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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1898
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- 1898-09-08
- Erscheinungsdatum
- 08.09.1898
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6540 Nichtamtlicher Teil. 208, 8. September 1898. Hamburg 1778 datierten Briefes sind alle übrigen hier veröffent lichten Briese von Güttingen au« an Dieterich oder, wie auch zum Teil die früheren, an dessen Gattin gerichtet. In den meisten Briefen handelt es sich um unbedeutende Kleinigkeiten, sie sprudeln aber fast sämtlich, mag eS sich um die Schilderung kleiner Er lebnisse oder anderes handeln, von einer Fülle von Witz und Laune über, in vielen Briefen kommt die innige Freundschaft, di« Lichtenberg mit der Familie Dieterich verkettet, mit so herzlichen und erquicklichen Worten zum Vorschein, das; eben diese offene Verbindung des Humors und der Freundschaft, die uns Lichtenberg so reckt -in Schlasrock und Pantoffeln- zeigt — er selbst nennt einmal den Schlasrock sein Galaklcid (s. S. 131) — die Briefe zu einer äußerst interessanten und amüsanten, freilich nicht immer für prüde Seelen geeigneten Lektüre machen. Viel Geschäftliches, besonders Buchhändlerisches ist nicht darin enthalten. Wo aber die Rede aus solche Dinge kommt, waren sie meist erfreulicher Natur für Dieterich; so am Schluß des zweiten aus Hannover, 29. Dezember 1771, datierten Briefes: »Heute am Tisch wurde gesagt, daß man zwey Musenkalender mit gemalten Decken an die Prinzen nach England schicken wolle. Man spricht überhaupt hier in Hannover so von Dir, daß ich immer gern hinter drein sage, ich kenne ihn sehr gut, er ist mein Gevatter.- Hin und wieder erfolgen Bücherausträge und auch diese mit schmeichelhaften Worten. In einem Brief vom 2l. Juli 1772 aus Hannover heißt cs: -Die Hauptursache warum ich schreibe ist, daß Du mir doch die Emilia Galotti von Hrn. Lessing schickst, auch wenn es sein kann die Lpbsmgriäss des Hell von diesem Jahr. In den hiesigen Buchläden kann man doch Nichts haben, und ich habe den Buchhändler Dieterich so sehr vermißt, als den Ge- vatter.» Ein aus Kew, 28. Januar 1775, datierter Brief beginnt mit den Worten: »Alle Deine Sachen haben hier einen ganz allgemeinen Beifall, und ich hoffe, es soll gute Folgen haben. Ein gelehrter Engländer kam neulich in Elmsley's Laden, noch ehe die Sachen angekommen waren, und fragte, ob er noch keine Exemplare hätte, eS habe ihm einer seiner Freunde, der eines gesehen, gesagt, es übertreffe Alles, was man noch in England in dieser Art unter nommen hätte. DaS war nun freilich etwas zu stark aus gedrückt, Du^siehst aber auch daraus, wie sie davon denken.- Sehr erbaulich sind die dichterischen Betrachtungen zu lesen, die Lichtenberg in demselben Briese an die Hoffnung knüpft, -daß der Musenalmanach besser werden würde, wenn das rasende Oden- geschnaube herauSbleibe-. — In einem vom 31. Oktober 1775 aus London datierten Briefe teilt Lichtenberg dem Freunde mit, daß er dessen Memorial dem Könige, -der viel auf Dieterich halte und ganz für seine Anstalten eingenommen sei«, unter »äußerst glück lichen Umständen- überreicht habe. Näheres über den Inhalt dieses Memorials erfährt man nicht. — In einem von Göttingen (1780) datierten Briefe werden Ratschläge bezüglich eines von Chodowieckt anzusertigenden Kupsers