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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.12.1899
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- 1899-12-02
- Erscheinungsdatum
- 02.12.1899
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- Deutsch
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war, nachgewiesen, daß das Missale unbedingt vor 1468 gedruckt worden sein muß. Damit erschöpft sich aber auch die Feststellung der Druck zeit aus liturgischen Gründen. Alles, was nun Misset ferner noch vorbringt und ihn zu dem Schlüsse führt, der auf dem Titel der Broschüre prangt, hat mit dem Inhalt des Missale gar nichts zu thun! Zunächst stellt er fest, daß das Missale in dem Musi schen Katalog, den dieser 1469 in Nürnberg hat verteilen lassen und der bis zum Jahre 1459 zurück bei ihm erschie nene Werke enthält, fehlt. Ich führe das nur an zum Ver ständnis folgender Schlußfolgerung Missets: »Also die litur gischen Ungenauigkeiten, die typographischen Ungeschicklichkeiten, die Abwesenheit unseres Bandes in dem Schöfferschen Kata log, das Fehlen des Festes der Präsentation in unserem Buche, alles das beweist uns, daß der Name Schösser und das Jahr 1470 ausgeschieden werden müssen und daß Herr Copinger im Irrtum ist. Aber dann, welchen Namen aus sprechen und welches Datum festsetzen? Ein einziger Name drängt sich auf: derjenige von Gutenberg; eine einzige Zeit bestimmung, früher als 1450.« (S- 35.) Um diese, an sich überraschende Schlußfolgerung zu ver stehen, muß man wissen, daß das AUssale mit Typen ge druckt worden ist, die höchst wahrscheinlich denselben Stempeln oder Matrizen entstammen wie die Typen, mit denen der Psalter von 1457 gedruckt worden ist, und daß diese Stempel wahrscheinlich von Gutenberg angefertigt worden sind. Wenn also Schösser die Stempel 1455 übernommen hat und sie in seinem Besitz blieben, so muß, wenn das Verzeichnis der Schöfferschen Verlagswerke vollständig und das Missale nicht etwa schon 1469 ausverkauft worden war, der Druck vor das Jahr 1459, das Jahr mit dem ersten Druck im Ver zeichnis, gesetzt werden. Zwischen 1459 und dem Psalter von 1457 kann es nicht gedruckt worden sein, weil es dazu viel zu schlecht ist; also bleibt nur die Zeit vor 1455 und Guteuberg als der Drucker übrig. Da aber die Jahre 1450 bis 1455 höchst wahrscheinlich von dem Druck der 42zeiligen Bibel ausgefüllt wurden — und, so möchte ich hinzusetzen, es ganz unmöglich ist, daß das äußerlich und innerlich höchst unvollkommene Missale gleichzeitig durch denselben Drucker entstanden ist — so kommt Misset auf die Zeit vor 1450. Die Beweisführung hat etwas Bestechendes; aber sie hat auch ihre unbeweisbaren Voraussetzungen. Daß die Stempel von Gutenberg herrühren, will ich annehmen; mög lich ist es aber, daß das daraus gegossene Typenmaterial bei dem Zusammenbruche Gutenbergs 1455 nicht in das Eigentum Fust-Schöffers überging, sondern nur die Stempel und Matrizen. Wir wissen, daß es schon 1454 in Mainz mehrere Druckerpressen gab, denn die Ablaßzettel dieses Jahres weisen das aus. Konnte Gutenberg also vor seinem drohen den Konkurs nicht Typenmaterial verkauft haben? Ich ge stehe, daß dies nicht sehr wahrscheinlich ist; aber es ist immer hin möglich. Haben wir doch in dem Uebergang der Guten- bergschen Typen der 36zeiligen Bibel an Pfister in Bamberg einen Beweis, daß auch in der ältesten uns bekannten Zeit der Druckerkunst das Material schon gewandert ist. Bei dem Beweisgang Missets wird ferner vorausgesetzt, daß die von Gutenberg aus seinen Formen gegossenen Typen stets im Besitz Schössers geblieben sind. Es ist aber auch folgender Fall denkbar: Das Missale ist mit Typen von 30 Punkten Kegelhöhe gedruckt, die, wie gesagt, aus denselben Matrizen stammen, aus denen die Psaltertypen gegossen worden sind. Aber nicht alle Grade, die in letzterem Vorkommen, finden sich auch in dem Missale. Besonders