Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1902

108 ^ 3, 4. Januar 1902. Nichtamtlicher Teil. ein Ausschuß für die deutsche Beteiligung gebildet hat. Die -National-Ztg.- erfährt über die deutsche Beteiligung folgendes weitere: Das Reich wird zwar von einer offiziellen Beteiligung absehen, aber die maßgebenden Faktoren legen im Hinblick auf das Vorgehen der übrigen Staaten, die die Ausstellung beschicken, sowie in Anbetracht der bedeutsamen Fortschritte, die die neuere kunstgewerbliche Richtung gerade in Deutschland gemacht hat, großen Wert darauf, daß auch das moderne deutsche Kunstgewerbe in würdiger Weise auf der Turiner Ausstellung zur Vertretung gelangt. Der Verband der deutschen Kunstgewerbevereine, dessen derzeitiger Vorort München ist, hat daher die Organisation der deutschen Beteiligung in die Hand genommen und neben dem Ver waltungsausschuß einen Arbeitsausschuß ins Leben gerufen, dem hervorragende künstlerische Kräfte moderner Richtung aus ver schiedenen Kunstcentren des Reiches (Berlin, München, Dresden, Karlsruhe und Darmstadt) angehören. Für die deutsche Abteilung soll eine besondere, in sich geschlossene Gallerte von etwa 800 Quadratmetern Flächeninhalt hergestellt werden, an die im Bedarfsfälle noch seitliche Sonderbauten angelehnt werden können. Da auch im übrigen die mit dem Turiner Ausstellungskomitee gepflogenen Verhandlungen zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt haben, sind alle sachlichen Vorbedingungen für eine Erfolg verheißende Beteiligung des deutschen Kunstgewerbes an der Aus stellung gegeben. Die pekuniären Schwierigkeiten sind ebenfalls so gut wie gehoben, da das Deutsche Reich einen Zuschuß zu den Kosten der Beteiligung geben will. Diese Nachricht klingt für jeden Freund der deutschen Kunst sehr erfreulich. Hoffentlich be nutzen die Männer, denen bei dieser außerordentlich wichtigen Gelegenheit das Wohl des deutschen Kunstgewerbes anvertraut wird, nun auch die verschiedenartigen Erfahrungen, die man vor zwei Jahren in Paris gemacht hat. Iväsx librorum probibitoruw. — lieber den römischen Index der verbotenen Bücher von 1900 giebt Heinrich Stümcke im Dezemberhest der Zeitschrift für Bücherfreunde interessante Mit teilungen. Er kommt dabei, wie die Leipziger Zeitung mitteilt, zu folgenden Ergebnissen: Die Hauptmasse der verbotenen Bücher bilden noch immer die aus der Feder sogenannter Apostaten, Häretiker und Schismatiker stammenden und diejenigen von Nicht katholiken, die sich in irgend welcher kritischen Form mit dem katholischen Glauben beschäftigen. So finden wir denn Montaigne, Montesquieu, Malebranche, Locke, Spinoza, Giordano Bruno, Hugo Grotius, Lammcnais, Pascal, Holbach, d'Alembert, Diderot, Voltaire, Rousseau, Friedrich den Großen unbedingt, Descartes mit Einschränkungen verboten. Von neueren religiös-philosophischen Autoren sind Strauß und Renan, Friedrich, Frohschammer und Schulte verpönt, desgleichen Auguste Comte und Victor Cousin, Michelet und Stuart Mill, Gibbon, Mignet, von Kant nur die «Kritik