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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.02.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-02-14
- Erscheinungsdatum
- 14.02.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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^ 37, 14. Februar 1902. Nichtamtlicher Teil. 1379 in allen Fällen gerecht ausfallen, aber es ist eine von den Handhaben, durch die der Gebildete sich schnell zu orientieren vermag, und die Damen vom Hause thäten sehr wohl daran, ihren Gästen und Freundinnen statt der altfränkisch und prätentiös im Glasschrank aufgestellten Porzellantassen und anderer mäßig gemalter Nippest gefällig geordnete und stattlich gebundene Bücher aus zustellen. Die größte Unkultur zeigt sich auch in dieser Be ziehung bei der Klasse von Geschäftsmännern, die hier unter dem Kollektivnamen Kommerzienrat Hirsch oder Levi zu sammengefaßt werden können. Ihr Herren verlangt, weil ihr viel Geld habt, daß die Vornehmen des Staates, der Wissenschaft und Kunst mit euch verkehren sollen, aber in vielen eurer Häuser würde man außer einem alten beschmutzten Talmud eures Vaters und etwa einem Handelslexikon wenig finden, was einen Beweis gäbe, daß ihr die besten und edelsten Interessen eurer Mitbürger zu teilen versteht. Schreiber dieses weiß wohl, daß mehrere Häuser in Wien, Berlin u. s. w. eine glänzende Ausnahme von dieser traurigen Regel machen; es sind eben nur Ausnahmen. Jeder Wohlhabende hat die Pflicht, in seinem Etat eine feste Summe für eine Hausbibliothek auszuwerfen. Er soll aber auch darauf sehen, diese Summe zweckmäßig zu ver wenden; er soll nicht nach hübschen Einbänden und anderen Zufällen kaufen, die ihm ein gefälliger Buchhändler nahe legt, sondern er soll unter allen Umständen sich einen geivissen Plan machen und zu erfahren suchen, was von guten und interessanten Büchern im Laust des Jahres erscheint. Wenn ihm das letztere die Freunde des Hauses nicht sagen können, so mag er sich selbst die Mühe geben, sich darum zu be kümmern. Dazu sind die litterarischen Zeitschriften vor handen; es wird nützlich sein, wenn er sich eine solche periodische Schrift selbst hält. Es ist kein Grund anzu nehmen, daß irgend eines unserer litterarischen Blätter, das deutsche Museum, oder auch die Grenzboten, zürnen sollten, wenn er auf sie abonniert. Falls er aber eine kurze und bequeme, möglichst vollständige Uebersicht über dies Neu erschienene haben will, so halte er sich das litterarische Centralblatt für Deutschland, herausgegeben von Zarncke, welches den Vorzug hat, sehr billig zu sein und über alle wichtigeren Erzeugnisse der Litteratur in seinen kurzen Kritiken ein gutes Urteil abzugeben. Unter der Leitung eines solchen Blattes wird es ihm leicht werden, eine passende Auswahl nach seinen Kräften und Interessen zu treffen, indem er das Wichtigste von politischen Bro schüren, von populären geschichtlichen, naturwissenschaft lichen und ästhetischen Werken und das Beste, was von Poesie und von Kupferwerken im Buchhandel erscheint, aus wählt. Nimmt er dazu noch für den bereits vorhandenen Litteraturschatz das vortreffliche Buch: Wegweiser durch die Litteratur der Deutschen von Schwab und Klüpfel, ferner einige gute Kartensammlungen (außer den bekannten guten Atlanten der Erdgeographie von Stieler, Sydow, Stein, Ziegler, dem historischen Atlas von Spruner etwa, noch den großen oder auch den kleinen physikalischen Atlas von Berghaus), einen Erd- und einen Himmelsglobus und ein gutes Konversationslexikon (das von Brockhaus, von welchem jetzt eine neue Ausgabe erscheint, ist immer noch als das beste zu empfehlen), so wird der Hilfsapparat seiner Bibliothek schnell vollständig werden. Hat er ein Interesse an Kupferstichen und anderen Werken der bildenden Kunst, so wird er durch das Kunstblatt von Eggers auch über die neuen Erscheinungen des Kunsthandels unterrichtet werden. Wer eine Bibliothek anlegt, sorge auch für einen ein fachen und geschmackvollen