Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.12.1899
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- 1899-12-20
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- 20.12.1899
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295, 20. Dezember 1899. Nichtamtlicher Teil. 9757 schaft der beste Cultusminister, den wir seit Altenstein gehabt haben, aber eigentlich nur in den Naturwissenschaften bewandert, im Uebrigcn Dilettant und also nach Dilcttantenart geneigt, auch in das innere Leben der Sprache und der Wissenschaft, das die Be hörden gar Nichts angeht, einzugrcifen. Darum hat Erich Schmidt die einliegende Erklärung entworfen. Sie soll dem Minister und nament lich auch dem jungen Kaiser zeigen, daß gerade die Männer, denen unsere Sprache vertraut und lieb ist, ihr altes stolzes Eroberungsrecht ihr nicht verkürzen wollen. Wir denken aus ganz Deutschland etwa 40 Namen zu sammeln, lauter angesehene Schriftsteller und Redner, nicht allzu viel Professoren. Männer von ganz verschiedener Richtung, Kögel und Harnack, Hehn und Virchow, Klaus Groth, Fontane, W. Jordan haben bereits unterzeichnet. Mommsen, H. Grimm, Rümelin und Andere sind ebenfalls sicher; einige schlechte Stilisten wie der mir schreckliche * * * müssen freilich mitlaufen. Nun können Sie denken, daß uns an Ihrem Namen das Meiste liegt; ich bitte Sie herzlich darum, denn ich meine, ohne Ihre Unterschrift sollte die Erklärung lieber gar nicht veröffentlicht werden .... Die Sache hat offenbar zwei Seiten und läßt sich in Kürze nicht erledigen.k Wir Schrift steller schreiben ruhig weiter, so gut wir unser Deutsch verstehen, und einmal wird die Fremdwörterjagd doch ihr Ende nehmen gleich allen anderen Moden. Aber für die Schulen besteht eine wirkliche Gefahr. Schon bringen die Schulbuben täglich neue Wortungethüme heim, die ihnen als Verdeutschungen für Revolution, Redaction u. s. w. eingebläut werden. Hätten wir uns vor zehn Jahren rechtzeitig geregt, so würde Puttkamer seine Orthographie nicht eingeführt haben; hinterher schämte er sich selbst darüber. Sollen wir jetzt zuwarten, bis einige geheime Oberschulpedanten einen Index verbotener Fremdwörter für die Schulen aufstellen und Ihre Journalisten mit draufsetzen? Ich glaube sicher, Goßler hält ein, sobald er erfährt, wie die wirklichen Kenner der Sprache urtheilen-. — Die Antwort Freytags lautete: -Wiesbaden, 26. Febr. 89. Lieber Freund. Es ist ja richtig, daß die Sprachreiniger von der fruchtbringenden Gesellschaft bis über Karl Müller herab sehr viel Thörichtes verordnen wollten und uns oft lächerlich erscheinen. Dennoch hat die Agitation, deren Vertreter sie waren, weit mehr Segen als Nachtheil gebracht. Denn sie haben Hunderttausende an Perücke und Zopf gezogen und ge mahnt, auf das deutsche Sprachgut gegenüber den neuen Importen zu achten. Auch die tausend kleinen Pedanten des Sprachvereins, meist Schulmeister, helfen dazu, das Verbummeln der Tagespresse und der Beamtensprache zu bändigen, und wenn sie, wie hier am Rhein merkbar wird, eifrig und gläubig gegen französische Speise karten und Butikenschilder kämpfen, so mahnen sie auch die Jugend, noch aus anderen Gebieten als dem der Sprache ihr Deutschthum hochzuhalten. Ich selbst verdanke dieser Polizeiwirthschaft, daß ich aufmerksamer auf den deutschen Ausdruck und sparsamer im Ge brauch der Fremdwörter beim Schreiben geworden