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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-09-10
- Erscheinungsdatum
- 10.09.1898
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- Deutsch
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210, 10. September 1898 Nichtamtlicher Teil. 6598 Nichtamtlicher Teil. Zur hundertfünsrigjährigen Jubelfeier des Hauses Milo in Odense 1748—1898. Ein buchhändlerisches Bild aus der dänischen Provinz. Der hundertfünfzigjährige Jubeltag eines buchgewerb- lichen Geschäftes gehört in Deutschland nicht gerade zu den größten Seltenheiten. Teilt doch in diesem Jahre die Firma Milo in Odense die Ehre der Begehung eines solchen, mit zwei deutschen Firmen, ja ein hochangesehenes deutsches Geschäft feierte 1898 sein zweihundertjähriges und eine Buch handlung sogar ihr dreihundertjähriges Bestehen. Unter solchen Verhältnissen können wir von fünfzehn weiteren hundertjährigen Firmen aus 1848 eigentlich nur als von »in den besten Jahren stehenden« reden, von vierundachtzig fünfzigjährigen, selbst wenn sie Tüchtiges geleistet haben, etwa sagen, »daß sie kaum aus den Jünglingsjahren ge treten sind«. Allerdings müssen wir hinzufügen, daß sich darunter einige, jedoch nicht viele, dem von Deutschland buch- händlerisch annektierten Oesterreich angehörende befinden. Immerhin bleibt die Langlebigkeit der buchgewerblichen Firmen im Vergleich zu den sonstigen kaufmännischen oder gewerblichen Geschäften, erwähnenswert. Zum großen Teil dürfte dies auf den Umstand zurückzufahren sein, daß diese Geschäfte hauptsächlich in der Buchdruckerei wurzeln, für die der eigene Hausbesitz fast eine Notwendigkeit ist. Mit der Druckerei folgen dann die Privilegien, die Zeitungskonzessionen, und daraus geht erst der Lokalverlag und, wenn der Löwe einmal Blut geleckt hat, der allgemeinere Verlag hervor, und da das Lokal einmal da ist, so reihen sich daran der Sortiments handel und womöglich auch die Leihbibliothek. Der Sitz aber bleibt fest und damit auch die Firma, wenn auch die Person wechselt. In der dänischen Provinz ist das Milosche Geschäft mit seinen 150 Jahren ein Unikum, und in Kopenhagen hat es nur eine Nebenbuhlerin: die Berlingsche Hofbuchdruckerei. Im allgemeinen ist es selten, daß in einem solchen Zeitraum ein Geschäft durch vier Generationen direkt vom Vater auf den Sohn übergeht und erst in der fünften Generation einen Seitensprung (hier auf einen Bruderssohn des letzten Be sitzers) macht. Da dieser jetzige Chef zwei Söhne hat (von dreizehn und neun Jahren), so ist begründete Hoffnung vor handen, daß der Name Milo noch fernerhin mit dem Geschäft verbunden bleibt. Eine weitere Eigentümlichkeit möchten wir betonen. Während in Deutschland eine Buchbinderei gewöhnlich die Krönung des, alle Zweige des Buchgewerbes vereinigenden Geschäftes bleibt, hat im Gegensatz weder ein Buchdrucker noch ein Buchhändler den Grund zum Miloschen Geschäft gelegt, sondern ein einfacher und zwar ein deutscher Buch bindergeselle, Johan Milo, aus Königsberg i/Pr. gebürtig. Dieser wurde auf seiner Wanderschaft nach Odense verschlagen. Vielleicht daß dieser Umstand etwas mit dazu beiträgt, dem nachfolgenden »Empfehlungsschreiben« in Deutschland zu einer freundlichen Aufnahme zu verhelfen, obwohl ein solches für die Firma kaum mehr notwendig sein dürfte, nachdem der jetzige Besitzer, Herr Carl Christian Milo, mit einem Gefolge von sechzig Kollegen im Jahre 1896 seine Karte in Leipzig selbst in gelungenster Weise abgegeben hat. (Vergl. Nach richten aus dem Buchhandel 1896 Nr. 124) Daß Kopenhagen das Paris Dänemarks ist, das »seine Leute bildet«, ist allgemein bekannt; weniger wohl, daß die Hauptstadt