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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-01-21
- Erscheinungsdatum
- 21.01.1902
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- Deutsch
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16, 21. Januar 1902. Nichtamtlicher Teil. 629 Ferner fanden Erklärung: das Bräunen öliger Paus papiere, mißlungene Anfertigung von Lichtpaus- und Photo graphiepapieren, die ungenügende Beschaffenheit von Spulen papieren, die Eigenschaften von Einwickelpapieren für Mol kerei- und Käsefabrikation, die das rasche Verderben der darin eingewickelten Produkte herbeiführten, Schädigung feiner farbiger Seidenwaren durch säurehaltige Einwickelpapiere und dergleichen. Ganz besonders wichtige und oft schwer zu beant wortende Fragen wurden von der Druckindustrie eingeliefert. Die Ursachen hoher Dehnung von Elfenbeinkarton in feuchter Luft und dessen Schrumpfen in trockener, waren zu suchen. Das Nachlassen der Leimfestigkeit bei Kontobuchpapieren und Formulardruck, ungeachtet ursprünglich hohen Leimungs grades mußten erklärt, Ursachen von Fehlern an Kunstdruck-, Chromodruck-, Etiketten- und Tabakpapier gesucht werden, nachdem sich deren Mangelhaftigkeit im Gebrauch erwiesen hatte. Aus dem Kreise des Leipziger Buchgewerbes erging von sehr beachtlicher Seite die Anregung an die Anstalt, ihren Wirkungskreis auf Prüfung von Druckfarben auszudehnen. Hierzu hat sich die Anstalt bereit erklärt und hat durch umfassende Vorarbeiten und Einstellung eines weiteren Chemikers dieser Anregung angemessen Rechnung zu tragen versucht. Wie in früheren Jahren fanden auch im letzten einige Papiertechniker uud erfahrenere Fachleute in der Anstalt Gelegenheit, sich in kurzer Zeit (1 bis 2 Monate) mit den nötigsten Kenntnissen und Erfahrungen in der Prüfungs praxis auszurüsten. Im November v. I. beendete ein Hospitant seine Thätigkeit in der Anstalt, um die Leitung einer großen mexikanischen Fabrikanlage (Papierfabrik) zu übernehmen. Für den Buchhandel besonders und auch für das Aus land ist es erwünscht erschienen, eine Auskunft- und An nahmestelle im sogenannten Buchhändlerviertel Leipzigs zu errichten, was durch Uebertragung der Vertretung an die Verlagsfirma G. Hedeler (Exportjournal), Leipzig, Nürn- bergerstraße 18, vor Jahresschluß erfüllt ist. Leipzig, 2. Januar 1902. Otto Winkler, Uferstraße 8. Die älteste Karte mit dem Namen »America«. Bekanntlich wurde die 1492 von Columbus entdeckte neue Welt nach dem Vornamen Amerigo des Italieners Vespucci Amerika be nannt. Vespucci war 1451 in Florenz geboren und nahm 1499—1500 an einer Expedition nach Venezuela teil. 1501 und 1503 unternahm er noch zwei Reisen nach dem neuen Kontinent. Die Briefe Vespuccis über seine Reisen wurden in vielen Auflagen gedruckt, als Flug blätter verbreitet oder seit 1507 in Sammelwerken gedruckt und vervollständigt in die Raccolta oder Sammlung neuer Reisen aus genommen. Bereits 1507 erschien zu Vicenza in sechs Büchern -kassi vovamsvts rstrovati et dlouo Llovcio äa ^lbsrioo Vssputio Illorsntivo intitalato- von dem venetianischen Kosmographen Alessandro Zorgi. Diese neue Welt wurde 1508 durch den Nürn berger Arzt Jobst Ruchamer in deutscher, 1515 durch du Redouer auch in französischer Uebersetzung herausgegeben. So wurde der Name Vespuccis bei allen Gelehrten bekannt, während Columbus schon bei Lebzeiten fast vergessen war. Darin liegt auch der Grund, daß die neue Welt nicht nach dem Entdecker benannt worden ist. Schon beim ersten Druck des Briefes von der zweiten Reise 1502 wurde die neue Welt und Albericus Vespucius mit einander in Verbindung gebracht, als ob Vespucci sie entdeckt hätte. Aber der Vorschlag, die neue Welt Amerika zu nennen, ging von Martin Waldseemüller aus Freiburg i. Br. aus, der 1507 unter dem grä- cisierten Namen Hylacomylus oder Jlacomilus die Reisen Vespuccis aus dem Französischen übersetzt in dem Buche OosmoArapbias intro- äuotio oto., ivsuxsr quatuor Lmsrioi Vsspuoii narigatiovss heraus gab. Das Werk Waldseemüllers (oder Waltzemüllcrs) erlebte 1507 vier Ausgaben und wurde 1509 nochmals gedruckt. Der Vorschlag Waldseemüllers, die neue Welt dem Vespucci zu Ehren Amerika zu nennen, fand bald allgemeinen Anklang. Börsenblatt sür den deutschen Buchhandel. 