auffallend ist es, daß die zu der kleinen Psalter- oder Missaltype, mit der das Missale ge druckt ist, gehörenden Uncialen fehlen. Sic sind vielmehr I durchgehends mit der Hand eiugezeichnct worden. Diese That- sache ist für Hupp der wesentlichste Beweis, daß das Missale zu einer Zeit gedruckt worden ist, als es die im Psalter vor kommenden Uncialen noch nicht gab. Schösser vollendete seinen Psalter laut Schlußschrift 1457. Als er an die Arbeit ging, wird er sich in seinem Schriften material nach dem für seinen Zweck geeignetsten umgesehen haben. Er wählte dazu die Type, die wir in dem Missale angewandt finden. Diese Type befand sich, so nehme ich mit Hupp an, in seinem Besitz, mag sie nun von ihm selbst gegossen worden sein, mag sie von Gutenberg stammen, mag vielleicht wirklich die erste Bibel, von der die Kölner Chronik spricht, mit ihr gedruckt worden sein. Zu welchem Zweck sie gegossen worden ist, kann nicht ermittelt werden, da außer dem Missale kein früherer Druck auf uns gekommen ist, der sie aufwiese. Jedenfalls braucht die Annahme Hupps, daß sie die erste Type sei, die überhaupt gegossen worden ist, nicht von der Hand gewiesen zu werden. Schösser entschloß sich also zur Anwendung dieser Schrift bei seinem Psalter. Nun ist aber dieser ein Meisterwerk der Druckkunst. Schösser wird sich also mit den schlecht gegossenen Typen nicht be gnügt haben, und außerdem ließ er dafür die großen Initialen, die große Psalter- oder Kanontype und die dazu passenden Uncialen und Versalien schneiden und gießen, also alle diejenigen Schriftgrade, die im Psalter Vorkommen und im Missale fehlen. Dem Mangel der schlecht gegossenen kleinen Psaltertype und den dazu gehörigen Versalien war leicht abzuhelfen; denn Schösser besaß auch noch die Matrizen oder Stempel dafür. Der Guß aus der Hand ist nicht so einfach. Er er fordert einen gewissen Kunstgriff, und es ist deshalb sehr wohl möglich, daß aus tadellosen Matrizen mangelhafte Typen hervorgehen. Auch Hupp nimmt an, daß die schlechten Typen des Missale und die schönen des Psalters aus denselben Matrizen hervorgegangen sind.*) Was lag also näher, als daß Schösser aus den guten Matrizen tadellose Typen goß, mit denen er nun, in Verbindung mit den neu geschnittenen, den Psalter in der Vollkommenheit schuf, wie er sich heute noch präsentiert? Nun war aber doch auf diese Weise sein alter Typen vorrat — kleine Psaltertype und die passenden Versalien — für ihn wertlos, »Schriftzeug« geworden. rLellötksr,« sagt Misset, »stnit UV llabils oomwer^nnt.« Liegt es nun nicht nahe, daß er sich dieses, für ihn wertlosen Schriftenmaterials entäußerte? Mag er es nun nach Bamberg, nach Straßburg oder wohin immer, meinetwegen auch in Mainz selbst an eine Druckerei, deren es zweifellos damals in all diesen Städten gab, verkauft haben, wie heut zutage noch große Druckereien alte Maschinen, die für sie nicht mehr gut genug sind, an kleine Druckereien verkaufen, die damit noch Jahrzehnte lang weiter drucken! Dieser Verkauf braucht gar nicht so früh, er mag erst in den sechziger Jahren stattgefundeu haben, und das mit diesen mangelhaften Typen gedruckte Missale könnte also auch wohl nach 1457 etwa in Basel oder Straßburg oder sonstwo für Konstanz gedruckt worden sein. Freilich will Hupp von der Möglichkeit eines Verkaufes nichts wissen; aber er kann eigentlich nichts anderes dagegen anführen, als daß Fust-Schöffer zu wohlhabend und zu klug gewesen seien, um Material zu verkaufen und sich selbst Konkurrenten zu schaffen. Die Möglichkeit kann man aber ohne nähere Kenntnis der Verhältnisse, wie sie eben unmöglich zu erlangen ist, nicht bestreiten. Hält doch auch Faulmann für möglich, daß die Typen des 1460 in Mainz erschienenen Katholikons an die Bechtermünze in Eltville verkauft worden seien, die damit 1467 und 1469 ') Hupp, Nisssls spsoisls. München 1898. S. 16.
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