Einband seiner Bücher. Erst in den letzten Jahren sind in Deutschland geschmackvolle Ein bände allgemeiner geworden, noch jetzt ist es aber nötig, dem Buchbinder auf die Finger zu sehen; kein unnützes lieberladen mit goldnen Zierraten, aber eine genaue Angabe des Titels auf der Rückseite in deutlichen Lettern, die Bücher bei kleinen Bibliotheken möglichst gleichförmig eingebunden, bei großen vielleicht je nach Schränken und Fächern ver schieden gekleidet. Immer ein genaues Verzeichnis der vor handenen Bücher, bei größeren Sammlungen die einzelnen Bände mit laufenden Nummern und der Nummer des Schrankes bezeichnet Bei kleineren Bibliotheken sei ein Mitglied der Familie der Bibliothekar; gern wird eine der Damen des Hauses diesen Posten übernehmen, und die Ord nung und Sauberkeit unter den Büchern mütterlich zu er halten wissen. Aber die Bibliothek verlangt auch eine zweckmäßige Auf stellung. Und hier ist der Ort, wo die Deutschen sich die Engländer einmal ohne Rückhalt zum Muster nehmen sollten. In England ist das Bibliothekzimmer ein unentbehrlicher Teil des Familienkomforts, eine Bibliothek halten, ist für jeden Gentleman notwendig. Die litterarische Bildung der Eng länder ist oft einseitiger, als die unsere, aber ein gewisses Interesse für Litteratur ist viel allgemeiner verbreitet, als bei uns. Lord und Gentleman auf dem Lande, Kaufmann und Fabrikherr in der Stadt halten ihre periodischen Litteratur- blätter und arrangieren nach diesen ihre Bibliotheken; weder im normännischen Schloß, noch in der niedlichen Cottage, noch im geräumigen Hause der Stadt fehlt das Bibliothek zimmer. Es ist der privilegierte Raum des Hauses, zn be stimmten Tageszeiten hat jeder dort Zutritt, und es wird alles aufgeboten, diesen Raum zu schmücken und angenehm zu machen. Die beste Lage, die weichsten Sessel, allerlei Kunstgegenstände als Zierrat werden dort hineingesetzt. Frei lich ist zuweilen mehr Ostentation, als wirkliches Interesse bei dieser landesüblichen Anlage; aber sie ist doch immer das Zeichen eines bessern und edlern Strebens, als die unwohn lichen Putzzimmer unsrer Hausfrauen mit ihren Silber- und Glasschränken und dem kleinen Tisch unsrer Soirseabende, auf dem einige alte Kupferwerke in abgegriffenen Leinwand bänden liegen, z B. das malerische und romantische Deutsch land, und ähnliche Sammlungen, welche sehr achtungswert, aber durchaus nicht neu und nicht unbekannt sind. Die Bibliothekzimmer der Engländer sind ein so charakteristischer Teil ihrer Hauseinrichtung und so nachahmenswert für uns, daß hier die Einrichtung und Dekoration wenigstens von einem kurz angedeutet werden soll. Es war das Bibliothek zimmer des Architekten Nash in London, allerdings eines sehr reichen Mannes, welches Fürst Pückler im vierten Teil der Briefe eines Verstorbenen beschreibt. »Seine Bibliothek bildet eine lange, breite Galerie mit zwölf tiefen Nischen auf jeder Seite, und zwei großen Portalen an den Enden, die in zwei andere geräumige Zimmer führen. Die Galerie ist flach gewölbt und erhält einen Teil ihres Lichtes von oben durch eine zusammen hängende Reihe eleganter Rosetten, deren mattes Glas ver schiedene grau in grau gemalte Figuren schmücken. In jeder Nische befindet sich in der Decke ebenfalls ein halbrundes Fenster von lichtem Glase, an der Rückwand oben ein Alfresco-Gemälde aus den Logen Raphaels, und unter diesem auf Postamenten aus Gypsmarmor: Abgüsse der besten Antiken. Den übrigen Raum der Nische nehmen Schränke mit Büchern ein, welche jedoch nicht höher, als das Postament der Statue ist, emporsteigen. Auf den breiten Pfeilern zwischen den Nischen sind ebenfalls Arabesken nach Raphael aus dem Vatikan vortrefflich -tt krsseo ausgeführt. Vor jeder Nische, und etwas entfernt davon, steht in der mittleren Galerie ein Tisch von Bronze mit offenen Fächern, welche Mappen mit Zeichnungen enthalten, und auf den Tischen Gypsabgüsse irgend eines berühmten archi- 185*
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