Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1899
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1899-11-30
- Erscheinungsdatum
- 30.11.1899
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18991130
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189911306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18991130
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1899
- Monat1899-11
- Tag1899-11-30
- Monat1899-11
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
278, 30. November 1899. Nichtamtlicher Teil. 9171 Zauberthateu des im Dorfe Rimlich bei Wittenberg vom Teufel erdrosselten Landstreichers, und bald machten sich Neudrucke notwendig, die fortgesetzt -vermehrt und verbessert- wurden. In der Goetheausstellung finden wir einen »naturgetreuen Abdruck der Uclitio xrivospe des Spiestschen Faust buches vom Jahre 1587, Unikum, im Besitz der kaiserlichen Hofbibliothek zu Wien, früher Hermann Hartung in Leipzig gehörig. Nebst den Varianten des Unikums vom Jahre 1590 mit Einleitung und Anmerkungen von vr. Aug. Kühne, Oberlehrer des Herzog!. Franciscaneums zu Zerbst. Zerbst, E. Luppcs, Buchhandlung 1868-. Neben diesen alten Faustbüchern spielten die Faustsagen in der soge nannten Brieflitteratur (Einblattdrucke) des 16. Jahrhunderts eine Rolle, aber ein Abbild des wunderlichen Mannes ist uns aus jener Zeit aus deutscher Littcratur nicht erhalten geblieben. Dagegen repräsentiert sich Faust in einer englischen Uebersetzung des deutschen Buches, die im Britischen Museum aus 1589 aufbewahrt wird, in rohem Holzschnitt schon als ein Forscher, der mit langem Bart, Barett und Pelzmantel in einem gewölbten Gemach vor einem Folianten sitzt. In der Thür erscheint der Teufel in mensch licher Kleidung. Unter den ältesten Faustbildern der Ausstellung finden wir auch die Szene des Faßrittes in Auerbachs Keller zu Leipzig. In der That wurden schon 1636 in jenem Keller zwei große Holzgemälde mit den übrigens aus Holland stammenden Motiven des Faßrittes und des Weingelages angebracht; wahrscheinlich handelte es sich dabei um nichts anderes als eine recht frühzeitige Reklame. Wie der übermütige Vagant aus vollem Fasse die Treppe hinaufreitet, kann man jetzt noch dort sehen; aber die aus der Holzmalerei angebrachte Jahreszahl 1525 ist gefälscht. Auch die Bilder Rembrandts, die man wohl ohne stichhaltigen Grund als Faust bilder angesprocheu hat, werden uns hier vor Augen geführt, und nun folgt eine Menge von alten Abbildungen. Diejenigen von Jan Joris van Vliet haben für unseren Faustbegriff nichts Charakteristisches. Dieser Faust könnte ein behäbiger, bejahrter, mittelalterlicher Bürgermeister gewesen sein, und in den Darstellungen, die dieser Meister im Verein mit Francois Langlois geschaffen hat, ist der Bürgermeistertypus mehr in den eines Räuberhauptmanns übcrgegangen. Eine Umgestaltung erfährt die Persönlichkeit des Faust durch die Sturm- und Drangperiode in der Littcratur des 18. Jahrhunderts. Die jungen Heißsporne, die jene Bewegung hervorriefen, bemächtigten sich der ihnen sympathischen Faustgestalt, für die es ja gleichfalls Fesseln uud Gesetze nicht gegeben hatte; aber sie verjüngten den alten Mann, als welchen ihn die Sage überliefert hatte, und verwandelten ihn in einen Heros der Menschheit. So erscheint er in einer Vignette der zweiten Auflage des Klingerscheu Faustbuches, und so lernte ihn zweifellos auch Goethe kennen. Auch an ihn trat nun die Notwendigkeit heran, seinen Faust der neuen Auffassung entsprechend zu verjüngen. Ein Mittel dazu bot die Hexenküche, wo sich der Held den Zauberbecher der Verjüngung an die