bin. Deshalb bin ich geneigt, ihre Abgeschmacktheiten mit guter Laune zu be trachten und mich sogar über Daniel Sanders so wenig als mög lich zu ärgern. Nun ich denke, Sie haben im Grunde dieselbe Empfindung, und es ist bei uns, wie sonst zuweilen, nur die Nuance, welche Temparement und Alter zutheilen. Wenn die Racker aber für ihre Erfindungen Staatshilfe fordern, so hört allerdings der Spaß auf, und ich bin gern bereit, eine Ver wahrung dagegen zu unterschreiben. Das zu Gericht Sitzen über hervorragende Schriftsteller macht den Eindruck, als ob wir uns durch den Lärm dieser Sperlinge angegriffen fühlten. Für Ihren Brief und Ihre gute Meinung bin ich Ihnen herzlich dankbar. Immer in Treue Ihr Freytag.» Ein Ungar über die zeitgenössische deutsche Lttte- ratur. — Herr Josef Baitz richtet aus Maros-Portus die folgende Zuschrift an die Schriftsteller-Fachzeitung -Das Recht der Feder-: -Töth Bela, ein bekannter magyarischer Schriftsteller, nimmt in einer Besprechung über den Bücherkauf im Pesti Hirlap zu folgender Auslassung das Wort: . . Aber cs besteht ein anderes, wirklich großes Uebel, und dieses Uebel ist, daß die deutschen Bücher sehr gesucht sind. Döczy Lajos nennt mich einen Germanophoben. Sehr wahr, besonders, wenn es sich um die Herren Paul Lindau, Rosegger und Kadelburg handelt. Gegen Goethe, Kleist, Heine und einige andere ältere Herren bin ich nachsichtiger. Jakob Ödön wird in meinen Augen zum Dichterkoloß, wenn ich das Pygmäen-Volk des jetzigen deutschen Schrifttums betrachte. Mit Verlaub! . . . . Solchen Bankerott hat die Belletristik seit Kadmus nicht erlebt. »»Und trotzdem treibt Deutschland einen Handel mit dieser Belletristik, -soweit die deutsche Zunge klingt-: und auch in Ungarn leben einige Tausend geschmacklose Menschen, die diese schrecklich überflüssigen und armen Bücher in ihren Häusern dulden. Warum sie sie dulden? Weil ihr Hirn noch nicht genügend magyarisch ist, um mit Mut zu urteilen und zu sagen: wenn dies dem Deutschen gefällt, wohl ihm; aber uns möge es fern bleiben, denn SechtundstchjW« Jahi-au». selbst unsere Schriftsteller dritter Größe sind bedeutender als dort die Ersten. Es ist die Eingebung des Germanismus ihrer Seele, daß sie über Hals und Kopf deutsche Bücher kaufen, be sonders wenn diese bildergeschmückt sind. Jene mäßig be gabten Verfasser werden nämlich häufig der Ehrung teilhaftig, in Prachtausgabe zu erscheinen. Ehrung? Vielleicht nicht Ehrung, sondern Folge jener Thatsache, daß in Deutschland Papiermühlen, Buchdruckereien rc. in großer Zahl vorhanden sind, und diese brauchen Arbeit. So ergiebt sich denn das traurige Wunder, daß obskure und schlechte Poeten mit einem Kleide behängen werden, wie es wohl eines Goethe würdig ist. Denn Haupt sache ist, das Papier mit Buchstaben und Bildern voll zu malen, da die Menschen für weißes Papier weniger bezahlen. Wenn ich so ein teures und prächtiges, aber hundemäßig minderwertiges Buch im Hause eines Ungarn erblicke, denke ich an den Enkel, der dieses oorxus ckslieti des schlechten Geschmacks seines Großvaters einst beschämt dem Hausboden überantworten wird. --Auch die Jugendlitteratur des Deutschtums ist schwach. Und auch deren beste Hervorbringung ist bei uns schädlich, weil es unsere Kinder im Denken und Fühlen fremd macht. Bei wie vielen ungarischen Familien sah ich nicht deutsche patriotische Bücher! Der ungarische Jüngling, der nicht