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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.04.1902
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- 1902-04-28
- Erscheinungsdatum
- 28.04.1902
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- Deutsch
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^ 96, 2ö. April 1902. Nichtamtlicher Teil. 3519 bcrg aus an Lessing: »Die Mannheimer Herrn Gelehrten halten sich sehr darüber auf, daß Klopstock keinen von ihnen besucht hat, ohneracht er sich da drei Tage aufgehalten, sondern bloß mit Virtuosen umgegangen ist.» Auch mit Schwan scheint er nicht in nähere Beziehung ge treten zu sein, wenigstens findet sich in den Aufzeichnungen der Tochter Schwans, der Frau Pistorius, nichts davon erwähnt. Dagegen scheint Goethe, der u. A. 1775 und 1779 in Mannheim war, bei Schwan verkehrt zu haben. Goethe erwähnt allerdings bei der Schilderung der Reise 1775 in Wahrheit und Dichtung davon nichts, auch in den Briefen der Brüder Stolberg findet sich keine Andeutung, dagegen scheint auf späteren Reisen die Bekannt schaft geschlossen zu sein, wahrscheinlich auf der Schweizer Reise 1778/79 oder bei einem Besuch gelegentlich der Belagerung von Mainz 1793. Die Frau Pistorius schreibt allerdings: -Dann er innere ich mich wieder, wie Goethe auf der Reise nach Italien durch Mannheim kam und von meinem Vater zu einem Essen eingeladen ward, wobei noch mehrere Gelehrte, u. a. auch Pro fessor Heyne aus Göttingen war. Dieser und sein Nebenmann vertieften sich so sehr in gelehrte Debatten und Rheinwein, daß dem Einen die Perrücke auf dem rechten Ohre, dem Andern auf dem linken saß, was mich sehr gaudirte, und ich wünschte sehn lich, daß doch Goethe auch eine Perrücke haben möchte; aber der unterhielt sich mit meiner Schwester von Werthers Leiden. Als er, ich glaube erst nach einigen Jahren, wieder zurückkam, war es derselbe Fall, daß er bei uns speiste und zwar in Gesellschaft von Knigge und Meißner, welche beide Herren schrecklich abstachen gegen den lebendigen und gewandten Goethe.- Als alte Frau wohl hat Luise Pistorius diese Aufzeichnungen gemacht und bei diesem Briefe trifft erstlich der Vorwurf zu, daß das Alter leicht geschwätzig macht, und zweitens, daß das Ge dächtnis im Alter manchmal zu wünschen übrig läßt. Auf der italienischen Reise hat Goethe Mannheim nicht berührt; bekanntlich trat er sie von Karlsbad an. Später ist er allerdings dort ge wesen; in seinen Briefen an Frau von Stein steht jedoch von dem Essen bei Schwan nichts, obwohl anzunehmen ist, daß Goethe den bekannten Buchhändler ausgesucht hat. Mannheim Hot auf Goethe unstreitig einen sehr günstigen Eindruck gemacht, schon auf der Rückreise von dem Studienaufent halt in Straßburg hatte er in Mannheim geweilt und geschwelgt in den Schätzen, welche der Antikensaal bot. -Und das freund liche Mannheim, das gleich und heiter gebaut ist-, heißt es in Hermann und Dorothea. In nähere Beziehungen sollte Schwan zu Lessing treten, der für das neue Nationalthcater gewonnen werden sollte. Schubart, der geniale schwäbische Dichter, der längere Zeit in Mannheim lebte, berichtet in seiner -Deutschen Chronik vom Oktober 1776- übcr das Theater: -An unserem neuen Komödienhause arbeiten täglich 400 Menschen, und schwerlich wird Deutschland künftig ein schöneres aufzuweisen haben. In Schwetzingen üben sich Alt und Jung, dereinst auf unserm Theater zu spielen, das, wenn die Absicht unseres Kurfürsten erfüllt wird, mit der Zeit ganz original pfälzisch werden soll. Das Orchester wird aus jungen Pfälzern bestehen, die sich hierdurch den Weg zu dem großen Orchester bahnen. Wer dort künftig unterzukommen denkt, muß in der teutschen Komödie mitspielen. Diese wird also eine Pflanzschule für jenes. Und damit man gleich einen festen, dauernden Plan entwerfen möchte, so hat man den Herrn Schwan, einen Mann, der für jede gute Sache Alles wagt, nach Braunschweig an den großen Lessing gesandt, der ihm das Diplom als ordentliches Mitglied der kurpfälzischcn Akademie der Wissenschaften über bringen und sich mit ihm wegen des neu zu errichtenden pfäl zischen Nationaltheaters besprechen mußte. Man hofft in Mann heim nächstens einen Besuch von Herrn Lcssing zu erhalten, und dann wird wahrscheinlicherweise der noch unvollendete Plan in Absicht der neuen Schaubühne seine wahre Gestalt erhalten.- Aus Lessings Briefen an Eva König, aus Lessings Leben von seinem Bruder herausgegeben, wissen wir, wie die ganze An gelegenheit schließlich in unerquicklicher Weise verlief. Auch Schwan, der ja eine Hauptrolle bei dem ganzen Vorfall gespielt hat, be richtet in seiner Selbstbiographie darüber, allerdings mit einigen Abweichungen von dem, was Lessing in der Lebensbeschreibung seines Bruders mitteilt. Lessing schreibt, daß seinem Bruder von Schwan nichts davon mitgeteilt sei, daß er sich in Mannheim mit dem Theater beschäftigen sollte, und ein Brief G. E. Lessings an Eva König vom 6. September 1776 berichtet auch: -Gestern endlich ist Schwan angekommen; und um Ihnen mit wenigen alles zu sagen, so wird die Sache gerade so gehen, als Sie es am liebsten gewünscht haben, und wie es daher auch mir am angenehmsten ist. Man hat es nehmlich selbst wohl eingesehen, daß es Schwierigkeiten haben würde, mich sogleich völlig aus hiesigen Diensten in dortige zu ziehen: und begnügt sich also mich zum ordentlichen Mitgliede der Akademie zu machen, und mir eine jährliche Pension von 100 Louisd'or anzutragen, wenn ich an den Arbeiten der Akademie Theil nehmen, und jähr lich einmal oder wenigstens alle zwey Jahre einmal, den öffent lichen Versammlungen in Mannheim beywohnen wolle; mit jedesmaliger Entschädigung der Reisekosten und dortiger Aus lösung. Alles, wozu mich dieses verpflichten würde, wäre eine einzige Abhandlung des Jahres für die Akademie, die ich ent weder einschickcn oder selbst bringen könne. Von Aufsicht über oder von Arbeiten für das Theater ist garnicht die Rede ge wesen; und man denkt bloß, wenn ich einmal nach Mannheini komme, daß ich mich wohl von selbst würde reizen lassen, meinen guten Rath zu ihren neuen Thateranstalten zu geben. Und das versteht sich.- Jn Mannheim scheint man allerdings von vorneherein Lessing mit dem Theater in Verbindung haben bringen zu wollen, denn unterm 31. August 1776 schreibt Eva König, die bekanntlich aus Heidelberg stammt, ihrem Verlobten: -Und die Mannheimer Sache beunruhigt mich auch, weil ich fürchte, daß das stille, ein same Leben, womit ich mir schmeichelte, in ein sehr turbulentes verwandelt werden wird. Denn nun weiß ich auch schon, daß man Sie fürs Theater engagieren will. Mein Bruder aus Heidelberg schreibt es mir heute.