Lippen setzte. Hat Goethe so sich von der bildenden Kunst rektifizieren lassen, so wird umgekehrt sein Faust nun zur unerschöpflichen Fundgrube für die bildende Äünst. In unabsehbarer Reihe führt-uns die Ausstellung die verschiedenartigen Auffassungen der Künstler unseres Jahrhunderts vor Augen, die aber nicht mehr von der Grundidee Goethes abweichen. Da sehen wir die zahlreichen Umrißzeichnungen zu dem Goetheschen Faust von Moritz Retzsch in Dresden, dem damals 26jährigen Künstler, die Meisterwerke eines Peter Cornelius in Dürerscher Manier, deren Widmung an Goethe aus dem September 1815 datiert ist, die kraftvollen Darstellungen Karl Zimmermanns und noch sehr viele andere. Die letztgenannten sind, wie auch das schöne Titelblatt von Cornelius mit Goethe im Mittelpunkt, der Mephisto von Schulz, die Hexenküche Hosemanns und Hensels Geistertraum, nach Angaben des Fürsten Anton Radziwill zu seinen Kompositionen des Faust gezeichnet worden und sollen sich auf Andeutungen stützen, die Goethe selbst über seine bildlichen Vorstellungen vom Faust dem Grafen Brühl gegenüber gemacht hätte. Originelle Auffassung zeigen die 25 Stahlstiche von Engelbert Seibertz. Die Gestalten neuerer Meister, wie Kaulbach, Ramberg, Liezen-Mayer, Gabriel Max, Grützner und wie sie alle heißen, sind bekannter. Ganz modern hat Sascha Schneider in seinen aus 1897 stammenden Zeichnungen — eigentlich nur Randleisten — die Faustszenen, symbolisch aufgefaßt, wiedergegeben. Der Stoff macht es übrigens erklärlich, daß diese Auffassung, wenn auch in anderer Weise, schon in früheren Dar stellungen der Ausstellung angetrosfen wird. Besondere Erwähnung ver dienen noch die stimmungsvollen Zeichnungen August v. Krelings, die hier in Lithographieen auf braunem Grunde wiedergegebenen 12 Kupfer von Ludwig Nauwerck, wenngleich man seinem Faust den Vorwurf macht, etwas philisterhaft zu sein, die 25 kleinen Holzschnitte von Hugo Flintzer und die originell empfundenen Silhouetten von Paul Konewka. In der französischen Abteilung ziehen die acht kleinen, guten Radierungen von A. Lalauze und Cornusche Darstellungen die Aufmerk samkeit auf sich. I. Chifflart, dessen zwei Faustbilder in guten Photo- graphieen sich vorfinden, zeigt den Stil der apokalyptischen Reiter des Cornelius. Von den englischen Darstellungen stechen die wirkungsvollen bunten Blätter von Frank M. Gregory vorteilhaft hervor. Zehn Litho graphieen von Planas und Serrallonga repräsentieren die spanische, und vier Autotypieen von Michel de Zichy die ungarische Faustillustration; sie bieten aber nichts Neues, weder in der Auffassung noch in der Aus führung. Interessante Typen stellen dagegen die volkstümlichen Faustbilder dar, meist Karikaturen und humoristisch-satirisch aufgefaßte Blätter, deren Nennung allein aber schon zu weit sichren würde. Wer außer der Einzel aufführung des gewaltigen Stoffs auch eine vortreffliche Abhandlung darüber aus der gewandten Feder des Besitzers lesen will, der mag sich den Katalog der Kölner Ausstellung kommen lassen, der in Kommission in der I. G. Schmitzschen Buchhandlung erschienen ist. -r. Kleine Mitteilungen. Post. — Bei Postpaketen nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika dürfen mit eisernen Bändern versehene Kisten zur Verpackung nicht benutzt werden; auch sollen die Pakete nicht ver siegelt sein. Gehören mehrere Pakete zu einer Begleitadresse, so muß das für die amerikanische Zollverwaltung bestimmte Exem plar der sonst in doppelter Zahl beizusügenden Zoll-Inhalts erklärung für jedes Paket in einer besonderen Ausfertigung vor handen sein. Es sind sonach beizufügen, wenn