der reinen Vernunft-, die Geschichten der Philosophie von Buhle, Schwegler und Tennemann, Taines englische Litteratur- geschichte, Rankes Päpste und Gregorovius' Monumentalwerk über das mittelalterliche Rom, Sabatiers Leben des heiligen Franz v. Assisi und Larousses große Encyklopädie. Das bekannte Er bauungsbuch des Thomas a Kempis ist in einer nicht approbierten Ausgabe ebensowenig gestattet wie Zschokkes -Stunden der Andacht- und Zimmermanns Betrachtungen über Nutzen und Nachteile der Einsamkeit. Von Balzac, George Sand, Eugen Sue, Murger, Dumas' Vater und Sohn, Pigault-Lebrun, Zola sind sämtliche Schriften verboten. Victor Hugo erscheint mit -Missrables- und -Notre-Dame- auf der Liste, Flaubert mit Madame Bovarp und Salambö, Heine mit den Reisebildern und Neuen Gedichten, Lenau mit den Albigensern. Dagegen stehen Nietzsche, Feuerbach, Schopenhauer, Darwin, Haeckel, Marx, Engels und Bebel nicht aus dem Index. Ada Negrr, Graf, Ferri und Mantegazzä find streng verboten. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Militär-Wisssvsobakt. Krisgsgesobiobts. Marius. Sport, äagä. Dusll. Das Spiel unck ckis Spiels. Katalog XXIIl äss 8üä- äsutsobsu Lvtiqaariats in Müuvbsn, Lalsrisstr. 20. 8°. 58 8. 1450 Xru. Neuer Bücher-Verlag von Breitkopf <L Härtel in Leipzig. 1901. Nachtrag zum Verzeichnisse des Bücher - Verlages. 8°. 10 S. Misosllausa. Latalogo Xo. 122 von Larlo Linusen in Darin. 8". 52 8. 1240 Xuwmsrn. Db^sik. Lbsmis. Dsobnologis. Ingsnisarwisssnsobaktsn. Dsrg- uncl Lüttsnrvsssn. Katalog 107 von Drisäriob Loben, Antiquariat in Lonn. 8". 30 8. 557 kirn. Latalogus msnsusl äs livrss ä'ooeasion anoisns st rnoäsrnss Xo. 214 äsl'anoionns librairis Dorbon Dsrs ä Daris. 8". 68 x. 1215 ns. XatarvLssensobaktsn. Db^sik, Lbsmis, Xstronowie, pb^sikal. Leo- graxbis. Lntiqu.-llatL.lvg Xo. 25 von äaoob Dirnbosok's Daobbanälung unck Lntiquariat (Käuarä Lsz-sr) in Wisu. 8". 93 8. 2346 Xuwmsrn. Dibliograpbisobsr Monatsbsriobt übsr nsu srsobisnsns Scbul- unck Dnivsrsitätssobriktsn (Dissertationen — Drograwwabbanäluugsn — llabilitationssebriitsn sto). Unter Mitwirkung unck mit Dntsrstütsung msbrsrsr Ilnivsrsitätsbsböräsn brsg. von äsr 2sntralstslls kür Dissertationen unck Diagramms äsr llueb- banälung Lustav Dook L. m. b. 8. in Dsixrig. XIII. äabr- gang. Xr. 3, 1. Ds-smbsr 1901. 8«. 8. 41—48. Xr. 1020—1212. Xsusrwsrbungsn sto. 1899—1901 von Lustav Dook Vortag, Vsrlagsbuobbanäiung unä Lrassantiquariat in Dsiprüg, Krsur- strasss 15. Xaobtrag rum Dagervsr^eiebnis Xr. 150. gr. 8". 16 8. Ilaobinsisters Diterarisebsr Monatsbsriobt kür Lau- unä Ingsnisur- wisssosobaktso, Klsktrotsobnik unä vsrwanäts Lsbists. Dsiprig, Vsrlag von Laobmsistsr L Dbal. VII. äabrgang, Xr. 12, Dsesmbsr 1901. 8". 8. 185—200 nsbst 8oblüsssl. 8taatswisssnsobaktsn unä Dolitik, Xationalökonomis unä 8ooial- wisssnsobaktsn. Lntiqu.-Katalog Xo. 140 vonäosspb äolowior in Dosen. 8". 70 8. 1959 Xummsrn. Ksgan Daul, Drsnob, Drübnsr L 6o. (Donäon 1V6.), montblx gNLstts ok Kngllsb litsraturs, oontaining a olassiüslä list ok xublieations issusä äuriug tbs montb ok Xovsmbsr 1901. Dsx.