- Lessing hatte nach den Hamburger Erfahrungen allerdings keine große Lust wieder zu dem Theater in Beziehung zu treten; unterm 3. September 1776 schreibt er an seine Braut: -Schwan ist noch nicht da; wenn aber seine Anträge die wesentlichen sind, welche Ihre Herren Brüder wissen wollen; so werde ich in einer Verlegenheit seyn, aus der Sie allein, meine Liebe, mich ziehen können und müssen.- Aus der weiteren Korrespondenz geht hervor, daß Lessing die Bedingung bezüglich des Theaters, von der er also, wenn auch nur auf Umwegen unterrichtet war, auch sofort angenommen hätte, wenn ihm selbstverständlich auch die Form, in der Schwan den An trag vorbrachte, angenehmer war. Schwan selbst drückt sich in seiner Selbstbiographie ziemlich vorsichtig aus. Er schreibt allerdings: -Im Jahre 1776 schickte mich der Kurfürst nach Braunschweig, um mit Herrn Hofrath Lessing in Betreff des deutschen Theaters in Mannheim mündlich zu sprechen und ihn zu vermögen, selbst thätig dabei mitzuwirken, welches mir auch so gut gelang, daß Herr Lessing sich nicht nur verwendete, gute Schauspieler und Schauspielerinnen für die Mannheimer Bühne anzuwerben, sondern zu Anfang des Jahres 1777 auch selbst nach Mannheim kam.- Hier spricht er also von der vollendeten That- sache und dem schließlich erreichten Resultat. Ec fährt dann aber fort, und nun deckt sich seine Darstellung fast ganz mit Lessings Brief: -Da zu vermuthen war, daß Lessing seine Stelle in Braun schweig nicht verlassen werde, um sich in Mannheim so wie ehe mals in Hamburg mit dem Theater zu beschäftigen, so schlug ich vor, man möchte ihn an die Stelle des nicht lange vorher ver storbenen Geschichtschreibers Krämer zum auswärtigen ordent lichen Mitgliede der Akademie der Wissenschaften in Mannheim ernennen und ihm auch die mit dieser Stelle verknüpfte Besol dung von 600 fl. versichern, unter der mündlich zu verabredenden Bedingung, daß er von Zeit zu Zeit einen Besuch in Mannheim ablegen und sich alsdann einige Wochen daselbst aufhalten und das Theaterwesen revidiren und ordnen solle. Alle Reisekosten sollen ihm nicht nur vergütet, sondern er sollte auch während seines Aufenthaltes in Mannheim völlig frei gehalten werden. Dieser Vorschlag fand Beifall und der Kurfürst befahl, daß man das Diplom für Herrn Lcssing sogleich ausfertigen und mir mit geben solle.- Lessing erklärt sich also mit diesen Anerbietungen Schwans einverstanden, Schwans Aufgabe war erledigt; er kehrte nach Mannheim bzw. Schwetzingen zurück, um über seine Mission Be richt zu erstatten; der Minister von Hompesch führte nunmehr die weiteren Verhandlungen. Schwans Mission zeugt aber davon, welches Vertrauen man bei Hofe in ihn setzte, und wie groß das Ansehen war, dessen er sich in der Welt der Dichter und Denker erfreute. Kleine Mitteilungen. Deutscher Buchgewerbcverein. — Wie alljährlich, so ist auch in diesem Jahre am Kantatesonntag im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig die Ostermeß- und Jahresausstellung eröffnet worden. Die diesjährige Ausstellung übcrtrifft ihre Vorgängerinnen an Umfang bedeutend, etwa 5000 Neuerscheinungen des deutschen Buch-, Kunst-, Landkarten- und Musikalienverlages sind in ihr ver einigt. Die Verlagswerke sind in Gruppen übersichtlich auf Tischen angeordnet, die Landkarten und Kunstblätter an den Wandflächeu. Neben der Ostermcß- und Jahresausstellung wird die Sonderausstel lung vom -Verlag des Künstlerischen Wandschmucks- (B. G. Teubner, R. Voigtländer's Verlag) ganz besonderes Interesse erregen. Zum 465*
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