6g. Jahrgang. Waldseemüller hat auf dem Gebiete der Kartographie Hervor ragendes geleistet. Er hat zuerst das Ptolemäische Weltbild durch Portulankarten zu ergänzen und zu berichtigen unternommen; er hat zuerst die neuen überseeischen Entdeckungen der Spanier und Portugiesen in Karten eingezeichnet und durch den Druck weiteren Kreisen des Volkes zugänglich gemacht; er hat ferner zuerst große aus mehreren Blättern bestehende Wandkarten gezeichnet und durch den Druck vervielfältigt. Von den großen Karten Waldseemüllers lassen sich litterarisch folgende Nachweisen: 1. die Weltkarte von 1507, die zu dem in diesem Jahre zu St. Die gedruckten Werke: OosmoAraxbias Introäuetio etc. gehörte; 2. die Oarta Itinsraris, Europas, die 1511 mit einem erklärenden Texte von M. Ring mann (kbilssiuss zu Straßburg erschien; 3. die Oarta, Llarina, die Abr. Ortelius in seinem Nboatrum Orbis Vsrrarum als in 6sr- maoia sclitum ohne Angabe des Jahres aufführt. Von allen diesen Karten waren bis vor kurzem nur Beschreibungen und reduzierte Nachbildungen bekannt. Die Originale galten als verloren. Nun berichtet Professor vr. Fr. R. v. Wieser in Petermanns Mitteilungen (47. Vd. 12. Hst.), daß er, seit Jahrzehnten den Spuren Waldseemüllers nachgchend, zwar die Oarta itinsraria, Europas aufgesunden habe, daß aber seine Nachforschungen nach den beiden großen Weltkarten bisher erfolglos gewesen seien. Vor kurzem hatte aber ein früherer Hörer von Wieser, der Professor P. Jos. Fischer in Feldkirch, das Glück, die beiden so lange ver geblich gesuchten Weltkarten Waldseemüllers endlich zu finden und zwar beide auf einen Griff. Anläßlich einer wissenschaftlichen Arbeit durchforschte Professor Fischer die reiche Bibliothek des Fürsten Waldburg auf Schloß Wolfegg in Württemberg und stieß bei dieser Gelegenheit in einem Foliobande der Kupferstichabteilung auf die beiden Karten. Professor Fischer setzte Professor v. Wieser sofort von seinem Funde in Kenntnis, und letzterer berichtet nun in Petermanns Mitteilungen über die für die Kartographie wich tigen Denkmäler. Beide Karten sind Holzschnittdrucke. Jede derselben umfaßt 12 Folioblätter, die in drei Zonen zu je vier Blättern aneinander zu reihen sind. Die Blattgröße beträgt 45,5 om Höhe, 62 am Länge. Die vorliegenden Exemplare sind stark beschnitten. Die Holzschnit- fläche variiert in den einzelnen Zonen und Kolumnen. Die Karten blätter sind einmal gebrochen und als Großfoliobogen gefalzt und gebunden. Auf der Innenseite des Vorderdeckels ist das Lx libris des Kosmographen Johannes Schöner eingcklebt. Trotz der für jene Zeit erstaunlich hohen Auflage — von der Weltkarte von 1507 sind tausend Exemplare abgezogen worden — scheinen nur die Exemplare von Wolsegg erhalten geblieben zu sein, und diese sind keine Reindrucke, sondern nur Probeabzüge. Die Weltkarte von 1507 trägt am untern Rande folgende Inschrift in Kapitalbuchstaben: Uaivsrsalis Oosmograpbia. ssaunckum ptbolomaoi trackitionsm st ^msriai Vsspueii aliorumqus lustrationss. Besonderes Interesse erregt aber die Weltkarte durch ihre Dar stellung der neuen transatlantischen Entdeckungen. Haben wir es doch mit der ältesten gedruckten Karte zu thun, in welche diese eingetragen erscheinen, und zugleich mit der ältesten Karte, auf welcher die neue Welt den Namen ^.msrioa trägt. Waldseemüller hat diesen Namen im Sinne des von ihm in der OosmoZrapbias Ivtroäuotio gemachten Vorschlages in den südlichen Kontinent der neuen Welt eingetragen. Unmittelbar über dem Wendekreise des Steinbocks liest man hier zum erstenmale das später so bedeutungs voll gewordene Wort ^msriea. Die Oarts, Nariva von 1516 trägt in dem Wolfegger Sammel bande am obern Rande durch alle vier Blätter fortlaufend in Kapitalbuchstaben folgende Inschrift: Oarta Narirm vavi^atoria. kortuAalisn. vaviAatiovss atqus tooius ovAviti orbis tsrrs marisqus kormam naturamqus situs st tsrminos vostris tsmporibus rsoo^vitos st ab antiquorum traciitions äiLsrsotss, soiam quor. vstusti non msminsrunt autorss, bso Asnsralitsr inäioat. Waldseemüller hatte aus den ihm seit 1507 zugänglich ge wordenen Reiseberichten erfahren, daß nicht Amerigo Vespucci, wie er früher angenommen hatte, der erste Entdecker der neuen Welt sei. Konsequenterweise ließ er daher die von ihm vor geschlagene Benennung des neuen Kontinents fallen. Der Name Amerika erscheint auf der Oarta Nariva nicht, ebensowenig wie bereits auf den von Waldseemüller für die Ptolemäus-Ausgabe von 1513 gezeichneten Karten. Aber es war zu spät. Die in tausend Exemplaren gedruckte Weltkarte von 1507 und ihr Be gleitwort, die OosmoArapbias Introcluotio, hatten bereits eine zu große Verbreitung gefunden und einen zu mächtigen Eindruck ge macht. Diese Spur ließ sich nicht mehr verwischen. In dem außergewöhnlich tiefgreifenden, räumlich ausgedehn ten und zeitlich andauernden Einfluß, den die Waldseemüllerschc Weltkarte von 1507 auf die Entwicklung des Weltbildes genom men hat, liegt die eigentliche Bedeutung dieses kartographischen Denkmals viel niehr als in dem Umstande, daß auf ihr der Name Amerika zuerst erscheint. Die beiden großen Weltkarten Waldseemüllers, die in der 84
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