erteilt. In welcher genialen Weise dieser die Aufgabe löste, beweist das beigesügte Kupfer. Auch sonst ersolgen gelegentlich Gutachten über Kupfer (S. 71) und Bücher (S. 107). — Ob bei den in Briefen aus Osnabrück und Stade (1772 und 1773) von Lichtenberg erwähnten poetischen Neujahrsgrüßen, die er teils selbst angefertigt oder für deren An fertigung er andere vorschlägt oder auch Ostwind abwartet, da er »bei den feuchten Nordwestwinden keinen Neujahrswunsch zustande bringen könne-, geschäftliche oder private Zwecke obwalteten, ist leider nicht gesagt. Für den Druck scheinen sie jedenfalls bestimmt gewesen zu sein. Solchen sporadisch vorkommenden mehr geschäftlichen Ange legenheiten stehen natürlich zahlreiche Mitteilungen der verschieden sten Art gegenüber, für deren auch nur kürzeste Wiedergabe hier indessen nicht der Ort ist. Dagegen wird eS erlaubt sein, von den vielen freundschaftlichen Kundgebungen, die uns zugleich einen Einblick in Dieterichs häusliches und familiäres Leben gewähren, einiges hervorzuheben. Gleichsam als Motto für diese immer wiederkehrende freund schaftliche Gesinnung Lichtenbergs könnte man seine von anderen originellen Worten begleiteten Verse aus einem 1772 aus Hannover geschriebenen Briefe dem ganzen Briefwechsel voransetzen: »Herr Bruder und Gevattersmann Es ist mir fast als hält' er Es mir mit etwas angethan. Bey gut und bösem Wetter, Bey hundert tausend Zeitvertreib Für Ober- und für Unterleib, Beym Lesen und beym Essen Kann ich ihn nicht vergessen.- Besonders in dn ersten Briefen spricht sich öfter in origineller Weise seine Sehnsucht nach Dieterichs Kanapee aus. Da heißt es u. a.: -Künftigen Sonnabend bin ich bei Dir und trinke, will's Gott, ein GlaS Punsch aus Deinem Canapee- oder -Wer hat denn nunmehr mein Plätzchen aus dem Canapee? ... Du lieber Gott, gieb mir doch auch hier ein solches Plätzchen und solche Gesell schaft-, oder -Ich hatte just vorige Woche von dem Canapee ge träumt? rc. Was giebt es denn in Deinem Hauß, wer fitzt aus dem Canapee und wer ist am lustigsten?- Bei dieser Gelegenheit muß daran erinnert werden, daß Dieterich mit einem großen Teil der Göttinger Gelehrten nicht nur in ge schäftlichem, sondern sicher auch in freundschaftlichem Verkehr stand und sowohl ihnen, als besonders auch den Mitgliedern des Hain bundes, von denen Boie, der Begründer des Göttinger Musen almanachs, Hölty und Bürger gelegentlich erwähnt werden, sein gastfreundliches Haus offen stand. — Man empfindet die Freude Lichtenbergs mit, wenn er humoristisch schildert, wie er in einer großen hannoverschen Gesellschaft rascher »ach einem Brief Diete richs als nach einem GlaS Punsch gegriffen, wie er dann aber dessen und seiner Gattin Gesundheit getrunken, wie ihm die Hoff nung, sie wieder zu sehen, Freudenthränen in die Augen getrieben habe (S. 23). — In einem vom 18. Oktober 1875 aus London datierten Briese bekundet Lichtenberg seine Teilnahme beim Tode eines kaum dreioiertel Jahr alt gewordenen Töchterchens von Dieterich. Einige Wochen später bedauert er, den andern Kindern, Wilhelm, Louischen und Friederikchen, der -verteufelten Zoll bedienten- wegen, keine Dormeusen, Husarensäbel u. s. w. mit bringen zu können. Im Juni 1778 weilen, wie aus einem an Madame Dieterich gerichteten Briefe ersichtlich, die Freunde zusammen u. a. in Ham burg. -Dieterich befindet sich