der lieblichen Insel Fühnen (Füen), Odense, als ein dänisches Panschen in Sedez, schon lange gegolten hat. Odense, nach heutigem Maßstab ein Städtchen, war mit seinen etwas über 30 000 Einwohnern die größte der dänischen Provinzstädte. Es herrschte dort auch das größte Quantum von wirklicher und Weltbildung, von Urbanität und geselliger Gewandtheit und, was leicht damit verbunden ist, auch eine Neigung für Eleganz, selbst für Luxus, die, wie man sagte, fast zu weit ging. Was Einwohnerzahl betrifft, so ist, auf die Autorität der neuesten Brockhaus und Meyer hin, Odense, um mich eines, der neuesten Kultursprache — der Sportsprache — entlehnten Ausdruckes zu bedienen, durch Aaarhuus, die bedeutendste Stadt des dänischen Festlandes, um eine Pferdelänge distanciert und wird wohl Aarhuus auch künftig, durch Handel und Industrie bei günstigsten Land- und Seeverbindungen mit dem In- und Auslande bevorzugt, was Zahl der Einwohner und materielles Gewicht betrifft, unbedingt die größte Pro vinzialstadt Dänemarks bleiben. Ob es in gleicher Weise in kultureller Hinsicht das Uebergewicht haben wird, ist eine Frage der Zukunft; für den Augenblick scheint es, nach ver schiedenen Zeichen zu urteilen, als ob Odense immer noch den ersten Platz einnähme. Für das, was wir unten zu er zählen haben, ist dies übrigens nicht von großer Wichtigkeit, denn wir haben es mehr mit einer Zeit zu thun, wo die Beantwortung dieser Frage keinen Zweifel aufkommen läßt. Schon von buchgewerblicher Seite muß man für Odense ein gutes Vorurteil mitbringen. Denn während Kopenhagen, dessen Geistlichkeit als Vertreterin der Wissenschaft nicht auf einer hohen Stufe stand, erst 1492 eine Buchdruckerei erhielt, hatte ein Deutscher, Johan Snel, seine Presse bereits 1482 in Odense aufgestellt und dort eine lateinische Beschreibung der mißlungenen Belagerung von Rhodus durch die Türken gedruckt. Sollte es ein reiner Zufall sein, daß Snel nach Odense gegangen ist und nicht nach Kopenhagen, von dem ihm doch wahrscheinlich etwas zu Ohren gekommen sein mußte, und daß er von Odense im Jahre 1483 nicht nach dort, sondern weithin nach Stockholm zog? Und deutet es nicht auf das Vorhandensein eines freieren Weitblickes, daß kein kirchlicher Gegenstand für das erste Buch gewählt wurde, namentlich da ein so ernster lokaler Stoff für ein solches vorlag, wie die Ermordung des Königs Knud in der St. Alberti-Kirche (1080) und dessen spätere Kanonisierung? Viel für die frühzeitige Kultur von Odense hat die Witwe des Königs Hans, Kristine, gethan, die auf Fühnen ihren Witwensitz (1513—1521) nahm. Sie zog Gelehrte nach Odense, ebenso deutsche Künstler, namentlich den berühmten Bildschnitzer Klaus Bang, von dessen Hand wundervolle Altäre, Kruzifixe und andere Bildhauerarbeiten in Holz vorhanden sind. Später fand die Reformation hier eine gute Stütze. Als König Christian IV. fünf Akademieen (Gymnasien genannt) in Dänemark gründete, die als eine Fortsetzung der lateinischen Schulen weitergehenden Unterricht in der Theo logie, Mathematik, Logik, Astronomie, Botanik und Anatomie erteilen sollten, also mehr den Charakter der Vorbereitung ür die Universität als den der Schule trugen, war die Akademie in Odense die best fundierte, die auch den längsten Bestand hatte. Durch Generationen sammelten sich viele tüchtige Gelehrte, um die hier geschaffenen gelehrten Institu tionen, zu denen auch eine, von dem vornehmen Edel- räulein Karen Brahe gesammelte, in mancher Beziehung einzige Bibliothek zu zählen ist, die dem adligen Fräulein stift gewidmet wurde (vergl. Baedeker). Den fahrenden Buchhändlern war es gestattet, während 878*
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