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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1899
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- Deutsch
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22 Amtlicher Teil. Beilage zu 275, 27. November 1899. Herr von Holder: Wir können nicht anders, wir müssen das als Buchhändler beantragen. Wenn es nicht durchgeht, so ist es nicht unsere Schuld, aber wir würden nicht unsere Pflicht thun, wenn wir nicht alles veranstalten, um durchzudringen, weil es für uns eine Notwendigkeit ist. Und die Behörden haben um der Schule willen selber das größte Interesse daran. Geheimrat Daude: Sie können ja nach K 18 alle Stücke aufnehmen, welche Sie wollen, weshalb kaprizieren Sie sich hier auf diese Einwendung? Herr von Hölder: Es ist schade, daß ich nicht einige Lesebücher auf den Tisch legen kann; Sie würden sich dann über zeugen, wie berechtigt unsere Ausführungen sind. Herr Schwartz: Ein Lesebuch enthält vielleicht hundert Stücke; fünfzig davon sind ans einer Litteratur genommen, die von vornherein ganz frei ist. Jetzt bleiben fünfzig die nicht frei sind; da werden fünfzig Briefe geschrieben. Protestiert nun ein einzelner Autor gegen die Aufnahme seines Beitrags, so muß eben Ersatz gesucht werden. Herr von Hölder: Aber lassen Sie doch die Praktiker reden. Wir haben Erfahrungen, die den Herren mangeln. Herr Schwnrtz: Gewiß, ich habe keinen Lesebuchverlag, aber ich muß öfters für andere Zwecke gelegentlich die Genehmigung von fünfzig oder mehr Autoren einholen, und sie kommt prompt. Herr von Hölder: Aber wenn sie nicht kommt, und infolgedessen ihr Projekt nicht ausgeführt werden kann, so wird niemand benachteiligt. Hier aber wird die Jugend und der Volksunterricht geschädigt. Herr Schwartz: Ich vermag die Unmöglichkeit noch nicht einzusehen, von den fünfzig Leuten, die in Betracht kommen, die Genehmigung einzuholen. Ich muß dabei bleiben, daß ein Autor das Recht hat, auch für Schullesebücher so reproduziert zu werden wie er es wünscht. Ich unterstütze sehr gern die Interessen des Buchhandels; aber das geht mir contra cosur. Wenn ich etwas geschrieben habe, was das Resultat monatelangcn Sinnens und Dichtens ist, wo ich die Form vielleicht zwanzigmal verändert und mit Aufwand meines ganzen Könnens fixiert habe, daun soll ein Schulmann kommen und sagen können. . . Herr von Hölder: Es ist ja unbenommen, vom moralischen Standpunkte aus zu protestieren und zu sagen: das geht nicht; an die Behörde heranzutreten mit dem Verlangen: das Stück muß heraus. Ich bin überzeugt, man würde dem Rechnung tragen. — Ich bitte über die Sache abstimmen zu lassen, und jedenfalls würde ich ersuchen, falls wir in der Minorität bleiben, meinen Protest zu Protokoll zu geben. Vorsitzender: In solchen Fragen ist es mißlich, durch eine Abstimmung eine Entscheidung herbeizuführen. Herr Voigtländer: Ich glaube, wir würden uns die schwersten Vorwürfe des Buchhandels zuziehen, wenn wir hier nicht unsere Stimme erheben wollten. Herr von Hölder: Ich erwähne noch, daß ich auch unbeteiligt bin, weil es sich um ein deutsches Reichsgesctz handelt. Trotzdem trete ich mit aller Kraft dafür ein. Herr vr. Ruprecht: Ich glaube, daß wir das nur unterschreiben können, was von Herrn Voigtländer hier vorgeschlagen wird. Wir enthalten uns positiver Vorschläge, das Reichsjustizamt hat jedenfalls die Pflicht, die allgemeinen Interessen zu prüfen, und wir haben