zwei Pakete zu einer Adresse gehören, eine Inhaltserklärung mit den Angaben über beide Postpakete und je eine mit den Angaben für jedes Paket gesondert, zusammen also 3 Stück, bei drei Paketen zu sammen 4 Stück. Wechsel-Vordrucke mit der Jahreszahl 189 . (Vgl. Nr. 261 d. Bl.) — Als Ergänzung der Mitteilung in Nr. 261 d. Bl. diene das nachfolgende Schreiben, das die Papierzeitung empfing: -Die Frage, ob die Reichsbank Wechsel diskontieren wird, in deren Ausstellungsdatum die formularmäßig vorgedruckte Jahr hundertziffer 18 gestrichen, verändert, überschrieben oder ein geklammert und durch 19 ersetzt ist, läßt sich nur von Fall zu Fall beantworten. -Allerdings heben Korrekturen in wesentlichen Bestandteilen des Wechsels die Giltigkeit des letzteren dann nicht auf, wenn sie vor der Begebung mit Wissen und Willen der sämtlichen Beteiligten vorgenommen sind. Indessen wäre der Wechseloerpflichtete immerhin in der Lage, aus dem Vorhandensein der Korrektur einen Einwand herzuleiten, der im Prozeß durch einen vielfach nur schwer erbringbaren Gegenbeweis entkräftet werden müßte. Unter diesen Umständen könnte die Reichsbank einen derartigen Wechsel nur ankaufen, wenn die zuständigen Beamten bei vor sichtiger und sorgfältiger Prüfung es für zweifellos erachten, daß die fragliche Korrektur vor der Begebung mit Wissen und Willen der sämtlichen Beteiligten ausgeführt ist, und wenn sie weiterhin die Ueberzeugung gewinnen, daß die Wechsel verpflichteten aus der Korrektur einen Zahlungseinwand nicht entnehmen werden. Ob die Prüfung zu diesem Ergebnisse führt, hängt selbstverständlich von der Lage des einzelnen Falles ab. -Behufs Vermeidung von Weiterungen und Beanstandungen kann hiernach die Verwendung derartig korrigierter Wechsel formulare im allgemeinen nur widerraten werden. Reichsbank-Direktorium. - Papierpreise. — In einer am 26. November in Berlin abgehaltenen Versammlung deutscher Druckpapiersabrikanten wurde, wie gemeldet wird, einstimmig anerkannt, daß ein Notstand in der Papierindustrie trotz der allgemein günstigen Lage von Handel und Gewerbe fortbestehe. Die in der Versammlung vertreten ge wesenen Firmen umfassen eine Tageserzeugung von etwa 9000 Centner Zeitungs-Druckpapier gegenüber einer Gesamterzeugung in Deutschland von täglich annähernd 11000 Centner. Man be schloß einstimmig, die Besserung der Verhältnisse durch eine feste Vereinigung anzustreben, und wählte eine Kommission von sieben Mitgliedern mit dem Aufträge, den geeignetsten Weg hierzu aus findig zu machen. Nach Berichten der Tagespresse teilt die Papierzeitung mit, daß billige Druckpapiere in London schon einen Aufschlag von 15 Prozent erreicht haben sollen. Man erwarte, daß auch bessere Papiere folgen würden. Auch in Deutschland sollen bereits einige Papierfabriken die Lieferung zu alten Preisen abgelehnt haben. Fockendorfer Papierfabrik. — Die Vereinigung der verschiedenen Etablissements hat den erwarteten Erfolg nicht gebracht. Wie die Verwaltung mitteilt, soll deshalb ein An gebot der Simoniusschen Cellulosefabriken, Aktien-Gesellschaft, auf Erwerb der Anlagen in Fockendorf, Fischersdorf und Freyburg a. d. Unstrut nebst Zubehör einer auf den 18. Dezember d. I. einberusenen Generalversammlung vorgelegt werden. Danach sollen diese Fabriken nach dem Stande der Bilanz vom 30. Juni 1899 mit sämtlichen Aktiven und Passiven auf die Simoniussche Gesellschaft übergehen gegen Ueberlassung von 500 000 ^ Aktien dieser Gesellschaft mit Dividendenberechtigung vom 1. Januar 1900 ab und Zahlung von 90 000 ^ bar. Die Fockendorfer 1215*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder