Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1902
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1902-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1902
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19020428
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190204287
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19020428
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-28
- Monat1902-04
- Jahr1902
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
96, 28. April 1902. Nichtamtlicher Teil. 3817 Nichtamtlicher Teil Christian Friedrich Schwan. Zur Ehrenrettung eines deutschen Buchhändlers. Von I. H. Eckardt. (Vgl. Nr. 88 d. Bl.) II. Schwan entwickelte in Mannheim bald eine außerordentliche Thätigkeit und fand, das darf man nicht vergessen, ein großes Feld vor sich, das er bebauen konnte; immerhin gehörte Mut und Energie dazu, den Kampf gegen die herrschende Richtung auf- zunchmen und durchzuführen. Voltaire und französisches Wesen be herrschten die Geister; die französische Bühne sorgte für Verbreitung französischer Bildung, die Gelehrten verstanden häufig nicht, sich deutsch auszudrückcn, sondern mußten zum Latein ihre Zuflucht nehmen. So war der Litteraturbedarf, abgesehen von französischcu Werken, in Mannheim und der Pfalz gering. »Außer den Büchern, welche die Theologen, Juristen und Medi ziner, jeder in seinem Fache brauchten, und außer katholischen Gebetbüchern und Legenden der Heiligen war hier nichts bisher, oder doch so wenig als nichts von deutscher Litteratur in den Händen des Publikums gewesen-, schreibt Schwan selbst und fährt dann fort: -An Voltaires und anderer Franzosen witzige Schriften gewöhnt, bezeugte man gegen alles, was deutsch war, die größte Gleichgiltigkeit. Zwar sand man hier und dort Rabeners Satyren, Gellerts Fabeln und einige wenige andere gute deutsche Schriftsteller in den Händen der Privatleute, sowie Ernestis theologische Bibliothek und einige andere juristische und medizinische Zeitschriften. Das war aber auch alles.- Aus dem kürzlich erschienenen Werke von Krükl über Anton von Klein, Straßburg 1901, das als eine vorzügliche Arbeit zur Kenntnis des geistigen Lebens in der Pfalz bezeichnet werden darf, ersahrcn wir auch etwas Näheres über die Vorgeschichte der Schwanschen Handlung. Der Schriftsteller und Litterarhistoriker Klein bewarb sich, wie wir später sehen werden, um die Rechte und den Titel einer churfürstlich privilegierten Handlung, und bei dieser Gelegenheit giebt der Kommissar von Rsichardt 1796 in seiner Befürwortung der Eingabe einige Mitteilungen über die Schwansche Handlung: -Ein krivils^ium oxolusivum einer Hof buchhandlung existirt nicht, denn der Frankfurter Bürger und Buchhändler Knoch erhielt den 23. April 1733 nichts als das Prcdicat eines Hosbuchhändlcrs nebst einem Patent darüber, mit der Erlaubniß, einen Buchladen dahier aufrichten zu dürfen. Nach dessen Ableben suchte zwar dessen Wittib für ihren Sohn ein gleiches Privilegium mit dem Zusatz, daß keine andere Buchhandlung mehr errichtet werden dürfe: allein er erhielt unterm 16. Februar 1739 nichts als das Predicat eines Hofbuchhändlers, wie es sein Vater hatte: — und so ging dieses Privilegium mittels ooesion und höchster Genehmigung unterm 11. Dezember 1764 von dem jungen Knoch an seinen Schwager Eßlinger und von diesem unterm 15. Januar 1770 an seinen Tochtermann tit. Schwan über.»*) *) Weiteres darüber im Mannheimer Ratsprotokoll vom 6. Juli 1733: -Nachdem Jhro kurfürstliche Durchlaucht dem einen Buch laden dahier aufzurichten gesinnten Bürgern und Buchhändlern zu Frankfurt Friedrich Daniel Knoch zu Beförderung des eowwsreii in seinem Gesuch, jedoch lediglich mit Personalfreiheit willfahret, mithin das Prädikat dero Hofbuchhändlern vermög Patents in Gnaden beigeleget, und deswegen eine hohe Regierung solches dahiesigem Stadtrat zur Nachricht und weiterer Beobachtung zugeschickt; als seind davon ooxias denen Stadtviertelmeistern zu gestellt, der Inhalt all xrotocoiium genommen und sofort das Original aä rsKistraturaw gebracht worden-. Unterm 30. Juni 1739 heißt es dann bezüglich der Eingabe der Witwe Knoch: -Reskribiert kurpfälzische Regierung zur Nachricht, daß Ihre kurfürstl. Durchlaucht in das von der Wittib dero verstorbenen Hosbuchhändlern Knoch bestehendes Ansuchen, uinb selbiger, daß sie die Hosbuchhandlung durch ihren Sohn Johann Adolf Knoch fortsühren lassen möge, in Gnaden zu verstatten, mithin das von ged. ihrem Ehemann erhaltene Privilegium auf sie und ged. ihren Sohn umbschreiben, auch nicht geschehen zu lassen, daß noch eine andere Buchhandlung dahier aufgerichtet werde, jedoch lediglich mit der von mehrgedachtem ihrem Ehemann, den 23. April 1733 erhaltener Personal-Freiheit, und obberührtem ihrem Sohn ver mög Patents beigelegten Hofbuchhändlern-Prädikat gnädigst ver- williget hätten.- (Mannheimer Geschichtsblätter, III. Jahrg. Nr. 4.) Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 69. Jahrgang. Schwan berichtet nun, daß er, wie es später F. A. Perthes in ähnlicher Weise in Hamburg that, die Erzeugnisse der besten deutschen Schriftsteller in größerer Anzahl kommen, sie heften oder gar in schönen Franzband binden ließ. Seine Spekulation trog nicht; er schreibt: -Dieses fand Beifall und ich merkte bald, daß ich auf diesem Wege am besten und geschwindesten meinen Zweck erreichen werde.- Um der deutschen Litteratur noch weiter dienstbar zu sein, gab er auch in Mannheim eine Zeitschrift -Die Schreibtafel- in den Jahren 1774—79 heraus. Wie er berichtet, hatte die Zeit schrift den Zweck: -das bisher verborgene und unbenutzt gebliebene Genie guter Köpfe in der Pfalz zu wecken und ihnen Gelegenheit zu verschaffen, in kleinen Aussätzen oder Gedichten sich öffentlich zu zeigen-. -Dieser Plan-, so berichtet er weiter, -gelang mir um so besser, da man von Seiten der Regierung, woran aber der Kurfürst, der ein aufgeklärter Herr war, so wenig als der damalige Regierungs - Präsident von Venningen und noch andere helldenkende Männer keinen Theil hatte, die Thor- hcit beging, gleich das erste Heft der Schreibtafel wegen einiger darin befindlichen Aufsätze, worin ich gewisse auffallende die Mönche betreffenden Mißbräuche spöttelnd gerügt, zu verbieten. Dadurch ward die Neugier des ganzen pfälzischen und auch aus wärtigen Publikums in einem solchen Grade rege gemacht, daß ich nun in Betreff meiner Hauptabsicht gewonnen Spiel hatte. Auch wußte ich es dahin zu bringen, daß mir die bereits wirklich konfiscirtcn und in gerichtliche Verwahrung genommenen Exem plare unter einigen leicht zu erfüllenden Bedingungen wieder ausgcliefert wurden. Künftig sollte ich aber die zu jedem Hefte der Schreibtafel bestimmten Aufsätze vor dem Abdrucke im Manu skript der Censur vorlegen. Und da der Regierungs-Präsident von Venningen Obercensor war, so fand ich in der Folge, wenn auch die übrigen Herren Tensoren etivas nicht passiren lassen wollten, bei diesem einen Schutz gegen alles gewaltsame Beschneiden. Und so glückte es mir denn durch dieses Mittel, etwas mehr Leben und Bewegung unter das Publikum zu verbreiten.- Ueber den Inhalt der -Schreibtafel- giebt Minor in seinem Aufsatz in den Preußischen Jahrbüchern 1892 sehr schätzenswerte Ausschlüsse, auf die ich hier näher eingehen möchte, da Schwan auch des Buchhandels in dieser Zeitschrift gedacht hat. , Die ganze Form der -Schreibtafel- spricht dafür, daß vollständige Exemplare dieser Zeitschrift zu den größten Seltenheiten gehören. Wir sind daher auf Minors Ausführungen angewiesen. Außer Schwan selbst finden wir als Mitarbeiter den schwäbischen Dichter Stäudlin, eine Dichterin A. Dorsch und vor allein den Maler Müller, dessen Jugenddichtungen als -von einem jungen Mahler» hcrrührend durch Schwan in der Scbreibtafel in die Litteratur eingeführt wurden. Die poetischen Beiträge sind vielfach in Gellerts Art gehalten, doch macht sich auch Klopstockischer und Herderscher Einfluß bemerkbar, Shakespeare nicht zu vergessen. Auch Naturdichter und Naturdichtungen kommen zu Worte. Lieder eines pfälzischen Bauernsohnes und eines Schreinergesellen werden mitgeteilt, auch ein Scherenschleiferlied und ein Pauernlied in schwäbischem Dialekt. In den prosaischen Aufsätzen kommt Schwan selbst vor allem zu Worte, er schildert eigene Reiseerlebnisse in Slernescher oder Uorickscher Art, dann wieder bringt er Mitteilungen über vorzüg liche Persönlichkeiten. Humanitäres und Ausklärerisches nimmt nach Minors Darstellung einen großen Raum in der -Schreib- tafel- ein; zur Läuterung der Rechtsbegriffe und zur naturwissen schaftlichen Belehrung versuchen Aufsätze üeizutragen. Mit Frei mut eifert er im katholischen Mannheim gegen Missionare und Jesuiten, er verspottet das Mönchtum; aber die französischen Materialisten und ihre Nachbeter bezeichnet er als die modernen Hunnen. Im folgenden möchte ich nun Minor ausschließlich zu Worte kommen lassen: -Wie überall in der Zeit der Aufklärung, so spielt auch in unserer Zeitschrift der Buchhandel eine große Rolle. Für und gegen die Buchhändler ergreift ihr literarischer Standesgenosse oft das Wort. Cr entwirft den Plan eines Gelehrten- Jntelligenzcomptoirs, d. h. eines Lescsaales, in dem ein Buchhändler gegen Ausgabe von Actien oder gegen Ent richtung eines Eintrittsgeldes eine ausgewählte Handbiblio thek aufstellen sollte, deren Verzeichnis Schwan mittheilt. Man sieht also, daß Verzeichnisse der besten Bücher nicht zuerst bei den Amerikanern aufgekommen sind, und daß hier die Anfänge des Bibliothekenwesens liegen. Bekanntlich haben später Bertuch in Weimar, Schrer>vogel-West in W:en u. A. sogenannte Jndustriecomptoirs mit ähnlicher Absicht ins Leben gerufen. Auch das Gelehrten- und Schriftstellerwesen ist nicht übersehen. Der Facultäts- und Universitätswissen schaft ist Schwan hier so wenig grün als ehemals im 465
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder