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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1899
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- 1899-11-30
- Erscheinungsdatum
- 30.11.1899
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9170 Nichtmtlicher Teil. 278, 30. November 1899. Unter den Schillerschen Briesen findet sich in der Sammlung Lempertz auch ein ungedruckter an den Buchhändler Crusius, aus Weimar vom 16. April 1789 datiert. Buchhändlerisches Interesse hat auch die aus gelegte sehr seltene erste Originalausgabe von Schillers Dissertation, deren Titel deshalb hier ausführlich wiedergegebeu werden mag. Er lautet: »Versuch über de» Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen. Eine Abhandlung, welche in höchster Gegenwart Sr. Her zoglichen Durchlaucht, während der öffentlichen Prüfungen vertheidigen wird Johann Christoph Friedrich Schiller, Kandidat der Medizin in der Herzoglichen Militär-Akademie. Stuttgard, gedruckt bei) Christoph Friedrich Cotta, Hof- u. Kanzley Buchdrucker.- Das Jahr (1780) fehlt auf dem Titel. Als Signet erscheint ein Mann in einem Kahn, den er durch die Wellen rudert. Von Frhrn. Jos. Friedrich Cotta von Cottendorf, dem Rechtsgelehrtcn, Besitzer der Cottaschen Buchhandlung und dem Verleger von Goethe und Schiller (1764—1832), enthält die Lempertz'sche Sammlung drei Bildnisse, die hier ausgestellt sind. Darunter befindet sich ein ungemein charakte ristisches, eine sehr seltene, nie in den Handel gekommene und nur noch in einigen Exemplaren existierende Lithographie in Großfoliv eines un bekannten Meisters.' Der geniale Mann erscheint hier in Halbfigur im Profil nach links, mit beiden Händen ein Blatt haltend und lesend. Eine außerordentlich hohe Stirne wölbt sich über dem ausdrucksvollen Gesicht, das die Züge eines strengen Ernstes zur Schau trägt. Stark kontrastiert gegen ihn das Porträt seines Sohnes Georg v. Cotta (29. Juli 1796 bis 1. Fcbr. 1863), das in einer Lithographie von Otto Merseburger aus 1864 vertreten ist. Mit seiner eigentümlichen Frisur, den kleinen, etwas zu sammengedrückten Augen und dem struppigen Schnurrbart, mit dem sich ein Vatermörder zu verbinden strebt, macht er mehr den Eindruck eines Hecker-Mannes als eines friedlichen Buchdruckers und Buchhändlers. Seinem etwas rundlichen Gesicht entgegengesetzt ist das Aussehen seines Vaters nach dem Gemälde von Karl Leybold, das ihn als vollendeten Hos- mann in goldgesticktem Rock darstellt. Man traut diesem Herrn zu, daß er mit Schiller und Goethe 1785 die Horen und ein Jahr früher die -Allgemeine Zeitung« gegründet hat und daß er auch im politischen Leben seiner Zeit die hervorragende Rolle gespielt hat, von der uns sein liebe voller Biograph Schäffle erzählt. Außer Cotta ist noch ein bedeutender Verleger Goethes, Schillers, Wielands, Klopstocks, Seumes re. in der Ausstellung mit seinem Bildnis vertreten: Georg Joachim Göschen (1752—1828). Es zeigt in harter Holzschnittmanier einen breit angelegten Kopf mit gutmütigen, aber in telligenten Augen. Dennoch stellt man sich so keinen Dichter vor, als der er uns gleichfalls hier entgegentritt. Das wiedergegebene Gedicht heißt »Lied eines frohen Menschen an die Morgenstunde- und beginnt wie folgt: O glücklich, glücklich jeder ist, der so, wie ich, die Welt vergißt, sich so erfreut in Wald und Flur der hold erwachenden Natur und am Schlüsse heißt es etwas stark hausbacken: O Gott in dir bin ich so reich, bedarf kein Schloß, bedarf kein Reich, mein frohes Herz ist mir genug! Key Käs' und Brod, beym vollen Krug, bey voller Arbeit und dazu Ein Stündchen wohl verdienter Ruh. lieber die Lebensverhältnisse Göschens, der in freundschaftlichen Be ziehungen zu den gefeiertsten seiner Zeitgenossen gestanden hat, und zu den