wohl und fett, ißt Fische wie ein Raub fisch, und ist ein herrlicher Kerl». Ein vom 7. Mai 1790 aus Göttingen datierter und wahr scheinlich nach Leipzig gesandter Brief — Dieterich pflegte dorthin zur Ostermesse zu reisen — beginnt mit den Worten: -Tausend fachen Dank sage ich Dir für Deinen vortrefflichen Bries. Ich habe ihn wohl 10 mal gelesen, um die wahre Herzlichkeit zu schmecken, wovon er überfließt. Er hat mich sehr gerührt, so wie Dein Abschied, der mir noch immer in Gedanken liegt. Ich erkenne Deine väterliche Freundschaft gewiß und werde das Andenken an sie nur mit dem Leben verlieren.- — Und welcher festliche Tag für Lichtenberg und seine ganze Familie (Lichtenberg hatte 1789 feine bisherige Haushälterin geheiratet, aber schon damals Kinder mit ihr) Dieterichs auf den 26. Mai fallender Geburtstag war, beweisen die Briefe von 1791 und 1797 (Nr. 49 und 55). — Auch die Verehelichung von Heinrich Dieterich (geboren 1761), des ältesten Sohnes seines Freundes, wird mit den herzlichsten Worten ge feiert (Nr. 52). Ahnungsvoll aber klingt die Freundschaft in dem letzten, Göttingen, 3. Mai 1798, datierten Bries aus. Hier nur der Anfang: -Liebster, bester, einziger Freund I Du willst einen Brief von mir haben. Also hier ist einer. Er würde sehr weitläufig ausfallen, wenn ich Dir alle Empfindungen und Bewegungen meines Herzens an dem Abende nach Deinem Abschiede ausdrücken wollte. Ich habe Dir nachgesehen, soweit es mein Kammerfenster und die Bäume verstatteten, und ging endlich unaussprechlich gerührt weg. Doch Nichts weiter hiervon. Es würde mir schwer werden, hierbei zu verweilen. Der Himmel gebe Dich mir wieder, ich habe keinen Wunsch weiter und zähle die Tage.« — Am 24. Februar 1799 starb Lichtenberg. Am 18. Juni 1800 folgte ihm der Freund im Tode nach. Von Dieterichs Briefen werden ein unterm 7. März 1799 an Jean Paul in Weimar und ein unterm 11. Oktober 1799 an Lichtenbergs Bruder in Gotha gerichteter Brief in den höchst be achtenswerten Anmerkungen zu den Lichtenberg-Briefen teilweise abgedruckt. Sie betreffen besonders die Herausgabe von Lichten bergs Schriften, Nachlaß und Porträt. — Bezüglich der vorliegen den Ausgabe der Briese sei noch kurz erwähnt, daß fünsundvierzig Briefe bereits in Lichtenbergs Werken, Ausgabe von 1846 und später, ausgenommen wurden, daß hier aber 2 im Berliner -Gesell schafter- von 1823 und 1836, 5 im -Deutschen Museum- von 1866 bereits abgedruckte und 6 bisher noch ungedruckte Briefe beigesügt wurden. — Aus einer Schlußnotiz erfährt man, daß im ganzen 107 Briese und Billette Lichtenbergs an Dieterich im Manuskript sich erhalten haben, und die Veröffentlichung der noch ungedruckten, in einer projektierten Ausgabe des -Besten- aus Lichtenbergs un- gedrucktem Nachlaß, mit der Herr vr. Albert Heitzmann in Jena beschäftigt ist, noch bevorsteht. Daß Herausgeber und Verleger trotzdem nicht mit der Darbietung ihrer gediegenen und schönen Ausgabe zum hundertsten Todestage Lichtenbergs gezögert haben, kann man ihnen nur Dank wissen. —u. Kleine Mitteilungen. Telegraph. — Am 15. September werden folgende Aende- rungen in den Aussührungsbestimmungen der Deutschen Tele graphenordnung in Kraft treten. 1) Die Einfügung eines Apostrophs begründet keine Aende- rung in der Zählung der Taxworte. Worte, die ohne Apostroph
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