unsere Seele gewahrt. Herrn vr. Strecker: Ich hätte gar kein Bedenken, dem beizustimmen, wenn nicht, wie auch schon hervorgehoben worden ist, damit ein Bruch des Systems herbeigeführt würde. Es handelt sich hier darum, das Individualrecht des Autors zu schützen, und erkennen wir das in anderen Fällen an, so trage ich große Bedenken, hier eine Ausnahme zu schaffen. Gegen die Sache selbst hätte ich gar nichts. — Hat aber ein solcher Protest von uns Aussicht auf Berücksichtigung? Herr von Hölder: Ich glaube ja. Und daun ist es nnsere Pflicht. Herr Schwartz: Es ist bloß eine Beguemlichkeitsfrage für die Herren als Bücherverleger; sie können sich nicht daran gewöhnen, daß sie künftig fünfzig Briefe schreiben müßten, für die sie bis jetzt das Porto gespart haben. Vorsitzender: Ich muß gestehen, ich gehe so gar umgekehrt so weit, daß ich sage: eine derartige Umarbeitung und Adaptierung für die Zwecke der Schule kommt mir im höchsten Grade bedenklich und gefährlich vor. Herr von Hölder: Es wäre ja viel bequemer, die Stücke abzudrucken wie sie sind. Es macht viele Mühe und erfordert eine hohe Pädagogische Bildung. Vorsitzender: Mit der Pädagogik — darüber kann man reden. Jeder Vater ist gewöhnlich sein Pädagoge für sich. Herr von Hölder: Häufig aber ein sehr schlechter. Vorsitzender: Meine herzlichste Teilnahme. (Heiterkeit.) Aber die Sachen, die über die Schulbücher manchmal in die Oesfentlichkeit dringen, sind doch recht bedenklich. Herr von Hölder: Sie dürfen nicht nur mit den Auswüchsen rechne», die sich von selbst unmöglich machen. Geheimrat Daude: Ich würde mir den Vorschlag erlauben, daß Sie unsere heutige Besprechung des Z 23 nur als eine Anregung zu einer etwaigen Aenderung dieses Paragraphen erachten, ohne einen bestimmten Beschluß in dieser Beziehung zu fassen. Wir haben beim Sachverständigenverein auch zwei Punkte gehabt, wo wir sagten: wir wollen keine wesentlichen Bedenken erheben, aber wir wollen es als eine Anregung von seiten der betreffenden Herren betrachten, die speciell darin bewandert sind. Ein ein stimmiger Beschluß wird hier wohl nicht erfolgen können. Vorsitzender: Ich möchte die Sache gar nicht zur Abstimmung bringen, um sie nicht vielleicht zu gefährden. — Er gänzend darf ich vielleicht hinzufügen: wenn die Sache so wichtig ist, wie sie dargestellt wird, und wenn die anderen Kreise sie auch für so wichtig halten, so wird das Kultusministerium sie sofort aufgreifen. Geheimrat Daude: Ganz sicher; auch ich glaube, daß eine Hervorhebung der gegen Z 23 sprechenden Bedenken seitens des Ausschusses sehr viel wert sein wird. Es würde m. E. genügen, wenn Sie sagen: es ist zwar nicht aller Meinung gewesen, aber es ist angeregt und als sehr wünschenswert bezeichnet worden. — Ich möchte aber immer wieder Hochhalten, daß der Autor eine Aenderung eines Geisteswerkes nicht zu dulden braucht. Denken Sie sich, Sie schreiben vielleicht eine Humoreske aus dem großstädtischen Leben und jemand sagt: das Ding ist reizend, ich will es in eine Sammlung aufnehmen, aber die Geschichte mit der leichtfertigen Sängerin und ihrem Liebhaber streiche ich heraus, die Paßt nicht für die Jugend. Was würden Sie dazu sagen? Herr von Hölder: Dann wird der Autor moralisch protestieren und sagen: das gehört herein und muß wieder herein. Vorsitzender: Ich denke wir verlassen diesen Paragraphen und geben die Sache als Anregung weiter.
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