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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-11-21
- Erscheinungsdatum
- 21.11.1899
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- Deutsch
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dürfen — und sie sind es, diese Mitarbeiter, die in Wahrheit die -Deutsche Rundschau- geschaffen, die sie zu dem gemacht haben, was sie geworden ist. Dichter und Dichterinnen, auf die das deutsche Volk immer stolz sein wird, Forscher von monumentaler Größe, Männer aller Zweige der Wissenschaft, deren Namen wie in Erz gegraben sind, hohe Staatsbeamte, hohe Militärs, Diplo maten, die sich im Dienste des Reiches ausgezeichnet, kühne Reisende und Entdecker, die in weite Strecken des dunklen Erdteils das erste Licht gebracht haben — diese alle waren bereit, unser Unternehmen thatkräftig zu fördern. Aber nicht alle mehr kann mein Dank erreichen — viele, viele schon sind dahingegangen — Sie hören nicht die folgenden Gesänge, Die Seelen, denen ich die ersten sang — Aber, wenn auch in langer Reihe wechselnd: der Geist unserer Mitarbeiter ist derselbe geblieben; eine neue, jüngere Generation hat sich nachstrebend der älteren angeschlossen und sie wird — des möcht ich mich getrösten! — unsere Zeitschrift, ob diese gleich in gemäßigtem Tempo des reiferen Alters ihren Weg fortsetzen mag, doch davor bewahren, daß sic veralte. Darum dieses Glas unseren Mitarbeitern, den anwesenden und den abwesenden, den alten und den jungen bring ich cs — die Mitarbeiter der -Deutschen Rund schau- sollen leben, hoch, hoch und abermals hoch!» Jhm folgte als Redner Geheimrat Fischer, der Unterstaats sekretär des Reichspostamts. Er lobte die Jubilarin um ihres echt deutschen Wesens willen. Deutsch sei sie allzeit gewesen, ohne in Unduldsamkeit und Chauvinismus zu verfallen, stolz auf deutsche Eigenart, ohne an den Borzügen fremder Natio nen achtlos vorüberzugehen. Den Parteien und Richtungen im öffentlichen Leben werde sie gleichmäßig gerecht, und auch das sei echt deutsch. Ein kostbares Stück geistigen und natio nalen Inventars übergebe man in der Deutschen Rundschau dem kommenden Jahrhundert. Auf ihr ferneres Gedeihen leere er sein Glas. — Mit her vollen Wirkung seines prächtigen Temperaments erhob sich nach ihm Ernst von Wildenbruch: Er knüpfte an das Goethesche Wort an: -doch Homeride zu sein, wenn auch als letzter, ist schön». Es wies ihm die Richtung: Ilias — Homer. Ueber die Ilias nachzudenken, meinte er, könne man sich eigentlich ersparen, wir hätten ja Herman Grimms tiefsinniges, umfassendes Buch darüber. Dennoch habe er es nicht lassen können, sich dieser gefährlichen Thätigkeit des Nachdenkens hinzugcben. Und da fand er denn, daß ein gewisser Wolf einmal nachgewiesen habe, daß Homer gar nicht selbst die Ilias gedichtet habe, daß die einzelnen Gesänge von einzelnen Dichtern, die man Rhapsoden nannte, gedichtet worden seien. Da mußte er sich sagen, daß da die Ähnlichkeit der Ilias mit unserer -Rundschau- frappant zu werden beginne, denn Homer war ja auch nichts andres als der Herausgeber der Ilias. -Wir sehen ihn an der Arbeit und sehen Julius Rodenberg am Schreibtisch. Da hat ein Mitarbeiter — nennen wir ihn Meister Gottfried —, und der Redakteur hält auf ihn besondere Stücke, einen Roman zugesagt. Mehrere Kapitel sind auch erschienen, aber jetzt schweigt Meister Gottfried. Er ist ein großer Dichter, aber kein pünktlicher. Ver- zweislungsvoll rennt Julius Rodenberg auf und ab. In dem Augenblick klingelt es. Es klingelt, wie ein unangenehmer Mensch klingelt. Es kommt einer, der Mitarbeiter der »Rundschau werden möchte; er möchte die Lücke füllen, die Meister Gottfried von Zürich gelassen hat, hat auch gleich eine Schere mitgebracht, so viel abzuschneiden, daß die Novelle gerade ins Heft hineingeht. Rodenberg ist in Verzweiflung. Wie wird er den unangenehmen Menschen los? Da bringt der Briefbote einen Brief aus Zürich: Meister Gottfried hat wieder ein Kapitel geschickt. Die Nummer ist gerettet. Unter solchen Aufregungen geht die Arbeit fort. Ein römischer Dichter hat gesagt, manchmal schlafe auch der wackere Homer, und man hat das Wort so ausgelegt, als ob Homer manchmal über der Arbeit eingenickt sei. Man hat das falsch ausgelegt. Für gewöhnlich hat chn die Aufregung gar nicht schlafen lassen. Auch Julius Rodenberg hat für ge wöhnlich die Aufregung um den Schlaf gebracht. Er ist nicht müde geworden, hat Hahnenkämme niedergebürstet und Löwen mähnen glatt gestreichelt, und endlich ist der Tag gekommen, da 