bedeutendsten deutschen Verlegern gehörte, hat M. Chr. G. Lorenz 1861 in Grimma als Programm der kgl. Landesschule eine eingehende Arbeit geliefert. Auch ein achtseitiger Brief von ihm an Elise von der Recke, geb. Gräfin von Medern in Grimma vom 19. Januar 1827 ist hier vor handen, der besonderes Interesse durch einige Aeußerungen über Goethe, Schiller und den Schriftsteller Moritz August von Thümmel beansprucht. -Allerdings haben Schiller und Goethe,- heißt es da, -manches auf ihrem Gewissen, das den Gehorsam gegen die Gesetze locker gemacht hat. . . Bei Schiller lag die Ursache in seiner Neigung, Aufsehen zu machen, durch Originalität; bei Goethe in seiner Verachtung der Menschheit und in der Wertschätzung seines Jchs; bei Thümmel in der Neigung, seinen sinnlichen Vergnügungen keine Schranken zu setzen. . . Schiller war etwas bequem und weichlich. Er mochte nicht gern viel thun, aber gern viel genießeü. Dabei standen seine Finanzen schlecht; die Schriftstelleret sollte diese ver bessern, damit sie das konnte, mußte er originell und auffallend sein. So sind seine ersten Schriften, doch führte ihn sein guter Genius zu der Er habenheit und Größe, die er in seinen späteren Schriften zeigt.- Unter der Abteilung -Goethe- in Leipzig finden wir auch die Konterfeis der Breitkopfs. In Medaillonform treten uns die klugen Gesichter von Bernhard Christoph Breitkops und seinem Sohne Johann Gottlieb Immanuel aus ihren Rahmen entgegen. Ersterer gründete 1719 in Leipzig mit geringen Mitteln die Buchdruckerei und Schriftgießerei, die sich besonders unter seinem Sohne, der im Gründungsjahrc das Licht der Welt erblickt hatte, zu einer der bedeutendsten derartigen Anstalten in Deutsch land entwickelte. Dieser erfand die Kunst, Musiknoten und selbst Land karten mit beweglichen Typen zu drucken, verbesserte den Schnitt der Typen nnd verbreitete so seinen Ruhm über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus. Seine Erzeugnisse fanden Eingang in Rußland, Schweden und selbst in Amerika, was unter damaligen Verhältnissen mehr heißen wollte als heut zutage. Als ein bedeutender Sammler auf typographischem Gebiet brachte er eine bedeutende Menge von Seltenheiten zusammen, deren Katalog drei Bände füllte und die nach seinem Tode im Januar 1794 unter den Hammer kamen. Goethe pflog im Breitkopsschen Hause regen Verkehr. Seine, bei Bernhard Christoph Breitkops nnd Sohn 1770 anonym erschienenen Lieder wurden von seinem Freunde Bernhard Theodor Breitkops in Musik gesetzt; sie gehören zu den seltensten Schriften der Goethelitteratur. Im Breitkopsschen Hause wohnte mit Frau und zwei Töchtern der uns ebenfalls hier bekannt werdende Kupferstecher I. M. Stock aus Nürnberg, dessen Tochter Minna 1785 Christian Gottfried Körner, der Vater des Dichters, heiratete. Mit Stock verkehrte Goethe gleichfalls und erhielt von ihm Unterricht im Kupferstechen und Radieren. Der Beschauer erhält auch gleich zwei interessante, sehr seltene Proben Goethescher Radierkunst: zwei Landschaften mit Wasserfall in sehr schönen alten Abdrücken. Von einem alten Korrektor in der Breitkopsschen Druckerei namens Christoph Gottfried Wendler ist eine prächtige Originalradierung von Professor Adam Friedrich Oeser, dem Direktor der Zeichen- und Maler- schnle in Leipzig und Freund und Lehrer Goethes, vorhanden. Der Alte scheint ein Original gewesen zu sein, denn wir lesen unter seinem Bild nis die radierte Inschrift: Das ist der Philosoph, der keine Meinung stahl, Er lebte fromm und arm, und war ein Original. Was ein Buchhändlerherz noch weiter besonders anziehen wird, sind die in Fülle ausgestellten Illustrationen zu Goethes Werken. Unter den interessanten Sonderbarkeiten macht sich hier eine Karikatur auf die Goethe- Schillerschen Genien für die