-8«. 20 8. IVisnsr Lüobsr-Vsrstsigsrung am 13. äanuar 1902 unä äis kolgsnäsn Dags. — Vsrrisiobniss sinsr rsiobbaltigsn Dibliotbsk, entbaltsnä wsrtvolls illustrisrts Wsrks übsr Kunst, bssonäsrs äss Lltsrtums, Ksissn, soböns Ditsratur, 8praobwisssnsobakt, Musikgssobiobts, Musikalisn unä äsrgl. msist in snglisobsr unä kran^ösisobsr 8praobs. gr. 8". 36 8. 1378 Xrn. Versteigerung am 13. äanuar u. kolg. Vage äurob Kubasta <L Voigt in IVisn I, Sonnenkslsgasss Xr. 15. Lutograü. Latalogo Xo. 27 von Dranossoo Dsrslla in Xsapsl. 8°. 24 8. 384 Xrn. VvFugss, vuospittorssquss, topograpbis, bistoirs äs tous los pazrs, liurope, Lsis, Lkrique, Lmsriqus, Lustralie. Divres—Ilstampss — Dessins. Latalogus äs R. IV. D. äs Vriss ä Lmstsräam. 8". 165 8. 1631 Xrn. Loetbe. 8obillsr. — Lboäowisoki. Lallot. Lollar. — Doeoi. Kiobtsr. 8obwinä. 8tsinls. — Kupksrstiobs. llolxsebnitts. Ditbograpbisn. — Lquarslls. LanäLsiobnungsn. — Listorisobs Dlättsr. Karikaturen. Kostümblättsr. — IVerks a. ä. Leb. ä. Kunst u. Ditsratur. — Dortraits. Lutograpbsn. — Drankkurt a. M. — 8tääts-Lnsiobtsn. Katalog 3 von Max2isgsrt in Drankkurt a/Main, Lstbmannstr. 56, I. 8". 58 8. 1382 Xrn. Geschäftsjubiläum. — Den in der letzten Nummer des Börsenblattes 1901 genannten Firmen, die am 1. Januar 1902 ein Jubiläum ihres fünzigjährigen Bestehens feiern durften, reihen wir nachträglich und gern die ehrenwerte Buchhandlung A. Hitschfeld in Ncurodc an, deren Inhaber seit dem 1. Oktober 1897 Herr Alois Edelmann ist. Auch ihm sprechen wir bei diesem Anlaß unsere achtungsvollen Glückwünsche aus. Erscheinungsfest. — Auf das Erscheinungsfest (Hohe Neu jahr), Montag, den 6. Januar 1902, das in Sachsen als kirch licher Festtag gefeiert wird, sei für den Verkehr mit Leipzig hier durch wiederholt aufmerksam gemacht. Personalnachrichten. Jubiläum und Auszeichnung. — Das Jubiläum seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens konnte am 1. Januar 1902 der Verlag der Chemiker-Zeitung in Köthen (Anhalt) feiern. Dem thätigen Inhaber und Leiter dieses Geschäfts, Herrn Dr. G. Krchuse, ist bei diesem ehrenden Anlaß der Titel «Professor- verliehen worden. Jubiläum.— Das Jubiläum seines ununterbrochenen fünf undzwanzigjährigen Wirkens in der Buchhandlung des Waisen hauses in Halle a/S. feierte am 2. d. M. Herr Paul Vetter. Herr Vetter hat schon seine buchhändlerische Lehre in diesem Hause durchgemacht; später war er in Straßburg, München und Rostock im Berufe thätig und seit Anfang 1877 gehört er der Sortiments- Abteilung des genannten großen Geschäftes in Halle a/S. wieder an. An seinem Ehrentage wurden ihm viele verdiente Aufmerksam keiten zu teil. Jubiläum. — Der Buchhändler Herr Jean Kobel in Stuttgart durfte am 2. d. M. auf eine ununterbrochene Wirksam keit in der dortigen angesehenen Verlagsbuchhandlung Ferdinand Enke zurückblicken. Er ist am 2. Januar 1877 als Gehilfe dort eingetreten, nachdem er schon vorher einige Jahre in H. Linde manns Buchhandlung dort thätig gewesen war.