senator a. D. Jacob Dircks, Besitzer der Buchhandlung und Buchdruckerei H. Lühr L Dircks in Garding. Der Verstorbene hatte sich, wie uns geschrieben wird, aus den kleinsten Verhältnissen zu hohem Ansehen emporgearbeitet. Am 22. August 1830 in dem Dorf Westerhever an der Nordsee geboren, trat er am 19. Mai 1846 als Lehrling in die Meylersche Buch druckerei in Husum ein, mußte aber seine aus 5'/, Jahre verein barte Lehrzeit unterbrechen, als ihn ein Aus des engeren Vater landes Schleswig-Holstein am 13. Juli 1850 unter die Fahne ries. Nach Auslösung der schleswig-holsteinischen Armee arbeitete er zu nächst wieder in Husum, dann mehrere Jahre in Flensburg, leitete kurze Zeit in Tönning eine Filiale der früheren Buchhandlung von van der Smissen (Bruhn) aus Schleswig und gründete dann mit seinem Schwager am 12. November 1856 die Firma H. Lühr L Dircks in Garding (bekannt als Geburtsort des Geschichtsschreibers Professor Theodor Mommsen). Zunächst beschränkte sich die Firma auf den Sortimentsbuch handel und die Buchbinderei mit Nebenzweigen; erst im Frühjahr 1864 gelang es, die seither von der dänischen Regierung verbotene Errichtung einer Druckerei ins Werk zu setzen, und am 1. Mai 1864 erschien die erste Nummer der -Eiderstedter Nachrichten-. Von nun an entwickelte sich das Geschäft unter der thatkrästtgen Leitung des Verstorbenen in erfreulichster Weise, so daß es zur Zeit weit über die Grenzen der Heimatprovtnz hinaus bekannt ist. Der Buch druckerei gliederte sich bald eine Verlagsabteilung an, und eine ganze Zahl der beliebtesten Dichter und Erzähler der schleswig- holsteinschen Nordmark fand in Jacob Dircks einen ebenso rührigen Verleger wie verständnisvollen Förderer. Neben seiner großen geschäftlichen Arbeitskraft fand er Zeit zu einer ausgedehnten Thätigkeit in zahlreichen gemeinnützigen Ver einen, in den städtischen Kollegien, in den kirchlichen Vertretungen des Kreises und der Provinz. Seinen Mitarbeitern war der Heim gegangene ein väterlicher Führer, ein glänzendes Vorbild der Pflichterfüllung; in weiten Kreisen des Buchhandels erfreute sich der Verstorbene in geschäftlicher und persönlicher Beziehung hoher Achtung. — Ehre semem AndenkenI S - rechsaal Preisunterbietung. In meinem Verlage erscheint ein Postleitfaden für jüngere Postbeamte rc. von W. Bönning; Preis: gut gebunden 3 Wie erstaunt war ich nun, als jetzt plötzlich in der von allen Postbeamten gelesenen .Verkehrszeitung- am 22. Juli d. I. eine große Beilage einer Firma, R. W. M. Agte's Buchhandlung, Berlin IV.57, Blumenthalstr. 13, erscheint, in der als erste An zeige als -seltene Gelegenheit-das betreffende Buch den Herren Beamten tadellos neu gebunden statt 3 ^ für 2 ^ 40 H an geboren wurde. Ich ließ sofort von zwei bekannten Herren solche Gelegenheits exemplare bestellen; aber ebensoschnell kamen die bedauernden Ant worten, beide gleichlautend, daß die Gelegenheitsexemplare leider vergriffen seien; wenn man aber für 3 V6 25 ^ vielleicht ein solches haben wollte, so stände es umgehend zur Verfügung. Merkwürdigerweise waren die Exemplare nur sür Cassel nicht zu haben, denn einen besseren Erfolg hatte ich kurz darauf mit einer Bestellung, die ich von einem anderen Herrn aus Darmstadt ausgeben ließ. Umgehend kam thatsächlich das Buch in meinem Originaleinband sür 2 ^ 40 ^ an. Wunderbar ist,daß die betreffende Firma weder im Buchhändler- Adreßbuch zu finden ist, noch jemals von mir oder einem der Barsortimenter, nach cingezogenen Erkundigungen, das Buch be zogen hat. Seit Monaten sind außerdem keine größeren Partieen des Leitfadens ausgeliesert, und von allen Firmen, die in letzter Zeit Partieen bezogen, geht mir die Versicherung zu, daß sie die Firma nicht kennen und auch keine Bücher an sie geliefert haben. Woher nun diese den auffallend angezeigten - größeren Ge legenheitsposten- des Postleitfadens erworben hat, läßt sich leider nicht seststellen, auch nicht, aus wieviel Exemplaren dieser -größere- Posten besteht. Ob eine dritte Firma, wie beim Fall Wertheim, dahinter steckt, vermag ich ebenfalls nicht anzugeden; mir liegt aber daran, die Angelegenheit zur öffentlichen Kenntnis zu bringen, erstens, um den Verdacht von mir abzuwälzen, daß ich das Buch anders als zu den üblichen Bedingungen (3^ ord., 2.25 netto und 13/12) an jemand liefere, und weiter, um die Auf merksamkeit der Herren Kollegen auf diese Spezialbuchhandlung für Verkehrswesen zu lenken, die in ihrem Verzeichnis noch eine große Anzahl bekannter Postlitteratur anpreist und auch eine -Goldene Ecke der Gelegenheitskäufe- zur Verfügung stellt. Sollte vielleicht einer der Herren Kollegen den Lieferanten des Herrn Agte kennen, so würde ich ihm sür gefällige Mitteilung äußerst dankbar sein. Cassel. Hochachtungsvoll G. Dusayel, i/Fa. A. Freyschmidts Buchhdlg. Anzeigeblatt. Geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen. » Eioiraglmgea m das Haudelsregistkr. Mitgeteilt von der Geschäftsstelle des Börsenvereins. Altenburg, den 12. August 1898. Oskar Bonde. An Stelle des verstorbenen Inhabers OSkar Bonde sind Carl > Bonde, Walter Bonde und Oskar Bonde getreten. Die Prokura der beiden letzteren ist erloschen, ierlin, den 5. August 1898. L. Frobeen Verlag. Die Firma ist erloschen. — den 8. August 1898. W. Friedländer L Co. Verlag in Schöneberg. Ge sellschafter sind Willy Friedländer und Alfred Cohnheim. Ludwig Schoenian u. Comp, in Hermsdorf i. d. Mark. Persönlich haftender Gesellschafter ist Ludwig Schoenian. Berlin, den 9. August1898. Deutsches Karto graphisches Institut Beckmann L Kuhnert. Die Gesellschaft ist auf gelöst. Braunschweig, den 10. August 1898. Ver lagsgesellschaft Braunschweig Simon L Schroeter. Gesellschafter sind August Simon und Otto Schroeter. Breslau, den 4. August 1898. R. Kal- muczak, Verlagsbuchhandlung. In das Geschäft des Reinhold Kalmuczak ist Paul Förster eingetreten, der