einmal weiß, auf welchem Baum der Jardeleutnant wächst, saugt den Geist der den preußischen Militarismus verherrlichenden Prachtwerke ein. Das ist die nämliche verrückte Verkehrtheit, wie wenn man im Urania- Theater die Herzen dadurch höher schlagen machen will, daß man die Flagge stolz über dem Eismeer wehen (in Berlin: Hurrah! in Budapest: Schweigen) und -Germania- ruhmvoll die grünen Wogen teilen läßt (in Berlin: Jottvoll! in Budapest: möge sie nur, wenn sie nichts anderes zu thun hat!). Deutscher Patriotismus, deutscher Hochmut tönen auch aus den (glauben Sie mir: nicht immer wertvollen) belehrenden Werken. Diese Werke mögen unsere Schriftsteller lesen und daraus lernen: erstes Gebot sei der nationale Gesichtspunkt.-- Herr Josef Baitz bemerkt dazu, und das mag uns trösten: -Er läßt wenigstens Goethe und einige Andere gnädig passieren, die er wohl ebensowenig gelesen haben wird wie Rosegger u. s. w. Zur Ehre der magyarischen Schriftsteller sei indessen hervorgehoben, daß Herr Töth Bola mit seiner Meinung ziemlich vereinzelt dasteht und die Germanophobie, die ihm auch Berufsgenossen zum Vor wurf machen, monopolisiert.« Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Verlags-Verzeichnis Weihnachten 1899, von Hermann Coste- noble inJena. Gr. 8". 24 S. mit Jllustrationsproben. OatalvAus ok Lsoonä-Lanä Loolcs in 6snsral llltsraturs — kkirst Lckitioiw ok LvAlwll ^utdor8 — Nanz? Out ok Lrint anci Loares Loolw — Oopiss ok Loolcs printscl in lurnitsck Lclitions, okkorsci kor 8s1s at tbs annsxsci oasll prioss DsiAÜton Loli L Oo. in OawbriäAs. 8". 32 8. Nittsilnn^sn äsr Vsrla^sbuolldanälunß; 8. 6. Isubnsr in 8sipri§. 32. üallrxang 1899, Nr. 5/6. 8». 8. 133-184. Neue Dichtergruppe. — Der Pariser Figaro berichtet über eine Vereinigung junger dichterischer Talente, die sich -Dichter der Zukunft- nennen und am 10. Dezember ihre erste Sitzung im Vcreinshaus der Gelehrten Gesellschaften zu Paris abgehalten haben. Diese jungen Dichter gehören großenteils den höheren Btldungsanstalten an: der Ecole Normale, Sorbonne, Ecole des Mines, des Beaux Arts rc. Jean Carrsre, der seit mehr als fünf Jahren als eine Art Moralapostel die Provinzen von Südfrank reich bereist und überall das Wiederaufleben des Provinzgcistes und die Eintracht der Völker als deren Wirkung predigt, hielt die Eröffnungsrede über das Thema -Die Mission des Dichters-. Russische Studenten. — Für russische Universitätszustände ist es bezeichnend, daß an der Moskauer Universität 486 Studenten wegen Nichtbezahlung des Kollegiengeldes die Entlassung droht. Die ärmsten Studenten sind bereits von der Bezahlung entbunden, und die Summen, die für Bezahlung von Kollegiengeldern ge spendet waren, sind aufgebraucht. Die einzige Hoffnung der aus geschlossenen Studenten bleibt die Privatwohlthätigkeit. Neubauten für graphische Kunstanstalten. — Die Firma Meisenbach Riffarth L Cie. in München siedelt nächster Tage in ihren Neubau, Landwehrstraßc Nr. 57/59, über, der dem Betriebe dieser bestens bekannten Anstalt für moderne Repro duktionstechnik eine umfassende Vergrößerung gestattet. Auch das Berlin-Schöneberger Etablissement dieser Firma führt zur Zeit nach Ankauf eines benachbarten Grundstücks einen Neubau aus, in dem die ausgedehnten Einrichtungen der Anstalt in bester Weise untergebracht und erweitert werden können. 1891
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