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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1902
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- Deutsch
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27, 3. Februar 1902. Nichtamtlicher Teil. 1047 nach langen, harten Kämpfen im Parlament entstanden im Jahre 1835 die sogenannten September-Gesetze, die unt^r anderem auch speziell der Presse wieder verschiedene Freiheiten nahmen, im übrigen jedoch die fortschreitende Entwickelung des Zeitungswesens in keiner Weise hinderten. Im Gegenteil, sie hatten einen Fortschritt unmittelbar im Gefolge, eine Umwälzung im Zeitungswesen selbst, die den Zeitungen neue Wege wies und einen nie geahnten Aufschwung im Preß- wesen herbeiführte, die dem ganzen darauf folgenden De- ccnnium ihren Stempel aufdrückte: die Herabsetzung des Abonnementspreises der Zeitung auf die Hälfte. Emile de Girardin verwirklichte als erster diese Idee, indem er »Is ?i-kk e< gründete, die nur 40 Frcs. anstatt, wie die meisten anderen Blätter, 80 Frcs pro Jahr kostete; er machte dadurch die Zeitung, die bis dahin infolge ihres verhältnis mäßig hohen Preises mehr als Luxus galt und nur von besser situierten Kreisen gehalten werden konnte, weiteren Bevölkerungsschichten zugänglich, freilich nicht, ohne anfangs durch Konkurrenzneid hart bedrängt und von allen Seiten geschmäht zu werden. Bald erkannte man jedoch das eigentliche Wesen der Neuerung, die besonders darauf beruhte, dem Anzeigewesen weiteren Raum zu gewähren und dadurch den Ausfall an Abonnementsgebühren zu decken. Die meisten anderen Blätter ahmten nunmehr Girardin nach, und von einzelnen wurde er sogar im Erfolg übertroffen. Er verstand es übrigens, eine auserlesene Schar von Schrift stellern, darunter Balzac, Alex. Dumas, Th. Gautier, V. Hugo, P. Lacroix u. a. m. als Mitarbeiter für sein Blatt zu ge winnen, so daß gerade diese Periode viel des Interessanten in litterargeschichtlicher Beziehung bietet, da bald ein allge meiner feuilletonistischer Wettkampf zwischen den einzelnen Zeitungen begann. Gerade dies mag wohl auch Avenel ver leitet haben, verschiedentlich abzuschweifen und sich in Einzel heiten zu verlieren, so daß er ein übersichtliches Gesamtbild der Entwickelung des Zeitungswesens insbesondere dieser Zeit eigentlich nicht giebt, zumal er auch verschiedene Faktoren in technischer Hinsicht, wie die Begründung der ersten Zeitungskorrespoudenz rc., die in der Entwickelungsgeschichte des Zeituugswesens doch keinesfalls unberücksichtigt bleiben dürfen, übergeht. Durch die von Girardin angebahnte Popularisierung der Presse griff auch das sozialistische Element mehr und mehr darin Platz, und trotz verschärfter Censur wurde die Sprache in der Mehrzahl der öffentlichen Organe immer regierungsfeindlicher und schürte die Umsturzideen im Volk, bis endlich die Ereignisse des Jahres 1648 die Verhältnisse wieder von Grund aus änderten. Die Presse streifte wieder alle Fesseln ab und übte offen ihren Einfluß auf die ein zelnen Parteien aus; sie war es auch, die die neue provi sorische Regierung einsetzte. Es folgte eine, wenn auch kurze Periode äußerster Frucht barkeit im Zeitungswesen. Eine Unmasse neuer Journale wurde gegründet, darunter auch eine Anzahl von Frauen herausgcgebeue, und, nachdem auch der Verkauf von Zei tungen gänzlich freigegebcu war, durchhallte das Geschrei der Zeitungsverkäufer und -Verteiler vom Morgen bis zum Abend in allen Tonarten die Straßen von Paris. Das Treiben in der Presse führte bald zu allerlei Unzuträglichkeiten und erregte allgemeine Mißstimmung, so daß die unvermeidliche und heilsame Reaktion nicht lange auf sich warten ließ; ein Teil der am gefährlichsten erscheinenden Journale wurde einfach mit Gewalt unterdrückt und im übrigen die Kautions pflicht und im Anschluß hieran die »Osvsurs prsslsbls« wieder eingeführt; im Jahre 1850 bestimmte die National versammlung, daß die einzelnen Artikel in den Zeitungen mit den Namen der Verfasser zu unterzeichnen