Trogalien (von C. Fulda in Halle) bemerkbar, die darstellt, wie die von den Dichtern aufgestachelte Rotte einen Obelisken mit den Inschriften: Anstand, Sittlichkeit, Gerechtigkeit, mit allen Mitteln umzustürzen sucht. Goethe erscheint dort als eine Art Faun mit Bocks füßen und Hörnern und wütenden Geberden einen Reifen über sich schwin gend mit der Aufschrift »Thierkreis-, während Schiller, in der Rechten eine Flasche, in der andern Hand eine Peitsche tragend, mit plumpen Stiefeln einherstapst Im übrigen sind die Illustrationen nach dem Erscheinungs jahr der betreffenden Werke geordnet. Die hier in Betracht kommenden sind: Götz 1773, Werther 1774, Egmont 1787, Genien 1796, Wilhelm Meisters Lehrjahre 1796, Hermann und Dorothea 1797, Faust I. Teil 1808 und Wahlverwandtschaften 1809. Den Illustrationen schließen sich alte Drucke an, unter denen auch die Gegenschriften des Berliner Buchhändlers Friedrich Nicolai gegen den Werther figuriren. »Freuden des jungen Werthers, Leiden und Freuden Werther des Mannes. Voran und zuletzt ein Gespräch. Berlin, bey Friedrich Nicolay 1775- lesen wir aus einem altertümlichen Büchlein von 60 Seiten. Ferner sehen wir die Ausgabe von »v. Goethes Schriften-, mit Kupfern, die in 8 Bünden von 1775 bis 1789 bei Christian Friedr. Himberg in Berlin erschienen sind und noch eine Unzahl Ausgaben, wie sie die umsangreiche Goethebibliothck des verstorbenen Geheimen Kommerzien rats Dr. G. v. Mevissen in Köln für die Ausstellung geliefert hat. Der Kölner Gvetheforscher Heinrich Düntzer bildet mit seinen Schriften eine Abteilung für sich. Dennoch bieten die 50 ausgestellten Werke Düntzers nur einen Teil seiner Gvetheschriften. Es ist der einzige von den drei Kölner Männern, Altersgenossen, deren Jugend noch in die Weimarer- Zeit Goethes hineinreichte, dem noch das Licht leuchtet; am 13. Juli 1813 ist er zu Köln geboren. — Wir dürfen uns hier nicht länger aufhalten, denn es gilt noch eine andere Sammlung zu sehen, die gleichfalls unser volles Interesse in Anspruch nehmen wird: Die berühmte Bode-Tillesche Faustgalerie. Es ist das erstemal, daß sie einem größeren Publikum vollständig vor Augen geführt wird; nur in einzelnen Orten: Glasgow, London und einigen deutschen Städten ist sie bisher teilweise ausgestellt worden. Zu zeigen, wie der Fauststoff aus die bildende Kunst eingewirkt hat und wie sich die dreihundertjährige Entwickelungsgeschichte der Faustgcstalt in den graphischen Künsten widerspiegelt, ist der Zweck der überaus reichhaltigen Sammlung. Sie wurde von dem Major a. D. Julius Bode in Sorau in den 1840er Jahren angelegt und nach dessen Tode 1892 von dem jetzigen Besitzer, 2r. A. Tille in Glasgow, erweitert. Die Bodesche Faust bücherei fällt gemäß Bestimmung der Familie Bode nach dem Tode Tilles an die Leipziger Universitätsbibliothek. Bekanntlich liegt den in unzähligen Variationen sich durch drei Jahrhunderte hinziehenden Faustsagen die historische Persönlichkeit des Georg Faust zu Grunde, der um das Jahr 1485 wahrscheinlich in Simmern bei Kreuznach geboren wurde, 1509 in Heidelberg das Baccalaureat er langte und durch die Gunst Franz v. Sickingens Schulmeister in Kreuznach wurde. Dort entlassen, führte er als vagierender Humanist ein aben teuerliches Leben, das ihn in den Ruf brachte, im Besitz übernatürlicher Kräfte zu sein, die sich selbstverständlich lediglich aus einen, von Faust mit dem Teufel eingegangenen Bund zurücksühren ließen. Die Ver wechselung mit dem Mainzer Johann Fust, dem Compagnon Gutenbergs, lag nahe, gab es doch damals auch Leute, die die neuerfundene Buch druckerkunst nur als ein teuflisches Werk zu erklären vermochten. Schon 1587 erschien das erste Faustbuch zu Frankfurt a. M., angefüllt von
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