25 Jahrgänge der -Rundschau» fertig Vorlagen. Die Chronik be richtet, daß, als die Ilias vollendet war, die Homeriden sich mit Homer zu einem Festmahl vereinigten. Und im Jahre 2899 wird die Chronik berichten, daß, als der 25. Jahrgang der -Deutschen Rundschau- vollendet war, die Mitarbeiter Julius Rodenbergs, die Rhapsoden der Rundschau, sich am 13. November 1899 -mit Julius Rodenberg zu einem Festmahl vereinigten». Es kamen zum Feste nicht zwar die olympischen Götter, sondern die, die im 19. Jahrhundert die Stelle der Götter vertreten, die Ministerial direktoren (große Heiterkeit), und setzten sich zu den Schmausenden, als wären sie ihresgleichen. Und von den Homeriden erhob sich einer und sprach: -Julius Rodenberg, wir grüßen Dich, wir fühlen uns als eine Familie, deren Haupt Du bist, die -Familie Rund schau-, wir wünschen Dir Glück. Du hast der -Rundschau- Deinen Geist geschenkt, darum wurde sie eine Quelle unseres Geistes. Du hast ihr Dein Herz geschenkt, darum wurde sie eine Quelle für unser Gemüt.» — Der launige Trinkspruch klang in ein fröhliches Hoch auf Rodenberg aus. Nach Wildenbruch nahm Professor Erich Schmidt das Wort zum Preise des Hauses Paetel, das dem deutschen Schriftsteller- tum manchen schätzbaren Dienst erwiesen, der deutschen Litteratur Förderung und Pflege habe angedeihen lassen. Er gedachte der drei Generationen des Hauses, Herrn Elwin Paetels, dem in seinem Sohne, vr. Georg Paetel, schon der that- kräftige Mitarbeiter erwachsen sei, während der Enkel, Wolf Dietrich, seine Fäustchen noch verheißungsvoll in der Wiege balle. Ihnen allen brachte er seine Wünsche und sein Hoch. Dankend lehnte Herr vr. Georg Paetel die Erwähnung seiner Person bescheiden ab und lenkte die Aufmerksamkeit der Versammlung auf seinen Onkel, den Bruder und treuen langjährigen Mitarbeiter seines Vaters, Herrn Kommerzien rat vr. Hermann Paetel, der im Jahre 1884 aus der Firma ausgeschieden sei, um einen eigenen Verlag zu gründen, an den Verdiensten um die Entwickelung der »Deutschen Rund schau« aber und darum auch an den Ehren des Tages wesentlichen Anteil habe. Aber ein besonders wichtiger Anteil am Erfolge des Blattes gebühre dem deutschen Buch handel, der mit richtigem Verständnis das Bedürfnis des Publikums und das in der Rundschau Gebotene erfaßt und der jungen unbekannten Zeitschrift schnell zum vollen Erfolge verholfen habe. Dem deutschen Buchhandel weihte er sein Glas. Auf die freundlichen Worte erwiderte in Vertretung des Buchhandels Herr Carl Engelhorn, der erste Vorsteher des Börsenvereins, indem er hervorhob, welch freudigen Anteil der deutsche Buchhandel au diesem Jubelfeste nehme, wie sehr der ganze deutsche Buchhandel empfinde, daß die Jubilarin durch ihre Gediegenheit und Vornehmheit auch ihm selbst zur Ehre gereiche. Im Namen des Buchhandels sprach er der »Deutschen Rundschau« und allen an diesem großen Werke Be teiligten seine Glückwünsche aus und brachte sein Hoch dem Berliner Verlag, der in erfreulicher und vornehmer Weise Schritt gehalten habe mit dem überraschenden Wachstum dieses großartigen Gemeinwesens, der im großen Ganzen seine Aufgabe im richtigen Geiste erfaßt und erfüllt habe und auch weiter den edlen Zielen nachstreben werde, die dem rechten Buchhändler die Richtschnur seines Handelns seien. Es sprachen noch Herr Geheimrat Schmidt, der als Vertreter des Kultusministers erschienen war und die Pflege des idealen Sinnes im Hause Paetel feierte, ferner als ge wandter und glücklicher Improvisator in gebundener Rede Herr Professor vr. Adolf Lasson zum Lobe Rodenbergs; Herr Buchhändler Petters aus Heidelberg, der unter lebhaftem Beifall den Damen des Paetelschen Hauses sein Glas weihte, endlich Herr R- L. Prager (Berlin) zum Preise des »guten Kollegen« Elwin Paetel. Weit in die Nacht hinein blieb die fröhlich angeregte Versammlung beisammen. Zwei Festschriften*) und eine nied liche Postkarten-Mappe, die während des Schmauses verteilt wurden, nahm jeglicher mit nach Hause, um in behaglicher Muße daheim noch einmal den wichtigen Anlaß zum Feste und dieses selbst an seinem geistigen Auge vorüberziehen zu lassen. *) Julius Rodenberg, Die Begründung der -Deutschen Rund schau». Ein Rückblick, gr. 8°. 39 S. mit vielen Faksimiles im Text. Berlin, 13. November 1899, Verlag von Gebrüder Paetel. Deutsche Rundschau 1874—1899. Gedenkschrift, im Aufträge der Verlagshandlung zusammengestellt von Walter Paetow. gr. 8". 38 S. Berlin, 13. November 1899, Verlag von Gebrüder Paetel.
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