seien, um die Verantwortung bei Preßvergehen zu erhöhen; schließlich wurden beinahe sämtliche Verbote der September-Gesetze wieder eingeführt, und im Jahre 1852, als es Louis Napo leon gelungen war, sich die Kaiserkrone aufs Haupt zu setzen, nahm man der Presse wieder alle Freiheiten, und ohne die Erlaubnis der Regierung durfte kein neues politisches Journal gegründet werden; verschiedene der bereits bestehenden mußten ihr Erscheinen einstellen. Trotzdem schritt die Entwickelung der Presse in den ersten Jahren des zweiten Kaiserreichs in normaler Weise fort. Da die Politik ein gefährliches Operationsfeld war, so entstanden zahlreiche Blätter mehr litterarischen Inhalts, und besonders die litterarische Kritik fand zahlreiche hervorragende Vertreter. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Figaro und anderer ähnlicher Blätter, die zum Teil auch heute noch hervorragende Stellen im französischen Zeitungs wesen einnehmen; die illustrierte Presse begann sich einzu- bürgern, und die Zahl der illustrierten Blätter stieg rasch empor. Inzwischen hatte auch die Drucktechnik ganz wesent liche Verbesserungen erfahren, die speziell den Zeitungen zu gute kamen. Die Einführung der Rotationsmaschine war ein Ereignis von weittragender Bedeutung und hatte unmittel bar zur Folge, daß durch die Verbilligung der Herstellungs kosten eine neue billige Presse entstand, die Zeitung zu 5 Centimes pro Nummer, der übrigens Avenel in seinem Werke ein besonderes Kapitel widmet. »I^s pstit äourvsl« eröffnete den Reigen; der Erfolg dieses Blattes war un geheuer, seine Auflage beträgt gegenwärtig über eine Million Exemplare täglich. In der Folge befleißigte sich die Regierung auch wieder eines größeren Liberalismus gegenüber der Presse, einem allgemeinen Drängen der letzteren nachgebend, und als end lich im Mai 1868 das Gesetz herauskam, demzufolge wieder jeder Franzose das Recht hatte, ohne vorherige obrigkeitliche Erlaubnis eine Zeitung herausgeben zu diirfen, da blühte der Weizen für die Journalistik, und'zahlreiche Neugründun gen von politischen und anderen Blättern waren die Folge. Die Revolution im Jahre 1870 brachte der Presse nochmals die so oft erkämpfte und mißbrauchte Freiheit nebst Auf hebung des Zeitungsstempels, und während der Belagerung von Paris hinderte nichts die Thätigkeit der Presse, es sei denn, daß sie durch die Macht der Verhältnisse bezwungen war und nicht zum wenigsten wohl durch Mangel an Material sich freiwillig gewisse Beschränkungen und Unbequemlichkeiten auferlegen mußte. Im März 1871 bereits wurde die Frei mütigkeit und teilweise allzu große Heftigkeit der Zeitungen unbequem. Die am gefährlichsten erscheinenden wurden unter drückt und im übrigen die Herausgabe neuer Blätter unter sagt. Wohl hatte die Kommune die Absicht, unter anderen Freiheiten auch die Preßfreiheit uneingeschränkt zu gewähren, und unternahm auch die nötigen Schritte dazu, bald jedoch trat das Gegenteil ein: 6ov8iäörsvt gu'il stsit imposeibls äs tolsrsr äsv8 Laris sssisgss äs8 sourvsux qui prsebsisnt ouvsrts- msut ls gusrrs oivile, äouvsisvt äss rsvssigvsmsvts militsirss s l'svvsmi st propsgssisvt 1s eslomnis eovtrs Is8 äslsvssurr äs 1s. Ksxmdliqus, wurden alle Zugeständnisse zurückgezogen, ein Teil der politischen Hetzzeitungen mußte das Erscheinen ein stellen, ein Teil that dies freiwillig, und einzelne Blätter ver legten den Schauplatz ihrer Thätigkeit außerhalb der Mauern von Paris. Nach dem Sturz der Kommune führte die National- Versammlung die Kautionspflicht wieder ein, und an Stelle des Zeitungsstempels, den man merkwürdigerweise nicht wieder aufnahm, trat eine nicht unbedeutende Fabrikations und Verbrauchssteuer auf das zum Zeitungsdruck zu ver wendende Papier. Dies, sowie weitere Beschränkungen, die sich die Zeitungen gefallen lassen mußten, hinderten ebenso wenig wie die auf den unheilvollen Krieg folgende allgemeine wirtschaftliche Depression die unentwegte Fortentwicklung 139*
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